Hyperkonvergente Infrastrukturen im Whitelabel-Modell Cloud oder besser gleich HCI?

Von Sina John* |

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Rechenzentren bestehen klassischerweise aus den Komponenten Network, Storage, Compute Ressorcen und (im besten Fall) Backup/Disaster Recovery. Dabei laufen alle Teilaspekte getrennt voneinander, auf unterschiedlicher Hardware und mit individueller Software.

Mithilfe eines White-Label-Modells können Internet-Provider, Distributoren oder Systemhäuser hyperkonvergente Infrastruktur als eigenen Cloud-Dienst anbieten.
Mithilfe eines White-Label-Modells können Internet-Provider, Distributoren oder Systemhäuser hyperkonvergente Infrastruktur als eigenen Cloud-Dienst anbieten.
(Bild: Om.Nom.Nom - stock.adobe.com)

Eine so aufgebaute Unternehmens-IT ist allerdings sehr starr und bei Bedarf sind Veränderungen nicht leicht umzusetzen. Bei der Einrichtung der IT verwenden Administratoren daher viel Energie und Nerven darauf, alle Elemente aufeinander abzustimmen und reibungslose Abläufe möglich zu machen. Neue Komponenten müssen mit Vorsicht eingebracht werden, weil sie sonst das technische Gleichgewicht stören könnten. Diese Art von Software-Struktur kann den zunehmenden Anforderungen an die Digitalisierung von Unternehmen nicht standhalten.

Um den Aufwand für Administratoren zu minimieren sind viele Unternehmen auf konvergente Infrastrukturen umgestiegen. Während bei einer konvergenten Infrastruktur alle Komponenten Hand in Hand zusammenarbeiten und miteinander verbunden sind, bleiben es unabhängige Einzelteile, die letztlich auch individuell gewartet werden müssen – und zwar von entsprechendem Personal.

Das bedeutet, dass auch bei notwendigen Updates noch immer ein Mehraufwand entsteht, da die gesamte Infrastruktur an jene Neuerungen angepasst werden muss. Es braucht also eine Infrastruktur, die nicht nur gut aufeinander abgestimmt, sondern auch hochskalierbar und flexibel ist.

HCI erhöht die Flexibilität

Die Lösung: eine hyperkonvergente Infrastruktur (HCI). Sie bietet Hochskalierbarkeit, übergreifendes Management und sinkende laufende Kosten. Die Geräte-Intelligenz, die bisher in den einzelnen Geräten saß, wird durch eine, die IT-Infrastruktur überspannende, Gesamt-Intelligenz ersetzt. Über Hypervisor- und Management-Software bildet sie die gesamte Infrastruktur in einer virtuellen Umgebung ab und steuert die Funktionen der Hardware-Einheiten.

Die Software sitzt quasi als eigene Ebene zwischen Hardware und Datenabfrage. Die Visualisierung der IT-Infrastruktur als Gesamt-Appliance ermöglicht es Unternehmen, flexibler auf den Bedarf der Services zu reagieren.

Das Interessante ist, dass Unternehmen keine Hardware-Spezialanfertigungen benötigen. Das vereinfacht die Wartung. Möglich ist dies, da Hyperkonvergenz auf der Idee eines SDDC (Software-defined Datacenter) basiert. Die verwendete Hardware tritt in den Hintergrund, alle benötigten Komponenten werden durch Software gestellt und verwaltet.

Auf der einen Seite steht nun Commodity-Hardware, auf der anderen Seite eine Software, die virtuelle Maschinen erstellt, Arbeitslasten verteilt und die neue Appliance verwaltet. Die neue Infrastruktur kann sich so automatisiert und flexibel auf die unterschiedlichen Business-Bedürfnisse einstellen.

Die nun zentrale Software-Ebene weiß immer, bei welchem Server welche Storage- oder Rechenkapazitäten frei sind. Sie werden in einem virtuellen Speicher-Pool für alle Arbeitsplätze und Anwendungen bereitgestellt. Daten werden automatisch auf einen oder mehrere Server mit freien Kapazitäten übertragen.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Hyperkonvergente Systeme funktionieren also prinzipiell wie Cloud-Dienste: Auf einer abstrahierten Ebene werden Services angeboten, die auf virtuellen Servern laufen, wobei die Hardware-Lösung im Hintergrund für den Nutzer weder sichtbar noch von Bedeutung ist.

Und ganz so unterschiedlich sind beide Angebote nicht: Durch den Aufbau der HCI entsteht eine hybride Cloud, die Vorteile von Private Cloud und Public Cloud Ansätzen verbindet. Die hybride Cloud bietet eine hohe Skalierbarkeit, nahezu unbegrenzte Ressourcen und flexible Zahlungsmodelle bei einer ähnlich günstigen Kostenstruktur wie bei der Public Cloud.

HCI bietet Unternehmen aber – im Gegensatz zu Cloud-Anbietern – den Vorteil, dass ihre Daten vor Ort bleiben. Während der Cloud-Dienst mitunter weit weg vom Kunden angesiedelt ist (abhängig vom Anbieter sogar über Kontinente entfernt), befindet sich das hyperkonvergente System in den eigenen Räumlichkeiten und unter eigener Kontrolle. Gerade mit Blick auf kritische Daten und die erhöhten Anforderungen an den Datenschutz ist für viele Unternehmender Standort ihrer Datensicherung von enormer Bedeutung.

Wie Internet Provider selbst zu Cloud-Anbietern werden können

Obwohl HCI und hybride Cloud Infrastrukturen viele Vorteile bieten, können sie schnell zu einem komplexen Unterfangen werden. Das Management der Infrastrukturen, Services und Anbieter ist von vielen Unternehmen nicht zuletzt aufgrund von Ressourcenknappheit und fehlendem Know-how nur schwer zu beherrschen. Um den eigenen Kunden dennoch eine Hybrid Cloud und die Vorteile einer HCI bieten zu können, sind White-Label-Lösungen von Cloud-Serviceunternehmen eine Möglichkeit beides zu verbinden.

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Ob Internet-Provider, Distributor oder Systemhaus, mithilfe eines White-Label-Modells kann die hyperkonvergente Infrastruktur als eigener Cloud-Dienst angeboten werden, die Wartung und das fortlaufende Betriebsmanagement übernimmt im Rahmen eines Managed Services der entsprechende Technologie- bzw. Cloud-Provider. Einzige Bedingung: Der Reseller muss über ein eigenes Rechenzentrum verfügen, um beispielsweise höheren Sicherheitsanforderungen, die auch eine private Cloud erfüllen müsste, gerecht zu werden.

Praktisch umgesetzt in den Schweizer Alpen

Sehr erfolgreich umgesetzt wurde das Ganze bereits von der Hosttech GmbH gemeinsam mit dem Cloud-Technologieanbieter Gridscale. Ergebnis war die „hosttech.cloud“, deren technische Basis der zentrale Softwarestack Gridscale Hybrid Core darstellt. Betrieben wird die Cloud von Hosttech in einem hochsicheren und unterirdisch angelegten, ehemaligen Militärkrankenhaus in den Schweizer Alpen.

Mit dem Hybrid Core können traditionelle Server-Infrastrukturen und bestehende Legacy-IT in kürzester Zeit in eine hyperkonvergente, virtuelle Cloud-Architektur überführt werden. Damit ermöglicht die Technologie aus Nutzersicht beliebig flexibel abrufbare Compute-, Storage- und Netzwerk-Ressourcen über eine einfache, webbasierte Verwaltungsoberfläche.

Das Cloud-Angebot der Hosttech GmbH umfasst über die Public-IaaS-Dienste hinaus auch sämtliche Platform Services aus gemanagten Datenbanken und Entwicklertools, den App-Store Gridscale Marketplace sowie sämtliche Templates und Automatisierungsroutinen für eine maximal effiziente Nutzung der neuen Plattform. Kunden können ohne Schulung sofort starten und profitieren von einer intuitiven Drag-Drop-Klick-Konfiguration ihrer gewünschten Cloud-Ressourcen sowie einer transparenten und vollständig nutzungsabhängigen Kostenabrechnung.

Sina John, freie Autorin.
Sina John, freie Autorin.
(Bild: Sina John privat)

Als White-Label-Lösung integriert sich das neue Kundenangebot vollständig in das Gesamtportfolio der Schweizer Hosttech GmbH. Administration und Wartung der Cloud-Plattform werden im Rahmen eines Remote-Management hingegen durch die Gridscale-Experten in Köln übernommen.

* Sina John arbeitet als freie Autorin in Berlin zu Themen aus IT und dem IT-Markt.

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