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Nachhaltig konzipiert Was ist Sustainability by Design?

Von lic.rer.publ. Ariane Rüdiger Lesedauer: 4 min |

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Auch IT-Produkte und Rechenzentren sollen in Zukunft nachhaltig sein und ohne Kohlendioxid-Emissionen arbeiten. Doch wie ist das zu realisieren? Ein vielversprechender Ansatz dafür ist Sustainability by Design.

(Bild: frei lizenziert: PublicDomainPictures / Pixabay)

Wer nicht schon bei der Konzeption einer Ware oder Dienstleistung über das Thema Nachhaltigkeit nachdenkt, wird es später schwer haben, es nachhaltig zu machen. Deshalb setzt Sustainability by Design schon beim Konzept an.

Der Begriff bedeutet, ein Produkt oder einen Service so zu bauen, einzurichten, umzusetzen und vorzukonfigurieren, dass Nachhaltigkeitskriterien wie Langlebigkeit, Rezyklierbarkeit, Umweltfreundlichkeit der Materialien, optimierte Energie- und Materialnutzung realisiert werden, und zwar von Anfang an. Für die Umsetzung von Sustainability by Design gibt es unterschiedliche Ansätze, die man einzeln oder gemeinsam verwenden kann. Es folgen einige Beispiele.

Modularität

Modularität stellt sicher, dass Produkte nur so groß gekauft werden, wie es zur Erfüllung des Zwecks tatsächlich nötig ist. So werden keine überflüssigen Materialmengen gebunden und keine unnötigen Energien bei der Herstellung verbraucht. Steigt der Bedarf in der Nutzungsphase, lassen sich neue Module hinzukaufen.

Auch die Auswechselbarkeit von Verschleißkomponenten gehört hierher, genau wie die Verwendung lösbarer (Schrauben, Steckverbindungen) statt nicht lösbarer (Verklebung) Verbindungstechniken, beispielsweise beim Einbau von Akkumulatoren oder Batterien. Bei der Software gehört dazu, sie nicht mit Funktionen zu überladen, sondern gegebenenfalls später nachladbare Funktionsmodule für spezifische Aufgaben anzubieten.

Standardisierung und Plattformunabhängigkeit

Herstellerübergreifende Standardisierung ermöglicht es, dass Geräte unterschiedlicher Hersteller zusammenarbeiten. Dann erzwingt der Austausch eines Geräts nicht auch den Austausch weiterer, damit die Umgebung weiterhin funktioniert.

Dasselbe gilt für die Plattformunabhängigkeit von Software: Software sollte so entwickelt werden, dass sie möglichst auf mehreren Plattformen lauffähig ist.

Nachhaltige Materialauswahl

Noch immer werden giftige, schwer zu gewinnende oder zu entsorgende sowie nicht Recycling-fähige Materialien verwendet. Sie sollten möglichst weitgehend durch ungiftige, einfach zu gewinnende und zu entsorgende sowie am besten mehrfach rezyklierbare Materialien ersetzt werden.

Das RZ in Champs sur Marne besitzt eine Holzstruktur, die mit dunklen Metallplatten ummantelt ist.
Das RZ in Champs sur Marne besitzt eine Holzstruktur, die mit dunklen Metallplatten ummantelt ist.
(Bild: Rubner Holzbau)

Dazu gehören beispielsweise die Verwendung von Holz oder so genanntem Ocean Plastic, Plastik, das aus dem Meer gefischt wurde, für Gehäuse oder von Holzstrukturen beim Rechenzentrumsbau.

Rückwärtskompatibilität

Neue Komponenten oder Produkte sollten mit älteren Produkten möglichst kompatibel sein. Ansonsten erzwingt der Austausch einer Komponente oder eines Produkts in IT-Umgebungen gleich den Austausch mehrerer Systeme.

Das gilt auch und besonders für Software: Neue Versionen von Software sollten so geschrieben werden, dass sie möglichst keine neue, leistungsfähigere Hardware für ihre Arbeit benötigen. Sie sollten auch zu älteren Betriebssystemversionen kompatibel sein.

Energie-optimiertes Design

Hierzu gehören die Auswahl Energie-effizienter Komponenten, zum Beispiel eher größere als kleine Lüfter, da erstere die Energie besser nutzen, ein Aufbau, der die verbrauchte Energie optimiert. Zwei Beispiele sind optische Transmission über Glasfaser statt Verwendung metallener Kabel und die Verwendung von Multicore- statt grenzenlos hochgetakteter Prozessoren.

Weitere Beispiele aus dem Datacenter-Bereich: Der Verzicht auf unnötige Redundanzen (muss sorgfältig mit den Sicherheits- und Zuverlässigkeitsansprüchen abgewogen werden), die Wahl einer angemessenen Kühlmethode (in Zukunft zunehmend Flüssigkühlung) sowie die optimierte Gestaltung des gesamten Kühlsystems einschließlich möglichst umfangreicher Nutzung von Abwärme.

Energie-optimierte Programmierung

Sie steht noch ganz am Anfang. Ihr Ziel ist, Programme so zu gestalten, dass sie jeweils nur die unbedingt für die Realisierung der Funktion notwendigen Komponenten in Aktion versetzen. Denn Tests haben ergeben, dass die Unterschiede zwischen Programmen für die Ausübung derselben Funktion oft sehr beträchtlich sind.

Auf Nachhaltigkeit zielende Voreinstellungen

Werden Geräte ausgeliefert, sind Voreinstellungen so zu gestalten, dass sie im Zweifel zu weniger Energieverbrauch führen. Ein Beispiel sind aktivierte Energiesparfunktionen beim Server.

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Nutzungsdauern verlängern/Materialkreisläufe schließen

Hierher gehören alle Bestrebungen, IT und Nutzungsverträge in Hinblick auf längere Nutzbarkeit zu gestalten, zum Beispiel verlängerte Verfügbarkeit von Wartungsverträgen und Ersatzteilen, Rücknahme von Altgeräten samt Aufarbeitung und Second Use. Ebenfalls zu dieser Kategorie gehört eine Strukturierung der Verträge und Dienstleistungen des Hardwarelieferanten, die die Ausschlachtung und Weiterverwendung von Komponenten bis hin zum Material-Recycling ermöglichen.

Nachhaltige Lizenzgestaltung

Lizenzierungssysteme sollten so gestaltet werden, dass sie einen nachhaltigen Umgang mit IT-Produkten fördern. Sie sollten also nicht dazu anreizen, mehr Ressourcen als nötig zu verwenden.

"Blaue Engel" als Beispiele

Beispiele für Zertifizierungen, die Sustainability by Design partiell einfordern, sind die Blauen Engel für Rechenzentren (gerade erneuert) und für Software.

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