Ein langjähriger Cloud-Praktiker im Interview Vom Admin zum Cloud-Operator
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Es heißt, IT-Stäbe von Unternehmen hätten teilweise Vorbehalte gegen Cloud Computing, weil es ihre berufliche Position beeinträchtigt. Ein erfahrener Cloud-Anwender erläutert, in welchen Bereichen sich was verändert.

Das Berliner Cloud-Storage-Startup Teamplace gibt es zwar erst seit 2015, seine Gründer haben aber längere Cloud-Erfahrungen. Das Unternehmen ist aus der Cortado AG hervorgegangen, die schon vor acht Jahren Mail-Hosting für MS Exchange anbot. Hier entwickelte sich die Cloud-Lösung Teamplace. Nach einer Testphase mit Microsoft Azure setzte man vor drei Jahren auf Amazon Web Services. Die Ausgründung Teamplace arbeitet fast vollständig in der AWS-Cloud. Die Firma hat kaum noch IT-Systeme im Haus; eigene Rechner gibt es nur zum Programmieren und eben zum Zugriff auf die Cloud. IT-Leiter Karsten Constantin erläutert im Interview, wie sich IT-Spezialisten in die Cloud einleben.
Wie haben Ihre Leute mit der Cloud angefangen?
Wir waren vor acht Jahren ziemlich früh dran mit der Cloud-Nutzung. Die meisten von uns kamen aus der klassischen Administration. Damals gab es noch keine Weiterbildung, keine Kurse, keine Literatur. Wir haben uns in der Praxis vom klassischen Administrator immer mehr zum Cloud-Operator weitergebildet. Wir sind quasi in die Cloud hineingewachsen.
Laut Umfragen beklagen viele Unternehmen, es gäbe zu wenig Cloud-Spezialisten.
Das überrascht mich auch. Auf den einschlägigen Stellenportalen im Internet findet man nicht so viele Firmen, die Cloud-Spezialisten suchen, konkrete Nachfrage nach Leuten für AWS, OpenStack oder Azure ist eher selten. Aber Stellen für Systemadministratoren sind massenhaft offen. Klagen, dass Cloud-Projekte aus Mangel an Personal scheitern, könnten auch Ausreden sein. Das war auch früher schon so. Natürlich wird es immer Projekte geben, die aus Mangel an Fachkräften scheitern. Aber das kann auch an den Projekten selbst liegen: zu spät angefangen, zu spät gesucht, falsche Voraussetzungen, schlechte Bezahlung etc. Es ist komisch, dass die Schulungsanbieter die Kurse nicht voll bekommen. Ich habe es selbst erlebt, dass Kurse abgesagt wurden, weil es zu wenig Interessenten gab.
Gab es Bedenken seitens der Admins auf dem Weg in die Cloud?
Bei uns waren die klassischen Administratoren eher erleichtert. Wir müssen uns nicht mehr um die Hardware kümmern, nicht mehr um Lizenzen, nicht mehr um Maintenance und Support. Und nicht mehr der Ärger, dass neue Softwareversionen immer neue Hardware-Investitionen verlangen. Für uns ist das Leben einfacher geworden. Cloud war eine große Erleichterung.
Irritiert der Cloud-Slogan „Raus aus den Silos“ die Admins?
Je nachdem. Es gibt den klassischen Admin, der seit 20 Jahren seinen Job macht und Veränderungen hasst. Der schaut auf seine Systeme und hat vermutlich Angst vor einem gewissen Machtverlust. Wenn es Probleme mit der IT gibt, rennen alle bettelnd zum Admin, der mehr oder minder gnädig hilft. Nun auf einmal sind andere Sachen wichtiger als seine alten Aufgabengebiete. Wenn die in eine bestimmte Abwehrhaltung kommen, hat man es schwer, zu ihnen vorzudringen, die alte Not-my-Business-Denke zu durchbrechen. Da perlt alles ab. Solche Leute werden scheitern und früher oder später ihren Job verlieren. Durch Cloud Computing wandelt sich das klassische Berufsbild eines Administrators rasant. Dabei sind wir erst am Anfang einer Entwicklung, da ist also noch einiges zu erwarten.
Sind junge Leute unbelasteter oder Cloud-affiner?
Je jünger die IT-Leute sind, desto leichter lassen sie sich für die Cloud begeistern. Die sind mit Google Drive und iCloud, mit Dropbox und Facebook aufgewachsen. Da muss man nicht viel überzeugen. Großes Aber: Junge Informatiker haben zwar von Cloud gehört, aber nichts darüber an der Uni gelernt.
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