Das sind die Neuheiten in der 19. OpenStack-Version Ein Stein zum anderen
Das OpenStack-Haus steht schon lange und hat sich als solide erwiesen. Seither geht es bei den Neuerungen um Ausbauten und Verschönerungen. Darauf läuft es auch bei der neuen Version „Stein“ hinaus.
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Ein Haus mag fertig und bezogen sein, aber ständig möchten die Bewohner umbauen: Ihre Ansprüche ändern sich, hier und da könnte etwas bequemer gemacht sein, oder die Umwelt erfordert Erneuerungen. So ist es auch mit OpenStack, obwohl die tragenden Mauern noch nicht ganz zehn Jahre alt sind.
Kubernetes hat den stärksten Einfluss
Die größte Herausforderung für OpenStack kommt von außen. Das Open-Source-Projekt startete noch in den Hochzeiten der Virtualisierung; inzwischen sind Container angesagt, und in diesem Bereich ist Kubernetes das dominierende Mittel zu deren Management. „Für uns stellt sich die Aufgabe, dass wir zusätzlich zu virtualisierten Umgebungen auf bestmögliche Art Container unterstützen“, erklärt OpenStack-President Jonathan Bryce im Exklusivgespräch mit DataCenter-Insider.
2017 war Kubernetes bei der Hälfte der OpenStack-Implementierungen vorhanden, 2018 waren es schon 61 Prozent. „Die Anforderung seitens der Anwender ist massiv und wächst auch in diesem Jahr weiter“, stellt Bryce fest. „Unsere Community akzeptiert das, und wir stellen uns dieser Realität. Unsere Community wird nicht das Rad neu erfinden. Wenn sich eine Technologie als stabil, entwicklungsstark und beliebt herausstellt, werden wir sie unterstützen.“
Das schlägt sich deutlich in „Stein“, der 19. Version von OpenStack, nieder. Das „Magnum“-Tool, um Kubernetes in OpenStack-Umgebungen zu integrieren, hat eine gründliche Überarbeitung erfahren. In deren Ergebnis lassen sich Kubernetes-Cluster deutlich schneller starten. Nach Angaben der Organisation brauchte es dafür früher zehn bis zwölf Minuten pro Node – jetzt sind es nur noch fünf Minuten, unabhängig von der Zahl der Nodes.
Einfachere Kopplung von Private und Public Cloud
Den Public-Cloud-Anbietern – es gibt inzwischen ja etliche, die Angebote auf OpenStack-Basis haben, und darüber hinaus erweiterte Private Clouds – hat in letzter Zeit besondere Aufmerksamkeit gegolten. Sie können integrierte Kubernetes-Cluster mit den Services von Manila, Cinder und Keystone einrichten. Dies, der „OpenStack Cloud Provider“, ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit von OpenStack- und Kubernetes-Entwicklern.
Es ist nämlich keinesfalls so, dass die OpenStack-Community der Entwicklung von Kubernetes hinterherhechelt. Beide Open-Source-Projekte beeinflussen sich gegenseitig. „Das läuft nicht in erster Linie auf ihrer Leitungsebene, sondern zwischen den Entwicklern“, erläutert Bryce. „Es sind immer mehr Open-Stack-Mitglieder in der Entwicklung von Kubernetes engagiert.“ Das war zum Beispiel bei einer neuen Special Interest Group im Kubernetes-Projekt der Fall, die sich dem Problem angenommen hat, dass mangels besserer Lösungen jeder Cloud-Provider auf eigene Art OpenStack-Clouds in seine Infrastruktur integriert hat. OpenStack Cloud Provider ist ein Beitrag zur Standardisierung.
Vereinfachungen im Netzwerk
Aber auch andere OpenStack-Teilprojekte haben Neuerungen eingeführt. Dabei fällt vor allem der Netzwerkdienst „Neutron“ auf. So lassen sich Port en gros statt bisher einzeln zuordnen. Auch ist es nicht mehr notwendig für Netzwerksegmente einzeln die Konfigurations-Files zu editieren, sondern das kann dynamisch über die Segment-Typen erfolgen, was besonders im Edge Computing von Vorteil ist. Ferner ist es möglich, immer eine minimale Bandbreite zu definieren. Neutron und das OpenStack-Modul Nova behandeln ab Version Stein die Bandbreite als eine Ressource.
Nova, das Compute-Modul für virtuelle Maschinen, hat einen Ableger bekommen, denn aus ihm ist „Placement“ hervorgegangen. Diese Projekt ist völlig selbständig und soll im Oktober mit der nächsten Version „Train“ einen neuen, gleichnamigen OpenStack-Service einführen. Wenn eine neue virtuelle Maschine angefordert wird, sorgt Placement für die Bereitstellung der physikalischen CPU, der Speicher, I/O-Komponenten, Breitband etc. in der Cloud. Das angestrebte Ergebnis ist eine Halbierung der Bereitstellungszeiten für virtuelle Maschinen. Bryce ist optimistisch: „Es wird dafür nicht notwendig sein, sehr viel neuen Code zu entwickeln. Das Ergebnis wird eher eine neue Art, Nova anzuwenden.“
Upgrades sollen fehlerfrei laufen
Die OpenStack Foundation adressiert nochmals ein altes Problem, dass nämlich die Anwender mit ihren Implementierungen in vielen Fällen zwei bis drei Versionen hinter dem aktuellen Release-Stand zurück sind. Als Ursache dafür gilt, dass Upgrades oft zum Absturz bestehender OpenStack-Umgebungen führten. Künftig sollen dem „Upgrade Checkers“ vorbeugen.Dies ist eine Software, die in jeweils allen OpenStack-Modulen enthalten ist. Mit ihrer Hilfe lässt sich vorab, für jedes einzelne Modul unabhängig von einander, prüfen, ob ein Upgrade in der bestehenden Cloud zu einem Fehler führen könnte.
Die Angst der Anwender vor Störungen laufender OpenStack-Clouds bei einem Upgrade hatte schon vor 18 Monaten auf dem OpenStack Summit in Sydney Sorabi Saxena, President Business Operations bei AT&T Business Solutions, in einer inzwischen legendären Keynote zur Sprache gebracht. Sechs Monate später, zum Vancouver-Summit im Frühjahr 2018, hatte die Foundation das „Open Lab“ eingerichtet, um vor neuen Versionen durch umfangreiche Tests unproblematische Updates sicherzustellen.
Die Freigabe von Release Stein erfolgt, wie das bei OpenStack-Versionen inzwischen üblich ist, wenige Wochen vor dem nächsten Summit. Der findet vom 29. April bis 1. Mai in Denver statt. Dort soll es dann auch weitere Informationen zu OpenStack-Projekten geben, von denen im Zusammenhang mit Stein nicht die Rede ist. Dies betrifft die Projekte Kata Containers, Zuul, Airship und StarlingX. Alle vier zählen nicht zu OpenStack, arbeiten aber unter dem Dach der OpenStack Foundation. Sie sind Ausdruck der Neuorientierung der OpenStack Foundation über Cloud Computing hinaus. Die Veranstaltung in Denver wird deshalb erstmals nicht mehr „OpenStack Summit“ heißen, sondern „Open Infrastructure Summit“.
* Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in Kelheim.
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