Blades bekommen Konkurrenz durch so genannte „skinless server“. Doch das stimmt nicht ganz, sagt Gartner. Während die abgespeckten Module gleichförmige Lasten beackern, verarbeiten Blades zunehmend anspruchsvolle, diverse Workloads. Im aktuellen Magic Quadrant haben Anlysten Blades von Huawei, Oracle, Hitachi, NEC, Bull, IBM, HP, Dell, Cisco, Fujitsu und SGI verglichen.
Blades besitzen in der Regel lediglich eine eigene Hauptplatine mit Mikroprozessoren, Arbeitsspeicher sowie keine, eine oder zwei Festplatten, die für das Betriebssystem gedacht sind. Neben dem Gartner-Quadranten findet sich ein "IBM-HS20" Blade Sserver geöffnet.
(Bild: Gartner/Wikipedia)
Nur den ersten Blick teilen sich die skinless server und Blade Server die Eigenschaften, sagen die Gartner-Analysten Andrew Butler und George Weiss. Manche gar sähen den Markt für beide Chassis-basierten System als identisch an. Doch für die beiden Autoren der Blade-Server-Untersuchung vom März dieses Jahres ist dem nicht so.
Tatsächlich aber übernehmen diese Server, denen eine metallene Außenhülle fehlt, den Platz, der einst den Blades eingenommen haben. Sie brauchen wenig Platz, erlauben eine hohe Packungsdichte, teilen sich Strom- und Kühlungs- I/O- und Storage-Ressourcen, kommen manchmal mit weniger Motherboard-Funktionen aus und sind in der Horizontale extrem skalierbar.
Sie basieren zumeist auf der x86-Architektur, passen in 19-Inch-Racks und verarbeiten Windows- sowie Linux-Workloads. Der Trend zu den hüllenlosen Servern begann mit dem mit dem Server-Design von Google.
Manches Blade ist einfach zu gut
Dagegen zeigen sich manche Blades „over-engineered“, haben also Funktionen, die für den angestammten Arbeitsbereich – Front-end-, Web- und Middle-Tier-Anwendungen, die geradezu des Guten zu viel bedeuten. Allerdings übernehmen Blades heute sehr unterschiedliche und zum Teil sehr anspruchsvolle Aufgaben.
Fujitsu Primergy Blade Server BX 900 Stromanschluss auf der linken Seite
(Bild: Fujitsu)
Die Hüllenlosen füllten ein Vakuum, das dieser Dreh im Blade-Markt hinterlassen habe, so die Analysten. Der Vorteil sei klar: Sie brauchen weniger Energie und Platz. Sie bestehen aus weniger Komponenten, was Vorteile sowohl bei der Herstellung als auch bei der Wartung mit sich bringt. Sie nutzen vergleichsweise günstige Prozessoren, vorzugsweise „ARM“ und „Atom“.
Insgesamt sind die Server ohne Außenhaut preisgünstiger zu produzieren und zu betreiben. Die Gartner-Beobachter sehen zudem einen neuen Software-Stack für diese Server entstehen; denn die Mounting-Technik, die dazu gehört ist proprietär, wird also vom jeweiligen Hersteller vorgeschrieben.
Marktanteile der Blades
Bei Gartner bilden die nackten Server jedoch (noch) keine eigene Rubrik. Sie gehören zur Kategorie der „Rack-optimierten Server“.
Blades machen rund 13 Prozent des gesamten Server-Markts aus, gemessen an den ausgelieferten Einheiten. Bezogen auf den weltweiten Umsatz liegt der Anteil bei 21 Prozent. (Die Zahlen beziehen sich auf die ersten drei Quartale 2011.)
Der Anteil an Rack Blade Servern betrug im Jahr 2009 etwa 13,5 Prozent (19,98 Prozent des Umsatzes), im Jahr 2010 13,1 Prozent (19,85 Prozent des Umsatzes) und im Jahr 2011 12,5 Prozent (20,86 Prozent des Umsatzes mit Servern).
An so genannten Rack-mountable Servern wurden im Jahr 2009 rund 14,7 Prozent ausgeliefert (Umsatzanteil 11,08 Prozent), im Jahr 2010 waren es 13 Prozent (Umsatzanteil 9,09 Prozent) und im Jahr 2011 machte der Anteil 12,3 Prozent (8,44 Prozent des Umsatzes) aus.
Rack-optimierte Server hatten im Jahr 2009 einen Anteil von 59,2 Prozent (59,91 Prozent des Umsatzes), im Jahr 2010 waren es 63 Prozent (64,09 Prozent des Umsatzes) und im Folgejahr 64 Prozent (64,11 Prozent des Umsatzes).
Tower- beziehungsweise Stand-alone-Server hatten im Jahr 2009 einen Marktanteil von 12,5 Prozent (9,03 Prozent bezogen auf den Umsatz). 2010 betrug der Prozentsatz 10,9 Prozent (6,97 Prozent) und im vergangenen Jahr 11,2 Prozent (6,59 Prozent).
Da die meisten Blade Server für kleinere und weniger komplexe Aufgaben herangezogen werden, basieren die meisten auf einer x86-Architektur. Doch Hersteller wie HP, IBM und Oracle liefern Blades auch auf anderen Architekturen aus und adressieren typischerweise Linux-Anwender. Hersteller wie Super Micro Computer, Seamicro (jetzt AMD), Dell und HP bringen allerdings auch ARM- und Atom-basierte, stark energiesparende Rechner auf den Markt.
Das Beispiel HP zeigt, wo die Blades positioniert sind: Blades passten schon immer gut zu Test-und Entwicklungsumgebungen bei Linux-Anwendern. Im Jahr 2010 hat HP die gesamte Itanium-basierte Unix-Strategie auf Blades umgemodelt. Auch die fehlertolerante Hochverfügbarkeits-Plattform „HP NonStop“ läuft mittlerweile auf Blades.
In der Folge laufen zunehmend auch Datenbank-, Analytics-, und Data-Warehousing-Anwendungen sowie CRM und ERP-Systeme auf Blades.
HP hat die Blade-Nase vorn
Tatsächlich gehört HP neben IBM zu den Anbietern, die den Trend erkannt haben und die nun den Blade-Markt beherrschen. Rund 60 Prozent des weltweiten Umsatzes mit Blades Servern erzielen diese beiden Unternehmen. Dell belegt Platz drei, wird aber stark bedrängt durch Cisco. Diese vier dürfen sich „Leaders“ nennen in der Gartner-Bewertung.
Als „Visionäre tauchen Fujitsu und SGI auf. Bei Fujitsu loben die Gartner-Analysten insbesondere das High-End-System „Primergy BX9000 Data Cube“und die Blade-Plattform von Egenera. Mit dem hüllenlosen Server-Design „CX1000“ könne Fujitsu etwa auch Cloud-Umgebungen und andere Umgebungen, die eine hohe Dichte erfordern adressieren.
Blade Server SGI Cloud Rack X2
(Bild: SGI)
Auch SGI kann mit Produkten für diesen Markt aufwarten: „Cloud Rack C2“ und „X2“ heißt die entsprechende Server-Familie. „Prism XL“ ist hüllenlos und ist für eine extreme Scale-out in HPC-Umgebungen gedacht. Für den eher traditionellen High-end-markt bietet SGI „ICE X“ und „SGI 8400“ Blade Cluster.