Im Enterprise, bei Hyperscaler und im Zusammenspiel mit Linux sowie Ansible Red Hat Openshift bietet sich als Plattform für die hybride Multicloud an

Von lic.rer.publ. Ariane Rüdiger Lesedauer: 5 min |

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Red Hat sieht sich selbst als ideale Basis für hybride Clouds. Der Anbieter hat inzwischen ein großes Portfolio an Dienstleistungen in diesem Bereich. Die Zusammenarbeit mit den Hyperscalern ist eng.

Red Hat erweitert sein Openshift-Serviceportfolio unter anderem um Multicloud-Management
Red Hat erweitert sein Openshift-Serviceportfolio unter anderem um Multicloud-Management
(Bild: frei lizenziert / Pixabay)

Red Hat baut sein Cloud- und Cloud-Services-Angebot systematisch aus. Jetzt informierte der Hersteller in einer Online-Veranstaltung über die aktuellen Entwicklungen und die Vorteile der eigenen Offerten für die Kunden. Außerdem ging es um die Rolle, die Partner jetzt und zukünftig bei Red Hats Geschäft mit hybriden Cloud-Umgebungen und Cloud-Dienstleistungen spielen können.

Die IBM-Tochterfirma differenziere sich diesbezüglich deutlich von den Hyperscalern, betonte Michele Cito, bei Red Hat für das Geschäft mit den Cloud Service Providern im Raum EMEA zuständig. Kunden brauchten heute eine moderne Plattform für die schnelle Applikationsentwicklung und -delivery. Nichtsdestotrotz solle die entstehende Software auch noch sicher und hoch skalierbar sein.

Hohe Anforderungen an App-Development-Plattformen

Dafür gebe es mehrere Voraussetzungen, zum einen eine passende Engine. Die sieht Red Hat laut Cito wenig überraschend in „Red Hat Enterprise Linux“ (RHEL). Sodann brauche es eine konsistente, in diversen Umgebungen einheitliche Plattform, die für die Entwickler transparent CI/CD-Pipelines ermögliche.

Observability, Monitoring, Sicherheit und Management müssten auch über mehrere verbundene hybride Multiclouds und ganze Prozessketten hinweg von einer Plattform aus möglich sein. Dies ermögliche „Red Hat Openshift as a Service“.

Gute Kontakte zu Hyperscalern

Man habe gute Kontakte zu jedem der großen Hyperscaler. Das Ergebnis: Openshift gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen: „ROSA“ (Red Hat Open Shift on AWS) heißt das Ganze bei AWS, bei Microsoft „Azure Red Hat Openshift“, bei Google „Dedicated Openshift“ und bei IBM „RHOIC“ (Red Hat Open Shift on IBM Cloud). Bei anderen Providern können Openshift-Umgebungen eingerichtet werden, wenn ein Kunde dies will.

"Gutes Verhältnis zu allen Hyperscalern": Dominic Schmitt, EMEA-Partnermanager Red Hat
"Gutes Verhältnis zu allen Hyperscalern": Dominic Schmitt, EMEA-Partnermanager Red Hat
(Bild: SAS/Rüdiger)

Dominic Schmitt, der für Red Hat die Zusammenarbeit mit Partnern im mitteleuropäischen Raum verantwortet, sagt: „Microsoft hatte schnell ein besonders starkes Enterprise-Programm, mit dem wir viele Kunden erreichen konnten.“ Inzwischen habe AWS aber aufgeholt und sei gleichwertig. Google sei besonders angesehen bei Entwicklern. Und IBM genießt, so möchte man hinzusetzen, als Konzernmutter der roten Hüte ohnehin eine Sonderrolle.

Kundenspezifisches Openshift plus Service erhöht Agilität

Red Hat kann auch kundenspezifische Openshift-Umgebungen als Service auf seiner eigenen Cloud betreiben. Und schließlich können Kunden die Plattform auf eigener Infrastruktur on Premises laufen lassen. Auf Wunsch auch komplett gemanagt von Red Hat und mit einem Cloud-ähnlichen Pay-as-You-go-Preismodell.

Was der Umstieg auf ein solches Betriebsmodell bringt, zeigt das Beispiel BP. Das Unternehmen habe sich, so Cito, bei der Infrastrukturmodernisierung für den Umstieg auf ROSA-Infrastruktur, „Red Hat Application Foundation“ und „Red Hat Ansible Automation Platform“ samt Training und Services entschieden.

Damit wurde quasi eine Selbstbedienungsplattform aufgebaut. Sie ermöglicht Entwicklern, sich eine neue Umgebung in wenigen Minuten einzurichten, statt zwei bis drei Wochen darauf zu warten. Das erhöhe die Agilität der Entwicklung gewaltig.

Red Hat als Plattform-Allrounder

Red Hat verstehe sich selbst als Plattformanbieter auf allen Ebenen, betonte Schmitt. Man sehe sich mit RHEL überall, wo Betriebssysteme gebraucht werden, vom Auto bis zum zentralen Cloud-Rechenzentrum.

Dazu komme mit Kubernetes und Red Hat Openshift die passende Plattform für die Unabhängigkeit von spezifischen Providern. Und schließlich decke man mit Ansible auch das Thema Automatisierung des Infrastruktur-Managements ab.

Ein Openshift-Service vom Hyperscaler bringt die nötigen Services auf allen Stack-Ebenen mit.
Ein Openshift-Service vom Hyperscaler bringt die nötigen Services auf allen Stack-Ebenen mit.
(Bild: SAS)

Kunden und Partner könnten auf Openshift als Plattform auch eigene Managed Services laufen lassen. Gleichzeitig nehme aber die Bereitschaft der Kunden zu, mit den großen Cloud-Providern zusammenzuarbeiten.

Partner profitieren beim Hyperscaler-Geschäft von Red Hat mit

Das muss den Red-Hat-Partnern nicht schaden. „Etwa Cancom hilft, solche Implementierungen zu realisieren,“ berichtete Oliver Parpart, Director IBM & Red Hat bei Cancom. Diese Art des Geschäfts werde für die Geschäftspartner immer wichtiger. Der Drang zu Pay as You go und Provider-Infrastrukturen führe zu mehr Sicherheit, weniger Latenz, mehr und besseren Schnittstellen und einem verbesserten Management in Hybrid- und Multicloud-Umgebungen.

Dabei spielten auch die Online-Marktplätze von Anbietern wie Cancom eine immer bedeutsamere Rolle. Auf ihnen könnten Kunden sich die Hyperscaler-Services nach Wunsch aussuchen.

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Bis Beratung und Implementierung rund um die Hyperscaler dem Brot-und-Butter-Business Systemintegration bei Cancom den Rang ablaufen werden, dürfte es aber noch eine Weile dauern. Großzügig betrachtet, macht dieser Bereich laut Parpart heute etwa ein Viertel der 1,3 Milliarden Euro Gesamtumsatz im Jahr 2022 aus. „Das Cloud-Service-Geschäft hat zudem hohe Wachstumsraten“, betonte Parpart.

Fokus auf Mehrwert für Kunden

Für Red Hat bedeutet das eine Bestätigung der bereits bestehenden Linie bei der Zusammenarbeit mit Partnern: Red Hat komme es, so Schmitt, mehr darauf an, dass die Endkunden durch den Partner eine große Wertschöpfung realisierten.

Die reinen Transaktionen seien weniger wichtig. Das sei ein Konzept, auf das sich andere im Markt erst langsam besännen.

Zukunftstrend Souvereign Cloud

Zu den wichtigen Zukunftstrends gehört der Drang nach mehr Sicherheit. Übereinstimmend meinen die Experten, dass in Zukunft Souvereign Clouds, also solche unter Hoheit des Kunden auf deutschem Boden ohne fremdstaatliche Zugriffsmöglichkeiten, stark an Bedeutung gewinnen würden.

Cancom liefert seinen Kunden einen Rundum-Service für den Aufbau gemanagter Multiclouds mit Services unterschiedlicher Anbieter.
Cancom liefert seinen Kunden einen Rundum-Service für den Aufbau gemanagter Multiclouds mit Services unterschiedlicher Anbieter.
(Bild: SAS/Cancom)

Cancom setzt hier auf eine Zero-Trust-Architektur. Der Integrator entwickelt seine Dynamic Cloud Platform dahingehend weiter.

KI und hybride IT spielen zusammen

Der Fokus von Red Hat auf hybriden Infrastrukturen ergänzt sich nach Darstellung des Managements bestens mit dem aktuellen KI-Trend. „KI braucht eine hybride IT“, äußert Schmitt, schließlich richte sich kaum jemand komplexe KI-Pipelines im eigenen Rechenzentrum ein, wenn es die beim Hyperscaler diese nutzungsbasiert bepreist gäbe. Mit den großen generativen Sprachmodellen träten nun neben Machine-Learning-Anwendungen viele neue Anwendungsszenarien wie Chatbots oder mehrsprachige Spracherkennungs- und Dialogsysteme.

„Die Entwickler basteln auch in ihrer Freizeit an Lösungen mit ChatGPT oder Tensorflow. Sehr produktiv sind hier die Hackathons, die wir regelmäßig für unsere Kunden durchführen.“ Schmitt würde sich wünschen, dass besonders Bundesbehörden weniger zögerlich bei der Einführung von KI wären. „Das kann den Bürgern nur dienen“, ist er überzeugt.

Die Edge bleibt hauptsächlich privat

Auch das Edge Computing ist als Zukunftsmarkt ohne hybride Clouds und innovative IT-Services schwer vorstellbar. Denn die IT in den Endgeräten, etwa in Autos oder Produktionssystemen, gehört ohnehin in aller Regel den Endanwendern.

Doch auch das Edge Gateway/Datacenter wird wahrscheinlich vielerorts weiter unter der Kontrolle der Kundenfirmen bleiben. Denn sie geben die Datenhoheit in diesem Bereich nur ungern aus der Hand.

Neue Funktionen für Openshift

Openshift sei, so Red Hat, auch hier eine solide Basis. Ob es davon irgendwann eine Edge-Variante geben könnte, wollte keiner der in der Online-Konferenz anwesenden Red-Hat-Manager bestätigen. „Die Community kann sich OpenShift durchaus auch leichtgewichtiger vorstellen“, heißt es immerhin. Und generell folge man den Trends, die die Community vorgebe.

Und noch einen Ausblick gab das Red-Hat-Management: Gearbeitet wird an neuen Openshift-Funktionen, die Anwendern helfen sollen, ihre zukünftigen Kohlendioxid-Berichtspflichten bezüglich der IT zu erfüllen.

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