Weg mit den fehlerhaften Einstellungen! Diese 10 Dinge sollten Admins in Hyper-V unbedingt meiden

Autor / Redakteur: Thomas Joos / Ulrike Ostler |

Die Microsoft-Virtualisierungstechnik „Hyper-V“ bietet viele Einstellungsmöglichkeiten. Nicht jede taugt für alle Server und alle Server-Anwendungen. Welche die Leistung und Stabilität einer virtuellen Umgebung beeinträchtigen können, dazu gibt es hier einige Beispiele.

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Autor Thomas Joos stellt die Top 10 der "No-Go"s für Hyper-V-Adiministratoren zusammen.
Autor Thomas Joos stellt die Top 10 der "No-Go"s für Hyper-V-Adiministratoren zusammen.
(Bild: enterlinedesign)

Um Hyper-V möglichst stabil und leistungsstark zu betreiben, sollten Administratoren einige Einstellungen berücksichtigen und nicht ignorieren. Andere Einstellungen sollten auf jeden Fall angepasst werden, bevor Aktionen für VMs durchgeführt werden, zum Beispiel vor dem Erstellen von Snapshots.

1. Dynamischen Arbeitsspeicher für Exchange und SQL aktivieren

Der dynamische Arbeitsspeicher in Hyper-V erlaubt das Abgeben oder Erhalten von Arbeitsspeicher für die VM im laufenden Betrieb. Mit dieser Technik geben VMs, die ihren Arbeitsspeicher nicht komplett ausschöpfen ab, während andere VMs den Arbeitsspeicher erhalten.

Der dynamische Arbeitsspeicher in Hyper-V ist generell eine gute Idee, aber nicht für alle Server-Anwendungen geeignet.
Der dynamische Arbeitsspeicher in Hyper-V ist generell eine gute Idee, aber nicht für alle Server-Anwendungen geeignet.
(Bild: Thomas Joos)

Die Technik ist generell recht sinnvoll, allerdings müssen die installierten Server-Anwendungen damit umgehen können. „Microsoft Exchange“ in allen Versionen und Editionen sowie „Microsoft SQL Server“ in einigen Editionen sind dazu nicht in der Lage.

Wird bei diesen Servern der dynamische Arbeitsspeicher verwendet, bricht die Leistung der Server-Anwendungen deutlich ein. Die Funktion sollte also nur für die Server aktiviert werden, die diese Funktion auch unterstützen.

2. Betriebssystem und virtuelle Festplatten auf einem gemeinsamen Datenträger ablegen

In den Standardeinstellungen von Hyper-V ist die Speicherung der virtuellen Festplatten auf dem gleichen Datenträger vorgesehen, wie das Profil des Administrators. Hier liegen in den meisten Fällen auch die Systemdateien. Generell ist es sehr empfehlenswert darauf zu achten, dass Systemdateien und Programminstallationen von den virtuellen Festplatten getrennt werden.

In den Hyper-V-Einstellungen lässt sich ein genereller Speicherort für die virtuellen Festplatten festlegen. Dieser kann in den Einstellungen von VMs aber angepasst werden.
In den Hyper-V-Einstellungen lässt sich ein genereller Speicherort für die virtuellen Festplatten festlegen. Dieser kann in den Einstellungen von VMs aber angepasst werden.
(Bild: Thomas Joos)

Auch in Testumgebungen ist das sinnvoll, da hier ebenfalls Leistung für das Testen zur Verfügung stehen muss. Aus diesem Grund sollte es vermieden werden, die virtuellen Festplatten mit anderen Dateien zu vermischen, die ebenfalls häufig verwendet werden.

3. Physische Festplatten an VMs anbinden

In einigen Szenarien kann es durchaus sinnvoll sein, physische Festplatten direkt an eine VM anzubinden. Dieses Szenario bietet dann direkten Speicherzugriff von VMs auf die Festplatte.

Allerdings ist das nicht immer sinnvoll. Die jeweilige Festplatte kann in den meisten Fällen nur von der jeweiligen VM genutzt werden. Außerdem müssen Administratoren genau wissen, was sie tun; denn die Festplatte befindet sich in diesem Szenario außerhalb des Hypervisors.

Physische Festplatten lassen sich direkt an virtuelle Server anbinden. In manchen Fällen ist das sinnvoll, aber nicht in allen.
Physische Festplatten lassen sich direkt an virtuelle Server anbinden. In manchen Fällen ist das sinnvoll, aber nicht in allen.
(Bild: Thomas Joos)

Was auf der einen Seite also Verbesserungen der Leistungen bietet, oder Zugriff auf Installationsdateien externer Datenträger, kann auf der anderen Seite zu Problemen führen. Die Funktion ist toll, sollte aber nicht generell verwendet werden. Eine virtuelle Festplatte auf einem schnellen Datenträger, zum Beispiel einer SSD, kann hier oft die bessere Wahl sein.

4. Festplatten mit dynamischer Größe verwenden

Dynamische Festplatten wachsen mit dem Speichervolumen einer VM mit. Dadurch benötigen die Festplatten nicht zu viel Speicherplatz nach der Installation. Der Nachteil liegt allerdings in der Leistung. Vor allem sehr leistungshungrige Systeme sind oft auf jedes Quäntchen Leistung angewiesen.

Server, deren Leistung nicht von der Festplattenleistung direkt abhängen, können diese Funktion durchaus nutzen. Allerdings unterstützen auch nicht alle Server-Applikationen dynamische Festplatten. Hier sollte also sichergestellt werden, dass der Hersteller der Server-Anwendung dynamische Festplatten unterstützt, auch dann wenn die Leistung nicht unbedingt ausschlaggebend ist.

Außerdem wachsen dynamische Festplatten ständig an. Es kann passieren, dass der Speicherplatz des Hyper-V-Hosts nicht mehr ausreicht. In diesem Fall stellen VMs ihren Dienst an. Dynamische Festplatten sind also durchaus eine interessante Funktion, sollten für leistungshungrige VMs aber nicht eingesetzt werden. Beim Einsatz der dynamischen Festplatten für herkömmliche Server, sollte der Speicherplatz des Hosts im Auge behalten werden.

5. Virenscanner überall suchen lassen

Virenscanner sind auch auf Hyper-V-Hosts sinnvoll. Allerdings sollten diese nicht alle Verzeichnisse und Prozesse scannen lassen. Vor allem die Verzeichnisse in denen sich virtuelle Festplatten, Snapshots und die ISO-Dateien befinden, sollten nicht gescannt werden. In Clustern ist es ratsam, das Verzeichnis des Cluster Shared Volumes auszunehmen. Außerdem empfiehlt Microsoft, dass die folgenden Prozesse nicht durch den Virenscanner gescannt werden:

  • Hyper-V Virtual Machine Management: vmms.exe
  • Hyper-V Virtual Machine Worker Process: vmwp.exe
  • Cluster Server Service: clussvc.exe

6. Mehr Ressourcen zuweisen als notwendig

VMs sollten nicht mehr Ressourcen zugewiesen werden, als diese tatsächlich benötigen. Denn die zugewiesenen Ressourcen belasten den Host und fehlen oft anderen VMs. Es ist daher sinnvoll, nur so viele Ressourcen zuzuweisen, wie die VM auch tatsächlich benötigt.

Sind auf Dauer mehr Ressourcen notwendig, lassen sich diese zumeist zum richtigen Zeitpunkt problemlos zuweisen. Ab Windows Server 2016 lässt sich sogar der verwendete Arbeitsspeicher im laufenden Betrieb zuweisen, auch dann wenn kein dynamischer Arbeitsspeicher verwendet wird. Allerdings gilt es auch hier darauf zu achten, ob die Server-Applikationen das unterstützen. Alternativ muss die VM dann nach der Einstellung neu gestartet werden.

7. Lizenzierung inkorrekt vornehmen

Viele Unternehmen lizenzieren den Einsatz von „Windows Server 2012 R2“ als Hyper-V-Host nicht korrekt. Kommt eine Lizenzkontrolle von Microsoft zu Besuch, kann das schnell teuer werden. Unternehmen sollten, neben eventuellen Verträgen zu Leasing, Miete oder Kauf, auch beachten, welche Edition sie einsetzen wollen, und welche Anzahl von Lizenzen sie tatsächlich benötigen.

Auf Servern mit Windows Server 2012 R2 Standard dürfen Unternehmen zwei virtuelle Server pro Lizenz installieren. Sollen auf einem Hyper-V-Host mehr virtuelle Server im Einsatz sein, sind mehrere Lizenzen für die Standard-Edition notwendig, oder eben eine Datacenter-Lizenz. Die Datacenter-Edition erlaubt den Betrieb unbegrenzt vieler virtueller Server auf einem Host. Beide Editionen decken außerdem immer nur zwei Prozessoren des Hosts ab.

Die erforderliche Mindestanzahl von Betriebssystemlizenzen für jeden Server wird durch die Anzahl der physischen Prozessoren des Hosts sowie die Anzahl an virtueller Server bestimmt, die sie auf dem Hyper-V-Host installieren. Setzen Unternehmen also Server mit mehreren Prozessoren ein, ist pro Prozessorpaar (nicht Kern) eine Lizenz notwendig, egal welche Edition im Einsatz ist.

Auch beim Einsatz von Server-Anwendungen muss hier einiges beachtet werden. Es lohnt sich also einen Lizenzspezialisten zu Rate zu ziehen.

8. Standard-Einstellungen der Speicherorte auf dem Standard belassen

Neben den Standardeinstellungen für den Speicherort der virtuellen Festplatten, sind auch viele andere Einstellungen in Hyper-V nicht ideal gesetzt. Beispiele dafür sind die Speicherorte für Snapshots und Smart Paging-Dateien. Die Smart-Paging-Dateien werden für den Start eines Servers verwendet.

Die Dateien sind zum Beispiel sinnvoll, wenn auf dem Host nicht genügend Arbeitsspeicher für den Start des Servers zur Verfügung steht. In diesem Fall nutzt Hyper-V die Smart-Paging-Datei als Auslagerungsdatei für Arbeitsspeicher, damit der Server wenigstens starten kann. Diesen und den Speicherort der Snapshots sollten Administratoren anpassen.

Das gilt auch für andere Einstellungen in Hyper-V. Sobald zum Beispiel ein Snapshot für einen Server erstellt wurde, lässt sich er Speicherort der Snapshot-Dateien nicht mehr anpassen, bis der Snapshot wieder gelöscht wird.

9. Viele Snapshots erstellen

Erstellen Administratoren einen Snapshot, sperrt Hyper-V die .vhd(x)-Datei des virtuellen Servers vor zukünftigen Änderungen und speichert alle zukünftigen Daten in eine neue differenzierende Festplatte (.avdx). Erstellen Administratoren auf Basis dieses Snapshots einen weiteren Snapshot, verwendet auch dieser eine neue .avdx-Datei, die wiederum auf die vorangegangene .avdx-Datei verweist. Je mehr Snapshots erstellt werden, desto mehr .avdx-Dateien werden angelegt, was die Leistung des Servers beeinträchtigt.

Snapshots belasten den Host und die VMs. Mit jedem Snapshot sind die Leistung einer VM, da diese dadurch mehr virtuelle Festplattendateien verwalten muss. Snapshots sollten also nur solange eingesetzt werden, wie diese benötigt werden. Nicht mehr benötigte Snapshots sollten Administratoren löschen, um Host und VMs zu entlasten.

10. Keine für Hyper-V optimierte Datensicherung einsetzen

Grundsätzlich sollte beim Einsatz von Hyper-V auf eine Datensicherung gesetzt werden, die den Hypervisor unterstützt. Dadurch wird die zu sichernde Datenmenge reduziert und die Sicherung schneller abgeschlossen. Sicherungen benötigen in diesem Fall ein geringeres Zeitfenster, Deduplizierungen vermeiden doppelt gesicherte Dateien, und die Sicherung ist wesentlich stabiler und performanter. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass die Sicherungslösung auch die jeweilige Hyper-V-Version unterstützt.

Auch virtuelle Server lassen sich mit herkömmlichen Sicherungsstrategien sichern. Dazu installieren Administratoren auf den virtuellen Servern die Agents der entsprechenden Sicherungslösung. Dadurch behandelt das Datensicherungsprogramm diese Server genauso wie normale physische Server. Diese Art der Datensicherung sichert aber nicht die Konfiguration der virtuellen Maschine und verwendet auch nicht die optimierten Methoden die Hyper-V zur Verfügung stellt.

Datensicherungen, die Hyper-V unterstützen, nutzen Schnittstellen von Hyper-V zur optimalen Sicherung. In diesem Zusammenhang kann die Software Snapshots der virtuellen Server zur Sicherung sowie den Schattenkopie-Dienst verwenden. Das ist wesentlich effizienter, schneller und auch stabiler, als herkömmliche Sicherungen.

*Thomas Joos ist freier Autor; er schreibt Fachbücher und Fachartikel, lebt in Bad Wimpfen und blogt unter „Toms Admin-Blog“ auf DataCenter-Insider.de.

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