Verloren im Labyrinth der IT-Begriffe? Hier finden Sie Definitionen und Basiswissen zu Rechenzentrums-IT und -Infrastruktur.

Was ist Open Source? OpenSource bedeutet quelloffen

Autor / Redakteur: Blue Floyd / Ulrike Ostler |

Open Source steht im Soft- und Hardwarebereich für quelloffene Programme, Hardware und Designs. Das heißt: Jeder Interessent kann Einblick in den Quellcode einer Applikation bekommen. Open-Source-Materialien sind kostenlos, nicht lizenzfrei, verfügbar.

Anbieter zum Thema

Open Source gibt es in der Software bei Bildrechten, aber auch im Hardware-Design von Autos bis Smartphone, von Racks bis Chassis.
Open Source gibt es in der Software bei Bildrechten, aber auch im Hardware-Design von Autos bis Smartphone, von Racks bis Chassis.
(Bild: © djarma/ Fotolia.com)

Programme, deren Quellcode offen im Internet zur Verfügung steht, tragen automatisch das Siegel einer Open-Source-Software. Die bekannteste quelloffene Software ist „Linux“. Dieser Code ist verfügbar und darf, sofern unter einer entsprechenden Lizenz, etwa GNU General Public License (GPL), Apache License und Common Public License (CPL), veröffentlicht, von jedem Interessenten eingesehen und auch modifiziert werden. Da der Quellcode frei verfügbar ist, kosten auch die Anwendungen, die daraus kompiliert werden, kein Geld.

Abhängig von der Lizenz kann auch definiert werden, dass eine eventuelle Weiterentwicklung durch andere Entwickler einen anderen Namen tragen muss. Hintergrund dieser Vorgehensweise ist, dass sich die ursprünglichen Entwickler einer Open-Source-Software von neuen Projekten distanzieren können, falls die Applikation in eine Richtung entwickelt wird, die so niemals vorgesehen war.

Im Hardwarebereich meint Open Source beispielsweise, dass Konzepte für den Aufbau von Hardware frei verfügbar und verwendet sowie modifiziert werden dürfen. Hinter „Open 19“ verbirgt sich ein Projekt, das einen offenen Standard für die Erstellung von Rechenzentren sowie die darin verfügbare Hardware beschreibt. Open 19 wurde ursprünglich von LinkedIn (und damit Microsoft) entwickelt und wird mittlerweile von über 100 Herstellern, etwa von HPE, Broadcom und Inspur aber auch Rittal, unterstützt.

Wer verwendet Open-Source?

Praktisch jeder, der daran Interesse hat. Im privaten Sektor ist diese Form der Software weit verbreitet, wenngleich die meisten Anwender dies wahrscheinlich gar nicht wissen. Unternehmen verwenden Open Source ebenfalls häufig in Form von Linux oder einer geeigneten Distribution. Es handelt sich um das mit Abstand am häufigsten eingesetzte Betriebssystem für Server und ist vollständig quelloffen.

Unternehmen verwenden Open-Source-Software ebenfalls, wenngleich in anderen Dimensionen. Beispiele für größere Projekte umfassen etwa:

OpenStack

OpenStack ist ein Open-Source-Projekt, das sich auf die Verteilung von Cloud-Computing-Software spezialisiert hat. Kleinere Unternehmen, aber auch größere Konzerne bekommen durch OpenStack eine Lösung, um Cloud-Computing für Kunden bereitzustellen, ohne etwa auf proprietäre Varianten von Microsoft oder Amazon ausweichen zu müssen. Namhafte Unternehmen wie Intel, IBM, Fujistu, Huawei und Suse stehen ebenso wie Organisationen wie die NASA hinter OpenStack.

Open Compute Project

Das Open Compute Project (OPC) zielt darauf ab, effiziente Server sowie Storage-Lösungen, Hardware aber auch Racks besipielsweise für Rechenzentren bereitzustellen. Die hohe Skalierbarkeit der Hardware in Verbund mit Open-Source-Software sorgt dafür, dass das Open Compute Project für diesen Anwendungsbereich geeignet ist. Auch hier sind Unternehmen wie Microsoft, Intel, Google, Cisco, Rittal und weitere involviert.

Auch der öffentliche Dienst setzt auf Open Source: Vor allem Server-Ccluster verwenden häufig Linux oder eine für den Anwendungsfall angemessene Distribution. Gelegentlich wagen auch größere Verwaltungen, wie die Stadt München in den vergangenen Jahren, Ausflüge in die Welt der frei verfügbaren Software. So wurde dort etwa auf „Open Office“ anstelle von Microsoft Office umgestellt, wenngleich dieses Experiment später wieder rückgängig gemacht wurde. Es zeigt dennoch, dass Interesse an dieser Form der Software besteht.

Vorteile von Open Source

Definitionsgemäß besteht permanent ein Einblick in den Quellcode von Software. Fachkundigen IT-Experten ist es also möglich, das Programm vor der Anwendung auf eventuelle Fehler zu untersuchen oder auch Hintertüren ausfindig zu machen. Weiterhin ist diese Software kostenlos, was vor allem in größeren Unternehmen eine immense Kosteneinsparung gegenüber kostenpflichtigen Lösungen bedeuten kann. Dort ist nicht nur der Anschaffungspreis für proprietäre Software zu bedenken, sondern auch laufende Kosten wie der Support durch den Entwickler.

Open-Source-Software, jüngste, überaus erfolgreiche Projekte sind derzeit „Docker“ und „Kubernetes“, sind darüber hinaus modifizierbar. Gefällt dem Anwender ein bestimmter Aspekt nicht und verfügt die Person oder das Unternehmen über ausreichende Fachkenntnisse, können Funktionen hinzugefügt oder entfernt werden. Darüber hinaus entsteht in vielen Projekten eine kleine, aber fleißige Community, in der sich Teilnehmer gegenseitig bei Problemlösungen unterstützen. Dadurch entsteht am Ende häufig ein Produkt, das sehr viele Nutzer zufriedenstellt und in welches neue Funktionen unkompliziert Einzug halten können.

Weitere Vorteil werden durch einen Blick auf Umfragewerte in Unternehmen deutlich. 2016 sagten IT- und Sicherheitsverantwortliche in Unternehmen weltweit, dass die größten Vorteile wie folgt aussehen:

  • 51 Prozent erwähnten die vereinfachte Programmierung sowie die simplere Auslieferung von IT-Projekten.
  • 49 Prozent haben die verbesserte Sicherheit gegen externe Angriffe angegeben.
  • 47 Prozent führten die verbesserte Skalierbarkeit dieser Software als wichtigsten Punkt an.
  • 45 Prozent lobten die bessere Interoperabilität zwischen vorhandenen Applikationen und der Middleware.
  • 41 Prozent fanden es leichter, die Infrastruktur an die Bedürfnisse der Kunden anzupassen.

Nachteile von Open Source

Das Gegenteil von Open Source - Closed Source beziehungsweise proprietäre Anwendungen - wird meist von größeren Unternehmen entwickelt. Beispiele sind etwa Windows, Microsoft Office oder Adobe Photoshop. Nicht zwingend ist dies ein schlechtes Softwaremodell: Die Einnahmen durch den Verkauf der Software garantieren ein Support-Level, das Open-Source-Applikationen nicht oder nur selten bieten können. Hervorragender Support ist meist nur in sehr großen Projekten zu erwarten, die auf irgendeine Weise Geld abwerfen.

Open Source ist auch nicht unbedingt sicherer gegen Angriffe oder Schadsoftware, wenngleich sich durch eine große Community, viele Mitglieder zugleich an das Aufdecken und Schließen einer Sicherheitslücke machen können. Edward Snowden wird jedenfalls nicht müde, darauf hinzuweisen, dass nur in geschlossenen Systemen die Gefahr von Backdoors, Verschleierung der Risiken, Verschleppen von Bug-Fixes besteht. Er arbeitet derzeit mit an einer Open-Source-Spezifikation für Smartphones.

Nichts desto trotz: „Heartbleed“ hieß eine Sicherheitslücke im Jahr 2014, die in einem Fehler von „OpenSSL“ - einer frei verfügbaren Software für die Verschlüsselung von Daten über Netzwerke - ihren Ursprung hatte. Es handelte sich um eine gravierende Lücke, die ausgenutzt werden konnte, gerade weil die Software einen Einblick in den Quellcode erlaubt.

Arten von Open-Source-Software

In Unternehmen gibt es praktisch nichts, was nicht in irgendeiner Form auch als Open Source verfügbar ist. Typische Programme sind etwa:

Office-Applikationen

Für Office-Anwendungen - Dokumente, Tabellen, Präsentationen - stehen mit „Open Office“ und „LibreOffice“ zwei populäre Programme bereit, die Open Source sind und die für viele KMU eine ausreichende Funktionalität bieten. Beide Tools sind kostenlos verfügbar und erfreuen sich reger Beteiligung der Community.

Browser und E-Mails

„Firefox“ ist der populärste Open-Source-Browser, der praktisch täglich Updates erfährt. Anwendungen wie „Thunderbird“ vom selben Entwickler sind hingegen für E-Mails gedacht und damit eine Alternative zu „Microsoft Outlook“.

Auch in den Bereichen Sicherheit, Server-Software, Virenschutz & Co. gibt es Programme, die als Alternative zu etablierten ´großen` Anwendungen dienen. Unternehmen, die vollständig auf Open Source setzen und dies perfekt in ihren Geschäftsablauf integrieren, können viel Geld im Vergleich zu proprietärer Software sparen. Wichtig sind etwa die Datenbanken „Postgres, „MariaDB“ und „MySQL“, der HTTP- und Reverse Proxy Server „NGINX“, Das Big-Data-Format „Hadoop“, die Blockchain-Initiative „Hyperledger“, das Progarmmier-Framework „Eclipse“, ....

Kontrolle von Technik und Software

Hinter Open Source steckt auch der Gedanke, exakt kontrollieren zu können, was die Software gerade mit der verfügbaren Technik macht. Unternehmen, die selbst Programmierer beschäftigen, können verfügbare Lösungen weiterentwickeln und nutzbar machen. Dies unterscheidet sich etwa von Produkten von Apple, die Unternehmen so nutzen müssen, wie sie ausgeliefert werden.

Gerade für kleinere Projekte ist dies interessant: Sollte ein bestimmter Software-Entwickler Konkurs anmelden und ein Programm nicht mehr weiter pflegen können, ist dies im Open-Source-Bereich nicht zwingend das Aus. In-House kann die Software dennoch aktualisiert und gegen neue Sicherheitsbedrohungen immunisiert werden. Langfristig entsteht durch diese Art von Software damit eine gewisse Absicherung gegenüber der Abhängigkeit von einzelnen Entwicklern.

* Blue Floyd arbeitet für die Agentur Content.de.

(ID:44723799)