Georedundanz bringt Vorteile für Kunden und Anbieter Pfalzkom Manet und EMC HostCo schließen Datacenter-Kooperation
Pfalzkom Manet und EMC HostCo GmbH bieten hochverfügbare Rechenzentren, das zuerst genannte Unternehmen in der Region Rhein-Neckar und das zweite in München. Durch die räumliche Trennung der Datacenter werden Services für Kunden realisierbar, die zusätzlichen Schutz für besonders unternehmenskritischen Daten und Anwendungen ermöglichen. Das Warum und Wieso erläutert Bernhard Huter, Chef von EMC HostCo, im Interview.
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Im Hinblick auf die aktuell Einzug haltenden Cloud-Thematiken und die immer mehr in den Fokus rückenden persönlichen Haftungsrisiken der Geschäftsführung von Unternehmen sind Lösungen zu Themen der erweiterten und erhöhten Betriebssicherheit, und dazu zählen im Besonderen Backup- und Redundanzrechenzentrumslösungen, unumgänglich. Gerade Finanzdienstleister und Banken, Wirtschaftsprüfer und Berater, Rechtsanwaltsfirmen, Produktionsunternehmen, Ingenieure, Chemie-/Pharmaunternehmen und Behörden betrifft dies verstärkt.
Das Lösungsspektrum umfasst unter anderem Aktives (Hot) oder Cold-stand-By Rechenzentrum mit hohem Revisionsabstand (rund 400 Kilometer), Business Continuity Rechenzentrum, Dual-Rechenzentrum-Lösung zur Netzwerkperformance-Optimierung und Niederlassungsanbindung, Backup-Rechenzentrum als Rack, Cage oder Hochsicherheitslösung und Online-Backup-Lösungen.
Georedundanz im Cloud-Zeitalter
Was verstehen Sie denn unter Georedundanz?
Bernhard Huter: Echte Georedundanz ergibt sich nicht, wenn man ein Rechenzentrum in lediglich 2 oder 10 Kilometern Abstand spiegelt. Meiner Ansicht nach müssen 300 bis 400 Kilometer zischen den Standorten liegen und komplett getrennte Netze.
Am 8. September dieses Jahres feierte EMC HostCo GmbH das 10-jährige Firmenjubiläum, in einem Jahr also, in dem Sie die RZ-Fläche verdreifachen. Warum gehen Sie diese Kooperation ein? Sind die Kunden trotzdem unzufrieden?
Bernhard Huter: Als regionaler Anbieter von Rechenzentrumsdiensten analysieren wir die Marktentwicklungen der gesamten IT-Branche. Dazu gehört, dass durch die immer stärker werdenden Clouds und die daraus zu erbringenden Dienstleistungen eine für alle RZ-Betreiber erweiterte und in Teilen neue strategische Herausforderung entstehen.
Wir haben uns innerhalb unseres Netzwerkes dazu etwa mit unserem Partner RFConsult ausgetauscht und gemeinsam unsere Zielrichtung zum Thema Georedundanz entwickelt. RFConsult verfügt über fast 20 Jahre Erfahrung im Bereich international agierender RZ-Betreiber und globaler Kundenlösungen. Bald standen unser Georedundanz-Vorstellung fest, vom Konzept bis zu den verschiedenen Produktausprägungen.
Und wie kamen Sie auf Ihren Geo-Partner, Pfalzkom Manet?
Bernhard Huter: Die hatten dasselbe Beratungsunternehmen, RFConsult. Das brachte den Stein ins Rollen.
Doch wie löst das die Konfrontation mit den nicht immer klar definierten Cloud-Thema?
Bernhard Huter: Aktuell und in den kommenden Jahren werden Unternehmen Cloud-Lösungen sicherlich verstärkt einsetzen. Die großen Software- und Internet-Giganten haben nicht umsonst mit Milliardenaufwendungen weltweit Cloud-Rechenzentren und Lösungen aus dem Boden gestampft.
Unsere Analyse hat ergeben, und da ist man sich auch im Cloud-Markt inzwischen einig, dass Kunden ihre Anwendungen und Prozesse in der Cloud-Welt sicherlich neu strukturieren müssen. Wir glauben, die kommende Lösung wird mit Sicherheit eine hybride Lösung sein. Denn selbst wenn inzwischen viele Unternehmensanwendungen Cloud-fähig sind, wird es noch lange, je nach Branche, mehr oder weniger Anwendungen geben, die nicht in der Cloud lauffähig sind oder schlichtweg nicht in die Cloud gehören.
Unternehmenskritische und lebenswichtige Anwendungen werden unter 100-prozentiger Hoheit des Kunden in seiner dedizierten Private Cloud laufen. Dazu braucht er eigene Rechenzentrumslösungen, idealerweise von einem professionellen Rechenzentrumsbetreiber gemanagt und betrieben.
Weniger kritische Anwendungen werden, je nach Ausprägung, bei einem der großen Public-Cloud-Anbieter genutzt werden und mit der Private Cloud des Kunden verbunden.
Eine so genannte Hybrid Cloud ist kein eigenständiger Cloud-Typ sondern beschreibt vielmehr die Kopplung herkömmlicher IT-Infrastrukturen vor Ort im Rechenzentrum des Kunden und den Ressourcen von Public oder Private Clouds um die Vorteile aller Infrastrukturtypen ideal nutzen zu können.
Und welche Rolle wollen Sie als mittelständischer Anbieter von Rechenzentrumsdiensten einnehmen?
Bernhard Huter: Nun, da Kunden in Zukunft eine stark fragmentierte Applikations- und Dienstleister-Infrastruktur haben werden, haben wir unseren Fokus auf Lösungen für seine Private Cloud gelegt. Wir wollen als „Home of Housing“ für unsere Kunden verstanden werden. Bei uns wird der Kunde auch in Zukunft seine unternehmenskritischen Anwendungen sowie seine nicht-Cloud-fähigen Anwendungen hochausfallsicher in seiner dedizierten Private Cloud betreiben.
Außerdem bezeichnet Cloud Computing ja das dynamisch an den Bedarf angepasste Nutzen von IT-Diensten über ein hochperformantes Netz. Und das ist der zweite Teil unserer Antwort, wir müssen dem Kunden die bestmögliche Voraussetzung schaffen, seine unterschiedlichen Cloud-Bedürfnisse nach seinen individuellen Vorstellungen und Geschäftserfordernissen performant und ausfallsicher zu verbinden.
Dieser Punkt stellt völlig neue Anforderungen an Redundanzstandorte des Rechenzentrumsbetriebes, an eine echte Geo-Redundanz.
Der Begriff wird in Deutschland durchaus anders betrachtet als zum Beispiel in den USA oder Asien.
Bernhard Huter: Richtig, bis heute denken viele Unternehmen und auch Beratungsunternehmen nur in Revisionsabständen von 15, 30 oder 100 Kilometer. Dies ist historisch bedingt. Im Cloud-Zeitalter aber gibt es nicht mehr primär die Probleme mit Laufzeiten bei Rechenzentrumskopplungen, es stellen sich völlig neue Anforderungen an einen hochverfügbaren Rechenzentrumsbetrieb.
Welche Anforderung meinen Sie da?
Bernhard Huter: Die Hochverfügbarkeit der Internet-Verbindung. Die Verbindung mit dem Internet ist eines der wichtigsten Teilstücke einer Cloud, da ohne sie keine Dienste im Internet angeboten werden können. Entsprechend wichtig ist wie beim Aufbau der Netzwerkinfrastruktur auch die Implementierung einer gewissen Fehlertoleranz oder Robustheit.
Was bedeutet das konkret?
Bernhard Huter: Für den Betrieb einer Cloud sollte in Betracht gezogen werden, mehrere voneinander unabhängige Internet-Anbindungen gleichzeitig zu nutzen. Hierdurch ergeben sich nach unserer Meinung folgende Vorteile:
Keine Abhängigkeit von einem einzelnen Internet-Provider. Daher wird auch hier unser Konzept der Netzwerk-Neutralität zukünftig ein wichtiger Baustein bleiben.
Die IP-Verbindung kann immer auf der jeweils schnellsten Internet-Verbindung realisiert werden.
Mögliche Vermeidung von Einschränkungen auch bei Großstörungen im Telekommunikationsnetz.
Aus diesem Grund verstehen wir ähnlich wie die großen Public-Cloud-Dienstleister unter Geo-Redundanz auch 300 bis 400 Kilometer als notwendigen Revisionsabstand. Schauen Sie: Mit zwei Redundanzstandorten in der näheren Umgebung im Großraum München haben Sie selbst bei mittleren Beeinträchtigungen der Netzknoten nichts gewonnen. Beide RZ-Standorte sind davon betroffen – Ihre Cloud-Infrastruktur muss ja nicht gleich komplett ausfallen. Es reicht ja, wenn bestimmte Funktionalitäten nicht mehr verfügbar sind. Schon hängt das Zusammenspiel.
Daher haben wir nach einer Lösung gesucht, in der eine Vielzahl der Netze getrennt verläuft und bei einem Standort-Ausfall das andere RZ nicht zwangsläufig davon betroffen ist.
Und Pfalzkom Manet ist dafür der richtige Partner?
Bernhard Huter: Wir sind ein regionaler, inhabergeführter, mittelständischer RZ-Betreiber, auch wenn wir hier einige 1.000 Quadratmeter Datacenter-Fläche aktiv betreiben. Daher war es für uns wichtig einen RZ-Partner zu finden der zu uns passt, unsere Prozesse und Arbeitsweise versteht und ähnlich flexibel wie wir agieren kann und will.
In Pfalzkom Manet haben wir einen Partner gefunden, der alle Kriterien erfüllt. Der Standort ist weit von München entfernt, hat direkte Anbindung an den Haupt-Internet-Knoten in Deutschland und betreibt zudem einen autarken Internet-Knoten-Standort. Das Rechenzentrum entspricht der Klasse Tier III, das Unternehmen ist ein Mittelständler wie wir.
Für unsere Kunden ist es wichtig, nicht die Kunden-Nr. 917 bei einem global agierenden Unternehmen oder einer großen Aktiengesellschaft zu sein. Flexibilität und Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist für sie entscheidend.
Klar müssen wir uns auch ein stückweit öffnen und unsere Prozesse und Dienste offenlegen. Das verlangt Vertrauen in unserer Partner. Doch nur so können wir unsere Prozesse harmonisieren, damit der Kunde das Gefühl hat, mit nur einem Unternehmen zu arbeiten.
Die Notwenigkeit für eine solche Kooperation war mir sofort klar. Im Übrigen sehe ich das auch als große Chance für Mittelständler wie uns. Wenn wir Georedundanz-Services nicht anbieten, übernehmen die großen Wettbewerber das Geschäft.
Bedeuten zwei Anbieter doppelte Kosten für Ihre Kunden?
Bernhard Huter: Nein. Zunächst benötigen sie nicht an zwei Standorten für alle Bereiche Hochsicherheit. Zudem müssen wir die Prozesse so harmonisieren, dass für die Kunden kein doppelter Aufwand entsteht. Aber: Sie haben Recht; für uns entsteht höherer Aufwand, aber den sollen die Kunden weder im Preis noch im Doing deutlich spüren. Vermutlich schmälert es unsere Marge ein wenig.
Welche Services wollen Sie überhaupt durch die Georedundanz bieten?
Bernhard Huter: Natürlich alle Anforderungen und Konzepte im Bereich Cloud-Rechenzentrumsbetrieb und hochverfügbarer unabhängiger Netzanbindungen. Darüber hinaus können wir aber über diese zwei Standorte auch alle K-Fall Szenarien und Bedürfnisse von Unternehmen umsetzen - ganz gleich welche Anforderungen gestellt werden und ob der Kunde nach den Vorgaben des IT-Grundschutzes arbeitet. Ob Backup-Rechenzentrum, Hot-/Cold-Stand-By-Rechenzentrum oder Notfall-Datacenter mit Notfall-Arbeitsplätzen …. Egal, welche Anforderungen der Kunde hat, sie lassen sich damit umsetzen.
Das ist ja eine ganze Menge an Themen. Können Sie diese nicht standardisieren?
Bernhard Huter: Nein, leider nicht, oder sollte ich sagen Gott sei Dank?
Lieber und sinnvollerweise setzen wir uns mit dem Kunden und den Fachverantwortlichen zusammen und erarbeiten ein gemeinsames Konzept zur Umsetzung. Standard-Lösungen greifen da einfach zu kurz und stellen nach unserer Meinung somit keine ideale Umsetzung der hybriden Geo-Redundanzstrukturen dar. Und das verstehen wir nicht als unseren zu erbringenden Dienst am Kunden.
Ist die Kooperation mit Pfalzkom Manet exklusiv?
Bernhard Huter: Wenn es für eine neue geschäftliche Verbindung Kunden gibt, könnten sich die Georedundanz ausbreiten.
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