Cloud-Integration mit Dell Boomi, Talend & Salesforce Mulesoft Ab in die Hybrid Cloud! Integration von Legacy per API-Management
Um unterschiedliche Cloud- sowie alte On-premises-Anwendungen in hybriden Architekturen miteinander zu integrieren, bieten sich Integration Platform as a Service (iPaaS) an. Sie sollen insbesondere das Erstellen und Verwalten von APIs erleichtern. Ein Vergleich von drei Anbietern zeigt Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Trends auf.
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Integrationsplattformen stehen heute vor der Herausforderung, den Wechsel von der drögen Batch-Verarbeitung hin zu schnellen Real-Time- und Streaming-Prozessen zu vollziehen. Denn in diesem Tempo arbeiten heute Cloud-Anwendungen. Thomas Steinborn von Talend weist auf einen wichtigen Trend hin, der sich bei allen iPaaS-Tools beobachten lässt: „Bei Aufgaben rund um das Data Engineering findet derzeit ein fundamentaler Wandel statt: ein Wechsel der Zielgruppe der Tools. Waren diese früher für Integrationsspezialisten ausgelegt, kommen heute mehr Self-Service-Szenarien zur Anwendung, bei der Mitarbeiter in den Fachabteilungen die Tools zur Datenintegration nutzen.“ Das zentrale Stück der iPaaS-Module bleibt indes das API Lifecycle Management.
Die Marktforscher von Ovum zählten 2017 in ihrem Report „Ovum Decision Matrix: Selecting a Middleware-as- a-Service Suite“ ein halbes Dutzend Kategorien auf, in denen iPaaS-Plattformen vertreten sein müssen: API Management, Cloud Integration,, B2B/EDI, IoT-Integration und mobile Applikationen. Legacy-Apps werden nicht explizit berücksichtigt. Neben den üblichen Verdächtigen wie IBM, Tibco und Informatica sind in dieser Studie auch Snaplogic, Dell Boomi und Axway vertreten.
Jeder Matador zeigte 2017 in der Ovum-Arena Stärken und Schwächen. Die folgende vergleichende Gegenüberstellung basiert jedoch auf neuesten Daten.
Dell Boomi
Dell Boomi vereint inzwischen fünf verschiedene Funktionsmodule in seiner iPaaS. Dazu gehören neben dem API-Management mit „Mediate“ ein „Hub“ genanntes Metadaten-Repository, ein „Flow“ genanntes Tool für das Erstellen von Anwendungen, ein B2B-/EDI-Modul sowie Tools für Data Mapping, Fehlerbehandlung und Testing.
Sofort fällt allerdings auf, dass Boomi auf allen rund 50.000 Deployment-Sites bei seinen rund 8.500 Kunden die Runtime Engine „Atom“ installiert hat und diese laufend aktualisiert. „Es handelt sich nicht um einen Agenten, wie man ihn aus der Data Security kennt“, versichert Steve Woods, Chief Product Officer (CPO) bei Dell Boomi.
„Boomi Atom, das auf den Computern von Schiffen, Flugzeugen und Autos läuft, sorgt für die Konnektivität über die gesamte hybride IT-Landschaft hinweg.“ Durch die enthaltenen Konnektoren, Transformationsregeln für Daten, die Handhabung von Entscheidungen und die Verarbeitungslogik sei Atom in der Lage, einen Geschäftsprozess von Anfang bis Ende auszuführen. Der Ansatz erinnert an Edge Computing.
Konnektoren & Mapping
Programmierschnittstellen sind das Schmieröl für hybride Anwendungsarchitekturen. APIs erfordern zunächst einmal Konnektoren und Adapter, die auf Mapping beruhen. Boomi stellt sie, wie seine Mitbewerber, auf drei Ebenen bereit: für Anwendungen wie etwa Salesforce (einem seiner größten Kunden), auf Plattformebene über Protokolle wie HTTP oder FTP und in einem Connector SDK. Dieser Entwicklerbaukasten umfasst unter anderem ein Mapping-Tool.
Denn wenn es um das direkte Verknüpfen von Datenmodellen für die App-Integration geht, kommt man am Mapping nicht vorbei. Es ist auch für Transformationen und Geschäftslogik nützlich. Allerdings ist manuelles Mapping auch eine Fehlerquelle, und um solche Fehler zu entdecken und zu beheben, ist ein weiteres Werkzeug namens Boomi Resolve erforderlich.
Manuelles Mapping ist mühselig, fehleranfällig und langsam. Automatisches Mapping hingegen lässt sich mit Boomi Suggest erledigen, einem lernenden Werkzeug mit Algorithmus-Unterstützung. Die Grundlage an historischen Daten, die das trainierte Modell des Algorithmus nutzt, beruht auf Millionen früherer Daten-Mappings und „Zehntausenden“ von Funktionen, die auf der Boomi-Plattform erstellt wurden. Ein Konnektor kann per Drag & Drop zusammen mit dem Stammdaten-Hub und „Boomi Suggest“ verwendet werden.
API Management
In „Boomi API Management“ lassen sich laut Steve Woods APIs in einer Web-basierten, grafischen Umgebung konfigurieren, zentral testen und bereitstellen. Beim Erstellen kann der Nutzer festlegen, dass Authentisierung und Security-Richtlinien mithilfe eines API-Gateways durchgesetzt werden. So werden nur Apps miteinander verbunden, die geprüft und authentisiert worden sind.
Da der föderative Ansatz verfolgt wird, verbleiben die Datenquellen an ihrem Ursprungsort. Dadurch ist auch das Skalieren einer API erleichtert. Was nützt eine Schnittstelle, wenn sie zum Flaschenhals wird?
Wenn es sich um Legacy-Anwendungen handelt, da erleichtere Boomi laut Woods die Wiederverwendung von Legacy-Code, indem es ODBC-Treiber zur Verfügung stelle. Aber das vor Jahren verbreitete Screen-Scraping von Mainframe-Programmen werde nicht unterstützt.
Zustandsangaben
Der Zustand einer API lässt sich mit Dashboards für die Nutzung und die Kontrolle des Traffic überwachen. So lassen sich Sicherheitsaspekte berücksichtigen.
API-Entwickler können den Asset-Katalog, der auf dem Hub basiert, und das Entwicklerportal nutzen. Das wirft die Frage auf, wer eigentlich die Zielgruppe darstellt. Nach Angaben von Woods handelt es sich um „Mitarbeiter in Fachabteilungen (LOB), die mit spezifischen Projekten befasst sind.“
Im Unterschied etwa zu IBM oder Tibco konzentriere sich Boomi auf kleine und mittlere Unternehmen. „Diese KMU-Kunden erbringen etwa 100 bis 1000 USD /User/Jahr“, gibt Woods an. Für diese Kunden stellt Boomi einen „Low-Code-Designer“ bereit, der schwere Programmierarbeit abnehmen und zu schnelle Ergebnissen führen soll.
Trotz der proprietären „Atom“-Technologie setzten die Ovum-Analysten Dell Boomi in der Kategorie „Cloud Integration“ auf Platz 1, noch vor Mulesoft/Salesforce, IBM, Tibco und Snaplogic. In Sachen „API Management“ hatten jedoch IBM und Tibco die Nase vorn, noch vor Axway und WSO2. Talend taucht in der Marktstudie von 2017 nicht auf, hat aber in den letzten zwei Jahren sein Angebot stark ausgebaut (siehe unten).
Integration durch MuleSoft Anypoint
Die Integrations- und Verknüpfungsfunktionen der „Anypoint Platform“ von Mulesoft, das über rund 1300 Kunden verfügt, stehen seit Oktober 2018 aufgrund der Firmenfusion auch Salesforce und seinen Kunden zur Verfügung. Wie Boomi nennt auch Mulesoft eine Runtime Engine sein Eigen:
Mit Version 4 lassen sich damit zahlreiche Aufgaben automatisch erledigen. Standardmäßig gehören dazu das Data Mapping, die Transformation von Datentypen und -formaten, das Filtern, Gruppieren usw. von Daten. Das Tool der Wahl wird mit „Dataweave“ bezeichnet.
In „Mule 4“ lassen sich Datenströme automatisch verarbeiten, was inzwischen unerlässlich ist. Dazu gehören das Content Caching und das Beenden von Nutzer-Streams.
Dass sich Streams gleichzeitig verarbeiten und umwandeln lassen, erfordert ein hohes Maß an Systemleistung. Um Mule 4 zu erweitern und anzupassen, steht ein SDK bereit. Da zur Erweiterung auch die Anbindung von Legacy-Datenquellen gehört, ist diese Plattform auch für hybride IT-Architekturen geeignet.
Der Application Network Graph (ANG)
Die grundsätzliche Funktionsweise von Mulesoft ist vielschichtig. Im Zentrum steht der „Application Network Graph“ (ANG). „Der projektbasierte Ansatz erzeugt ein Applikationsnetzwerk“, sagt CEO Greg Schott. „Die Stärke des Anwendungsnetzwerks liegt in seinem Graphen, der Metadaten, Komponenten und Betriebscharakteristiken des Anwendungsnetzwerks anzeigt.“
Der Graph gewähre eine detaillierte Echtzeit-Sicht auf Informationen im gesamten Netzwerk. So könne jedes Unternehmen ML, Echtzeit-Informationen und fortschrittliche Security im Application Network Graph der Anypoint Platform nutzen.
Der ANG ist in die drei Hauptbestandteile der Plattform, „Anypoint Design Center“, „Anypoint Visualizer“ und „Anypoint Monitoring“, eingebettet. Der „Flow Designer“ im Anypoint Design Center wendet Machine Learning auf das Data Mapping aus dem Graph an, um automatische Empfehlungen für die Datenzuordnung zu geben, ähnelt also stark „Boomi Suggest“. Durch Änderungsvorschläge und die Möglichkeit, diese Mapping-Vorschläge an die individuellen Geschäftsprozesse anzupassen, werde der Entwicklungsprozess beschleunigt.
Das „Design Center“ stellt Werkzeuge bereit, um den gesamten Lebenszyklus einer API zu verwalten, und zwar auf jeder Plattform. Der „Anypoint Visualizer“ schließlich erstellt automatisch eine ganzheitliche Übersicht über die APIs und Integrationen in einer Organisation auf Basis der Informationen aus dem ANG. Die Oktober-2018-Version enthält API-Policies für den ANG, um an diesen Schnittstellen für zusätzliche Sicherheit und Kontrolle zu sorgen.
Talend Cloud
Das API Management erfolgt in der Talend Cloud des aktuellen „Spring 2019“-Releases mit den API Services (TCAS). Sie bieten als API-Bereitstellungsplattform Unterstützung für den gesamten API-Entwicklungslebenszyklus von der Erstellung, Prüfung, Dokumentation bis hin zur Implementierung und Nutzung. So sollen Nutzer viel Zeit bei der Erstellung und Wartung von APIs sparen.
Die API Entwicklung erfolgt in einem kontraktbasierten Designer, der mit einem Test- und einem Dokumentier-Tool verbunden ist. Um keine Kontrakte selbst schreiben zu müssen, kann der Nutzer auch bestehende im Talend Studio importieren. Für das grafische Mapping steht ein gesondertes Tool bereit, das auf der performanten Basis von Apache Spark komplexe JSON-Dokumente, XML- und EDI-Daten verarbeitet.
Zusätzliche Werkzeuge für Datenqualität und Governance sowie für Data-Profiling können Security-Aspekte abdecken, sind aber v.a. für Data Preparation hilfreich, etwa durch Bereinigung, Maskierung und Fehlerbehebung. An dieser Stelle kommen die zahlreichen, dabei involvierten Konnektoren zu den Datenquellen, Protokollen und Applikationen ins Spiel, die Talend Cloud mitbringt.
An Cloud-Plattformen werden etwa AWS, Azure und Google unterstützt. Bei den relationalen Datenbanken finden sich klangvolle Namen wie Oracle, Teradata und Microsoft SQL Server. Im Bereich SaaS-Apps entdeckt man Marketo, Salesforce, Oracle Netsuite, bei den „Anwendungspaketen“ SAP, „Microsoft Dynamics“, Sugar CRM und andere. Fileshare-Apps wie Dropbox und Box werden ebenso unterstützt wie zahlreiche Plattformprotokolle, aber auch „Apache Kafka“ und „IBM Websphere MQ“. Auch auf dieser tiefen Ebene lässt sich also Streaming unterstützen.
TCAS unterstützt den Entwickler dabei, Legacy-Applikationen als moderne REST-APIs zu exponieren, und zwar mit vier Methoden:
- 1. Im Designer lassen sich zahlreiche Legacy-Apps, Protokolle und Formate, darunter EDI, Cobol, SOAP und XML, mit moderneren Apps grafisch koppeln;
- 2. Man kann die Legacy-Daten auf neue Datenstrukturen und -formate durch Mapping und Umwandlung abbilden, so dass sie von REST-APIs konsumiert werden können (üblicherweise die OpenAPI Specification [s.u.] und JSON;
- 3. Diese REST-APIs lassen sich als Teile der Talend Runtime und von Containern in Form von Microservices bereitstellen; sie lassen sich absichern, indem man API-Gateways der Partner AWS (AWS API Gateway) oder MS Azure (Azure API Management) nutzt;
- 4. Die neuen Verbindungen der Legacy-Apps können vom kontraktbasierten API-Workflow profitieren, den die TCAS bereitstellen (s.o.).
Die OpenAPI Specification
Die neueste Version der TCAS unterstützt die OpenAPI Specification 3.0 (OAS3) ebenso wie Mulesoft, Microsoft Azure und 30 weitere Mitglieder der OpenAPI Initiative (OAI). Für den API-Entwickler und -Manager bietet die kommende OAS3-Spezifikation mehrere Vorteile.
Erstens ist die OpenAPI-Spezifikation ist ein weit verbreiteter Industriestandard, ein Umstand, der ein umfangreiches Ökosystem von Tools hervorgebracht hat. Mit OAS 3.0 kann ein Entwickler seine APIs von deren Implementierungen abstrahieren, was sie portierbar macht, und API-Definitionen sind unabhängig von einer bestimmten Programmiersprache.
APIs werden von YAML- oder JSON-Dateien dargestellt, so dass sie sowohl von Menschen als auch von Computern gelesen werden können. So gibt es etwa Tools, die die Zusammenarbeit beim Entwerfen von APIs erleichtern, oder Tools, die Client-SDKs und Server-Implementierungen in beliebten Programmiersprachen automatisch generieren.
Talend Pipeline-Designer
Der „Pipeline-Designer“ ist seit April 2019 ein neues Produkt innerhalb der Talend Cloud-Plattform. Er erinnert an Boomi Flow. „Mit dem Pipeline-Designer ergänzen wir unseren Werkzeugkasten, der dabei hilft, Datenintegrationsaufgaben von der IT in die Fachabteilung zu verlagern", sagt Thomas Steinborn, VP Product Management bei Talend.
„Der Pipeline Designer orientiert sich am Low-Code-Prinzip und nutzt eine grafische Entwickleroberfläche, so dass es ziemlich einfach ist, Rohdaten aus einer gegebenen Datenquelle zu mehreren Zielen zu übertragen.“ Wie bei Dell Boomi ist Low-Code also der neue Megatrend.
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