Hersteller treiben Storage-as-a-Service und NVMe für Flash Auf der Cloud Expo ist Storage in den Hintergrund getreten

Autor / Redakteur: Michael Matzer / Rainer Graefen

Auf der Cloud Expo 2016 in Frankfurt/Main stellten mehrere Hersteller Lösungen mit der NVMe-Schnittstelle vor. Große Anbieter dieser Technologie wie Nvidia oder IBM stellten allerdings ebenso wenig aus wie Tintri oder DDN.

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Intelliflash & Co. machten mit einem Rocker-Logo à la AC/DC und einem Motorrad auf sich aufmerksam.
Intelliflash & Co. machten mit einem Rocker-Logo à la AC/DC und einem Motorrad auf sich aufmerksam.
(Bild: Michael Matzer)

Aufgrund ihrer höheren Performance und ihrer Eignung für Flash und NV-SDDs soll das NVMe-Protokoll bis 2019 die SATA- und SAS-Schnittstellen im Enterprise Storage Bereich ablösen. Es beschleunigt den Datendurchsatz zwischen CPU und Speichereinheit (Flash, SSD), weil auf 64.000 Warteschlangen (Queues) quasi parallel gearbeitet werden kann.

Experten wie Tim Stammers, Analyst bei 451 Research erwarten, dass das NVMe-Protokoll eine erheblich höhere Performance für zukünftige Technologiefortschritte ermöglicht. Dazu gehören Multicore-CPUs, SSDs mit noch höherer Dichte, neue Speichertechnologien und Hochgeschwindigkeitsverbindungen. Solche Leistung ist beispielsweise für die Anwendung von Big Data Analytics, Cognitive Computing und Deep Learning nötig, wie sie etwa für Autonome Fahrzeuge benötigt werden.

Samsung

Samsung stellt seine NVMe-fähigen SSDs vor, die in einem 2U-Rack bei Stack Velocity verbaut sind, um mit 20 bis 26 SSDs bis zu 1 TByte Speicher bereitzustellen. Stack Velocity bietet Hybrid Storage an, denn neben NVMe lässt sich auch SAS/ SATA nutzen. Dass die SATA- und SAS-Schnittstellen nicht ausgedient haben, zeigt ein weiteres 2U-Flash-Rack von Supermicro mit einer Kapazität von bis zu 46 TByte, in dem aktuellen PM953-SSDs von Samsung verbaut sind. Die kommenden PM963-SSDs sollen diese Kapazität verdoppeln, mit PM1725a wächst die Kapazität auf 153 TByte.

Samsung sieht auch Marktchancen im Opensource-Bereich. Für Red Hats Storage-Angebot Ceph, das Teil des OpenStack ist, hat Samsung eine Referenzarchitektur entwickelt. Darin bilden NVMe-basierte SSDs eine leistungsorientierte Storage-Ebene, die die Kapazitäts-orientierte HDD-Schicht ergänzt. Die Ceph Referenzarchitektur soll in einem 3-Node-Cluster 693 Kilo IOPS für I/O-intensive Arbeitslasten liefern.

"Die bisherige 48-Schichten-V-NAND-Architektur der Samsung-TLC-SSDs werde im vierten Quartal auf 64-Schichten-TLC-SSDs erweitert", sagte Thomas Arenz, Director Marketingkommunikation für EMEA. "Damit kann Samsung seine Single-Die-Dichte auf branchenweit führende 512 GByte und seine I/O-Geschwindigkeit auf 800 Mbit/s steigern." Die Speicherkapazität werde um 30 Prozent auf 32 TByte erhöht. Allerdings basiert diese SSD noch auf dem SAS-Protokoll. Die kommende Z-SSD soll eine viermal geringere Latenz und 1,6 Mal höhere Lesegeschwindigkeit als die PM963 NVMe bieten.

Purestorage

PureStorage möchte seine Flasharray//M-SSD-Arrays zukunftssicher machen. Im Rahmen seiner Evergreen-Initiative gibt der Hersteller auf jedes neue Gerät eine Garantie, dass es auf NVMe aktualisiert werden kann. "Pure Storage habe bereits vor über drei Jahren damit begonnen, bei der Entwicklung von Flasharray//M-Systemen darauf zu achten, dass sie NVMe-fähig seien", sagte Markus Grau, Principal Systems Engineer bei PureStorage. "Jedes FlashArray//M wird mit Hot-Plug-fähigen Dual-Ported-NVMe-NV-RAM-Geräten geliefert, die von Pure Storage entwickelt wurden." Darüber hinaus sei die Verkabelung des Flasharray//M-Gehäuses in jedem Flash-Modul-Slot sowohl für SAS als auch für PCIe/NVMe ausgelegt. Auf diese Weise könnten heute Flash-Module verwendet werden, die über SAS angeschlossen sind, und gleichzeitig sei der zukünftige Umstieg auf NVMe gesichert.

Controller könnten unterbrechungsfrei aktualisiert werden, um so den Umstieg von SAS auf NVMe in internen und externen Netzwerken durchzuführen. Das Purity-Betriebssystem sei im gesamten Flash-Pool für NVMe optimiert. Die allgemeine Verfügbarkeit von Upgrades für NVMe-fähige Controller ist bis Ende 2017 geplant.

Zadara Storage

Zadara, ein Anbieter von Storage as a Service für Unternehmen, hat angekündigt, Intel-basierte Flash-Storage-Lösungen anzubieten. "Die neuen Lösungen stellen eine Kombination von Intel PCSD Servern, Intel Xeon E5 v4 Prozessoren und Intel SSDs mit neuer Intel 3D NAND Technologie mit der Zadara Storage Cloud Software-Architektur dar", so der Anbieter. Zadara will die neuen Flash-Lösungen zum gleichen Preis wie HDD-basierte Speicherprodukte anbieten. "Flash-Performance wird jetzt auch für die breite Masse zugänglich sein", sagt Nelson Nahum, CEO und Mitgründer von Zadara Storage. Der Service läuft auf AWS, MS Azure und Google, aber auch On-premise und unterstützt File-, Block- und Objekt-Speicherung.

Dell EMC

Flash Storage spielt in den im Oktober angekündigten VxRail Appliances und den VxRack Servern eine wichtige Rolle. Die Speicherkapazität der VxRack System 1000 Flex wurde um den Faktor 2,5 erhöht. In beiden hyperkonvergenten Modellreihen stecken Poweredge-Server. In den kommenden Poweredge-Servern C4130 und R730 sollen Intels Broadwell- und Xeon-Phi-Prozessor sowie Nvidias GPUs künftig helfen, High-Performance-Aufgaben zu bewältigen.

Um diese Boliden mit Speicherkapazität zu unterstützen, aktualisiert Dell EMC sein Storage-Portfolio. Die Data Domain Virtual Edition 3.0 (DD VE) verfügt mit bis zu 96 Terabyte pro Instanz nun über sechsmal mehr Speicher als die Vorgängerversion. Die Die Dell EMC Elastic Cloud Storage (ECS) Plattform in der aktuellen Version 3.0 erlaubt die Einbindung der Cloud als Backup-Instanz und unterstützt Server wie Dell EMC DSS 7000 und den Poweredge R730xd.

Mitte Oktober hat Dell EMC die Verfügbarkeit seines All-Flash Arrays Isilon für seine NAS-Plattform angekündigt. Die Architektur stellt vier Isilon-Knoten innerhalb eines einzigen 4U-Chassis mit einer Kapazität von 92 bis 924 TByte pro Chassis bereit. Die Lösung ist laut Hersteller in unterschiedlichen Konfigurationen verfügbar, wobei die Systeme zu einem einzigen Cluster zusammengefasst werden können, der eine Gesamtleistung von bis zu 92,4 PByte Kapazität und über 1,5 TByte Datendurchsatz pro Sekunde bieten soll.

Auf den Storage Arrays der SC-Serie macht Dell EMC eine Reihe von Software-Lösungen für Datenschutz (Data Protection Suite), Speicherverwaltung (ViPR Suite) und Mobilität (Intelligent Data Mobility Technology, PowerPath, VPLEX System und CloudArray) verfügbar. Der Support für ViPR und für PowerPath kommt bis Ende 2016, die anderen Produkte sind bereits verfügbar.

"Die beiden Unternehmen Dell und EMC haben festgestellt, dass sich ihre jeweiligen Produkt-Portfolios nur sehr gering überlappen", sagte Jürgen Domnik, Director Cloud & Managed Service Provider EMEA bei Dell EMC. "EMC war mit seinen Storage-Produkten im Enterprise- und High-End-Segment angesiedelt, Dell eher im Midrange-Segment; und auch bei den Kunden gibt es nur minimale Überschneidungen."

IBM

IBM stellte seine NVMe-Nutzung in POWER-Servern bereits im Oktober vor. Big Blue kündigte zur Cloud Expo weitere Neuheiten an. Der Deep Flash Elastic Storage Server for File & Object enthält entweder ein oder zwei Modelle von Deep Flash 150, das im dritten Quartal vorgestellt wurde. Beide Server sind für Big Data Verarbeitung im Einsatzbereich von Hadoop (durch HDFS-Support), Spark, Media Serving oder Content Management ausgelegt. Dementsprechend kann der Server 180 oder 360 TByte als File oder Object in seinem Spectrum Scale Filesystem speichern.

Kombiniert wird das Deep Flash Bauteil jeweils mit einem Spectrum Scale Server, der für hohen Datendurchsatz sorgt. Die Lesegeschwindigkeit soll bei der GF1-Variante 13,6 GByte/s betragen und bei der GF2-Variante 26,5 GByte/s. Die Latenz soll ein Achtel derjenigen eines Platten-basierten Baustein betragen. Spectrum Scale RAID Erasure Coding soll die Datensicherheit maximieren.

Spectrum Virtualize 7.8 unterstützt nun lese-intensive Flash-Laufwerke und implementiert Transparent Cloud Tiering (TCT). TCT erlaubt die Wiederherstellung von Snapshots, die in der Cloud abgelegt wurden. Cloud meint hier die IBM Cloud, AWS S3 und Openstack Swift. Ebenso lassen sich ganze logische Laufwerke zwischen Systemen im- und exportieren. Unter IBM Cloud ist auch IBM Cloud Object Storage, vormals Cleversafe, zu verstehen.

Ebenfalls wie TCT angekündigt wird nun IBM Spectrum Copy Data Management (CDM) ausgeliefert. CDM stellt mehrere Verwaltungsfunktionen für Dateikopien in einem ganzen System zur Verfügung: Katalogisieren, Automatisieren und Transformieren erfolgen nun in einer Konsole, um beispielsweise die Verwaltung einer Hybrid Cloud zu erleichtern. "Die Storage-Transformation im Markt zeigt auch bei IBM Früchte“, sagt Ralf Colbus, Storage-Experte bei IBM Deutschland. Das Flash-Portfolio wächst nach Aussagen von Analysten mit weit über 30 Prozent und Software-defined-Storage spielt eine wesentliche Rolle im Portfolio.

Datensicherung & GDPR

Ein weiteres Stichwort, das auf der Cloud Expo wiederholt zu hören war, ist GDPR, also General Data Protection Regulation. Die Datenschutzverordnung der EU-Kommission soll zum 1. Mai 2018 wirksam werden – bis dahin ist also nicht mehr viel Zeit, um konforme Storage-Lösungen zu evaluieren, zu erwerben, zu testen und einzuführen. Der Druck ist hoch: Höchststrafen können 20 Millionen Euro respektive 4 Prozent des Unternehmensumsatzes betragen.

Die Lösung liegt entweder in einer umfassenden Onpremise-Plattform, die insbesondere unstrukturierte Daten wie E-Mails usw. abdeckt, oder in einer leistungsfähigen Backup/Recovery-Lösung, die angesichts der wachsenden Datenmengen am kostengünstigsten in der Cloud betrieben wird. Commvault hat nach eigenen Angaben seine Data Protection Platform fit für GDPR gemacht und unterstützt Funktionen für Backup, Recovery und Archivierung.

Der Hersteller Druva , ein indischer Backup- und DLP-Spezialist, unterstützt ebenfalls GDPR. Die Lösungssuite Druva Insync unterstützt Backup/Recovery, zentrale Verwaltung, Sharing und Data Loss Prevention (DLP) von mobilen Endgeräten; das Schwesterprodukt Druva Phoenix ist hingegen für Cloud-Backup zuständig, wobei als Plattform der AWS S3 Service dient: in der Cloud für die Cloud. Seit 2016 ist Druva Phoenix auch in der Lage, VMs von VMware zu sichern und wiederherzustellen. Andreas Sturm, Regional Sales Director DACH, sieht GDPR ebenfalls als Treiber an, gerade im Bereich "Endanwenderdaten auf Mobile Devices, die nicht permanent unter Kontrolle stehen und nicht regelmäßig gesichert werden".

Bacula Systems bietet mit der Version 8.8 seiner Enterprise Edition ebenfalls Backup & Recovery in der Cloud an. Im Unterschied zu Druva Phoenix kann Bacula VMs auf allen Hypervisoren, von KVM bis Xen, sichern und wiederherstellen. Als Verwaltungskonsole dient die Web Management Suite. Das Preismodell orientiert sich nicht an Terabyte Datenvolumen pro Zeitraum, das der Benutzer sichern will, sondern an der Anzahl der physischen und virtuellen Maschinen. "Auf diese Weise kann der Anwender besser planen als mit unwägbarem Datenaufkommen", erläutert Presales und Support Engineer Andreas Dorian Gerdes.

Die SNW hatte mehr Breite

Der Storage-Interessierte muss sich wirklich fragen, ob der Besuch der Cloud Expo noch lohnt. Da viele große Storage-Anbieter wie IBM, HDS, Tintri und DDN nicht vor Ort waren, und viele News bereits vorab veröffentlicht worden waren, bieten vor allem die Vorträge dem Einsteiger Neues.

Hier trifft man auf Startups mit neuartigen Konzepten und Vorträge über branchenspezifische Entwicklungen. Lohnenswert war z. B.der Vortrag von Analyst Josh Krisher, der einen Blick in die nahe Zukunft des Storage-Marktes warf.

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