Verwaltung von Fileservices Dateiserver von Windows nach Linux migrieren
Viele Unternehmen wechseln derzeit von Windows zu Linux. Das liegt vor allem an dem Support-Ende von Windows Server 2003/2003 R2 und SBS 2003/2003 R2. Anstatt alte Windows-Versionen zu erneuern, wechseln immer mehr Unternehmen lieber auf das Opensource-Betriebssystem. Hier muss aber einiges beachten werden.
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Linux-Server sind auch für Windows-Administratoren mit geringen Linux-Kenntnissen schnell aufgesetzt und betriebsbereit. Von vielen Herstellern gibt es assistentengestützte Systeme, die über eine Weboberfläche verwaltet werden. An dieser Hürde scheitern Migrationsobjekte daher selten. Die Haken liegen an anderer Stelle.
Um auch in kleinen Unternehmen Daten zentral abzulegen, E-Mails zu senden und andere Funktionen der Gruppenarbeit zu nutzen, ist nicht immer ein Windows-Server notwendig. Es gibt einige Linux-Distributionen die ähnlichen Funktionsumfang bieten und schnell und einfach zu installieren und zu verwalten sind.
Vorteil dabei ist, dass diese meistens kostenlos zur Verfügung stehen. Allerdings müssen Administratoren vorher gut planen und keine Schnellschüsse bei der Migration durchführen.
Auswahl der optimalen Distribution
Bevor Unternehmen zu Linux wechseln, muss erst geklärt werden, welche Distribution zum Einsatz kommen soll. Auf dem Markt gibt es neben SUSE, Ubuntu, Debian und Red Hat, dutzende weitere Distributionen in verschiedenen Formen und Derivaten.
Wichtig ist an dieser Stelle die Kompatibilität mit den Dateien, die auf den Servern gespeichert werden sollen. Außerdem muss entschieden werden, ob die Client-Rechner der Anwender weiterhin mit Windows betrieben werden sollen. Wenn ja, muss die Distribution natürlich kompatibel mit Windows sein und auch die Anmeldung von Windows-Rechnern erlauben. Hier wird oft mit Samba gearbeitet.
Aber auch mit nachträglich installierter grafischer Oberfläche werden viele Einstellungen und Konfiguration in Linux mit Konfigurationsdateien und in der Shell durchgeführt. Außnahmen sind natürlich spezielle Server, die neben Dateidienste noch weitere Funktionen zur Verfügung stellen, zum Beispiel DNS, DHCP, Mail und mehr. Hier werden die Einstellungen in den meisten Fällen in einer webbasierten Oberfläche durchgeführt.
Wenn es um die Authentifizierung von Benutzer und der Absicherung von Daten in Netzwerken geht, kommen Administratoren kaum um eine Windows-Domäne, seit Windows 2000 auch Active Directory genannt herum. Administratoren, die auf Linux setzen wollen, können eine Windows-Domäne auch mit einem kostenlosen Samba-Server auf Basis von Linux darstellen.
Samba 4 steht auf verschiedenen Wegen als Linux-Distribution zur Verfügung. Auch Univention Corporate Server bietet eine Linux-Distribution mit Samba 4 und zusätzlich eine webbasierte Verwaltungsoberfläche.
Server-Versionen verwenden, keine Desktop-Linux-Varianten
Administratoren sollten beim Betrieb von Linux-Servern darauf achten, eine echte Server-Version zu installieren, nicht die Desktop-Version der entsprechenden Distribution. Denn nur diese bieten optimale Möglichkeiten für die von Client-Rechnern und dem Aufbauen von Server-Infrastrukturen.
Der Nachteil der Server-Versionen ist das Fehlen der grafischen Oberfläche, was für Linux-Admins kein Problem darstellt, für Windows-Administratoren allerdings etwas komplizierter ist. Administratoren haben aber die Möglichkeit, zum Beispiel nach der Installation eines Ubuntu-Servers, eine eingeschränkte grafische Oberfläche zu installieren.
Wenn keine spezielle Version, wie UCS zum Einsatz kommt, gestaltet sich nach der Installation auch die Verwaltung der Berechtigungen etwas komplizierter. Denn hier fehlen unterstützende Assistenten, und Administratoren müssen sehr sorgfältig vorgehen, wenn es um die Erteilung von Rechten auf Verzeichnisse und Freigaben geht.
Berechtigungen der Verzeichnisse beachten
In den meisten Firmen liegen für Verzeichnisse und Freigaben komplexe und verschachtelte Strukturen vor. Die Berechtigungen der Verzeichnisse und Freigaben sind außerdem in den seltensten Fällen dokumentiert.
Das heißt, bei einem Wechsel der Verzeichnisse und Freigabe auf Linux-Systeme lässt sich schwer mit Tools und Anwendungen arbeiten, sondern Administratoren müssen die Verzeichnisstruktur neu aufbauen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Windows-Server meistens mit NTFS arbeiten, während auf Linux-Servern das ext3/4-System zum Einsatz kommt.
Hier muss also sehr gut geplant werden, welche Verzeichnisse/Freigaben übernommen werden, und wie die neue Rechtestruktur aussehen soll. Bevor die Verzeichnisse und Freigaben sowie deren Daten übernommen werden können, müssen sich Verantwortliche zunächst genau darüber im Klaren sein, wie die Benutzerkonten von Windows zu Linux übernommen werden sollen.
Hier stehen zwar Migrationstools zur Verfügung, allerdings arbeiten Windows und Linux in diesem Bereich nicht ideal zusammen. Sobald die Benutzer und Gruppen übernommen oder neu angelegt wurden, müssen Rechte und Freigaben neu erstellt und konfiguriert werden. Außerdem müssen in den meisten Fällen die Daten manuell übernommen werden.
Während der Migration wird es also in vielen Fällen zu Parallel-Installationen von Windows und Linux kommen. Am besten werden hier einzelne Verzeichnisse und Freigaben hintereinander migriert. Das hat den Vorteil, dass die neue Struktur getestet werden kann, bevor alle Benutzer umgezogen werden. Funktioniert etwas nicht, lassen sich immer noch die alten Daten auf dem Windows-Server nutzen.
Speicher-Hardware beachten
Viele Unternehmen nutzen für die Datenablage auch externe Plattensysteme. Hier muss darauf geachtet werden, dass diese optimal mit der entsprechenden Linux-Distribution zusammenarbeiten kannund auch die notwendigen Treiber zur Verfügung gestellt werden.
Bei der Anbindung sollten natürlich keine Daten verloren gehen und die Geschwindigkeit der Anbindung sollte möglichst nicht abnehmen. Außerdem muss der stabile Betrieb gewährleistet werden. Arbeiten Unternehmen mit NAS-Systemen zur Datenspeicherung, sollten sich die Probleme in Grenzen halten. Aber auch hier sollten Administratoren darauf achten, dass NAS- und Linux-Server sowie die erstellten Freigaben problemlos funktionieren.
Die Herausforderung an dieser Stelle ist, dass nicht einfach das System mit Linux verbunden werden kann, da die Freigaben und Verzeichnisse auf dem Gerät mit den entsprechenden Berechtigungen konfiguriert werden müssen.
Datensicherheit und Datensicherung beachten
Wenn die Daten erfolgreich übernommen worden sind, und die Berechtigungen funktionieren, muss auch das Thema Datensicherheit und Datensicherung berücksichtigt werden. Auch auf Linux-Servern und auf Dateien auf Linux-Servern können sich Viren einschleichen.
Daher ist auch auf diesen Servern ein Virenscanner notwendig. Im Opensource-Bereich gibt es sehr viele Alternativen. Allerdings müssen auch diese erst gefunden, installiert und auch eingerichtet werden. Außerdem müssen sich Administratoren in die Verwaltung dieser neuen Lösungen einarbeiten.
Neben dem Virenschutz spielt natürlich auch das Thema Datensicherung eine wichtige Rolle. Ist im Unternehmen bereits eine Datensicherungs-Lösung im Einsatz, muss überprüft werden, ob Linux in der eingesetzten Distribution überhaupt unterstützt wird. Außerdem muss der Client eingerichtet und der Linux-Server an die Sicherung angebunden werden.
Soll der Datensicherungs-Server ebenfalls zu Linux gewechselt werden, müssen Verantwortliche entscheiden welche Sicherungslösung zum Einsatz kommen soll. Auch hier gibt es einige sehr gute Lösungen, die aber ebenfalls eingerichtet und verwaltet werden wollen.
Datensicherung auf Linux-NAS-System
Sollen nicht die Dateiserver komplett auf Linux umgestellt werden, die Daten aber auf einem Linuxbasierten NAS-System gesichert werden, müssen Administratoren auch hier einiges beachten. Wichtig ist auch hier, dass die Sicherungs-Software auf den Windows-Servern das NAS-System als Sicherungsmedium unterstützt. Wird mit Tools wie Robocopy gearbeitet, müssen Administratoren darauf achten, dass Replikationsmechanismen funktionieren.
Denn nicht bei allen Linux-NAS-Systemen lässt sich Robocopy für die Replikation nutzen. Die replizierten Dateien werden nicht erkannt, und Robocopy und Co beginnen bei jeder Sicherung von vorne, anstatt nur die geänderten Dateien zu übertragen. Das belastet das Netzwerk, die beteiligten Server und erhöht den Sicherungsaufwand und -Zeitraum enorm.
Hier sollte vor der Umstellung als ausführlich getestet werden. Auch auf NAS-Systemen müssen Administratoren Rechte konfigurieren und die Datensicherung anpassen. Sollen die Daten zusätzlich noch vom NAS-System gesichert werden, muss auch das angepasst und zusammen mit der Server-Sicherung koordiniert werden.
Auf der anderen Seite eignen sich die meisten professionellen NAS-Systeme auch als Dateiablage. Benutzer lassen sich auf den meisten Systemen genauso anlegen, wie auf Linux-Servern. Das liegt nicht zuletzt daran, dass viele NAS-Systeme ein angepasstes Linux-System verwenden.
Schattenkopien und Dateiversionen berücksichtigen
Windows-Server bieten mit dem Schattenkopiedienst die Möglichkeit auch Versionen von Dateien auf den Dateiservern zu sichern. Anwender können auf diesem Weg selbst ältere Versionen ihrer Dateien wiederherstellen, wenn zum Beispiel fehlerhafte Änderungen seit der letzten Datensicherung vorgenommen wurden.
Diese Technik funktioniert in Zusammenarbeit von Windows und Linux nicht mehr. Das heißt, Administratoren müssen in diesem Fall darauf achten, dass es auf den Linux-Servern entsprechend Ersatz gibt, damit Anwender weiterhin Dokumente herstellen können.
Mit Windows 8 hat Microsoft den Dateiversionsverlauf zur Verfügung gestellt. Dieser kann Versionen von Dateien wiederum auf Linux-NAS-Systemen verfügbar machen. Anwender können mit dem Dateiversionsverlauf ältere Versionen von Dokumenten wiederherstellen, auch dann wenn die Sicherung auf NAS-Systemen auf Basis von Linux installiert ist. Der Dateiversionsverlauf ist der Nachfolger der Schattenkopien in Windows 8/8.1 und Windows 10.
Der Dateiversionsverlauf hat allerdings nichts mit Schattenkopien auf Windows-Servern zu tun. Aber auch Linux kann im Grunde genommen im laufenden Betrieb Versionen von Dateien sichern. Dazu werden Snapshots genutzt. Hier sollten Administratoren also vor der Migration vorarbeiten und die Funktion einrichten, damit Anwender diese weiter nutzen können.
Desaster-Recovery beachten
Fallen Linux-Server aus, sind diese in den meisten Fällen schwerer wiederherzustellen, als Windows-Server. Wenn genügend Linux-Wissen im eigenen Unternehmen vorhanden ist, lässt sich dieses Problem häufig umgehen, sobald aber das Wissen nicht ausreicht, wird es schwerer.
Durch die enorme Vielzahl an verschiedenen Distributionen und Versionen ist es schwer kompetente Hilfe zu finden, die bei einem Ausfall helfen kann. Hier sollte also schon im Vorfeld gut überlegt werden, wie eine eventuelle Wiederherstellung durchgeführt werden soll. Es gibt aber auch im Linux-Bereich einige Werkzeuge, die bei Wiederherstellungen helfen, vor allem wenn komplette Images erstellt wurden.
Eine Alternative für Windows-Administratoren kann die Virtualisierung von Linux-Servern auf Basis einer kostenlosen Lösung wie Microsoft Hyper-V Server 2012 R2 oder VMware Hypervisor sein. Der Vorteil dabei ist, dass die VMs auf den Servern recht leicht gesichert und wiederhergestellt werden können.
Der Nachteil ist, dass die Leistung teilweise etwas eingeschränkt sein kann. Da durch die Virtualisierung aber die Ausfallsicherheit des Dateiservers gegeben ist, sollten sich Verantwortliche diesen Schritt überlegen.
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