Bearingpoint: The Future is now Welches Potenzial bietet die Virtualisierung für die Telcos?

Redakteur: Ulrike Ostler

Werden sich Unternehmen im kommenden Jahrzehnt schrittweise virtualisieren? Müssen dafür alte Denkweisen kritisch hinterfragt und neue strategische Impulse gesetzt werden? Und welche Potenziale bietet die Virtualisierung einzelner Branchen für die Telekommunikationsanbieter?

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Inforgrafik: „Die Entwicklung der Wertschöpfung"
Inforgrafik: „Die Entwicklung der Wertschöpfung"
(Bild: Bearingpoint)

Die Management- und Technologieberatung Bearingpoint untersucht in einer Studie, welchen Herausforderungen Unternehmen in einer immer komplexer werdenden Welt gegenüberstehen und wie sich ein höherer Grad der Virtualisierung positiv auf die Resilienz der Unternehmen auswirkt. Die Publikation „The future is now! Virtualization – exploring a new world“ des Unternehmens nimmt das Thema Virtualisierung unter die Lupe und gibt Handlungsempfehlungen für die Unternehmen.

„Wir leben bereits mitten im Zeitalter der Virtualität“, heißt es in der Einführung. Die Corona-Krise habe vor Augen geführt, welch´ große Bedeutung die Virtualität für den Alltag habe, aber auch, wo es noch hake und Prozesse dringend neu gedacht werden müssten.

Auf die Digitalisierung folgt die Virtualisierung als große Herausforderung

Unternehmen stünden sich in einem wettbewerbsintensiven Marktumfeld gegenüber, das durch eine hohe Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit geprägt sei. Betrachte man die Entwicklung der Wertschöpfung, von der Dezentralisierung in den 1990er Jahren bis zur Digitalisierung und Digitalen Transformation heute, zeichne sich die schrittweise Virtualisierung von Unternehmen als nächste große Herausforderung ab.

Um im hart umkämpften Marktumfeld bestehen zu können, müssten Unternehmen einen hohen Grad an Flexibilität und Resilienz aufweisen. Und damit die Transformation zu einer resilienteren Organisation gelingt, müsste hier auch hinterfragt werden, welche ihrer Aktivitäten analog oder digital durchgeführt werden können. „Bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen und der Resilienztransformation spielt die Virtualisierung eine entscheidende Rolle“, betont BearingPoint.

Marcel Tietjen, Partner bei Bearingpoint, fügt hinzu: „Die Virtualisierung ist disruptiv – Grenzen zwischen physisch und virtuell Existierendem verschwinden immer mehr. Unternehmen, die weiterhin wettbewerbsfähig bleiben und den Weg zu einer resilienteren Organisation meistern möchten, dürfen die zunehmende Virtualisierung nicht verschlafen und müssen jetzt die Transformation angehen.“

Unterschiedliche Formen der Virtualisierung

Zwei Formen der Virtualisierung haben nach Bearingpoint das Potenzial die nächsten Jahrzehnte zu beeinflussen: Zum einen die so genannten Global First- und die Remote First-Unternehmen, die bereits seit Gründung vollständig virtualisiert sind und ohne nationale Grenzen, lokale Arbeitsmärkte und feste Standorte arbeiten. Zum anderen die traditionellen Unternehmen, die über `Prozess Virtualization´ – einen Transformationsprozess – ihre Widerstandsfähigkeit durch die Förderung der Virtualisierung ihrer Prozesse und Bereiche kontinuierlich verbessern.

  • Doch wie müssen sich Unternehmen aufstellen, um ihre Marktposition erfolgreich stärken und langfristig wettbewerbsfähig bleiben zu können?
  • Und wie können Unternehmen die Geschäftspotenziale identifizieren, die durch die Virtualisierung entstehen?

Bearingoint empfiehlt zur Beantwortung dieser Fragen das so genannte Backcasting – eine Methode der Zukunftsforschung. Backcasting beginnt mit der Definition einer wünschenswerten Zukunft und arbeitet dann rückwärts, um Richtlinien und Aktionspunkte zu identifizieren, die diese bestimmte Zukunft mit der Gegenwart verbinden. Mit dieser Methode können laut BearingPoint die zentralen Herausforderungen identifiziert und Aktionspunkte zur erfolgreichen Zielerreichung erarbeitet werden.

Infografik „Backcasting-Methode“ - Thomas Heiss, Partner bei Bearingpoint, dazu: „Anstatt wie bisher lediglich bestehende Ziele linear fortzuschreiben, sollten Unternehmen eher langfristige Zielbilder definieren und daraus retrospektiv notwendige Maßnahmen zu Erreichung dieser Ziele ableiten.“
Infografik „Backcasting-Methode“ - Thomas Heiss, Partner bei Bearingpoint, dazu: „Anstatt wie bisher lediglich bestehende Ziele linear fortzuschreiben, sollten Unternehmen eher langfristige Zielbilder definieren und daraus retrospektiv notwendige Maßnahmen zu Erreichung dieser Ziele ableiten.“
(Bild: Bearingpoint)

Thomas Heiss, Partner bei Bearingpoint, erläutert: „Anstatt wie bisher lediglich bestehende Ziele linear fortzuschreiben, sollten Unternehmen eher langfristige Zielbilder definieren und daraus retrospektiv notwendige Maßnahmen zu Erreichung dieser Ziele ableiten. Diese auch als Backcasting bezeichnete Methode ermöglicht es Unternehmen, mit einem Mindset, das auf die Zukunft ausgerichtet ist, auch in volatilen Zeiten erfolgreich zu sein.“

Potenzial für Telekommunikationsanbieter

Ausgehend von der Definition, dass Virtualisierung eine Abstraktion der realen in die digitale Welt ist, stehen die meisten Unternehmen noch am Anfang. Das Ausmaß für einzelne Branchen ist noch nicht absehbar. Telekommunikationsanbieter aber können, so die Unternehmensberatung den Trend der Virtualisierung nutzen, um sich zu einem digitalen Service-Provider zu entwickeln und ihr Geschäftsmodell zu erweitern.

So sind beispielsweise innovative Projekte wie „Starlink“ (Tesla) und „Kuiper“ (Amazon) dabei, disruptiv die Infrastruktur zu verändern. Das ist laut Bearingoint notwendig ist, um die Virtualisierung voranzutreiben. Diese Projekte optimieren nicht das bestehende Glasfaser- oder Kabelnetz, im Gegenteil: Starlink, entwickelt von Starlink, entwickelt von Tesla, und Kuiper, entwickelt von Amazon, sind Tausenden von massenhaft produzierten Kleinsatelliten in der niedrigen Erdumlaufbahn. Hier geht es also darum, weltweit einen Breitband-Internetzugang zur Verfügung zu stellen – ein Grundstein für die nächste Generation der Virtualisierung.

Und wie können Telekommunikationsunternehmen gegenüber den aufstrebenden Konkurrenten von Tesla und Co. wettbewerbsfähig bleiben? Die Telekommunikationsbranche könnte eine wesentliche Rolle bei der Gestaltung und Umsetzung der Unternehmensvirtualisierung spielen, so die These.

Keine Chance ohne Wandel

Der Wandel von einem reinen Netzbetreiber zum digitalen Service-Providern sowie die Erweiterung des Geschäftsmodells steht laut Studie erneut an. Mit neuen Technologien wie 5G hätten sie die Chance, sich als Service Enabler oder sogar als Service Creator positionieren. Der Kern des Angebots werde zwar weiterhin Konnektivität sein, erweitert aber durch die Bereitstellung digitaler Plattformen.

Wer in der virtualisierten Unternehmenslandschaft mitspielen will, müsse „radikal“ neue Dienste anbieten, einige davon sogar über die Branche hinaus. Dazu ein Beispiel: Ein vernetztes Krankenhaus kann bessere Behandlung bieten. Möglich ist es, Patienten zum Beispiel per Wearables und die Krankenhausausstattung, etwa die Toiletten, über ein 5G-Netzwerk zu verbinden.

Umfassende medizinische Überwachung, Diagnostik in der stationären oder häuslichen Pflege durch das Sammeln, Überwachen und Analysieren von patientenbezogenen Gesundheitsdaten lässt sich einfacher sicherstellen. Das medizinische Fachpersonal kann die Ergebnisse zur weiteren Entscheidungsfindung für komplexe, interdisziplinäre medizinische Eingriffe und Therapien nutzen oder bei Notfällen alarmiert werden.

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