KI, Edge-first, 5G, Cloud-native und der Klimapakt Equinix: Diese Technologietrends prägen 2021 die digitale Infrastruktur

Von Jens-Peter Feidner* |

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COVID-19 hat nicht nur unser Leben nachhaltig verändert, sondern auch die digitale Transformation noch einmal beschleunigt. Unternehmen aller Branchen sind hiervon massiv betroffen und es zeigt sich, welche entscheidende Rolle die digitale Infrastruktur für eine erfolgreiche Digitalisierung spielt. Jens-Peter Feidner, Managing Director von Equinix in Deutschland, greift fünf heraus.

Welche Techniktrends bestimmen in diesem Jahr die Gestaltung der digitalen Infrastruktur?
Welche Techniktrends bestimmen in diesem Jahr die Gestaltung der digitalen Infrastruktur?
(Bild: Gerd Altmann auf Pixabay)

2021 werden insbesondere die folgenden fünf Trends die digitale Infrastruktur maßgeblich beeinflussen:

1. Cloud-native Infrastrukturen überwiegen

Traditionelle IT-Infrastrukturen entsprechen nicht mehr den aktuellen Anforderungen der digitalen Welt, denn das digitale Geschäft basiert zunehmend auf modernen Software-Stacks sowie dem umfassenden Einsatz von Open-Source- und Cloud-nativen Technologien. Unternehmen können hiermit in hohem Tempo skalierbare Anwendungen, die global verteilt und bereitgestellt werden können, erstellen, orchestrieren und ausführen. Meist kommen hierbei hybride Multicloud-Architekturen zum Einsatz.

IDC prognostiziert: „Bis Ende 2021 werden 80 Prozent der Unternehmen auf Grundlage der gemachten Erfahrungen Mechanismen etablieren, die es ihnen erlauben, doppelt so schnell wie vor der Pandemie auf Cloud-zentrierte Infrastrukturen und Anwendungen umzustellen.“ ("IDC Future Scape: Worldwide IT Industry 2021 Predictions", Oktober 2020, Doc #US46942020) Das führt zu einer grundlegenden Änderung der Art und Weise, wie Infrastrukturen konzipiert werden. Dies wiederum beinhaltet die zunehmende Automatisierung der Infrastruktur-Bereitstellung durch Software, die Virtualisierung und/oder Containerisierung von Workloads und ihre Loslösung von den zugrundeliegenden physischen Geräten.

Die Akzeptanz und Verbreitung Cloud-nativer Technologien werden 2021 also gleichermaßen zunehmen und einen wichtigen Teil der IT-Infrastrukturen darstellen. Eine zentrale Rolle spielen dabei Rechenzentrumsbetreiber, die Unternehmen eine neutrale Interconnection-Plattform bereitstellen, die die Anbindung an multiple Clouds ermöglicht.

2. „Edge-First“ beschleunigt Innovationen

Laut Gartner (Nick Jones und David Cearley: „Top 10 Strategic Technology Trends for 2020: Empowered Edge“, Gartner, 10. März 2020, ID G00450640) sollen „… bis 2023 mehr als 50 Prozent der von Unternehmen generierten Daten außerhalb des Rechenzentrums oder der Cloud erstellt und verarbeitet werden, im Vergleich zu weniger als 10 Prozent in 2019.“ Menschen leben und arbeiten vermehrt am Rand digitaler Netzwerke, wodurch sich die IT in einer enormen Geschwindigkeit verändert.

Gerade im letzten Jahr ist der Bedarf nach Remote-Work-Lösungen enorm gestiegen. Dies führt von zentralisierten Rechenzentren hin zu einer stark verteilten, vernetzten Infrastruktur mit Standorten an der Digital Edge nahe der Datenquellen und -nutzern.

An dieser Edge muss also ein rasant wachsendes Datenvolumen zügig verarbeitet werden und für die bestmögliche Nutzungsqualität müssen dort zudem viele Applikationen und Microservices mit geringen Latenzen untereinander verbunden sein. Das neue Jahr wird von einer anhaltenden Dynamik bei Edge-First-Implementierungen geprägt sein, denn die zunehmende Komplexität einer zuverlässigen Skalierung und Orchestrierung verteilter Infrastrukturen am Rand der Netzwerke muss entsprechend bewältigt werden.

3. 5G profitiert von Edge-Infrastruktur

5G stellt einen wichtigen technologischen Wendepunkt dar. Unternehmen beschäftigen sich dieses Jahr mit der Planung ihrer kompatiblen Infrastrukturbereitstellung. Leistungsstarke 5G-Funktionen erfordern dabei allerdings eine physische Infrastruktur, die sich optimaler Weise in die Digital Edge erstreckt.

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Überblick über die Konsequenzen der 5. Mobilfunkgeneration auf die Datacenter-Infrastruktur

5G als Turbo für die Datacenter-Branche

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eBook: 5G im Rechenzentrum
(Bildquelle: DataCenter-Insider)

Nach den Versteigerungen der Lizenzen für 5G im Jahr 2019, breitet sich der fünfte Mobilfunkstandard aus. Die deutsche Bundesregierung sieht in 5G eine Schlüsseltechnologie der digitalen Transformation und auch auf internationaler Ebene ist bereits ein Rüstungwettbewerb entbrannt.
Welche Auswirkungen hat dies auf die Datacenter-Branche und welche Möglichkeiten und Risiken bahnen sich dadurch an?


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Als Zugangstechnologie zu Netzwerken steht 5G für eine verbesserte Flächenabdeckung, größere Zuverlässigkeit, höhere Bandbreiten und eine gesteigerte Sicherheit. Dieser Fortschritt eröffnet neue Chancen und einzigartige Optionen, unter anderem in der Robotik, für Drohnen und autonome Fahrzeuge, in der Telemedizin und für ein taktiles Internet.

Durch die Platzierung von Anwendungen und 'Fixed-End'-IT-Umgebungen in unmittelbarer Nähe zum 5G-Zugang und zu den Kernfunktionen von Rechenzentren mit umfangreichem Netzwerkangebot und Präsenzen zahlreicher Cloud-Provider, können Unternehmen von den Vorteilen dieser leistungsstarken neuen Technologie profitieren. Die Kombination aus einer neuen digitalen Infrastruktur und bestehenden Makro-Edge-Rechenzentren wird so zu einem leistungsstarken Architekturmodell, das in der Lage ist, enorme Datenvolumen und verteilte Rechenressourcen mit geringen Latenzen bereitzustellen.

Dies ermöglicht neue Ansätze für innovative Anwendungen, die den technischen Fortschritt nutzen. Um langfristig von den Vorteilen von 5G profitieren zu können, sollten Rechenzentren und physische Infrastrukturen für 5G modern, skalierbar, flexibel, vernetzt, neutral und mandantenfähig sein.

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4. KI erobert die Digital Edge

Mit Machine Learning (ML) ist Künstliche Intelligenz (KI) in der Lage, praktisch jede Branche so zu verändern, wie es beispielsweise die Elektrizität vor über 100 Jahren tat. Laut IDC werden bis 2022 rund 80 Prozent der Unternehmen, die zu einem hybriden Geschäftsmodell wechseln, das Vierfache in KI-fähige und sichere Edge-Infrastrukturen investieren, um ihre geschäftliche Agilität zu wahren und Erkenntnisse in Echtzeit zu nutzen .

Die Rechenleistung, die für die größten KI-Anwendungen notwendig ist, steigt exponentiell und verdoppelt sich fast alle dreieinhalb Monate. Die Effizienz der KI-Algorithmen verdoppelt sich alle 16 Monate . Die signifikante Steigerung der Effizienz von Hardware und Algorithmen ermöglicht es, dass mehr KI-Workloads mit weniger Hardware und weniger Verarbeitungsressourcen ausgeführt werden können. Einige KI-Daten inklusive Verarbeitung müssen in unmittelbarer Nähe zu Nutzern und Datenquellen platziert sein.

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Künstliche Intelligenz in der Steuerung des Rechenzentrumsbetriebs

Die KI macht das schon...

Die Künstliche Intelligenz macht das schon...
eBook: Die KI macht das schon ...
(Bildquelle: DataCenter-Insider)

Künstliche Intelligenz hält mittlerweile in allen Bereichen der IT und OT unerbittlich Einzug. Doch gerade im Mittelstand herrscht noch viel Unkenntnis und Unsicherheit, was den Einsatz von KI bis jetzt ausbremst. So beschreibt das eBook:

Im Jahr 2021 wird es somit zum vermehrten Einsatz von KI an der Digital Edge kommen, sowohl für KI-Trainings als auch für aufbereitetes Wissen. Einher gehen wird dies mit erweiterten As-a-Service-Funktionen für die Automatisierung der Bereitstellung von Infrastrukturen und die Orchestrierung von hybriden Multicloud-KI-Umgebungen.

5. Rechenzentren verfolgen das Ziel der Klimaneutralität

Durch die Verschärfung der weltweiten Klimakrise hat sich für führende Unternehmen der Fokus verlagert: Sie möchten aktiv Positives bewirken und immer mehr Unternehmensstrategien beinhalten die Senkung des CO2-Fußabdrucks.

Dieses Bestreben spiegelt sich auch bei vielen Rechenzentrumsbetreibern wider, die beispielsweise durch die Nutzung von Grünstrom sowie Designinnovationen und effizienteren Energie-Einsatz ihren ökologischen Fußabdruck verringern. Mit der wachsenden Digitalwirtschaft sehen sich die Rechenzentrumsbetreiber immer mehr in die Pflicht genommen, positiv zum Umweltschutz beizutragen und klimaneutral zu handeln.

Innovative Kühlmöglichkeiten oder Nutzung von Abwärme für umliegende Gebiete sind nur einige von vielen Beispielen, die 2021 sicherlich immer weiter implementiert werden. In diesem Kontext haben aktuell mehr als 20 europäische Cloud- und Rechenzentrumsanbieter inklusive Equinix kürzlich den „Climate Neutral Data Centre Operator Pact“ ins Leben gerufen: Eine erstmalige Selbstregulierungsinitiative der Branche, die das Ziel bestärkt, bis 2030 klimaneutral zu werden. (siehe Kasten und: Nachhaltiges Bewirtschaften der Rechenzentren; Klimapakt der europäischen Datacenter-Betreiber )

Der Autor des Artikels ist Jens-Peter Feidner, Managing Director von Equinix in Deutschland.
Der Autor des Artikels ist Jens-Peter Feidner, Managing Director von Equinix in Deutschland.
(Bild: Equinix)

Die digitale Infrastruktur für die Zukunft gestalten

Das digitale Wachstum wird 2021 weiter an Fahrt aufnehmen und führende Digitalunternehmen zur Implementierung neuer Technologien und Trends bewegen. Rechenzentrumsanbieter können Unternehmen bei der Transformation entscheidend unterstützen, indem sie auch 2021 aktiv in die Entwicklung und den Einsatz innovativer und nachhaltiger Infrastrukturlösungen investieren, die auf die neuen Anforderungen der Digitalisierung ausgelegt sind. Mit dem richtigen Infrastrukturpartner an der Seite, sind Unternehmen so auch im neuen Jahr auf die neuen, digitalen Herausforderungen vorbereitet.

Klimaneutralität bis 2030

Equinix hat sich mit europäischen Cloud-Infrastruktur- und Rechenzentrumsanbietern sowie europäischen Fachverbänden zusammengetan, um den gemeinsamen „Climate Neutral Data Centre Operator Pact“ und eine Selbstregulierungsinitiative ins Leben zu rufen. Die Vereinbarung signalisiert die erste gemeinsame Initiative der Branche, die das Ziel bekräftigt, europäische Rechenzentren bis 2030 klimaneutral zu betreiben (siehe: Nachhaltiges Bewirtschaften der Rechenzentren; Klimapakt der europäischen Datacenter-Betreiber ).

Der Pakt und das Rahmenwerk zur Selbstregulierung unterstützen und ermöglichen die Nachhaltigkeitsverpflichtungen von Equinix. In den Jahren 2019 und 2020 hat Equinix für alle seine Standorte in der EU zu 100 Prozent erneuerbare Energie eingekauft und weltweit einen Anteil von über 90 Prozent erneuerbarer Energie erreicht [Anm.d. Red.: Inwieweit es sich dabei um Zertifikate handelt, ist unbekannt.]. Jede eingekaufte Megawattstunde (MWh) erneuerbarer Energie reduziert den CO2-Fußabdruck von Equinix und seinen Kunden, macht ihre digitalen Lieferketten grüner und leistet einen positiven Beitrag im Kontext des globalen Klimawandels.

Maurice Mortell, Managing Director von Equinix in Irland, stellt noch einmal die Beweggründe für Equinix heraus: „Digitale Technologien sind ein wesentlicher Bestandteil des Ziels der EU, bis 2050 klimaneutral zu werden. Cloud-Infrastruktur- und Rechenzentrumsanbieter spielen dabei eine entscheidende Rolle. Wir haben in der Vergangenheit Cloud-First-Lösungen bereitgestellt, um die CO2-Effizienz innerhalb unserer Branche zu verbessern und gleichzeitig andere Branchen dabei zu unterstützen, ihre eigenen Klimaneutralitätsziele zu erreichen. Wir bei Equinix glauben fest daran, dass es einer gemeinsamen Anstrengung zahlreicher Unternehmen, Regierungen und Menschen bedarf, um unseren Planeten zu schützen und eine bessere Zukunft zu schaffen. Deshalb sind wir stolz darauf, Unterzeichner des „Climate Neutral Data Centre Operator Pact“ und der Selbstregulierungsinitiative zu sein, um einen Schritt nach vorne zu machen und sicherzustellen, dass unsere Branche eine führende Rolle bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen und dem Übergang zu einer grünen Wirtschaft in Europa spielt.“

* Jens-Peter Feidner ist Managing Director von Equinix in Deutschland.

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