Neue Zehn-Jahres-Strategie Fujitsu strebt mit Uvance zu neuen Erfolgen
Auch die diesjährige weltweiten Kunden- und Partnertagung „Fujitsu Activate“ findet virtuell statt. Dort hat das Top-Management die Strategie für die nächsten zehn Jahre unter dem Label „Uvance“ vorgestellt: Konzentration auf fünf Industrie-übergreifende Technologiethemen und vier vertikale Märkte.
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Nachhaltigkeit und Nutzen für den Menschen stellt Fujitsu in den Mittelpunkt seiner neuen Mittelfrist-Strategie Uvance. Sie wurde von CEO Takahito Tokita auf der virtuellen Tagung Fujitsu Activate 2021 bekannt gegeben.
Uvance umfasst die fünf Kerntechnologien Computing, Vernetzung, Datenanalyse/AI, Sicherheit und Konvergenztechnologie. Letzteres bezieht sich auf die Zusammenführung von Erkenntnissen der Sozial- und Humanwissenschaften mit AI-Algorithmen.
Fünf Technologien, drei technologische Kernthemen, vier Anwendungsfelder
Die fünf Bereiche bilden die Basis für IT-Services und -Angebote zu drei übergreifenden Themen:
- Unter „Digital Shifts“ versteht Fujitsu beispielsweise die hybride Arbeitswelt mit Office-, Home-Office- und mobilen Mitarbeitern.
- „Hybrid IT“ meint das Zusammenwirken von On-Prem- und Cloud-Infrastruktur.
- Dritter Schwerpunkt sind Business Applications mit einem Fokus auf der Cloud-Integration.
Aus diesen Bausteinen sollen maßgeschneiderte Lösungen vor allem für vier Anwendungsfelder werden: Nachhaltige Produktion, verbesserte Kundenerfahrungen, gesundes Leben und eine vertrauensvolle Gesellschaft.
Computing: Breites Hochleistungs-Portfolio
Was das im Einzelnen bedeutete, beschrieb CTO Vivek Mahajan. Im Bereich Computing sei Fujitsu derzeit das einzige Unternehmen, sagte er, das alle Formen von Hochleistungssystemen unter einem Dach anbiete: Supercomputing, Hochleistungsrechnen, den Digital Annealer und echtes Quantencomputing. Bei letzterem strebe man den Aufbau einer holistischen Plattform von Hard- und Software, Algorithmen und Applikationen an.
Wie groß die Leistungsfähigkeit von Fujitsu im Bereich Computing sei, offenbare unter anderem der Superrechner „Fugaku“. Er führt 2021 zum vierten Mal die Liste der energie-effizienten Superrechner an.
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Fugaku bekleidet erneut den ersten Rang
Platzwechsel unter den Top Ten der Top500-Superrechner
Exemplarische Anwendungsfelder: Krebsforschung und Tsunami-Prognose
Fugaku-Technologie wird unter anderem eingesetzt, um an der Tokio Medical and Dental University genetische Ursachen von Darmkrebs zu finden. In der Meteorologie wird er verwendet, um die Vorhersage von Tsunamis zu verbessern.
Der Digital Annealer kann Quantenrechnen mit Hilfe konventioneller Digitaltechnik in bestimmten Bereichen simulieren. Toyota verwendet den Annealer zur Optimierung komplexer Lieferketten.
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17.000 mal schneller durch den Trick mit der Abkürzung
Digital Annealer optimiert BMW-Fertigung
Weltraumschrott-Beseitigung mit Hilfe des Digital Annealer
In Großbritannien unterstützt er die Luftfahrtbehörden bei der Beseitigung von Weltraumschrott. Dabei arbeiten die Behörden mit dem Startup Astroscale zusammen, das sich diese Aufgabe gesetzt hat.
Der Annealer hilft hier, die Ziele für die Beseitigungsaktivitäten zu optimieren: Von den unzähligen Schrottpartikeln im Orbit müssen die besonders gefährlichen ausgewählt werden. Entsprechende Berechnungen dauern nun statt Tage und Stunden nur noch Minuten.
Hochleistungs-CaaS
Auf Basis der vorhandenen technologischen Basis will Fujitsu Kunden eine CaaS-Angebot machen (CaaS = Computing as a Service), „mit dem sie die anfallenden Aufgaben mit der jeweils am besten passenden Technologie verarbeiten können“, so Mahajan.
Im Bereich Vernetzung arbeitet Fujitsu an aktuellen Methoden wie 5G/Beyond, optischen Drahtlosverbindungen, zukunftsweisenden Remote-Access-Technologien. Dazu kommen von Ende zu Ende auf Cloud-Native-Technologien ausgerichtete Netze mit automatischer Orchestrierung.
Photonik soll Energieverbräuche von Netzen minimieren
Um die Energieverbräuche zu optimieren, werden photoelektrische Konvergenztechnologien oder reine Photonik eingesetzt. Von letzterem konnte Fujitsu etwa NTT und AT&T begeistern.
Im Bereich AI fokussiert sich Fujitsu beispielsweise auf Verhaltenserkennung und -analyse, AI-Ethik und Simulation sowie die saubere Ursache-/Wirkungsanalyse.
„Wir haben Algorithmen entwickelt, die klar den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung zeigen. Das hat die Krebsforschung beschleunigt“, sagt Mahajan. Hier arbeitet Fujitsu unter anderem mit der Universität Stanford zusammen. Seine Deep-Tensor-Technologie wird auch genutzt, um betrügerische Finanztransaktionen sicher zu erkennen.
Besser turnen mit Fujitsu
Ein weiteres Einsatzfeld ist die Optimierung der Bewegungsabläufe von Athleten in Turnwettbewerben. Fujitsu hat eine AI-basierte Bewegungsanalyse für Leistungssportler im Turnsport entwickelt.
Die Lösung ermöglicht kleinteilige Analysen aller Bewegungsabläufe auf unterschiedlichen Ebenen, etwa Gelenke oder Muskulatur. Das Tool wird jetzt vom Internationalen Turnerbund eingesetzt. Seine Anwendung könnte auch auf die Rehabilitation nach Krankheiten, Unfällen oder Operationen ausgedehnt werden.
Zero Trust und Open-Source-Hyperledger
Beim Thema Datensicherheit setzt Fujitsu auf Zero Trust. Mit „Connection Chain“ wurde eine Verbindung diverser Blockchains zu einem einheitlichen System entwickelt. Mit Accenture hat Fujitsu das Open-Source-Hyperledger „Cactus“ entwickelt.
Während die bislang genannten Themen Fujitsu schon lange beschäftigen, kommt nun mit den konvergenten Technologien ein weiteres hinzu. Ziel ist vor allem, führende Software für die Verhaltensanalyse zu entwickeln. Sie soll im Stande sein, aus den vorliegenden Signalen mit großer Sicherheit vorherzusagen, was ein Mensch als nächstes tun wird. Dazu gehört auch ein so genannter sozialer Digital Twin.
Personalloser Einzelhandel
Anwendungsgebiet ist zum Beispiel der Einzelhandel. So kommt der Test-Supermarkt eines Fujitsu-Kunden dank entsprechender Technologie komplett ohne Personal aus. Andere Kunden kombinieren mit Hilfe von Konvergenzalgorithmen die Analyse von Kaufverhalten und Vertriebsdaten.
Deutlich verändert wird Fujitsus interne Forschungslandschaft: Die Fujitsu Labs werden ins Mutterunternehmen eingegliedert. In Indien entsteht ein neuer Standort, in Israel wird eine völlig neue Einheit aufgebaut. Forciert werden die Aktivitäten auf den Bereichen AI, Security und Quantencomputing.
Neue Serviceplattform
Zentral- und Osteuropachef Rupert Lehner kündigte für 2022 eine neue Fujitsu-Service-Plattform, den Service Hub, an. „Die Kunden sind begeistert“, konstatierte er. Fujitsu setze auch in Europa darauf, gemeinsam mit Kunden Geschäftsprozesse zu kreieren – Fujitsu spricht hier von „Human-Centered Co-Creation“. Das kann in einer eigens dafür eingerichteten Niederlassung in München oder auch mobil geschehen.
Juan Perea Rodriguez, Vertriebsleiter Zentraleuropa, berichtete von Projekten im Bereich Verkehrsplanung. Es gehe wie schon vor hundert Jahren darum, von A nach B zu kommen. Heute allerdings nicht nur schnell, sondern auch noch ökologisch und barrierefrei.
Wie schwierig das sei, zeige sich an den Schwierigkeiten, die ein neuartiges Verkehrsmittel wie die E-Scooter auslöse. Hier helfe ein Dashboard, in das sich auch solche Verkehrsträger einbinden lassen. Es wird bereits in München und Berlin eingesetzt.
Am durch Fujitsu-Technologie digitalsierten Nürburgring gewinne man Erkenntnisse für die nächste Autogeneration. Auch am Hamburger Hafen ist Fujitsu im Einsatz.
Dort, so berichtete Dr. Phanthian Zuesongdham, Abteilungsleiterin Port Process Solutions der Hamburger Hafenbehörde, von einem Projekt, das den Verkehrsfluss im Hafengebiet optimieren soll.
Sichere digitale Identität muss sein
Der neuen Bundesregierung ins Stammbuch gehört ein Vortrag des ehemaligen estländischen Präsidenten Tomas Ilves. Estlands Verwaltung und Gesellschaft gehört zu den am weitesten digitalisierten der Welt. Die Basis bildeten eine sichere digitale Identität für jeden Einwohner mit oder ohne Staatsangehörigkeit, die sichere, auf viele Datenbanken verteilte Archivierung der Daten und die Garantie der Datenintegrität durch entsprechende Technologien.
Ilves: „Nur wenn alle drei, insbesondere aber die sichere digitale Identität, vorhanden sind, folgen tatsächlich auch digitale Verwaltungsservices für alle. Sonst heißt es immer, wir brauchen ja doch noch Papier.“ Das müsse in Europa auch grenzüberschreitend gelten.
Estland spare pro Jahr zwei Prozent seines Bruttosozialprodukts. Die digitalisierte Verwaltung brauche für Vorgänge, die anderswo Stunden, wenn nicht gar Tage und Monate dauern, nur noch Sekunden.
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