Quantencomputing-Spezialist findet weitere Investoren für das Quantum Algorithm Design Die Quantenversion des CAD auf Amazon Braket
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Die „Classiq“-Plattform des israelischen Unternehmens Classiq nutzen Kunden, um anspruchsvolle Algorithmen zu entwickeln und umgehen dabei die Notwendigkeit, auf der Ebene der Quantencomputer zu arbeiten. Das `CAD für Quantensoftware´, wie zugrundeliegende Engine auch genannt wird, konvertiert High-Level-Funktionsmodelle in optimierte, hardwaretaugliche Schaltungen. Jetzt bekommt das Start-up mehr Geld und einen AWS-Platz.

Classiq kann Serie-B-Finanzierung auf 36 Millionen Dollar erhöhen; denn drei neue Investoren, HSBC, NTT Finance und Neva SGR, Teil der Intesa Sanpaolo Gruppe, schließen sich der Serie-B Finanzierungsrunde. Die Gesamtfinanzierung von Classiq wächst damit auf 51 Millionen Dollar.
Quantencomputing hat das Potenzial, zahlreiche Branchen grundlegend zu verändern: von Finanzdienstleistungen bis zu Materialwissenschaften, von der Logistik bis zum Gesundheitswesen und von Cybersicherheit bis zur Automobilindustrie. NTT prognostiziert, dass der Bedarf an und die Verfügbarkeit von Quantencomputern drastisch steigen wird. Das Unternehmen investiert jetzt ebenfalls in Classiq und dessen Plattform, die NTT Data zur Entwicklung neuartiger Algorithmen zur Kreditrisikoanalyse im Quantenbereich nutzt.
Doch Unternehmen, die bereits Innovationsteams gebildet haben, um das Potenzial von Quantencomputing für sich zu erschließen. Dabei stoßen sie auf verschiedene Herausforderungen, zum Beispiel:
- Welche Quantenhardware ist am besten geeignet?
- Wie lassen sich Quantencomputer in die klassische IT-Infrastruktur integrieren?
- Wie effizient programmieren?

Yuval Boger
Chief Marketing Officer bei
Classiq
Bildquelle: Classiq
Yuval Boger, Chief Marketing Officer bei Classiq, bemüht gerne Vergleiche aus der IT-Geschichte. Er vergleicht wie „Quipper“, „Q#“ und „QASM“ mit dem hardwarenahen Assembler, da diese wenig mit modernen Hochsprachen zu tun haben. Entwickler müssen die Verbindungen zwischen Qubits und Quantengattern also explizit angegeben, oder es werden vorgefertigte Blöcke zusammengeschustert. Dieser Ansatz skaliert nicht. Toolkits wie Qiskit, Forest und Cirq wiederun nutzen zwar High-Level-Sprachen wie Python oder Matlab, diese wurden jedoch für klassische Rechner entwickelt und sind nur bedingt geeignet.
Ausgangspunkt für Entwickler ist die „Classiq Quantum Algorithm Design Plattform“, die es ermöglicht, Quantenschaltungen anhand eines funktionalen Modells zu entwerfen, anstatt einer Reihe von Verbindungen auf Gatterebene. Die Classiq-Plattform durchsucht dann einen Lösungsraum, der aus vielen Millionen Schaltkreiskonfigurationen besteht, um eine Implementierung zu finden, die den Ressourcenüberlegungen, den vom Entwickler vorgegebenen Einschränkungen und der Zielhardwareplattform entspricht.
Insofern sei die Plattform unabhängig von der Hardware, egal um welche Quantencomputertechnologie und um welche Basissprache es sich handle. Einschränkungen gibt es lediglich beim Quantum-Annealing. Das ermögliche zum einen, dass sich eine größere Gruppe von Entwicklern sich an die Erstellung von Anwendungsalgorithmen machen kann und zum anderen die Programme auf vielen Quantencomputern laufen können, so Boger.
Classiq und Amazon Braket
Zur Verbreitung des Classiq-Ansatzes dürfte beitragen, dass es nun eine Integration in „Amazon Braket“ geben wird. Dabei handelt es sich um einen ein vollständig verwalteten Quantencomputerdienst von Amazon Web Services (AWS). Das Angebot aus der Cloud kann nach weitläufigem Konsens dazu beitragen, insbesondere die wissenschaftliche Forschung an und Software-Entwicklung für Quantencomputer zu beschleunigen Kunden können anspruchsvolle Schaltungen auf der Classiq-Plattform erstellen.
Von der Classiq-Plattform aus lassen sich der resultierende Schaltkreis schnell und einfach auf Quanten-Hardware ausführen, die über Amazon Braket erhältlich ist. Nir Minerbi, CEO von Classiq, sagt: „Durch den Einsatz von Amazon Braket sind wir in der Lage, viele der Probleme zu lösen, mit denen Kunden konfrontiert sind, wenn sie kommerzielle Quantencomputing-Lösungen entwickeln wollen.“
Neben dem Vorteil verschiedener Hardware-Optionen können Kunden, flexible Preisstrukturen und Zugang zu anderen AWS-Services nutzen. Nach Darstellung der Anbieter ist dieses integrierte Angebot insbesondere attraktiv für Unternehmen, die mit erfolgreichen Quanten-Proof-of-Concept-Projekten schnelle Erfolge erzielen wollen, sowie für Unternehmen, die bereits mit Quantencomputing experimentiert haben und die Raffinesse ihrer Quantenalgorithmen sowie die Robustheit und die Fähigkeiten ihres Einsatzes steigern wollen.
Quantencomputing im Finanzsektor
HSBC mit Sitz in Großbritannien ist die zweitgrößte Bank in Europa. Das japanische Unternehmen NTT ist das viertgrößte Telekommunikationsunternehmen der Welt - die NTT-Investition durch NTT Finance wurde vom NTT Innovation Laboratory Israel initiiert - und selbst Classiq-Kunde. Neva SGR ist Teil der Intesa Sanpaolo Group, der führenden italienischen Bank in Europa. Die drei neuen Investoren gesellen sich zu den bestehenden Classiq-Investoren Wing VC, Entrée Capital, Hewlett Packard Pathfinder, Team8, Phoenix, Sumitomo Corp. (über IN Venture), Ourcrowd, Spike Ventures, Samsung NEXT und den Chipdesign-Titanen Lip-Bu Tan und Harvey Jones.
Steve Suarez, Global Head of Innovation, Global Functions bei HSBC, deutet des Einsatzbereich wie folgt an: „Quantum Computing hat das Potenzial, unsere Arbeitsweise in Bereichen wie Optionsbewertung und Risikoanalyse zu verändern. Das könnte zu größerer Effizienz und besserem Kundenservice führen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Classiq, um diese Technologie weiter zu erforschen.“
Mario Costantini, CEO von Neva SGR, begründet das Investment so: „Quantencomputing ist sicherlich eine Schlüsseltechnologie für die Zukunft. Wir haben uns entschieden, in die Technologie mit dem größten Potenzial zu investieren, weil wir glauben, dass sie unseren Investoren hervorragende Renditen garantieren kann. Darüber hinaus sehen wir das gleiche hohe Potenzial in mehreren Industriesektoren, einschließlich des Finanzsektors, der diese neuen technologischen Grenzen bereits testet.“
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