Storage-Start-ups: Portworx Kubernetes wird die neue Kontrollebene für das Datacenter und die Cloud

Autor / Redakteur: Kriemhilde Klippstätter / Dr. Jürgen Ehneß |

Das Start-up-Unternehmen Portworx bezeichnet sich selbst als „Container Storage Company“. Jetzt wurden Lösungen für das Backup und das Kapazitäts-Management von Containern vorgestellt.

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Container-Storage gewinnt zunehmend an Beliebtheit – entsprechende Lösungen werden benötigt.
Container-Storage gewinnt zunehmend an Beliebtheit – entsprechende Lösungen werden benötigt.
(Bild: © Torval Mork - stock.adobe.com)

Man trifft immer mal wieder auf junge Firmen, denen man spontan wirtschaftlichen Erfolg prophezeit. Sei es, dass sie durch eine besonders gewitzte Idee oder durch den eigenen Enthusiasmus begeistern – oder beides, wie im Fall Portworx. CEO Murli Thirumale und CTO Goutham Rao, die beide zusammen mit Chief Architect Vinod Jayaraman 2014 die Firma im kalifornischen Redwood City gegründet haben, brannten anlässlich eines Presse-Briefings im Silicon Valley Ende 2019 ein Feuerwerk an Ideen und besten Zukunftsaussichten für ihre Technik und ihr Unternehmen ab. Die Grundlage für die eigene Entwicklung bildet Kubernetes, angeblich das derzeit weltweit am schnellsten wachsende Open-Source-Projekt.

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Ein Jahr nach seiner Gründung brachte Portworx 2015 mit der „PWX“-Speichersoftware sein erstes Produkt auf den Markt, das die nächste Generation für das Hosting zustandsorientierter (stateful) Anwendungen in Linux-Containern einläuten sollte. „Der containerfähige PWX-Speicher des Unternehmens bietet elastischen Scale-Out-Blockspeicher, der nativ in Docker-Containern gespeichert wird, so dass containerisierte Anwendungen direkt auf der Speicherinfrastruktur ausgeführt werden können“, beschrieb das Unternehmen damals das Einsatzgebiet.

Murli Thirumale, CEO von Portworx, setzt auf Kubernetes als zukünftige Kontrollebene für das Datacenter und die Cloud.
Murli Thirumale, CEO von Portworx, setzt auf Kubernetes als zukünftige Kontrollebene für das Datacenter und die Cloud.
(Bild: Portworx)

Heute bietet die Firma, mittlerweile in Palo Alto ansässig, mit „Portworx Enterprise“ eine Datenplattform für Kubernetes an. Die Komponente „PX-Store“ bildet dafür den zentralen Baustein.

Sie stellt den „nativen Cloud-Speicher für Anwendungen dar, die in der Cloud, vor Ort im Datacenter und in Hybrid-/Multi-Cloud-Umgebungen ausgeführt werden“, verspricht das Unternehmen. PX-Store nimmt die vorhandene Hardware – das darf sogar ein SAN oder NAS sein – und verwandelt sie in einen clusterweiten Speicherpool für alle Applikationen. Zudem bietet die Software Hochverfügbarkeit für alle Stateful-Anwendungen und soll die Wiederherstellung ausgefallener Pods in Sekundenschnelle ermöglichen.

Auf PX-Store bauen die Komponenten „PX-Secure“, „PX-Migrate“, „PX-DR“ und „PX-Autopilot“ für das Kapazitäts-Management auf. Neu hinzu gekommen ist jetzt „PX-Backup“ für einzelne Container, Gruppen von Containern oder alle virtuellen Cluster, die von einem physischen Cluster bedient werden. Als Kontrollzentrale agiert „PX-Central“, das einen Überblick über alle zustandsbehafteten (stateful) Anwendungen gibt, die unter Kubernetes laufen – und das über verschiedene Clouds hinweg.

Portworx für jede Kubernetes-Plattform und jede Speicher-Hardware

„Anwender benötigen Storage und Datenorchestrierung in der gleichen Geschwindigkeit und Skalierung, wie es Kubernetes tut“, fordert CEO Thirumale. Datenorchestrierung ist ein relativ neues Konzept zur Beschreibung der Technologien, die den Datenzugriff über Speichersysteme hinweg abstrahieren, alle Daten virtualisieren und – über standardisierte APIs – mit einem globalen Namensraum den datengesteuerten Anwendungen präsentieren.

„Es besteht ein klarer Bedarf an Datenorchestrierung, allein schon wegen der zunehmenden Komplexität des Datenökosystems“, beschreibt Thirumale die Situation. „In Zukunft wird Kubernetes Applikationen und die Infrastruktur für alle Arbeitslasten verwalten“, glaubt der Manager.

Darin eingeschlossen ist seiner Meinung nach der komplette Lebenszyklus der containerisierten Anwendungen inklusive Hochverfügbarkeit, Daten-Recovery, Backup und Compliance-Erweiterungen. „Im Endeffekt wird Kubernetes die neue Kontrollebene für das Datacenter und die Cloud werden“, prophezeit der Firmengründer. Er verweist dabei darauf, dass selbst VMware mit seinem Projekt „Pacific“ nicht länger an Kubernetes vorbeikomme.

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Exkurs: Zustandsorientierte (stateful) Anwendungen in Containern

Als die Container als neue Technik vorgestellt wurden, konnten sie keine zustandsbehafteten (stateful) Applikationen wie Datenbanken und Content-Management-Systeme bedienen. Eine zustandsabhängige Anwendung ist ein Programm, das Kundendaten aus den Aktivitäten einer Sitzung zur Verwendung in der nächsten Sitzung speichert. Die Daten, die gespeichert werden, werden als „Zustand“ (state) der Anwendung bezeichnet. Anwendungen können zustandsbehaftet oder zustandslos sein.

Noch kniffliger wird die Situation, wenn ein Organisator wie Kubernetes die Container einer zustandsabhängigen Applikation ordnen soll, da beispielsweise die Einsatzbereitschaft einer Datenbank eine komplexe Verwaltung erfordert. Im Open-Source-Projekt Kubernetes wurde versucht, das Problem mit dem Controller „Statefulsets“ zu lösen.

Damit lässt sich eine Master-Slave-Umgebung als Kubernetes-Statefulset abbilden und eröffnet die Möglichkeit, auch bestehende Datenbanken für Container zu öffnen. Was Statefulsets nicht berücksichtigt, ist die Verfügbarkeit des darunterliegenden Speichers. Hier kommt Portworx zum Zug.

CTO Goutham Rao glaubt, dass Kubernetes zusammen mit dem Portworx-Portfolio in Zukunft Speicheradministratoren überflüssig macht.
CTO Goutham Rao glaubt, dass Kubernetes zusammen mit dem Portworx-Portfolio in Zukunft Speicheradministratoren überflüssig macht.
(Bild: Portworx)

Damit ändere sich im Datacenter auch die Sichtweise auf die Arbeitsabläufe. Statt wie bisher maschinenorientiert zu arbeiten, stehe jetzt die Applikation im Vordergrund. Und statt dass wie bisher Netzwerk- und Speicheradministratoren die Ressourcen verteilen, wird das in Zukunft Kubernetes übernehmen.

Das beinhaltet auch die Möglichkeit, die Anwendungen am geeignetsten Ort ablaufen zu lassen und sie zu verlagern. Allerdings muss dann auch der Speicher zu Kubernetes passen und Teil des „Cloud-native Application Stacks“ werden, und das will Portworx leisten.

Dessen Chief Technology Officer (CTO) Goutham Rao erkläutert: „Portworx ist ein Speicher-Overlay für Container, die von Kubernetes gesteuert und verwaltet werden.“ Speicheradministratoren sind damit überflüssig; Kubernetes erledigt das alles automatisch, und Portworx stellt dafür die Storage-Services zur Verfügung.

Soll und Haben

Portworx hat seit der Gründung in drei Finanzierungsrunden rund 55 Millionen Dollar eingenommen. Geldgeber sind neben dem Investor Mayfield unter anderen Hewlett Packard Enterprise, Ciso und Netapp. Unter den Partnern finden sich Red Hat, IBM, Pivotal, Google Cloud, Azure und Amazon Web Services und unter den rund 140 Kunden auch die Lufthansa und T-Mobile US.

Die rund 100 Angestellten konnten den Umsatz von 2018 auf 2019 um 100 Prozent steigern, erwirtschaften aber noch keinen Gewinn. Portworx behauptet von sich, die am weitesten verbreitete Speicherplattform für Kubernetes zu sein. Setzt sich Kubernetes durch, dann dürfte auch Portworx abheben.

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