Nutanix feiert zehnjähriges Bestehen Von Hyperkonvergenz zur Private Cloud

Autor / Redakteur: Ludger Schmitz / Ulrike Ostler |

Nutanix blickt auf zehn Jahre Wachstum zurück – und in die Zukunft. Mehr als 4100 Anwendern und Partnern aus Europa, dem Nahen Osten und Afrika bot der Kongress .NEXT in Kopenhagen ein geballtes Programm.

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Nutanix hat sich innerhalb von zehn Jahren buchstäblich breit gemacht.
Nutanix hat sich innerhalb von zehn Jahren buchstäblich breit gemacht.
(Bild: Ludger Schmitz / CC BY 3.0)

Wenn Nutanix sich feiert, wechseln sich schon zur Kongresseröffnung mehr als zehn Redner, darunter das halbe Topmanagement, sowie dutzendweise Gäste im Eildurchlauf auf der Bühne ab. Und danach haben die 4100 Gäste, von ihnen 1300 Partner, die Qual der Wahl angesichts eines vollgepackten Angebots aus Vorträgen, Diskussionsrunden und Hands-on-Workshops. Nutanix demonstrierte Anfang Oktober auf der .NEXT-Konferenz in Kopenhagen Selbstbewusstsein und Kraft.

Ein rasantes Wachstum hingelegt

Dabei hat sich der Anbieter keineswegs verhoben. Erst vor zehn Jahren gegründet und 2016 an die Börse gegangen, hat Nutanix 14.000 Kunden und 5300 Angestellte. Beide Seiten verhelfen zu 1,24 Milliarden Dollar Umsatz im Jahr 2019, ein Plus von rund 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und dieses Wachstum ist nach Zahl von Kunden und Mitarbeitern, Umsatz und Gewinnen seit Jahren ungebrochen.

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Dabei hat das Unternehmen schon drei einschneidende Änderungen seiner Marktpositionierung gemeistert. Geblieben aus den Gründerjahren ist nur die Devise „Make Computing Invisible… Anywhere“. Unsichtbar soll heißen, so der Gründer, CEO und Chairman Dheeraj Pandey, „trusted, autonomous, continuous“. Im Klartext: Mit dem Betrieb der Infrastruktur sollen die Anwenderunternehmen möglichst wenig Aufwand haben.

Schon drei Kurswechsel geschafft

Dazu stellt sich Nutanix inzwischen aber ganz anders als früher auf. Begonnen hat das Unternehmen als Anbieter für Hyper-Converged Infrastrukturen (HCI) mit einem Angebot aus Software und Hardware von Herstellern wie Dell, Lenovo und Fujitsu. Inzwischen vertreibt das Unternehmen nur noch Software und das Ziel heißt jetzt Private Cloud. Die Software gibt es drittens auch nicht mehr nur nach einem klassischen Lizenzmodell. Vielmehr läuft gerade der Übergang zum Subskriptionsmodell.

Das Subskriptionsmodell vermeidet die üblichen Upfront-Kosten für Software und die Festlegung auf lange Laufzeiten, denn nach dem neuen Abrechnungsverfahren gibt es Support ab einem Jahr Betriebszeit, bei Bezug als Software-as-a-Service ab einem Monat. Offenbar kommt dieses Modell gut an. Nutanix verzeichnet ein steigendes Wachstum von inzwischen mehr als 70 Prozent. Dabei ist die durchschnittlich vereinbarte Nutzungszeit unverändert hoch, nämlich rund 3,5 Jahre, und drei Viertel der Anwender verlängern ihre Kontrakte.

Automatisierung der Infrastruktur on premise und in der Cloud

Das schafft eine stabiler Grundlage für die Expansion des Unternehmens. Unverändert beschäftigt Nutanix die Hälfte der Mitarbeiter in Sales und Marketing sowie mehr als ein Viertel in der Entwicklung. Das Ergebnis sind 15 Softwareprodukte und derzeit drei weitere in der Entwicklung (siehe Grafiken in der Bilderstrecke). Diese unterstützen den klassischen lokalen IT-Betrieb sowie die Harmonisierung mit Public und zunehmend Private Clouds. Der Nutanix-CTO Rajiv Mirani bezeichnet es inzwischen als seinen Hauptaufgabe, die verschiedenen Entwicklergruppen im Unternehmen so zu koordinieren, dass sie nicht das Rad zweimal erfinden, sondern Fortschritte aus anderen Gruppen übernehmen.

In Richtung Public Clouds bietet Nutanix aktuell nur die Möglichkeit der Integration des Amazon- und Google-Angebots. Derzeit laufen Verhandlungen mit Microsoft in Sachen Azure. Die strategische Orientierung aber ist Private Cloud. „Wir sind im Wandel vom HCI- zum Private-Cloud-Anbieter mit Subskriptionsmodell“, erklärte CEO Pandey in einer Presserunde. Allerdings gesteht er ein, dass „viele Anwender noch nicht auf Private Clouds setzen“. Die Gründe dafür seien von Anwender zu Anwender sehr unterschiedlich. „Aber die Lernkurve wird steigen.“ Das sei zu erwarten, denn „Compute Power wächst an die Anwender, an das Edge heran.“ Die heutzutage noch großen monolithischen Softwaresysteme würden künftig in Microservices zerlegt sein, „verteilt bei den Usern arbeiten“.

Erst die Private Cloud, dann IoT und Edge

Noch sei man weit davon entfernt, erläutert Satyam Vaghani, Vice President IoT and AI: „Das Internet of Things und Edge Computing sind bei den Anwendern im Anfangsstadium.“ Das gelte auch für die Anbieterseite. „Wir haben erst zehn Prozent von dem gelernt, das bei IoT, Edge etc. auf uns zukommt.“ Faktisch würden sich die Lösungen erst in den konkreten Kundenprojekten entwickeln, weil jedes Ziel Folgen für die Basis-Infrastruktur hat. „Nicht alle Probleme lassen sich lösen“, ergänzt Vaghani selbstkritisch. „Aber wir können den Kunden den besten Weg zeigen, der heute möglich ist.“ Er empfiehlt den Anwendern: „Stecken Sie Ihre Ziel nicht zu hoch, verkomplizieren Sie die Dinge nicht. Gehen Sie Schritt für Schritt, und arbeiten Sie Sich Ebene für Ebene hoch.“

Von den Zukunftsthemen zurück auf den Boden der heutigen Realität, und das heißt für Nutanix gemäß Business-Orientierung Private Cloud. Deren Nutzung gilt es voranzutreiben, zumal ihr viele Anwender skeptisch gegenüber stehen. Ein wichtiger Schritt dazu könnte ein gemeinsames Angebot mit Hewlett Packard Enterprise (HPE) sein. Dieses hat zwei Seiten.

HPE Greenlake soll Private Clouds fördern

Auf der einen Seite wird das Hybrid-Cloud-as-a-Service-Angebot „HPE Greenlake“ mit dem Zusatz „for Nutanix“ die Enterprise-Cloud-OS-Software einschließlich des eingebauten AHV-Hypervisors von Nutanix umfassen. Diese Umgebung wird von HPE gemanagt. Auf der anderen Seite offerieren Nutanix-Partner und HPE die Lösung „HPE ProLiant DX“ Priliant- und Apollo Server, auf denen die Nutanix-Software vorinstalliert ist. Nutanix selbst steigt also nicht wieder in das Hardwaregeschäft ein, sondern trennt diesen Bereich schon bei den Partnern ab.

Mit dem ersten Teil des Angebots hostet HPE quasi eine Private Cloud, wobei die Kunden nur auf Basis des tatsächlichen Ressourcenverbrauchs zahlen sollen. Anwender können also schrittweise Anwendungen migrieren und die Private Cloud as-a-Service testen. Wenn es gefällt, bietet sich der zweite Teil des Angebots an, um alles oder Teile wieder in eigene Regie zu übernehmen. Nach Angaben aus dem Nutanix-Topmanagement geht die Nachfrage von Interessenten deutlich über das übliche Maß bei Ankündigungen hinaus.

Eine weitere Möglichkeit für Anwender, sich mit Nutanix-Produkten bekannt zu machen, wird sich in diesem Winter ergeben. Von drei neuen geplanten Rechenzentren wird das Unternehmen eins in Frankfurt einrichten, nicht im Eigenbetrieb, sondern unter Nutzung von Kapazitäten des Hosters Equinix. Hier wird Nutanix allerdings nicht komplette Produktumgebungen anbieten, sondern bestehende Kunden können weitere Produkte des Anbieters as-a-Service ausprobieren.

* Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in Kelheim.

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