Studie des Umweltbundesamtes Ohne alternative Kältemittel kein Einhalten der Klimaziele

Autor / Redakteur: lic.rer.publ. Ariane Rüdiger / Ulrike Ostler |

Wenn es um die Optimierung von Rechenzentren geht, ist viel von Energie-Effizienz die Rede, aber viel zu wenig von den Kältemitteln, die dort verwendet werden. Eine im Auftrag des Umweltbundesamtes erstellte Studie des Beratungshauses Ecofys und des Rechenzentrumsbauers Deerns entwickelt hier Perspektiven.

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Sämtliche Maßnahmen, die das Umweltbundesamt untersucht hat, könnten in mittelgroßen (wie hier gezeigt) aber auch großen Rechenzentren zu erheblichen CO2-Einsparungen führen.
Sämtliche Maßnahmen, die das Umweltbundesamt untersucht hat, könnten in mittelgroßen (wie hier gezeigt) aber auch großen Rechenzentren zu erheblichen CO2-Einsparungen führen.
(Bild: Dr. Daniel de Graaf, Umweltbundesamt)

Die PUE (Power Usage Effectiveness) von Rechenzentren nähert sich, so scheint es, langsam aber sicher zumindest bei neuen Anlagen dem Optimum von 1 an. Das bedeutet, dass fürs Kühlen und Klimatisieren genauso viel Strom verbraucht wird wie fürs Rechnen. Ist damit schon alles getan, um die Datenzentren fit für eine grüne Zukunft zu machen?

Mitnichten, meint eine aktuelle Studie, die das Umweltbundesamtes, unter anderem zuständig für Kältemittel, 2014 in Auftrag gegeben hatte und die nun vorliegt („Endbericht Klimaschonende Klimatisierung (Heizen und Kühlen) mit natürlichen Kältemitteln – Konzepte für Nichtwohngebäude mit Server-Räumen/Rechenzentren“). Die Order ging an das Beratungshaus Ecofys, unterstützt durch den RZ-BauerDeerns.

Gerade die Handhabung der Kältemittel bleibe, so die Studie, oft unterbelichtet. Dabei werden in Rechenzentren genau wie in vielen anderen Bereichen noch immer teilfluorierte Kohlenwasserstoffe (HFKW) verwendet, die ein großes Treibhauspotential (Global Warming Potential, GWP) aufweisen. Das gilt beispielsweise für R410A mit einem GWP von 2088. Andere in Rechenzentren verwendete Kältemittel haben Treibhauspotentiale von 1430 (R134a) und 1774 (R407C).

UBA fordert "natürliche Kältemittel"

Zum Vergleich: Das Treibhauspotential von Kohlendioxid als Referenz liegt bei 1. Bisher gasen die Stoffe mit einstelligen Raten aus, ohne dass man das vollständig verhindern könnte. Daher ist ein Austausch der Kältemittel auch dann wichtig, wenn Rechenzentren, wie Daniel de Graaf, Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Umweltbundesamt, sagt, nur einen relativ geringen, vermutlich einstelligen Anteil am gesamten HFKW-Verbrauch haben. Ohne einen Austausch der bisherigen durch natürliche Kältemittel werde die RZ-Branche, so die Studie, kaum die von der Bundesregierung gesetzten Klimaziele für den Gebäudebereich einhalten können.

Ab dem Jahr 2017 sollen schrittweise erheblich weniger halogenhaltige Kältemittel verbraucht werden.
Ab dem Jahr 2017 sollen schrittweise erheblich weniger halogenhaltige Kältemittel verbraucht werden.
(Bild: Dr. Daniel de Graaf, Umweltbundesamt)

Aber auch die Gesamt-Energie-Effizienz des Rechenzentrums und die Leistungsfähigkeit der Klimatechnik spielten bisher eine zu geringe Rolle. „Sehr effiziente Technik bedeutet leider nicht unbedingt große Energie-Effizienz der Gesamtanlage. Dazu muss auch eine genaue Steuerung und Überwachung von Betriebsparametern wie Druck und Laufgeschwindigkeit der Lüfter kommen“, sagt de Graaf.

Damit sich das ändert, benennt die Studie – und dies ist der zumindest politisch-regulatorisch interessanteste Teil der Arbeit – zunächst Hemmnisse wie zu wenig Wissen, Investitions- und Instandhaltungskosten, Betriebstemperaturen in Rechenzentren oder die verteilte Verantwortung zwischen Facility- und IT-Bereich, die einer Umstellung auf weniger klimaschädliche Kühlmethoden entgegenstehen.

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