Studie zur Rolle der IT bei den Nachhaltigkeitsbestrebungen Appliance-Design minimiert Energieverbrauch im Rechenzentrum

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Angesichts steigender Umweltauflagen denken Rechenzentrumsbetreiber um: Energievberbrauch und Kohlendioxidausstoß werden zu wichtigen Kaufkriterien neben der Leistung. Hersteller, die Nachhaltigkeit schon beim Design mitdenken, haben die Nase vorn. Das zeigt das Beispiel Pure Storage.

Das Beispiel Pure Storage belegt, wie innovative Herangehensweisen und sorgfältiges Softwaredesign zum Energiesparen beitragen.
Das Beispiel Pure Storage belegt, wie innovative Herangehensweisen und sorgfältiges Softwaredesign zum Energiesparen beitragen.
(Bild: Pure)

Wie nachhaltig kann Hardware sein, wenn sie entsprechend entwickelt wird? Und wie wichtig ist Nachhaltigkeit heute in den IT-Abteilungen? Das treibt derzeit den Datacenter-Spezialisten Pure Storage um und präsentiert die Ergebnisse seiner ersten Studie „Sustainability Impact Survey“.

Zunächst ein paar aktuelle Daten:

  • Im Jahr 2025 sollen jeden Tag 463 Exabyte Daten neu entstehen.
  • 2020 türmte sich im Lauf des Jahres ein Datenberg von sagenhaften 200 Zettabyte (ZB) weltweit auf.
  • Außerdem wird im Jahr 2025 jeder Mensch alle 18 Sekunden Kontakt zu einem Rechenzentrum haben.
  • Und laut IDC erzeugte die IT vier Prozent der globalen Treibhausgase - das ist mehr als die Luftfahrt. Tendenz steigend.

An der Umfrage, die Wakefield Research Partners nun für Pure Storage ausgeführt hat,haben sich 1.000 Nachhaltigkeitsmanager aus Großbritannien, den USA, Frankreich und Deutschland teilgenommen. Aus Deutschland sind rund 200 der Befragte dabei gewesen. Es gibt ermutigende, aber auch durchaus erschütternde Resultate.

Priorität ohne Konsequenzen

In Deutschland bezeichneten 73 Prozent der Umfrageteilnehmer Nachhaltigkeit als wichtige Priorität ihres Unternehmens. 52 Prozent gaben an, die festgelegten Ziele sollten in drei bis sieben Jahre erreicht werden. Dazu gehörte aber nur bei einem Viertel der Befragten die Kohlendioxid-Neutralität. Und nur 42 Prozent gaben an, sich in Übereinstimmung mit ihren Plänen voranzubewegen.

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Die IT trägt dabei leider eher dazu bei, dass sich die Ziele nicht realisieren als umgekehrt. So sagten 39 Prozent der Befragten, die IT hänge ihren Zielen eher hinterher. 49 Prozent gaben an, die Nachhaltigkeit der Infrastruktur werde übersehen oder nicht wirklich ernst genommen.

Was das bedeutet, zeigt sich an einem dritten Wert: 77 Prozent gaben an, dass bei IT-Beschaffungsentscheidungen das Nachhaltigkeits-Management erst einbezogen wird, wenn die Beschaffungsentscheidung bereits getroffen ist. Dann nützt es aber nichts mehr, gegen überdimensionierte oder unnötig stromfressende Systeme zu protestieren.

IT frisst mehr und mehr Energie

Und auch zwei weitere Umfrage-Ergebnisse setzen die IT in ein ungutes Licht,was Energie-Effizienz und Umweltfreundlichkeit angeht: 76 Prozent der Umfrageteilnehmer waren überzeugt, dass sich Nachhaltigeit nur durch Energiesparen erreichen lasse. Gleichzeitig gaben aber 73 Prozent an, sie gingen davon aus, dass IT-Systeme auch weiterhin mehr Energie verbrauchen würden (siehe: Bildergalerie).

Dieser Entwicklung könnten die rasant steigenden Energiepreise allerdings ein rasches Ende bereiten. Denn kaum ein Unternehmen hat unbegrenzte Mittel. Das heißt, Energiesparen wird wichtiger. Markus Grau vom Büro des Pure-Storage-CTO: „Heute werden bei Ausschreibungen auch Werte wie Terabyte pro Watt oder Watt pro Stellfläche abgefragt, nicht mehr nur die Leistung.“

Angesichts rasanter Preissteigerungen sind Anwendern heute die Stromverbräuche ihrer Lösungen nicht mehr gleichgültig.
Angesichts rasanter Preissteigerungen sind Anwendern heute die Stromverbräuche ihrer Lösungen nicht mehr gleichgültig.
(Bild: Pure/)

Gerade IT-Firmen und Cloud-Provider allerdings tragen schon länger mit besonderer Vehemenz grüne Fähnchen vor sich her. Kein Wunder, soll Digitalisierung doch allgegenwärtig werden. Es wäre also schlecht, wenn sie sich als besonders unersättlicher Energiefresser erwiese.

So möchte Microsoft in wenigen Jahren sogar eine Kohlendioxidbilanz aufweisen, die der Atmosphäre den Stoff entzieht. Pure Storage ist da bescheidener, liefert aber immer noch erstaunliche Zahlen: Man habe, so steht es im ESG-Bericht (Enterprise, Social, Governance) für das Jahr 2021, durch „Direct Flash“-Technik und das „Evergreen“-Vertriebs- und Wartungsmodell mit seinen Austauschkomponenten auf der Produktseite 80 Prozent eingespart. Und dies ganz ohne Zertifikate.

Transparenz in den Lieferketten

Bis 2030 möchte Pure seine Scope-1- und -2-basierenden Emissionen um die Hälfte reduziert haben. Darunter sind Emissionen durch eigene Aktivitäten im Geschäftsbetrieb zu verstehen. Die Emissionen, die aus den verkauften Produkten und ihrer Lieferkette resultieren, möchte Pure bis 2030 um zwei Drittel pro Petabyte reduzieren. Das sei, so Grau, harte Arbeit, da die tieferen Stufen der Lieferketten oft sehr verästelt und schwer zu erfassen seien (siehe auch: Abbildung 6)

Drei Themen sind dafür vor allem verantwortlich: mehr Energie-Effizienz by Design, die Vermeidung von Elektroschrott und ein nachhaltiger Betrieb respektive entsprechendes Lebenszyklus-Management.

Sorgfältige Designentscheidungen und innovative Software

Gerade beim Design kann man offeslichtlich viel verkehrt, aber auch viel richtig machen. „Wir haben den Fokus von Anfang an auf die Packungsdichte und Software-Innovationen gesetzt", erläutert Grau. Das bedeutet unter anderem, dass die Hardware der Systeme bis auf grundlegende Komponenten selbst designt wurde. Dieser Entscheidung fiel die sonst üblichen SSD-Controllersoftware auf Ebene der Module zum Opfer.

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„Das Modul ist meist eine Blackbox, was viel Überkapazität und damit mehr Stromverbrauch bedeutet", führt Grau aus. Pure habe es anders gemacht: Ein zentraler Controller im System hat jede einzelne NVMe-SSD im direkten Zugriff und unter Kontrolle. Dadurch werden keine Reservekapazitäten benötigt: Sie kosten Geld und verbrauchen Energie.

Außerdem ermöglicht diese proprietäre Technologie effektivere Schreibvorgänge mit konstanter Leistung und verlängert die Lebensdauer, da doppelte Schreibvorgänge beim Schreiben, sonst bei Flash-Medien durchaus üblich, entfallen.

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Außerdem lassen sich mit Pures Technologien QLC (Quad-Level Cells, also Zellen mit vier Speicherplätzen) für Enterprise-Storage verwenden, was Pure konsequent umsetzt. Inzwischen sind sämtliche Produkte mit QLC ausgerüstet. Das erhöht nicht nur die Kapazitäten, sondern spart auch Platz. Leistungsverluste sind damit nicht verbunden. Weiter ist die Datenreduktion immer eingeschaltet, was die Speicherkapazitäten optimiert.

Platzsparende Speicherlösung

Das führe zu einer sehr hohen Dichte: So passe auf drei Höheneinheiten 1 PB. Mit Datenredunktion kann derselbe Raum sogar 3 PByte aufnehmen. Ein 2,5-Zoll-Einschub nimmt 48 TB Kapazität auf.

Insgesamt führt das zu beträchtlichen Einsparungen bei der Energie. Verglichen mit einem funktional ähnlichen, aktuellen Konkurrenzsystem braucht ein „Pure FlashArray//XL70“ rund 80 Prozent weniger Energie für Rechnen und Kühlung (siehe: Abbildung).

Im Wettbewerbsvergleich zeigen sich die Auswirkungen eines innovativen Systemdesigns. Verglichen wurde mit einem aktuellen Storage-System eines bekannten Herstellers, den Pure nicht nennen wollte.
Im Wettbewerbsvergleich zeigen sich die Auswirkungen eines innovativen Systemdesigns. Verglichen wurde mit einem aktuellen Storage-System eines bekannten Herstellers, den Pure nicht nennen wollte.
(Bild: Pure)

Zum effektiven Kühlen gehört auch die Verwendung von weniger großen Lüftern, die eine bessere Energie-Effizienz aufweisen. Ein Umstieg auf Wasser- oder Flüssigkühlung ist vorläufig nicht vorgesehen. Heute zieht ein vollgepackts Rack mit Pure Storage Appliances je nach System zwischen 14 und 16 kW und liegt damit an der oberen Grenze dessen, was sich mit Luftkühlung noch fortschaffen lässt.

Sollten die Werte hier also nach oben gehen, wird man sich etwas überlegen müssen, sollen die Kunden nicht gezwungen werden, auf die Vollbelegung der Geräteschränke zu verzichten. Freilich strebt Pure Storage vorläufig weiter nach dem bislang eingehaltenen Ziel, alle Metriken bis auf den Stromverbrauch möglichst gut zu steigern. Der Energieverbrauch soll dabei konstant bleiben. Das sei, versichert Grau, bislang gelungen.

Module einfach gegen größere austauschen

Eine weitere Methode, Verschleiß und finanziellen Aufwand gering zu halten, verbirgt sich hinter der Bezeichnung Evergreen, das Storage-as-a-Service-Angebot des Herstellers. Insbesondere mit dem Angebot ein einmal bereitgestelltes System bei Bedarf durch aktuellere oder größere Komponenten aufzuwerten, ohne deshalb auch das Chassis auswechseln zu müssen, klingt vor dem Hintergrund, die Umwelt durch Vermeidung von Ressourcen bei der Produktentstehung zu entlasten, smart.

Denn insgesamt beschert das Konzept den Systemen eine längere Standzeit - fünf bis zehn Jahre für ein und dasselbe Chassis. Grau: „Über 90 Prozent unserer Hardware ist nach sechs Jahren noch im Einsatz.“

Außerdem habe man auf einen Großteil von Transceiver (eine Kombination aus Sender und Empfänger) verzichtet - früher sei eine hohe Anzahl ein Synonym für Leistung gewesen, wirft Grau ein - und habe damit Kabel gespart. Beispielsweise brauche man für den Anschluss eines neuen Pure-Storage-Systems nur sechs Kabel, weil es keine unzähligen Transceiver gibt, die jeweils für sich verkabelt werden müssen. „Dafür musste allerdings die Software angepasst werden", erläutert Grau.

Software zeigt Kisten im Leerlauf

Bei größeren Speicherinstallationen mit vielen Knoten erweist sich zudem die Datenmanagement-Software „Pure1“ als segensreich. Sie zeigt unter anderem an, wenn einzelne Knoten leer laufen.

Dann sollte man sie entweder mit Daten beladen oder aber abschalten, um nicht unsinnig Strom zu vergeuden. Die Software ermöglicht auch eine insgesamt sinnvolle Datenverteilung auf die einzelnen Ressourcen.

Die Daten-Managementsoftware Pure1 für Pure-Umgebungen zeigt rot diejenigen Pure-Maschinen, die nicht ausgelastet sind.
Die Daten-Managementsoftware Pure1 für Pure-Umgebungen zeigt rot diejenigen Pure-Maschinen, die nicht ausgelastet sind.
(Bild: Pure)

Schließlich bietet Pure Storage seinen Kunden auch an, die Systeme zwar vor Ort oder beim Co-Location-Betreiber, aber durch Pure Storage verwaltet zu nutzen.

Der Service Pure1 bietet Systemen, die das Ende ihrer Lebensdauer beim Kunden erreicht haben, eine zweite Chance: Sie laufen dort weiter.

Hat Pure die Regie, müssen die Systeme auch nicht mehr bei den früher üblichen geringen Temperaturen laufen. Erlaubt sind bis zu 35 Grad Celsius, was die Kühlnotwendigkeiten massiv herabsetzt.

Die Ergebnisse all dessen können sich sehen lassen. Ein Pure-Storage-Kunde aus der US-Automobilbranche reklamiert beispielsweise für sich, mehr als 76 Prozent Energie, rund die Hälfte der Betriebskosten und 68 Prozent des zuvor benötigten Platzes eingespart zu haben.

Fertigung nah beim Kunden

Weitere Maßnahmen von Pure-Stogage, um den Kohlendioxidausstoß und die Energieverbräuche, die mittelbar mit der Entstehung seiner Produkte verbunden sind, zu reduzieren, betreffen die Fertigung: Gebaut wird möglichst in der Nähe der Anwender, damit Lieferwege so kurz wie möglich ausfallen - für Europa beispielsweise in der Tschechei.

Dennoch strebt der Hersteller auch für das Jahr 2040 noch keine komplette Kohlenstoff-Neutralität an, so jedenfalls der ESG-Bericht. Doch das muss nicht das Ende der Fahnenstange sein.

Markus Grau: „Das ist unser erster ESG-Bericht, und wir arbeiten intensiv weiter an dem Thema.“ Wenn Energie- und Zertifikatskosten sowie regulatorische Anforderungen an die IT weiter steigen, dürfte das neben dem guten Willen ein zugkräftiger weiterer Motor für die Nachhaltigkeitsbemühungen von IT-Herstellern und -Anwendern sein.

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