IT-Infrastruktur-Monitoring in Zeiten von Multicloud Was ist System-Management (im Jahr 2022)?
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Hardware und Software treten als beobachtbare Elemente innerhalb der IT-Infrastruktur immer mehr in den Hintergrund. Wichtig ist die Dienstleistung, die man erhält. Das hat enorme Auswirkungen auf die Art und Weise, wie die Ressourcen verwaltet werden.

Wie jede Gerätschaft benötigt auch die IT-Ausrüstung regelmäßiges Monitoring, entsprechende Wartung und ständige Anpassung an neue Anforderungen. Und wie auch sonst im Leben wachsen mit der Größe des Equipments dessen Vielfalt und Unübersichtlichkeit.
Bei zwei, drei Servern lassen sich die wichtigsten Statusdaten relativ schnell direkt vor Ort oder auch im Fernzugriff abrufen, sei es über einen entsprechenden Controller auf der Hauptplatine des Servers oder – falls ein größerer Funktionsumfang benötigt wird – über Remote Management-Karten.
können Admins den entsprechenden Server ein- und ausschalten oder neu starten und eine große Zahl von Einstellungen vornehmen, beispielsweise im BIOS oder UEFI oder sie können Firmware und Treiber aktualisieren und das System nach einem Systemfehler wiederherstellen.
Der jeweilige Gesamtstatus setzt sich dabei aus den eben (auszugsweise) genannten rechentechnischen Daten und den Informationen aus dem Hardware-Monitoring zusammen, zum Beispiel: Lüfterdrehzahl, Temperatur der einzelnen Bauteile und Spannungsversorgung der Hauptplatine.
In der Regel gibt es hierfür eine grafische Bedienoberfläche. Um immer wiederkehrende Management-Prozesse aber zu automatisieren, wird man auf Skripte setzen müssen. Und letztlich ist der Management-Controller nur der (sehr wichtige) Datenlieferant für umfangreiche System-Management-Software-Lösungen und Scripting-Frameworks, mit denen die typischen IT-Infrastrukturen von heute, die über die Jahre gewachsen und entsprechend vielfältig sind, zuverlässig überwacht und eingerichtet werden können.
System-Management-Software für große, heterogene Umgebungen
Neben den schon seit Jahrzehnten vorhandenen kommerziellen System-Management-Frameworks wie „IBM Tivoli“, „CA Unicenter“, „BMC Patrol“ oder „HP Openview“ gibt es mittlerweile eine erkleckliche Zahl von Open-Source-Tools. Mit ihren kurzen Aktualisierungszyklen, umfangreichen Integrationsmöglichkeiten und einer aufmerksamen und hilfsbereiten Community sind sie eine immer beliebter werdende Alternative zu den kommerziellen Tools. Ein altgedientes quelloffenes Tool ist dabei „Nagios“, auf dessen Basis es auch mehrere „re-kommerzialisierte“ Produkte gibt.
Weitere interessante Open-Source-Angebote sind Tools wie „Red Hat Ansible“, „Chef“ oder „Puppet“, mit denen sich (unter anderem) Server mit einem Betriebssystem und einer Standardkonfiguration ausstatten, kontinuierlich mit Updates versorgen sowie Sicherheitsrichtlinien, Benutzerrechte und andere Einstellungen bei Bedarf anpassen lassen. Die entsprechenden Update-Mechanismen können auf einzelne Maschinen, aber auch auf eine Gruppe von Maschinen angewandt werden.
Unterschiedliche Eignung
Die genannten Tools haben jeweils maßgeschneiderte Funktionen für die verschiedensten Anforderungen, so dass man sie in komplexen und heterogenen Infrastruktur-Tableaus sinnvollerweise auch im Bündel verwenden kann. So ist Ansible in großen dynamischen Umgebungen wegen seines agentenfreien Zugangs allein über das SSH-Protokoll gut einsetzbar, während bei Chef und Puppet Überwachungssoftware auf der verwalteten Infrastruktur installiert werden muss.
Auch die von Ansible genutzte YAML-Sprache ist einfach zu erlernen, während Chef Ruby-Kenntnisse voraussetzt und auch Puppet mit einer Ruby-ähnlichen Skriptsprache arbeitet. Freilich hat speziell Chef einen deutlichen größeren Funktionsumfang als Ansible.
Das attraktivste Moment an diesen quelloffenen Skript-Frameworks dürften aber die dahinterstehenden Communitys sein, die Anwendungen weiterentwickeln und eventuelle Software-Fehler entdecken und melden; und die nicht zuletzt die Admins mit Skript-Sammlungen für die verschiedensten Aufgabenbereiche unterstützen.
System-Management als Black Box
Die bisherigen Ausführungen bezogen sich schwerpunktmäßig auf Vor-Ort betriebene, eher „traditionelle“ IT-Infrastrukturen, weniger auf die Cloud. Denn Cloud Computing verändert viele alte Arbeitsweisen, nicht zuletzt das System-Management alter Schule. Ganz allgemein lässt sich feststellen, dass mit alten statischen Monitoring-Tools im Cloud-Umfeld nicht viel zu gewinnen ist.
Je statischer die oben genannten Tools angelegt sind, desto weniger taugen sie für das Cloud-Management. Wobei auch Cloud-Computing keine einheitliche Materie ist, sondern in seinen Anforderungen sehr unterschiedlich sein kann. Eine Vorort-IT-Infrastruktur, die außerdem einige wenige zusätzliche Instanzen aus der Cloud einbindet, ist unter System-Management-Aspekten sicher anders zu bewerten als eine native Multicloud-Infrastruktur, bei der ständig eine große Menge von Cloud-Instanzen dynamisch an- und abgekoppelt wird.
Was letzteren Fall betrifft, ist es jedenfalls kaum vorstellbar, wie man beispielsweise ein „atmendes“ Kubernetes-Cluster mit einem traditionellen Agenten-Software-System sinnvoll überwachen und steuern will. In dynamischen Multicloud-Umgebungen wird auch das System-Management zu einer Black-Box. Man kann und will als Auftraggeber nicht wissen, was darin konkret abläuft, man will einfach Services, die hinsichtlich Geschwindigkeit und Performanz genau das erfüllen, was man vertraglich vereinbart hat.
System-Management in Multicloud-Umgebungen
In Cloud-nativen Umgebungen ändert sich darüber hinaus auch die Art der Software- Entwicklung. DevOps ist komplett anders als der traditionelle Wasserfallansatz, die klassische Trennung von Entwicklung und Betrieb ist obsolet, weil beispielsweise die Konfiguration einer Ablaufumgebung wie etwa eines Kubernetes-Clusters unmittelbar mit der Anwendungsentwicklung zusammenhängt.
In hochdynamischen Multicloud-Umgebungen dominieren deshalb die System-Management-Tools der großen Cloud-Anbieter, vornehmlich Microsoft, Google und Amazon beziehungsweise der ganz auf Multicloud-Management ausgerichteten Software-Spezialisten wie beispielsweise Hashicorp. Mit Tools wie „Hashicorp Terraform“ oder „Hashicorp Consul“ wird die gesamte Infrastruktur in maschinenlesbarem Code abgebildet beziehungsweise das Zusammenwirken der vielen Cloud-Instanzen im Netzwerk gesteuert.
Das Paradigma von System-Management im Jahr 2022 wird zunehmend durch einen „fluiden“ Programmieransatz und durch den Service-orientierten (dynamischen) Ansatz bei der Bereitstellung der oft sehr ephemeren Anwendungsmodule gekennzeichnet.
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