Verloren im Labyrinth der IT-Begriffe? Hier finden Sie Definitionen und Basiswissen zu Rechenzentrums-IT und -Infrastruktur.

Ein Mieter neben anderen Was ist ein virtueller Server?

Autor / Redakteur: lic.rer.publ. Ariane Rüdiger / Ulrike Ostler

Nicht jeder Server braucht eine eigene Hardwareplattform für sich allein. Denn Hardware lässt sich mittel Hypervisor, einer Abstraktionssoftware, auch gemeinsam für mehrere virtuelle Server, eine Software, nutzen.

Anbieter zum Thema

Virtuelle Server basieren auf einer zusätzlichen Softwareschicht, dem Hypervisor, der die Systemressourcen bereitstellt
Virtuelle Server basieren auf einer zusätzlichen Softwareschicht, dem Hypervisor, der die Systemressourcen bereitstellt
(Bild: © djama - stock.adob.com)

Früher war ein Server automatisch eine Hardware mit allem, was dazugehört. Doch das war angesichts der immer mehr Server mit Spezialfunktionen ein teures Vergnügen. Zumal die einzelnen Rechner, die als Server verwendet wurden, meist gering ausgelastet waren und trotzdem, abschreibungsbedingt meist alle drei Jahre, durch einen neuen, oft noch größeren, leistungsstärkeren und dadurch auch teureren Server ausgetauscht wurden.

Das sollte anders werden. Ganz besonders hervor tat sich der Speichergigant EMC. Er lagerte die Entwicklung entsprechender Ideen für die gemeinsame Verwendung von Servern mit x86-Architektur 1998 in die frisch gegründete Firma VMware aus.

Höhere Auslastung – geringere Kosten

Das Vorhaben stellte sich im Nachhinein als großartig heraus. Denn zuvor gab es mit „Xen“ (heute bei Citrix) und „KVM“ (Kernel Virtual Machine) zwar schon LInux-basierende Virtualisierungslösungen.

Die galten allerdings lange als etwas exotisch. Für die in Unternehmen dominierende Windows-Welt gab es nichts.

Marktführer vSphere

Heute, 2021, ist die Servervirtualisierungssoftware „vSphere“ von VMware mitsamt des Hypervisors „Esxi“ , inzwischen in Version 7 angekommen, unbestrittener Marktführer in diesem Bereich. Mit EMC ist man unter dem Dach Dell EMC längst wieder vereint.

Mit einiger Verspätung und etwas widerwillig folgte auch Microsoft mit „Hyper-V“ diesem Weg, und heute scheint es geradezu unvorstellbar, dass sich Microsoft einst zierte, zu virtualisieren.

Der virtuelle Server wird zum Standard

Auf einer virtualisierten Serverhardware, heute meist das Standard-Server-Betriebsmodell, arbeiten virtuelle Maschinen, die sich wie reale Computer verhalten. Sie werden meist per Knopfdruck aus vordefinierten Serverprofilen, den so genannten Images, erzeugt, was sehr schnell geht.

Die Profile enthalten alle wesentlichen Merkmale wie Prozessor und Speicherausrüstung, nicht aber Abhängigkeiten. Auch die Netzverbindungen müssen jeweils neu für den jeweiligen Server konfiguriert werden, da sie davon abhängig sind, wo im System die virtuelle Maschine mit dem virtuellen Server sich befindet.

Alle möglichen Sorten von Servern können so implementiert werden: Netzwerk-, Print-, Backup- oder Kommunikationsserver und viele andere.

Der Hypervisor macht es möglich

Dass das möglich ist, garantiert eine zusätzliche Softwareschicht, der Hypervisor. Die Serverfunktion wird damit von der unterliegenden Hardware und auch der Betriebssystemschicht gelöst.

Virtuelle Server, gern auch als Virtual Private Server bezeichnet, teilen sich die Infrastruktur der Serverhardware mit allen anderen virtuellen Maschinen, die auf derselben Hardware laufen. Das muss bei der Dimensionierung der Serverhardware und bei der Bestückung mit virtuellen Maschinen berücksichtigt werden.

Es sollten keine VMs kombiniert werden, die dieselben Ressourcen gleichzeitig stark beanspruchen. Wer also zum Beispiel einen virtuellen Backup-Server auf eine Hardwareplattform legt, sollte dort keine virtualisierten Anwendungen betreiben, die ihre größten Leistungsanforderungen ebenfalls außerhalb der Arbeitszeit haben.

Virtuelle Server vom Provider aus der Cloud

Bis zum Äußersten haben die Hyperscaler und andere Cloud Provider die Bereitstellung und den Betrieb virtueller Maschinen/Server perfektioniert. Sie betreiben auf ihren zum Teil maßgefertigten Hardwareplattformen proprietäre Software, mit deren Hilfe sie Serverumgebungen und Server der unterschiedlichsten Leistung, Betriebssysteme und Fähigkeiten in Nullkommanichts bereitstellen und wieder löschen können.

Im Gegensatz zu den virtuellen Servern aus einem Unternehmensrechenzentrum garantieren sie Anwendern in der Regel lediglich, in welcher geografischen Region ihr Server läuft und welche Konfiguration er hat. Ansonsten darf er frei innerhalb der Infrastruktur hin- und hergeschoben werden, wie es den Lastverteilungsbedürfnissen des Hosting-Unternehmens entspricht.

(ID:47085466)