Das Data Warehouse der Zukunft Berichtswesen mit BW/4 HANA

Ein Gastkommentar von Tim Bremer und Cheng Qian* Lesedauer: 6 min |

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Für eine aussagekräftige Konzernberichterstattung benötigen Unternehmen möglichst viele Daten. Die stehen Unternehmen vor allem mit fortschreitender Digitalisierung zur Verfügung, müssen für Konzernabschlüsse und Reporting aber nutzbar gemacht werden. Dafür bedarf es eines Data Warehousing - im Zweifel mit „BW/4 HANA“.

Mit der Data-Warehouse-Anwendung für den On-Premises-Einsatz macht SAP einen großen Schnitt: Das gesamte Toolset wurde modernisiert. Fazit der Autoren: „BW/4 HANA“ ist für Unternehmen die ideale Anschlusslösung und zukunftstauglich.
Mit der Data-Warehouse-Anwendung für den On-Premises-Einsatz macht SAP einen großen Schnitt: Das gesamte Toolset wurde modernisiert. Fazit der Autoren: „BW/4 HANA“ ist für Unternehmen die ideale Anschlusslösung und zukunftstauglich.
(Bild: frei lizenziert: Gerd Altmann / Pixabay)

Ein Data Warehousing muss es schaffen, die unterschiedlichsten Datenquellen anzubinden, zu vereinheitlichen und an einer Stelle zur Analyse bereitzustellen. Ein solches Data Warehouse ist BW/4 HANA. Es löst die Vorgängerversion, deren Wartung in absehbarer Zeit ausläuft, nicht einfach nur ab, sondern stellt einen wirklichen Einschnitt in der Entwicklung dar.

Rund um die Jahreswende war das Thema Konzernabschluss in Unternehmen wieder akut. Doch diese Art der Berichterstattung ist nicht die einzige: Ob Finanz-Reporting, Berichterstattung mit ESG-Kennzahlen (ESG = Environmental, Social and Governance) oder Analysen im Bereich Human Ressource (HR): Unternehmen brauchen für aussagekräftige Bewertungen und verlässliche Planungen in jedem Bereich und zu jeder Zeit die Möglichkeit zur Berichterstattung.

Aus den unterschiedlichsten Quellen sollen Daten in die Analysen einfließen; denn je umfangreicher der Datenpool, desto valider sind die Berichte. Vor allem große Unternehmen kommen hierfür nicht ohne ein Data Warehouse aus, weil die unterschiedlichen Datenquellen und großen Datenmengen vereinheitlicht und an der jeweils richtigen Stelle für die Analyse und das Reporting bereitgestellt werden müssen. Für moderne Berichterstattung, die immer öfter und auf immer mehr Daten basierend erfolgen soll, ist es zudem notwendig, dass Anwender mit einem Data Warehousing nicht mehr nur historische Daten analysieren können, sondern auch Echtzeitdaten – und das aus möglichst vielen und unterschiedlichen Quellen.

Zwangsläufiger Umstieg, der Chancen bietet

Viele Unternehmen setzen hier noch auf das „Data Warehouse SAP BW 7.5 on HANA“, obschon die Lösung im Grunde auf dem absteigenden Ast ist. Denn sie wird nicht mehr weiterentwickelt, die Wartung läuft Ende 2027 sogar aus. Das allein sollte Grund genug sein, die Migration zum neuesten Data Warehouse BW/4 HANA zügig vorzunehmen.

Der Umstieg ist jedoch nicht zwangsläufig nur ein notwendiger, sondern er bietet Unternehmen ganz neue Möglichkeiten für ihr Berichtswesen. Deshalb eignet sich ein Umstieg auf BW/4 HANA auch nicht nur für diejenigen, die bislang mit BW 7.5 arbeiten.

Mit den vorherigen Upgrades der Business-Warehouse-Versionen – von „Netweaver 1.0 Business Intelligence“ bis hin zu „Netweaver 7.5 Business Warehouse“ – ist die Migration zu BW/4 HANA nicht zu vergleichen. Denn mit dieser neuesten Data-Warehouse-Lösung für On-Premises macht SAP einen großen Schnitt: Das gesamte Toolset wurde modernisiert und die alten Zöpfe abgeschnitten; alles, was das System verlangsamt, wurde rausgeschmissen.

Radikalschnitt

BW/4 HANA präsentiert sich als die Zukunftslösung der SAP, sämtliche Innovationskraft fließt nur noch hier ein. Deshalb lassen sich auch nur auf dieses System Weiterentwicklungen wie „BCS/4 HANA“ (Business Consolidation) oder BPC/4 HANA (Business Planning and Consolidation) installieren.

Vor allem BCS/4 HANA ist als Add-On für Unternehmen begehrenswert, weil es für den spezifischen Fall der Datenorchestrierung für das Finanz-Reporting und die Konsolidierung bestimmt ist und diese enorm vereinfacht und verbessert. Es ermöglicht modernes Reporting, auch, weil Anwender mit diesem Add-On konsolidierte Daten dynamisch on-the-fly berechnen können, also ohne das temporäre oder gar dauerhafte Speichern von Daten. Das ist in „Netweaver 7.5 Business Warehouse“ so nicht möglich.

Zusammengefasst

Das Data Warehouse BW/4 HANA ist für Unternehmen, die bislang mit SAP BW7.5 on HANA arbeiten, die ideale Anschlusslösung. Da die Wartung für BW 7.5 bereits in ein paar Jahren ausläuft, drängt allmählich die Zeit für die Umstellung, weil es sich dabei nicht um ein System-Upgrade, sondern um einen Systemwechsel handelt. Der Aufwand ist deshalb entsprechend höher, dafür werden Anwender aber auch mit einem nutzerfreundlichen, mächtigen System belohnt, das das Berichtswesen vereinfacht, verbessert und beschleunigt.

Datenorchestrierung, Datenadministration und Datenmodellierung

Mit BW/4 HANA haben die Anwender nun die Möglichkeit zur Datenorchestrierung, Datenadministration und Datenmodellierung. Für die Administration kommt BW/4 HANA mit einem mächtigen Toolset für die Prozessteuerung daher: Anwender können auf gewisse Zeitpunkte in der Prozesskette zugreifen und die Datenorchestrierung so überwachen.

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Die Datenmodellierung ist flexibel, Fachanwender können hierfür die in BW/4 HANA bereitgestellten Funktionen nutzen, die weit umfangreicher sind als in BW7.5. So lassen sich mit Out-of-the-box-Funktionen zwei Quelldaten zusammenbringen und gleichzeitig Filter und Formel direkt auf den Quelldaten im Composite Provider anwenden – in BW7.5 ist das nur mit einem eigens programmierten Code möglich. Auch Datenmodellierungen können direkt auf der Datenbank von anderen Quellsystem vorgenommen werden, weil BW/4 HANA über einen Smart Data Access (SDA) den direkten Zugriff auf alle Quellen zu Verfügung stellt.

Ob High-Level-Reports, die abstrahiert sind, oder Drill-Down-Reports, die bis ins kleinste Detail gehen – so, wie Stakeholder die Berichte fordern, können Anwender sie liefern. Die Datenanbindung zur Datenorchestrierung kann dabei auch durchgreifen, sodass Stakeholder bei Bedarf auch noch direkten Einblick in die jeweilige Datenquelle nehmen können. Zudem ist nun auch Reporting auf Basis von Textinformationen möglich.

Framework Fiori macht System User-freundlich

Im Vergleich zum Vorgänger und Auslaufmodell BW7.5 zeigt sich BW/4 HANA weitaus benutzerfreundlicher. Das Framework „Fiori“ bietet eine vereinfachte und personalisierbare Anwendung: Nutzer können beispielsweise Inhalte ihrer Wahl auf Kacheln hinterlegen und so viel leichter darauf zurückgreifen.

Die Menüführung ist in allen Unterkategorien ähnlich, so dass die Nutzer sich im gesamten System leicht zurechtfinden. Zudem ist das Data Warehouse mobil kompatibel, der Anwender ist also bei der Wahl, auf welchem Gerät er arbeitet, frei.

Vor allem aber können die Nutzer Analysen und Reports im Self-Service erstellen und sind dafür nicht länger auf die Unterstützung der IT angewiesen. Die positive Konsequenz: Das Berichtswesen beschleunigt sich.

Die aufwändige Umstellung

Der große Schnitt von Netweaver 7.5 Business Warehouse hin zu BW/4 HANA bringt Unternehmen zwar viele Vorteile, bedeutet hinsichtlich der Migration aber auch einen größeren Umstellungsaufwand als bei den vorherigen Upgrades. Mit steigender Individualisierung, die in BW/4 HANA auf jeden Fall herstellbar ist, steigt auch die Komplexität bei der Implementierung, dabei ist insbesondere der Aufwand für die Neuabbildung der fachlichen Inhalte innerhalb der veralteten Technologien zu beachten.

Die Conversion von BW 7.5 zu BW/4 HANA ist deshalb weit mehr als ein Systemwechsel, Unternehmen sollten den Testaufwand für die IT und das Business nicht unterschätzen. Es ist daher ratsam, externe Experten hinzuzuziehen und ausreichend Zeit für die Conversion einzuplanen.

Bei DAX-Konzernen kann die Laufzeit für die gesamte Umstellung von BW 7.5 auf BW/4 HANA gut und gerne drei bis fünf Jahre dauern. Wer das Wartungsende von BW7.5 im Hinterkopf hat (31.12.2027) merkt, dass die Zeit nun also drängt.

Vier Konversionsszenarien

Für die Migration gibt es vier Conversion-Szenarien: Greenfield, Shell Convesion / Accelerated Greenfield, Remote Conversion und In-place Conversion. Der (zeitliche) Aufwand unterscheidet sich je nach Szenario - auch, weil die Voraussetzungen und Ziele jeweils andere sind.

  • Bei der Greenfield Conversion wird BW/4 HANA als Data Warehousing komplett neu eingeführt, dieses Szenario richtet sich sowohl an Neu- als auch an Bestandskunden der SAP. Aus dem vorhandenen Quellsystem müssen deshalb alle Daten neu geladen und eine ganz neue Systemlinie aufgesetzt werden.
  • Bei der Shell Conversion / Accelerated Greenfield wird BW/4 HANA als parallele Systemlinie aufgebaut. Abgegrenzte Datenmodelle und ausgewählte Datenflüsse werden gezielt übertragen, die Daten jedoch nur aus dem Quellsystem übernommen und nicht übertragen.
  • Auch bei der Remote Conversion wird eine BW/4 HANA parallel aufgebaut, und bestimmte Datenflüsse werden für die Migration ausgewählt. Die Daten und ganze Teilbereiche der BW-Vorgängerversion werden jedoch durch „SAP Landscape Transformation“ (SLT) übertragen.
  • Die In-Place-Conversion vermeidet den Parallelbetrieb zweier Systeme und stellt eine vollständige Systemumwandlung dar. Sie migriert das komplette vorhandene BW-System. Die bestehende BW-Installation inklusive aller Objekte, Daten und Add-Ons wird in BW/4 HANA umgewandelt, alle nicht benötigten Objekte und Add-Ons werden vorab gelöscht.

Welchen Conversion-Pfad Unternehmen wählen, hängt maßgeblich von den vorhandenen Systemen und der vorhandenen Hardware ab und auch davon, wie weit der Umstieg letztlich gedeihen soll. Nicht zu vernachlässigen ist bei der Migration auch das Thema Lizenzen, das sich bei SAP als nicht immer übersichtlich erweist. Welche neuen Lizenzen Unternehmen gegebenenfalls brauchen, um BW/HANA auch mit den Add-Ons BCS4/HANA oder BPC4/HANA nutzen zu können, ist auch von den vorhandenen Lizenzen abhängig.

*Die Autoren Tim Bremer und Cheng Qian arbeiten für die Caleo Consulting GmbH

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