Cyrus-One-President zum Brexit und zu anderen Rahmenbedingungen Der Rechenzentrums-Boom wird sich im Jahr 2020 fortsetzen

Autor / Redakteur: Tesh Durvasula* / Ulrike Ostler |

Mit 2020 starten wird in ein neues Jahrzehnt. Doch ist es wichtig, auf das zurückzublicken, was in den vergangenen zehn Jahren erreicht wurde, sagt Tesh Durvasula, President Europe von Cyrus One. Es sei erstaunlich, wie sich die Datentechnik in diesem Zeitraum entwickelt hat. Von Amazons Alexa-Ökosystem über die Entwicklung der Xbox bis hin zur Einführung des ersten iPad von Apple und der Entwicklung selbstfahrender Autos – man könne sich kaum mehr eine Welt vorstellen, in der es diese Geräte und Technologien noch nicht gab. Doch tatsächlich war das vor 2010 der Fall.

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Tesh Durvasula: „Fremd- und Eigenkapitalinvestoren erwarten, dass der Gesamtwert der Investitionen in die europäische Rechenzentrumsinfrastruktur in den nächsten 24 Monaten steigen wird.“
Tesh Durvasula: „Fremd- und Eigenkapitalinvestoren erwarten, dass der Gesamtwert der Investitionen in die europäische Rechenzentrumsinfrastruktur in den nächsten 24 Monaten steigen wird.“
(Bild: Cyrus One)

Durch die kontinuierliche Entwicklung neuer Technologien, Geräte und fortschreitender globaler Konnektivität entstehen immer mehr Daten und Informationen, die übertragen und verarbeitet werden müssen. Rechenzentrums- und Cloud-Anbieter haben sich dieser Herausforderung gestellt und die aus diesen Entwicklungen resultierenden Kundenbedürfnisse in den letzten zehn Jahren bedient. Im Folgenden soll der Blick darauf gerichtet werden, wie die Rechenzentrums- und Cloud-Branche im Jahr 2020 und darüber hinaus aussehen könnte.

Brexit

Während noch unklar ist, wie der Brexit konkret aussehen wird, kann man sagen, dass es aufgrund der anhaltenden Unsicherheit in Großbritannien eine Zurückhaltung bei Investitionen in digitale Infrastrukturen gegeben hat. Eine Umfrage des Institute of Directors ergab, dass nahezu vier von zehn IT-Unternehmen ihre Aktivitäten aufgrund des Brexits ins Ausland verlagern könnten.

Da die Anzahl der Start-ups in der Technologieszene 2018 jedoch um 14 Prozent gewachsen ist, werden Vertrauen und Investitionen hoffentlich wieder zunehmen, sobald das Brexit-Problem auf die eine oder andere Weise gelöst ist. Das kontinuierliche Entstehen neuer Ideen und Technologien bringt unweigerlich eine Nachfrage nach digitaler Infrastruktur mit sich.

Insgesamt ist im Jahr 2019 die digitale Infrastruktur in Europa gewachsen und Unternehmen sind zunehmend in andere Länder expandiert. Im dritten Quartal 2019 kamen bei Cyrus One 37 Prozent der Rechenzentrumsbuchungen aus Europa und die Nachfrage zieht weiter an.

Da Unternehmen weiterhin nach weltweiter Konnektivität und hybriden Cloud-Lösungen suchen, gehen wir davon aus, dass die großen Hyperscaler noch weiter expandieren werden. Eine aktuelle Studie der Anwaltskanzlei DLA Piper bestätigt diese positive Prognose für das kommende Jahr. Sie besagt, dass 92 Prozent der Fremd- und Eigenkapitalinvestoren erwarten, dass der Gesamtwert der Investitionen in die europäische Rechenzentrumsinfrastruktur in den nächsten 24 Monaten steigen wird.

Digitale Dienstleistungen

Es werden zunehmend neue digitale Dienstleister entstehen, deren Geschäftsmodelle, die Cloud-, IoT- und Edge-Computing verbinden. So können digitale Transformationsstrategien monetarisiert und traditionelle Branchen aufgebrochen werden. Beispiele sind hier immer beliebter werdende E-Sport-Plattformen wie „Twitch“, der Einsatz KI-basierter Technologien wie Gesichtserkennung, die Infrastruktur für selbstfahrende Autos und vieles mehr.

Hierdurch entstehen so viele Daten, dass Investitionen notwendig sind. Für Rechenzentrumsbetreiber bedeutet dies, in neue Hardware zu investieren, die bei höheren Temperaturen betrieben werden kann sowie effizientere Kühltechniken einzusetzen und Gebäude mit höheren Leistungsdichten zu schaffen.

Grüne Tarife und erneuerbare Energien

Neben politischen Veränderungen wie zum Beispiel dem Brexit sind Nachhaltigkeit und Energie-Effizienz die Themen der letzten Jahre. Weltweit haben Bewegungen des gesellschaftlichen Mainstreams es erreicht, dass ethische Geschäftspraktiken im Mittelpunkt des öffentlichen Bewusstseins stehen und Unternehmen, bei denen diese fehlen, angeprangert werden.

Es wird erwartet, dass die ITK-Industrie bis 2025 für 20 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs und bis zu 5,5 Prozent der weltweiten CO²-Emissionen verantwortlich sein könnte. Angesichts dieser Prognosen ist es wichtig, dass die Industrie deutlich ihre Bereitschaft zeigt, die benötigten Energiequellen zu sichern, diese Energie an die richtigen Standorte zu bringen und die Energie-Effizienz an allen Standorten konsequent zu optimieren. Jetzt ist es an der Zeit, bedeutende Veränderungen mit anhaltenden und effektiven Lösungen einzuleiten.

Die größte Herausforderung für Rechenzentrumsbetreiber im Bereich Nachhaltigkeit besteht darin, den Strombedarf mit den besten verfügbaren erneuerbaren und kohlenstoffarmen Energiequellen zu decken. Es wird spannend, wie sich dies im Jahr 2020 weiter entwickeln wird.

Branchenkonsolidierung und Entscheidungsfindung für Rechenzentrumslösungen

Eine neue Studie von INAP geht davon aus, dass neun von zehn Unternehmen ihre Arbeitsprozesse und Daten bis 2022 in die Cloud verlagern werden. Dafür nutzen Unternehmen Co-Location-Datacenter, die effiziente, zuverlässige und flexible Möglichkeiten der Datensicherung bieten. Hierdurch wird vielleicht die nächste Wachstumsphase in der Rechenzentrumsbranche entstehen.

Viele Unternehmen werden zu Beginn des Jahres 2020 ihre Technologie-Portfolios überprüfen und entscheiden, welche neuen Technologien sie am besten dabei unterstützen, ihre wachsenden Datenmengen zu verwalten. Höhere Netzwerkleistung, kostengünstigere Lösungen und weniger manuelle Wartung sind die ausschlaggebendsten Entscheidungsfaktoren, wenn Unternehmen einen Off-Premise- oder Hybrid-Ansatz in Betracht ziehen.

Obwohl niemand genau vorhersagen kann, was als nächstes kommt, ist eines sicher: Rechenzentrumsbetreiber müssen agil und flexibel genug bleiben, um auf Kundenanforderungen und sich ändernde Bedarfsanforderungen reagieren zu können. Von künstlicher Intelligenz über Human Augmentation Technology bis hin zu Kryptowährung und E-Commerce wird der anhaltende technologische Fortschritt in allen Bereichen des täglichen Lebens nur dazu führen, dass mehr Daten und mehr Nachfrage bei den Kunden entstehen. Einhergehend damit wird auch die Nachfrage nach Rechenzentrumskapazitäten mit modernen Speicherlösungen nur noch steigen.

* Tesh Durvasula ist President Europe beim Co-Location-Anbieter Cyrus One.

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