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Dienstbare Geister im Hintergrund Was ist ein Daemon?

Autor / Redakteur: lic.rer.publ. Ariane Rüdiger / Ulrike Ostler |

Beim Begriff Dämonen denkt man meist an nichts Gutes. Doch in der IT spielen Daemons oder Demons meist die Rolle des guten Geistes im Hintergrund.

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Deamons sind in der IT für den Endanwender unsichtbare Unix-Dienstprogramme im Hintergrund.
Deamons sind in der IT für den Endanwender unsichtbare Unix-Dienstprogramme im Hintergrund.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay )

Historisch betrachtet, mögen Dämonen in der Literatur häufig für Unheil und Misshelligkeiten gestanden haben. Doch in der IT hat der Daemon noch nie etwas Böses im Sinn gehabt.

Der ursprünglich religiös-literarische Begriff wurde, wenn man Wikipedia glauben darf, am MIT (Massachusetts Institute of Technology) auf die IT übertragen. An der Forschungseinrichtung gab es unter Leitung des inzwischen 98jährigen Professor Emeritus Bob Fano das Projekt „MAC“, das Timesharing-Computer erfinden sollte.

Dämonen zwischen Physik und IT

Die MIT-Mitarbeiter bedienten sich begrifflich wiederum beim Physiker Maxwell, der im 19. Jahrhundert in einem Gedankenexperiment einen Dämonen im Hintergrund Gasmoleküle sortieren ließ. Das Ende vom Lied war die aus der Physik bekannte Gaskonstante.

Das hat mit IT nichts zu tun. Doch genau wie Maxwells Dämonen tun die IT-Daemons irgendetwas, und meist etwas eher Eintöniges, unauffällig im Hintergrund, weshalb sich Maxwell als Namensspender anbot. Das Im-Hintergrund-Arbeiten ist es, was den Maxwellschen Dämonen mit seinem IT-Pendants verbindet.

Wie Deamons arbeiten

Denn Demons oder Daemons – am bekannteste dürfte der Mailer-Deamon sein, der brav die Mail verschickt und in Empfang nimmt – sind Hintergrundprozesse in Unix und verwandten Betriebssystemen. Sie sind in sich geschlossene Software-Einheiten für einen bestimmten Zweck und verrichten ihren Service, solange sie funktionieren, still und leise.

Das Logo von BSD-Unix ist ein pfiffig dreinblickender Dämon.
Das Logo von BSD-Unix ist ein pfiffig dreinblickender Dämon.
(Bild: Poul-Henning Kamp, Wikipedia)

Die Endanwender merken von ihrer Existenz direkt nichts; denn Daemons interagieren mit der Außenwelt nicht über Nutzereingaben, sondern über Pipelines, Netzwerksockel oder Signale von anderen Systemkomponenten. Sie werden also von anderen Programmteilen aufgerufen.

Geben Demons aber ihren Service aus irgendwelchen Gründen auf, funktionieren oft sehr essentielle Dinge nicht mehr. Gestartet werden Daemons, wenn das Unix-System hochfährt oder seinen Betriebszustand ändert.

Die Namen von Daemons

Deamons haben häufig Namen, die auf d enden, damit man sie leichter erkennt. Wer schon mit Unix und seinen Derivaten gearbeitet hat, wird einige vielleicht kennen.

Das Bild zeigt Unix-Programmkomponenten, darunter verschiedene Deamons, die zu Unix gehören wie „D-Bus-Daemon“ oder „PulseAudioD“.
Das Bild zeigt Unix-Programmkomponenten, darunter verschiedene Deamons, die zu Unix gehören wie „D-Bus-Daemon“ oder „PulseAudioD“.
(Bild: Shmuel Csaba Otto Traian/Wikipedia)

Zum Beispiel „crond“, das Programme zu einem definierten Zeitpunkt startet, „lpd“ für das Weiterleiten an einen Drucker oder eben „sendmail“ für das Versenden von SMTP-Mails übers Netz.

Deamons als Admin-Hilfen

Auch Nutzer, vor allem Admins, können einen Deamon starten, indem sie nämlich über eine Shell den entsprechenden Befehl samt Parametern aufrufen. Wahlweise trennen die Deamons sich dann von der Shell und werden Teil des Unix-Hauptprozesses, oder laufen im Vordergrund in der Shell, so dass der Admin ihre Arbeit direkt überwachen kann.

Deamons eignen sich daher für die Automatisierung von Standardaufgaben bei der IT-Administration.Die Unix-Deamons sind also letztlich Services und damit strukturell den heutigen Container-Mikroservices verwandt, wobei letztere allerdings gerade nicht fest einem Programm (wie die Unix-Deamons zu Unix) zugeordnet sind, sondern nach Bedarf immer wieder neu zugeordnet werden können.

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