„Wir sollten Microsofts cleveren Schritt feiern!“ Linux Foundation kommentiert Github-Übernahme durch Microsoft
Der Kauf von Github durch Microsoft hat für mächtig Wirbel unter den Nutzern des Open-Source-Dienstes gesorgt. Nun nimmt auch die Linux Foundation dazu Stellung. Deren Antwort mag viele überraschen.

Dass ein Teil der Open-Source-Gemeinde der Übernahme von Github durch Microsoft kritisch gegenübersteht ist noch milde ausgedrückt. Das Misstrauen gegenüber Microsoft sitzt tief und wurde über Jahrzehnte gepflegt.
So bestätigt Sid Sijbrandij, CEO und Co-Founder von Gitlab, in einem Interview gegenüber JAXenter, dass allein in der Woche nach der Bekanntgabe rund 200.000 Umzüge von Github auf Gitlab beauftragt wurden und die Auftragsrate um das 7-fache angestiegen sei.
Jetzt hat Jim Zemlin, Executive Director der Linux Foundation eine Stellungnahme zu der Übernahme veröffentlicht und die wird vielen eingefleischten Kritikern nicht schmecken. Denn Zemlin ist überzeugt, dass das „ziemlich gute Nachrichten für die Welt von Open Source“ sind und „wir sollten Microsofts cleveren Schritt feiern.“
Misstrauen ist unangebracht
Denn, so führt Zemlin weiter aus, Microsoft habe die Mittel und das Know-how, um Github besser zu machen. Er kenne Nat Friedman, Corporate Vice President von Microsoft und neuer CEO von Github, seit Jahren. Dieser sei in der Open-Source-Community seit einigen Jahrzehnten sehr geschätzt.
Der Kauf von Github bedeute nicht, dass Microsoft sich an einer finsteren Verschwörung beteiligt habe, um sich die mehr als 70 Millionen Open-Source-Projekte auf Github unter den Nagel zu reißen. Die meisten wichtigen Projekte auf Github sind unter einer Open-Source-Lizenz lizenziert, die das geistige Eigentum hervorhebt.
Die Marke und andere IP-Assets sind oft im Besitz von Non-Profit-Organisationen wie der Linux Foundation. Und Zemlin ist überzeugt, die Herzen und Köpfe der Entwickler sind nicht etwas, das man „kauft“ – sie muss man sich „verdienen“.
Zemlin interpretiert Microsoft
Zu Microsofts Motivation schreibt Zemlin „Es erscheint mir einfach“, und bemüht Steve Ballmers berühmtes Zitat „Developers, Developers, Developers". Microsoft habe Entwickler schon immer geliebt. Ballmers habe damals nur die Open-Source-Entwickler nicht berücksichtigt. „Satya Nadella hat dieses Versäumnis in dieser Woche auf spektakuläre Weise korrigiert“, so Zemlin weiter. Heute sind mehr als 28 Millionen Open-Source-Entwickler auf Github.
Auch handle es sich nicht, um ein plötzliches Umdenken von Seiten Microsoft. Der Konzern sei heute ein führender Anbieter von „Linux“ und „Kubernetes“, entwickle und vertreibe Linux-basierte Produkte, habe „.NET“ als Open Source freigegeben, und sei Unterstützer der Linux Foundation, der Apache Software Foundation, der Open Source Initiative und vieler ähnlicher Bemühungen. „Ihr Engagement für Open Source ist seit Jahren präsent“, schreibt Zemlin.
„Da wir alle die Entwicklung von Open Source von den Anfängen bis heute bewerten, schlage ich vor, dass wir diesen Moment feiern.“ In einem Brief an den amerikanischen Kongress, den er kurz zuvor verfasst hatte, schreibt Zemlin, dass die jahrzehntelange Entwicklung von Open Source Software bei der Entwicklung moderner technologischer Produkte, Lösungen und Dienstleistungen dauerhaft und unumkehrbar sei.
Die weitere Entwicklung
„Die Mehrheit der weltweiten Wirtschaftssysteme, die Börsen, das Internet, Supercomputer und mobile Geräte, sie alle nutzen das Open-Source-Betriebssystem Linux und seine Nutzung und Verbreitung nimmt weiter zu. Milliarden von Menschen wissen es vielleicht nicht, dass sie jeden Tag Open-Source-Software nutzen, aber ihr moderner Fernseher, ihre Smartwatch, ihre Kamera, ihr Auto und ihr Smartphone verlassen sich auf OSS.“
Zemlin weiter: „Open-Source-Entwickler haben unsere Welt verändert. Microsoft versteht das. Deshalb haben sie Github gekauft. Ich für meinen Teil bin gespannt auf die Verbesserungen, die sie einführen werden und ich wäre schockiert, wenn Nat es vermasselt.“
Die ungekürzte Stellungnahme in englischer Sprache finden Sie im Blog der Linux Foundation.
*Hinweis:Den Beitrag haben wir von der Schwesterpublikation „embedded software engeneer“, ein Angebot der „Elektronik Praxis“ übernommen.
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