Ersatz für CentOS - Fedora und RHEL als Downstream-Projekt Downside up: Red Hat stellt CentOS ein
Ende 2021 wird „CentOS“ mit der Version 8 als Rebuild von Red Hat Enterprise Linux (RHEL), ebenfalls Version 8, auslaufen. Die Open-Source-Company favorisiert mit „CentOS Stream“ eine neue Variante, die aber nicht als Downstream, sondern als Upstream- und Entwicklungszweig von RHEL genutzt wird. Doch auch CentOS-Nachfolgeprojekte stehen bereits in den Startlöchern.
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Community Enterprise Operating System, CentOS, ist die mit Ubuntu und Debian die am häufigsten verwendete Linux-Distribution für Web-Server. Das Betriebssystem, das auf RHEL basiert, endet in der aktuellen Form zum 31.12.2021 und wird durch ersetzt. Red Hat führt das seit 2014 unterstützte Projekt nicht mehr fort und kündigt gleichzeitig eine neue Variante mit der Bezeichnung CentOS Stream an. Der Quellcode von CentOS Stream wird wie CentOS auf git.centos.org verfügbar sein.
Dabei handelt es sich nicht nur um einen neuen Namen, sondern eine komplett veränderte Strategie, wie das Projekt weiterentwickelt wird und genutzt werden kann. Aber: Es kündigen sich auch schon die Alternativen an. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den Auswirkungen und stellt die ´Nachfolger` vor.
Wer sich mit den Alternativen und Möglichkeiten der CentOS-Nachfolge auseinandersetzen will, kommt auch um CentOS nicht herum, und sollte sich damit beschäftigen, was die Umstellung zu CentOS Stream bedeutet. CentOS 8 ist die letzten Downstream-Variante der Distribution, die RHEL 8 nachbaut.
Supportende für CentOS 7
Ende 2024 läuft auch der Support von „CentOS 7“ aus. Bis dahin werden sicherlich einige Entwickler und Anwender einen Ersatz suchen. Aber auch Nachfolgeprojekte sind in der Mache. Mit ersten halbwegs stabilen Versionen dürfte aber erst ab Sommer 2021 zu rechnen sein.
CentOS Stream soll in Zukunft zwischen Fedora und Red Hat positioniert sein. Derzeit gibt es von den Fedora-Entwicklern keine Planungen an dieser Positionierung etwas zu ändern. Fedora hat im Fokus neue Funktionen von RHEL frühzeitig zu implementieren, derzeit noch vor CentOS Stream.
CentOS 8 wird durch CentOS Stream ersetzt
CentOS 8 wird durch CentOS Stream ersetzt. Dabei handelt es sich um ein Upstream- oder Entwicklungsprojekt von RHEL. Davon sind nicht alle Anwender und Entwickler begeistert, da sich dadurch die Strategie und Stabilität des Produktes deutlich ändern. Aus dem Downstream-Projekt CentOS 8 wird zum 31.12.2021 das Upstream-Projekt CentOS Stream. Allerdings soll CentOS 7 weiterhin bis 2024 Updates erhalten, unter Umständen auch etwas länger.
Einfach ausgedrückt, hängt CentOS Stream nicht mehr RHEL hinterher, sondern ist der aktuellen RHEL-Version etwas voraus, da es in Zukunft als Upstream-Projekt dient. CentOS ist also keine RHEL-kompatible Distribution ohne Support mehr, sondern ein Upstream-Projekt. Anwender und Entwickler müssen also nach Ersatz suchen. Immerhin sind bei Red Hat Verantwortliche der Meinung, dass auch CentOS Stream durchaus in der Produktion eingesetzt werden kann und Unternehmen wollen die Lösung entsprechend einsetzen.
Ab 2022 erhält CentOS Stream 8 Updates und Bugfixes bevor diese in RHEL integriert werden. Die Verantwortlichen bei Red Hat gehen davon aus, dass CentOS Stream bei Veröffentlichung weniger Bugs enthalten wird, als RHEL. Es soll sich bei der ersten CentOS Stream-Version also nicht um eine Beta-Version handeln.
Alternativen zu CentOS 7/8: Rocky Linux und Cloud Linux
Bei der Suche nach Alternativen zu CentOS 8 stößt man auf einige angekündigten Forks und Alternativen. Einer der Gründer und Entwickler von CentOS Greg Kurtzer hat „Rocky Linux“ angekündigt. Bei Rocky Linux handelt es sich um ein Downstream-Projekt von RHEL.
Die zweite, bekannte Alternative für CentOS ist „Cloud Linux“. Diese Version ist für den professionellen Bereich ausgelegt. Eine weitere Alternative ist „Project Lenix“, ein RHEL-Fork der Cloud-Linux-Entwickler.
Navy Linux als neues Downstream-Projekt von RHEL
Auch „Navy Linux“ will als Community-Projekt die Nachfolge von CentOS in diesem Bereich als Downstream-Projekt von RHEL antreten. Unixlab ist der Gründer des Navy Linux-Projektes. Die Entwickler wollen Navy Linux als Rekompilierung von RHEL veröffentlichen, und sich dabei an die bisherige Vorgehensweise von CentOS halten, eine stabile, minimale und ressourcensparende RHEL-Variante zu bieten.
Das Projekt wurde im Januar 2021 gegründet, ist also noch recht jung. Im Fokus der Entwickler steht ein minimales Linux-System für Server. Navy Linux soll für den produktiven Betrieb einsetzbar sein und dabei stabil, sicher und schlank bleiben. Navy Linux soll ein vollständig von der Gemeinschaft getragenes Projekt sein, bei dem Vorstand und Kernteams von der Gemeinschaft gewählt werden sollen.
Praxistipp: Von CentOS 8 zu CentOS Stream
Doch nicht alle Anwender von CentOS daran interessiert, zu einer anderen Distribution zu wechseln, sondern wollen CentOS Stream zumindest testen. Aus diesem Grund ist es problemlos möglich, eine CentOS 8-Installation umzuziehen. Dazu werden folgende Befehle eingegeben:
sudo dnf install centos-release-stream
sudo dnf swap centos-{linux,stream}-repos
sudo dnf distro-sync
Die installiert Version kann anschließend mit dem folgenden Befehl angezeigt werden:
cat /etc/centos-release
Die neue Version wird mit „CentOS Stream Release 8“ angezeigt. Ein Wechsel ist also problemlos von vorhandenen Versionen zu CentOS Stream möglich.
* Thomas Joos ist freier Autor und Berater; auf DataCenter-Insider füllt er seinen eigenen Blog mit Tipps und Tricks für Administratoren: „Tom's Admin-Blog“
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