Mehrbedarf an Rechen-Power und höhere Ansprüche an Nachhaltigkeit Atos baut neue Supercomputer-Fabrik

Von Ulrike Ostler

Atos hat zum Anfang dieser Woche in Angers, Frankreich, den offiziellen Startschuss für das Projekt „Fabrik der Zukunft“ gegeben. Mit einer neuen Supercomputer-Fabrik will das IT-Unternehmen Standards setzen, sowohl bei der Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen am Arbeitsplatz als auch bei den technologischen Rahmenbedingungen: gesteigerte Produktivität, Flächenoptimierung und ein reduzierter CO2-Fußabdruck.

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Atos baut in Angeres eine neue Fabrikation von Supercomputern auf: größer und energie-effizeinter, mitarbeiterfreundlicher und smarter als bisher.
Atos baut in Angeres eine neue Fabrikation von Supercomputern auf: größer und energie-effizeinter, mitarbeiterfreundlicher und smarter als bisher.
(Bild: Atos)

Durch die Übernahme von Bull im Jahr 2014 ist Atos seit 60 Jahren mit Angers verbunden und produziert und testet hier seine Supercomputer, Quantensimulatoren, High-End-Server, Kryptologie- und Cybersicherheitsprodukte sowie -technologien. Das Projekt soll rund 100 qualifizierte Arbeitsplätze schaffen und die Fabrik zu einem echten europäischen Innovationszentrum machen.

Als Aushängeschild der Atos-Gruppe auf internationaler Ebene wird das Werk die Entwicklung eines vielversprechenden Sektors der französischen Industrie fördern und zur Entwicklung des Anjou und der Region Pays de la Loire beitragen. Das Projekt hat eine Laufzeit von fünf Jahren ab Erhalt der Baugenehmigung; Grundsteinlegung und Baubeginn ist für den Januar 2023 geplant, Abschluss des Projekts und Einweihung für Ende 2026. Es wird 60 Millionen Euro kosten und stellt damit die größte industrielle Investition in der Region seit mindestens Anfang der 1990er Jahre dar.

Eine Fabrik der Zukunft

Die in der Anlage entwickelten Techniken werden von Kunden auf der ganzen Welt genutzt, etwa von der französischen Atombehörde (CEA), dem Météo France, der nationalen französischen Supercomputing-Agentur Genci sowie europäischen Forschungsuniversitäten. Sie unterstützen dabei die Erstellung von Wettervorhersagen, die Modellierung von Crashtests für Autos und die Weiterentwicklung im Bereich der Genomik für die personalisierte Medizin.

Um die regionale, nationale und internationale Nachfrage besser bedienen zu können, werde das neue Werk auf den Grundsätzen der Industrie 4.0 beruhen, teilt der Bauherr mit: Digitalisierung, Cybersecurity und Safety, Konnektivität (IoT), Robotik, Cobotik (Mensch-Roboter-Kollaboration) und Collaborative Engineering.

Die neue Anlage wird die derzeitige Produktionskapazität verdoppeln und die Produktivität um 30 Prozent steigern - das jetzige Werk hat eine Produktionsfläche von 7.800 Quadratmetern und das zukünftiges 12.165 Quadratmeter. Es soll sich durch aktuelle Sicherheits- und Qualitätsstandards auszeichnen und zugleich die Betriebskosten um 30 Prozent senken. Außerdem werde die CO2-Bilanz optimiert.

Die neue Fabrik erstreckt sich über 8 Hektar, ist barrierefrei und für kollaborative und kreative Arbeit ausgelegt. Darüber hinaus gibt es Möglichkeiten für Erweiterungen, um den Wachstumsbedarf zu antizipieren.

Seit der Übernahme von Bull im Jahr 2014 baut Atos in Angers HPC-Systeme.
Seit der Übernahme von Bull im Jahr 2014 baut Atos in Angers HPC-Systeme.
(Bild: Atos)

Atos sieht sich als wichtiger Akteur im dekarbonisierten Digitalsektor und dem ökologischen Wandel verpflichtet. So hat das It-Unternehmen den CO2-Fußabdruck der neuen Anlage bereits in der Planungsphase reduziert. Durch den Neubau auf dem eigenen Industriegelände ist das Atos-Projekt Teil des so genannten ZAN-Prozesses (Zero Net Artificialization). Neben der Verachtfachung der Grünflächen und dem Solardach wird das Werk mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen versorgt.

Der Standort ist zudem so konzipiert, dass die Abwärme, die beim Bau der Server und Supercomputer entsteht, in das städtische Wärmenetz eingespeist werden kann. Diese Wärme-Erzeugung erspart der Stadt auch den Bau eines neuen Biomasseheizwerks. Der Bau wird zudem nach dem BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method)-Gebäudestandard zertifiziert sein, was dem Gebäude von der Planung bis zum Ende der Lebensdauer ein Höchstmaß an Umweltverträglichkeit garantiert.

Die neue Fabrik soll größer, schöner, barrierefrei und für kollaborative und kreative Arbeit ausgelegt sein.
Die neue Fabrik soll größer, schöner, barrierefrei und für kollaborative und kreative Arbeit ausgelegt sein.
(Bild: Atos)

Christelle Morançais, Präsidentin des Regionalrats der Region Pays de la Loire, begrüßt den Neubau: „Wir freuen uns über das erneute Engagement von Atos und die Errichtung einer solchen Hightech-Fabrik in Angers, in der Region Pays de la Loire. Dies ist ein beeindruckendes Projekt, das unser Engagement und unsere Kompetenz in der Industrie der Zukunft unterstreicht und die Attraktivität unserer Region stärkt. Es ist ein Projekt mit starken Auswirkungen für unsere Region, ein Projekt, das Arbeitsplätze schafft und unser Bestreben widerspiegelt, grünes Wachstum zu fördern.“

Die Agglomeration Angevine sorgt über ihren Ableger „Alter Cité für die Umstrukturierung des Standorts, um das neue Werk von Atos 4.0 unterzubringen. Diese Initiative zur Beschleunigung von Industrievorhaben wird von der Region Pays de la Loire mit 1,5 Mio. Euro finanziert.

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