Interview mit Suse-Manager Alan Clark, Aufsichtsratsvorsitzender der OpenStack Foundation Die Vision heißt Open Infrastructure

Autor Ludger Schmitz |

OpenStack ist in den acht Jahren seines Bestehens in der IT-Welt akzeptiert und verbreitet. Derzeit scheint sich die Organisation neu zu orientieren, mehr auf seine Umgebung zu achten. Mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Alan Clark sprach Ludger Schmitz*.

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Die OpenStack Foundation erweitert ihr Fokus von Cloud Computing auf Open Infrastructure.
Die OpenStack Foundation erweitert ihr Fokus von Cloud Computing auf Open Infrastructure.
(Bild: Ludger Schmitz / CC BY 3.0 / BY 3.0)

Zum OpenStack Summit nach Vancouver kamen 2600 Besucher. Sind sie enttäuscht?

Alan Clark: Nein. Wir habe den Summit organisatorisch geändert. Die früher integrierte Developer-Konferenz PTG – Project Technical Group – findet nun separat statt. Die war zwei Monaten vor dem Vancouver Summit in Dublin, rund 800 Entwickler waren da. Die Teilnehmerzahlen ändern sich halt ständig, auch beim Summit. Hinzu kommt, dass die Community reifer wird. Man kann auf den Summits feststellen, dass nicht das allgemeine Thema OpenStack zieht, sondern die Sessions zum technischen Kern besonders viel Besucher anziehen.

Suse-Manager Alan Clark ist Chefaufseher der OpenStack Foundation
Suse-Manager Alan Clark ist Chefaufseher der OpenStack Foundation
(Bild: Suse)

Auf dem vergangenen Summit in Sydney war die Integration von OpenStack und Public Clouds noch ein großes Thema. Jetzt hört man kaum noch etwas davon. Warum?

Alan Clark: Die Antwort auf die Frage ist Zuul, das heißt Continuous Integration/Continuous Delivery, kurz CI/CD. Aber das ist nur ein Aspekt. Kubernetes gehören dazu wie auch andere Tools. Und noch etwas: Wir wollten das Publikum nicht mit allen Themen, die für uns Priorität haben, in den Keynotes des ersten Tages überrollen. Nach dem neuen Konferenzmodell waren daher zentrale Themen auf mehrere Tage verteilt.

Ein Dauerthema ist die Administration von OpenStack. Wo ist das Thema geblieben?

Alan Clark: Wir haben einen langen Weg hinter uns. Es gibt nicht das eine Tool, das alles großartig kann. Es ist die Kombination aller Tools, die verbessert wurden. Das Problem besteht darin, dass so viel passiert. Ich habe vor Kurzem mit dem technischen Komitee gesprochen, und die haben mich über wahnsinnig viele Neuigkeiten der nächsten OpenStack-Version informiert. Wer so viel hat, bekommt das Problem, genug über alles zu erzählen.

Der Reifegrad der Produkte ist nicht gleich, einige sind eher in einem Entwicklungsstadium – und die OpenStack-Interessenten blicken nicht mehr durch.

Alan Clark: Auf der neuen Website gibt es genau diese Hinweise, es gibt Empfehlungen, was Anwender für welche Projektziele verwenden sollten. Und im Superuser-Bereich gibt es monatlich einen Newsletter mit ein oder zwei Anwendungsbeispielen aus der Praxis. Solche Berichte sind auf eine Organisation fokussiert, aber darüber hinaus gibt es Whitepapers, deren Themen sich mit den Anforderungen vertikaler Industrien beschäftigen.

Schließlich bestehen in OpenStack neben den Working Groups für die Entwicklung von einzelnen Produkten noch die Special Interest Groups, SIGs. Aus denen kommen Whitepapers oder ganze Listen mit Anforderungen, und aus einigen sind wiederum Working Groups hervorgegangen. Die jüngste SIG beschäftigt sich mit den Anforderungen der Finanzwirtschaft. Da war China Union Pay der Initiator. Ihr erstes Werk war ein Whitepaper, in dem sie beschrieben, wie sie selbst OpenStack verwenden und was sie und andere Finanzdienstleister benötigen.

Was wird aus der Trennung zwischen dem Kern DevCore und dem BigTent. Gibt es eine neue Organisation?

Alan Clark: Bei der Einführung dieser Unterteilung hatten wir damals das Problem, dass es eine Menge neuer Projekte gab, die gerne bei OpenStack dabei sein wollten. Wir wollten einen Mechanismus einführen, um diese Projekte einerseits einzuladen, andererseits aber ihnen ein Areal zuordnen, in dem sie reifen können. Unsere Intention war also eher einen Prozess aufzubauen, nach dem sich ein sehr großes Open-Source-Projekt entwickeln kann. Das Ergebnis war aber eher verwirrend.

Wir brauchen weiterhin die Innovation. Wir wollen weiterhin Projekte einladen, Lücken zu schließen. Und gleichzeitig möchten wir mit Projekten zusammenarbeiten, die nicht zu OpenStack gehören, zum Beispiel mit Kubernetes.

Wie entwickelt sich die Zusammenarbeit mit anderen Communites im Cloud-Spektrum?

Alan Clark: Das entwickelt sich sehr gut. Wir haben damit 2015 angefangen und seit 2017 ist das ein zentraler Aspekt unserer Arbeit. Die Beziehungen sind zu jeder Community unterschiedlich, wir haben eine Menge gelernt. Sie brauchen andererseits auch unsere Unterstützung, weil sie direkt auf OpenStack Bezug nehmen. Wir haben uns mit ihnen auf Leitungsebene getroffen und ziemlich viele Schwierigkeiten entdeckt über unsere Beziehung und wie es besser laufen könnte.

Ein Ergebnis war der Start gemeinsamer Projekte wie XCI Cross Cloud Integration, das jetzt im Networking-Bereich von OpenStack läuft. Ein anderer Beispiel ist die Special Interest Group in OpenStack.org, die ein Auge auf Kubernetes hat.

Es gibt umgekehrt eine solche Gruppe im Kubernetes-Projekt, die auf OpenStack achten. Beide SIGs arbeiten inzwischen zusammen. Sie schreiben Software, die sicherstellt, dass Kubernetes gut mit OpenStack zusammenarbeitet. Es gibt also Beziehungen auf der höheren Ebene und andere auf Projektlevel wie den SIGs.

Mein Eindruck ist, dass die Vision, die Zukunftsorientierung von OpenStack über Cloud hinaus geht.

Clark: Die Vision weitet sich aus, sie heißt Open Infrastructure. Die Entwicklung um OpenStack hat sich beruhigt, es ist in den Organisationen angekommen – und es hat sie verändert. Wir richten unser Augenmerk auf seine Umgebung.

* Das Interview führte Ludger Schmitz, freiberuflicher Journalist in Kelheim.

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