Patch, not boot! Schrauben an der Performance und Verfügbarkeit Was gibt es Neues bei Suse? Ein Update von der SuseCon
Das ist doch einmal eine Hausnummer: Die Nachfrage nach Suse-Infrastruktur in AWS steigt um mehr als 20 Prozent. Gut, die Angabe ist inoffiziell und das Wachstum hängt mit der starken Nachfrage nach „SAP HANA“ zusammen, unter anderem weil ab 2025 der Applikations-Provider keine andere Datenbank für seine Produkte mehr unterstützen will, und dennoch: Suse wächst und verdaut zudem die ehemaligen HPE-Assets gut. Und was ist neu?
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Auf der Hausmesse „Susecon”, die in dieser Woche in Prag stattfand, hat die Micro-Focus-Tochter eine Reihe von Produktankündigungen vorgetragen. Dazu gehört die Version 2 seiner Container-as-a-Service-Plattform (CaaSP) vor, kündigte eine „Cloud Application Platform“ an, gab das Service Pack 3 für Suse Linux Enterprise Server (SLES), Version 12, frei, baut das Storage-Angebot unter anderem mit „Open Attic“ aus und erhöht die Verfügbarkeit, indem sich nach dem Ausfall von Komponenten und dem Einspielen von Patches, das Booten erübrigt.
Außerdem wird es eine mit der aktuellen Version 5 der Enterprise-Storage-Familie verjüngte Speicher-Appliance von der Thomas-Krenn AG geben und mit Huawei gewinnt die Chamäleon-Company neue Hardware-Plattformen hinzu.
Die Container as a Service-Plattform
Die zweite Version von CaaSP erscheint knapp drei Monate, nachdem das Produkt erstmals bereitgestellt wurde. Die Grundlage sind die Komponenten MicroOS, eine Suse-Linux-Variante, Kubernetes, jetzt in Version 1.7, zur Container-Verwaltung, „Salt“ sowie die Unterstützung für Docker. Neu ist der Kubernetes-Paketmanager „Helm“, im Wesentlichen ein Installer, der dazu dient, das Installieren und Anpassen der Container auf den vielen verschiedenen Knoten stabil und konsistent zu halten.
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Linux wird individuell, ein Service und klein
Suse stellt MicroOS vor – das Betriebssystem der Zukunft
Helm ersetzt Kubernetes nicht, sondern soll den Umgang mit der Orchestrierung und den Containern vereinfachen. Das Projekt addiert quasi eine grafische Oberfläche, die es DevOps-Teams aber erlaubt, über die Charts bereits gefertigte Software zusammenzupacken und zu reproduzieren.
Neu ist auch die bereits konfigurierten CaaSP-Angebote für die einzelnen Clouds: „Amazon Web Services“ (AWS), „Microsoft Azure“ und „Google Cloud Platform“; die Unterstützung von „IBM Softlayer“ ist in Vorbereitung. Die Kunden können die Suse-Plattform aus einem Servicekatalog „buchen“ und bekommen eine CaasP-Instanz auf der jeweiligen Cloud zur Verfügung gestellt, ohne ein weiteres Handanlegen. Mit dieser Vereinfachung adressiert Suse insbesondere das Kundeninteresse an der Evaluation von Plattformen, Proof-of-Concept-Implementierungen ISV-Software-Zertifizierungen oder auch die Nutzung eines Public-Cloud-Angebots in vollem Umfang.
Unter der Cloud Application Plattform, die noch in diesem Jahr verfügbar sein soll, liegt Cloud Foundry. So lässt sich sagen: Die Cloud Application Plattform ist die Suse-Implementierung von Cloud Foundry. Eine Menge Vorarbeit hatte zu dem Plattform-as-a Service-Angebot bereits HPE geleistet.
Für Abby Kearns, Executive Director der Cloud Foundry Foundation, ist Suse somit lediglich „another Distro“, also ein anderer Cloud-Foundry-Distributor, wenngleich ein sehr aktiver. Immerhin sitzt Suse im Vorstand der Foundation. Zudem wird sie nie müde stets anzufügen, dass „Cloud Foundry Elastic Runtime” bereits bei mehr als der Hälfte der globalen Fortune-500-Kunden im Einsatz ist und somit der Industriestandard für Cloud-Applikationen.
Software Defined Storage
Für einige Anwender dürfte sich Suse als Storage-Anbieter noch ungewohnt anfühlen, doch auf der desjährigen SuseCon hat der Linux-Distributor bereits Version 5 von „Suse Enterprise Storage“ vorgestellt. Das System für eine Software Defined Storage (SDS) basiert auf dem quelloffenen verteilten Objektspeicher „Ceph“, Version 5 auf dem Ceph-Release „Luminous“.
Kritiker bemängelten in der Vergangenheit, dass das Speichern zwar allen Skalierungsansprüchen genügte, das System aber einfach zu langsam für anspruchsvolle Anwendungen war. Nun soll das Speicher-Backend „Blue Store“ die Schreibgeschwindigkeit des Objektspeichers verdoppeln und somit I/O-Latenzen verkürzen. Es soll zudem für eine transparente Kompression der Block-Devices und „CephFS“-Daten sorgen. Die nötige Speichermenge, die für eine redundante Speicherung gebraucht wird, reduziert sich.
Von Platte zu Platte mit geringem Aufwand
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Funktion des Disk-to-Disk-Backup. Unterstützt werden die Backup- und Archivierungsprodukte von Fremdanbietern wie „Veritas Net Backup”, Commvault und „Micro Focus Data Protector“, sowie kompatible Software wie „Iternity“.
Außerdem sei Suse Enterprise Storage nicht nur kostengünstiger als die kommerzielle Konkurrenz, sondern auch als die meisten Open-Source-Alternativen. So kommt die Disk-to-Disk-unktion ohne Aufpreis daher und die Lizenzierung kommt ohne Pro-Gigabyte-Berechnung aus.
Suse reduziert zudem die Speichermenge, die für eine redundante Speicherung gebraucht wird. Das wiederum könne sowohl komplette Speichermedien sparen, die ansonsten zu Buche schlügen als auch zusätzliche Backup-Software die Deduplikation sorge. Immerhin haben die Backup-Produkte von Commvault und Veritas beispielsweise die Features für das Deduplizieren bereits eingebaut.
Export und grafische Oberfläche
Das NFS-Gateway kann nun auch das Dateisystem „CephFS“ exportieren. Das erlaubt unter anderem einen Zugriff der Client-Seite auf Dateien über ein Netzwerk. Zudem erlaubt der Export des “RADOS Object Gateway” (RGW) die Verbindung von Dateien in Legacy-Anwendungen auf native „Amazon S3“- oder „Swift“-Daten zuzugreifen.
Im vergangenen Jahr kaufte Suse erstmalig in seiner Firmengeschichte Assets und Manpower ein, die hinter „Open Attic“ stecken. Heute heißt es: Die Bedeutung dieser grafischen Oberfläche für die Speicherverwaltung lässt sich kaum unterschätzen. „Salt“ kommt für die das Cluster-Management und die Orchestrierung zum Einsatz, das war auch im vorherigen Jahr schon der Fall, aber jetzt lässt sich vieles automatisieren.
Neue Plattformen
Während Suse Chef Nils Brauckmann das Credo „Open Open Source” wiederholt, ein Bekenntnis zu quelloffenen Systemen, aus dem Hause Suse und von anderen, was den „Best-of-Breed“-ansatz in den Vordergrund stellt, wollen es viele Anwender möglichst einfach. Seit zwei Jahren schon bietet die Thomas Krenn-AG eine Storage-Appliance auf der Basis von Suse Enterprise Storage an. Demnächst wird es eine weitere Variante geben, die auf der 5er-Version des Systems beruht.
Eine neue Hardware-Plattform ist auch der High-Performance-Rechner „Kunlun“ von Huawei. Hierbei haben die Entwicklungsteams eng zusammengearbeitet. Herausgekommen ist eine Möglichkeit, defekte RAM-Module zur Laufzeit auszutauschen. Der ersten Mission Critical Server, den die Partner zur SuseCon vorgestellt haben, lässt sich mit 8, 16 und 32 Intel-Prozessoren und bis zu 32 Terabyte RAM für In-Memory-Computing ausstatten.
Das Betriebssystem ist „Suse Linux Enterprise Server für SAP“. Um dem System eine besonders hohe Verfügbarkeit zu gönnen (RAS 2.0 = Reliability, Availability, Serviceability) mussten Linux-Kernel und Firmware aufeinander abgestimmt werden. Es gibt nun einen optimierten BIOS-Prozess, die Koordination von Linux-Kernel-ACPI-Treibermodulen und das schon erwähnte Memory-Hot-Swap.
SAP-Zertifikate
Darüber hinaus punktet Kunlun mit physische Partitionierung (kPar), Voraussage von möglichen Fehlern (Predictive Failure Analysis, PFA), Disaster Recovery, High Availability und Backup-Features.
Schließlich gehörte zu den Produktankündigungen auch die Hochverfügbarkeit und Wiederherstellung von SAP-Systemen in Suse Linux Enterprise Server für SAP, zu sehen etwa auch auf Fujitsu- und Cisco-Servern. Eines der gefragtesten Funktionen dürfte sein, dass ausgefallene Knoten in SAP-HANA-Nodes (scale -up) und SAP-HANA-Cluster (scale out) automatisiert durch andere Knoten mit den replizierten Daten ersetzt werden.
Außerdem ist diese Betriebssystem-Variante von Suse nun für SAP Netweaver 7.40 zertifiziert, das heißt: Die Suse-Technik mit dem Zertifikat „NW -HA -CLU 7.40“ kann HA-Cluster, die unter Netweaver auf x86-64-Hardware laufen, managen. Die Zertifizierung für Power-Systeme soll folgen.
Übrigens bestätigen Suse-Manager AMD-Plattformen sobald, wie es nur geht, zu unterstützen. Und was ist mit Suse-Linux auf dem Raspberry Pi? Tatsächlich entwickelt sich auch das weiter fort. Entwickler sähen in dem ein-Platinen-Rechner häufig eine gute Möglichkeit, um ARM-Plattformen auszuprobieren und die Anwendungen hernach zu portieren.
Was kommt als nächstes?
Suse wächst. Laut Chef Brauckmann beträgt das durchschnittliche Wachstum 21 Prozent. Etwa 300 Mitarbeiter habe die selbständige Unternehmenseinheit von Micro Focus im vergangenen Jahr dazu gewonnen, und auch die Größe der Projekte sei beachtlich.
Die Übernahme der HPE-Mitarbeiter und deren Technologie-Know-How im Bereich Cloud Foundry und OpenStack trägt zum Wachstum bei und ist zugleich der größte Brocken, den das Unternehmen auch in technischer Hinsicht zu verkraften hat.
Hilfreich sind etwa die HPE-Kenntnisse im Bereich Kubernetes. Wie weit die Techniken miteinander verheiratet und integriert werden können, steht vielfach schlichtweg noch nicht fest. „Helion“ etwa arbeitet mit „Ansibel“, die „Suse OpenStack Cloud“ aber mit „Chef“ und „Cobra“. Fest aber steht, dass das kommende Release erste Funktionsweisen aufweisen wird, die die Zusammenarbeit der Teams erkennen lassen. Bis dahin werden sowohl die HPE- als auch Suse-Ausprägungen unterstützt.
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