Überzogene Bauzeiten und lokal variierende Kühleffizienz AST Modular lädt per Video in den RZ-Container ein

Autor / Redakteur: Dirk Srocke / Ulrike Ostler

Um Rechenzentren flexibel zu erweitern, gelten Container als Mittel der Wahl. Dienstleister AST Modular zeigt jetzt technische Finessen und spezifische Probleme des Ansatzes.

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Herausforderung: Die Verbindung mehrerer Container zu einer Einheit brachte den Zeitplan in Gefahr.
Herausforderung: Die Verbindung mehrerer Container zu einer Einheit brachte den Zeitplan in Gefahr.

Per Video-Rundgang öffnet AST Modular jetzt die Pforten zweier kürzlich in Dänemark installierter Container-Rechenzentren. Während die Filme eindeutlig für die Lösungen des Anbieters sprechen, berichtet das Unternehmen auf Nachfrage auch offen über Probleme bei der Implementierung.

Konkret geht es im Video um an zwei verschiedenen Orten für IBM Strategic Outsourcing Denmark errichtete Rechenzentren, mit insgesamt 21 Containern. Die sollten die Kapazitäten bereits bestehender, klassisch in gemauerten Gebäuden untergebrachten Rechenzentren flexibel erweitern.

Flexibel heißt in diesem Fall, dass die Container auf einem Parkplatz aufgestellt wurden – eine kostenintensive Erschließung neuer Grundstücke oder Gebäude entfiel. Der schrittweise Ausbau reduzierte zudem hohe Einstiegskosten, die mit traditionellen Rechenzentren zu erwarten gewesen wären. Kunde IBM Strategic Outsourcing Denmark konnte somit vorhandene Standorte um eine IT-Kapazität von je 100 kW respektive 250 kW erweitern.

Container wurden vereinigt

Während für klassische Rechenzentren Bauzeiten von ein bis zwei Jahren angesetzt werden, konnte AST Modular die Container deutlich schneller aufstellen. Das durchschnittlich angesetzte Zeitfenster von 12 bis 14 Wochen wurde für die Container-Experten allerdings zur größten Herausforderung des Projekts. Grund hierfür: AST Modular stellt IT-Container nicht nur separat auf, sondern verbindet sie auf Kundenwunsch auch zu einer Einheit.

Hierbei müssen nicht nur Trennwände entfernt, sondern auch Verbindungen für Stromversorgung und Kühlung installiert werden. Die zusätzlichen Aufgaben haben die Aufstelldauer der bereits vorbereiteten Containermodule schließlich auf vier bis sechs Monate verlängert.

An Standort zwei (siehe: Titelbild und Video) kann man das Ergebnis der Mühe gut nachvollziehen. Dort hat AST Modular fünf IT-Container dicht aneinander gestellt und teilweise die Trennwände entfernt. Im Inneren ergibt sich somit nahezu das Raumgefühl eines klassischen Rechenzentrums.

Rail System schafft Platz für Wartung

Da es in den Containern für Servicekräfte dennoch eng werden kann, installiert AST Modular standardmäßig ein patentiertes Rack & Rail System. Racks lassen sich so vor und zurück bewegen; je nach Anforderung können IT-Mitarbeiter bequem an Vorder- oder Rückseite der Server-Schränke arbeiten. Damit die Anschlusskabel dabei nicht zu sehr beansprucht werden, liefert der Anbieter zudem ein flexible Kabelkanäle, die Leitungen weitestgehend entlasten.

Auch in Sachen Kühlung setzt AST Modular in Dänemark auf eine Eigenentwicklung, nämlich das an anderer Stelle bereits ausführlich beschriebene Natural Free Cooling. Die indirekte Luftstromkühlung verhindert, das Feuchtigkeit oder Schmutz von außen bis zur eigentlichen IT-Hardware durchdringen. Zudem sei das Verfahren besonders energieeffizient und könne die Betriebskosten deutlich senken.

Zusätzlich zum bis 19 °C Außentemperatur funktionierenden Natural Free Cooling hat AST Modular auch adiabatische (über 19 °C) und konventionelle Kühlsysteme (ab 26 °C respektive 20 °C und hoher Luftfeuchtigkeit) installiert.

Für die in Dänemark installierten Container gibt AST Modular eine Power Usage Effectiveness (PUE) von 1,15 (Standort 1) beziehungsweise 1,13 (Standort 2) an. Und die Werte könnten sogar noch tiefer liegen, hätte man die Container nicht als Tier-3-Rechenzentrum mit redundanten Systemen ausgelegt. Für die Anforderungen von Tier 1 wäre ein PUE von 1,09 erreichbar gewesen.

PUE-Prognose für Interessenten

Interessenten prognostiziert AST Modular übrigens bereits vor Implementierung eines Containerrechenzentrums die damit erreichbaren PUE-Werte. Hierfür greift der Dienstleister auf ein Netz von 5.000 weltweit verteilten Wetterstationen zu. Ein Beispiel für Deutschland: In Frankfurt/Main könnte ein Container-basiertes Tier-1-Rechenzentrum mit einer PUE von 1,12 errichtet werden.

Glaubt man den Aussagen AST Modulars, ist Kunde IBM Strategic Outsourcing Denmark zufrieden mit den Container-Rechenzentren – und soll das wohl auch für die kommenden Jahre sein. Die Lebensdauer der Container gibt der Hersteller mit 20 Jahren an; bei voller Flexibilität bezüglich Upgrades oder Transport an andere Standorte.

Die mit Brandschutzsystemen, Zugangslösungen und Überwachungskameras versehenen Container mit redundanten Versorgungssystemen sollen zudem allen Anforderungen gerecht werden, die auch konventionelle Rechenzentren erfüllen müssen. Mögliche Gründe gegen die Container seien lediglich Designbedenken gegen die industrielle Anmutung der Container oder die vergleichsweise beengten Umgebungsverhältnisse für Servictechniker.

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