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Kraftpakete für den Arbeitsplatz Was ist eine Workstation?

Autor / Redakteur: lic.rer.publ. Ariane Rüdiger / Ulrike Ostler |

Workstations zierten lange besonders leistungshungrige Arbeitsplätze. In ihrem Innenleben steckte oft ein RISC-Prozessor. Heute allerdings sind sie weitgehend durch Standard-Intel-Maschinen ersetzt worden.

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Workstations waren einst die Unix-Arbeitspferde an Ingenieurarbeitsplätzen
Workstations waren einst die Unix-Arbeitspferde an Ingenieurarbeitsplätzen
(Bild: © djama - stock.adob.com)

Wenn Ingenieure in den 80ern und 90ern neue Autos oder Jets designten, Architekten an den Grundrissen von Häusern bastelten und Schaltkreisdesigner am Layout von Platinen oder Chips, saßen sie meist vor Workstations. Diese Geräteklasse wurde für leistungshungrige Arbeitsplätze entwickelt.

Workstations haben in der Regel große Bildschirme mit hoher Auflösung, beträchtliche Rechenleistung und je nach Anwendungsgebiet auch leistungsfähige Grafikprozessoren oder anderes zweckgebundene Sonderequipment. Ihre Betriebssysteme sind auf Leistung und Sicherheit, ihre Bedienung muss professionellen ergonomischen Ansprüchen genügen. Mit anderen Worten: Eine Workstation ist ein besonders leistungsfähiger Arbeitsplatzrechner mit erheblichen Leistungskapazitäten.

Der klassische Arbeitsplatzrechner war dagegen lange ein Standard-PC mit weniger herausragenden Leistungen oder aber gleich nur ein Terminal, das mit Input ausschließlich über eine zentrale Ressource – einen Mainframe oder ein Rechenzentrum mit heute in der Regel virtualisieren x86-Rechnern – versorgt wird.

Erste Workstations schon 1959

Die Geschichte der Workstations begann 1959 mit dem IBM-Modell „1620“ mit Magnetkernspeicher, Lochkartenleser und -schreiber und eingebautem Fernschreiber (siehe: Abbildung). Die große Zeit der Workstations kam in den 80er und 90er Jahren, als sich das computergestützte Design ausbreitete.

Die erste Workstation, IBM 1620, kam 1959 auf den Markt
Die erste Workstation, IBM 1620, kam 1959 auf den Markt
(Bild: RTC/Wikipedia)

Diese Geräte arbeiteten in der Regel aus Stabilitäts- und Sicherheitsgründen mit Unix-Betriebssystem, In ihnen steckte häufig ein so genannter RISC (Reduced Instruction Set Computer)-Prozessor. Diese Prozessoren wurden teils von den Herstellern der Geräte selbst entwickelt.

Hervorstechend auf diesem diesem Gebiet war Sun Microsystems, dessen Workstations sich großer Beliebtheit erfreuten. Weitere wichtige Hersteller, die ihren Erfolg teils oder ganz auf Workstations aufbauten, waren Silicon Graphics und Mentor Graphics.

Aber auch Konzerne wie Hewlett-Packard (HP), IBM und Digital Equipment brachten Workstations auf den Markt. Alle großen Chiphersteller dieser Zeit, insbesondere Motorola und Intel, präsentierten RISC-Prozessoren, von denen viele speziell für den Einbau in Workstations konzipiert waren.

Insgesamt blieben Workstations allerdings recht teure Speziallösungen für ingenieurtechnische Aufgaben, das Medien-Rendering oder als Arbeitsplatzrechner in Client-/Server-Umgebungen. Mit der Zeit stieg die Leistung der Standard-Intel-Prozessoren immer weiter an und damit ausgerüstete Systeme erreichten spätestens Ende der 90er die Leistung von RISC-basierenden Workstations.

Der Abschied von der RISC-Unix-Workstation

Standard-Intel-Prozessoren werden in weitaus größeren Mengen hergestellt als es spezielle RISC-Chips je wurden. Außerdem liefen Unix oder seine Derivate immer öfter als Betriebssystem auch auf Maschinen mit Intel-Prozessoren am Arbeitsplatz. Und Microsoft bemühte sich, mit „Windows NT“ eine zuverlässigere und professionellere Betriebssystem-Alternative auch für Intel-basierte Workstations auf dem Markt zu platzieren.

Die so ausgerüsteten Geräte waren entsprechend günstiger als klassische Workstations. Also verlor die typische Unix-Workstation mit RISC-Prozessor allmählich ihren Markt, was zu entsprechenden Konsolidierungen bei den Herstellern führte. Spezialhersteller für Workstations sind heute weitgehend verschwunden. Sie haben sich andere Betätigungsfelder gesucht oder wurden in größere Unternehmen eingegliedert.

Heute bringen leistungsfähige Standard-Desktops dieselbe Performance wie eine Workstation. Und ein gutes Smartphone leistet genau so viel wie eine Workstation aus den Achtzigern.

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