Einstieg in das SD-WAN-Geschäft VMware verleibt sich Velocloud Networks ein
Die Übernahme von Velocloud Networks verschafft VMware die Eintrittskarte in den als vielversprechend geltenden Wachstumsmarkt softwaredefinierter WAN-Lösungen. Der daraus resultierende Ausbau des Angebots an hauseigenen Netzwerkprodukten wird von Experten als Kampfansage gegen Cisco gewertet. Wie viel Geld der Virtualisierungspionier hierfür in die Hand nimmt, ist bislang nicht bekannt.
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Mit dem Zukauf von Velocloud Networks holt sich VMware die Virtualisierungsplattform NSX ergänzende SD-WAN-Techniken ins Haus. Davon verspricht sich der Hersteller künftig Lösungen für eine durchgängige automatisierte, sichere und infrastrukturunabhängige Vernetzung vom Rechenzentrum über die Cloud bis hin zum Netzwerkrand (Edge) anbieten zu können. Nach Unternehmensangaben soll die Transaktion im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2018, das am 2. Februar 2018 endet, abgeschlossen werden.
In Folge der Akquisition erhält VMware jedoch mehr als cloudbasierte WAN-Technologien, um sein Netzwerk-Arsenal zu erweitern. Nämlich Zugang zu den rund 1.000 Kunden des 2012 gegründeten Startups, die sich bereits für Velocloud-Lösungen entschieden und entsprechende Verträge abgeschlossen haben. Hierzu zählen neben global agierenden Telekommunikationsriesen und Managed Service Providern wie AT&T, Deutsche Telekom, Macquarie Telecom, MetTel, Mitel, Sprint, TelePacific, Telstra, Vonage und Windstream ebenso Großunternehmen, darunter Bay Club, Brooks Brothers, Devcon und NCR oder Redmond.
Perfekte Symbiose
Aus Analystensicht passt Velocloud ideal zu VMware, da einer der wichtigsten Anwendungsfälle darin besteht, geographisch verteilten Zweigstellen und mobilen Nutzern virtualisierte Services - VMwares Brot und Buttergeschäft - bereitzustellen. Was die Virtualisierungsplattform NSX für Rechenzentren sei, wäre Velocloud für WAN- und Edge-Umgebungen. Daher würden die SD-WAN-Techniken das Angebot an Netzwerkprodukten von VMware gut ergänzen und hier noch bestehende Lücken schließen.
Des weiteren käme VMware die Stärke des kalifornischen Start-ups im Service-Provider-Markt zu Gute. Die Überschneidungen zwischen den 100 VMware- und 50 Velocloud-Partnern in diesem Segment seien relativ gering, das Cross-Selling-Potenzial damit hoch.
Letztlich stellt SD-WAN das derzeit am schnellsten wachsende Segment im Netzwerkvirtualisierungsmarkt dar, dem ebenso SDN (Software Defined Networking) und NFV (Network Function Virtualization) zugerechnet werden. So schätzt das US-amerikanische Analystenhaus, dass die weltweit mit SD-WAN-Infrastrukturen und -Diensten erzielbaren Umsätze im Jahr 2021 voraussichtlich um 69,6 Prozent auf jährlich 8,05 Millarden US-Dollar steigen. Die Übernahme stärke somit die Position von VMware in diesem wettbewerbsintensiven Umfeld.
Digitalisierung fordert neue Netzwerkansätze
Mit der Übernahme von Velocloud will VMware nach eigenem Bekunden nun auch Fuß in "Branch"- und "Edge"Umgebungen - also in Niederlassungen und am Rand von Unternehmensnetzwerken - fassen. Nach Aussage von Pat Gelsinger, CEO vom VMware, ist dieser Schritt unerlässlich, um die mit der wachsenden Zahl an Anwendungen und Daten einhergehenden Herausforderungen zu lösen. "Wir müssen das alte Rechenzentrumsmodell hinter uns lassen und eine neue Infrastruktur zur Sicherung von Daten am Rande der Infrastruktur entwickeln."
SD-WAN-Techniken, die sich softwaredefinierte Netzwerkprinzipien zu Nutze machen, werden hierfür als einer der Schlüssel angesehen. Ihr Einsatz ermöglicht Unternehmen, ihre Zweigstellen an Rechenzentrumsnetzwerke und die Cloud anzuschließen. Velocloud nutzt hierfür zum einen x86-Edge-Appliances, die verschiedenene Verbindungstypen (Breitband, MPLS, LTE etc.). zusammenführen können. Die Anbindung der Niederlassungen mit Rechenzentren – ob unternehmenseigen, Cloud-Computing- oder Software-as-a-Service-Angebote - erfolgt mittels cloudbasierter Orchestrierung.
Technik mit Zukunftspotenzial
VMware erwartet, dass sich die SD-WAN-Technik über kurz oder lang zu einer der wichtigsten Funktionalitäten in virtualisierten Umgebungen entwickelt. Die Kombination der bewährten VMware vCloud NFV-Plattform mit der cloudgestützten SD-WAN-Plattform von Velocloud könne die Bereitstellung virtueller Netzwerkfunktionen (VNF) für Anwendungen aus dem Bereich Sicherheit künftig deutlich vereinfachen.
Dementsprechend sind die Marktexperten von der Übernahme nicht wirklich überrascht. Aus Sicht von IDCs Reseach Director Datacenter Networks Brad Casemore sei dies zu erwarten gewesen, da VMware bereits seit anderthalb Jahren mit einer Handvoll SD-WAN-Anbietern zusammenarbeite und Finanz- und Branchenanalysten das Unternehmen zu einer klaren Positionierung hinsichtlich der auf diesem Gebiet verfolgten Strategie gedrängt hätten. Die Entscheidung für Velocloud hält er vor diesem Hintergrund für eine klare Botschaft, die zudem dem Druck auf Mitbewerber, allen voran Cisco, erhöhe.
Übernahme verschärft den Wettbewerb
VMwares Ankündigung das Angebot an Netzwerkprodukten - Ciscos Stammdomäne - durch die Übernahme von Velocloud auszubauen, folgt kurz auf dessen Bekanntmachung, gemeinsam mit Google an einem hybriden Cloud-Angebot zu arbeiten. Damit widerum tritt der Netzwerkgigant gegen die VMware Cloud on AWS an.
Damit nähern sich die Unternehmen was ihre Geschäftsfelder angeht weiter aneinander an und stehen immer mehr im Wettbewerb. Da beide Hersteller damit jeweils Neuland betreten - von Software zu Hardware und umgekehrt - bleibt abzuwarten, wer letztlich in den jeweiligen Segmenten die Nase vorne haben wird.
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