OCP-Projekte und Joint-Venture im Ausland Maincubes expandiert im Rhein-Main-Gebiet und in Irland

Redakteur: Ulrike Ostler |

Neben den Datacenter in Offenbach bei Frankfurt und Amsterdam plant Maincubes die Eröffnung eines weiteren Rechenzentrums im Rhein-Main-Gebiet, das besonders den Faktor Nachhaltigkeit in den Fokus rückt und in Irland. Hierzulande entsteht auf rund 8.500 Quadratmetern White Space ein CO2-neutraler Betrieb und in Nord Irland läuft das 100-Megawatt-Projekt „Atlantic Hub“. Zudem zieht der Vorstoß auf dem Technikgebiet Open Compute Project (OCP) erste Kunden.

Anbieter zum Thema

Das zweite Rechenzentrum von Maincubes in Offenbach soll komplett cO2-neutral arbeiten können.
Das zweite Rechenzentrum von Maincubes in Offenbach soll komplett cO2-neutral arbeiten können.
(Bild: Maincubes One GmbH)

Co-Location-Anbieter Maincubes baut sein Netzwerk an hochverfügbaren Rechenzentren aus. Das geplante Datacenter in Offenbach „FRA02“ soll zudem zu 100 Prozent CO2-neutral sein und zugleich eine große Flexibilität hinsichtlich Strom und Klima ermöglichen, wenn Kunden unterschiedlich dicht bestückte IT wünschen.

Die Räume werden nach Unternehmensangaben nach den zuvor abgestimmten Kundenanforderungen ausgebaut und bieten etwa raumindividuelle Kühlkonzepte. Das gibt der Kundschaft die Möglichkeit, ihre Co-Location-Umgebung nach individuellen Bedürfnissen zu gestalten. Maincubes könne damit eine effiziente Kostenverteilung garantieren. Wie Maincubes mitteilt, wird das Datacenter zudem einen PUE-Wert von deutlich unter 1,3 erreichen.

Wie die anderen Maincubes-Rechenzentren und vergleichbare von Wettbewerbern wird das künftige FRA02 über multiple, redundante Carrier-Anbindungen verfügen. Für die Gewährleistung der Sicherheitsansprüche werde eine Zertifizierung nach ISO/IEC 27001:2013 sorgen, die Maincubes flächendeckend erst im Frühjahr dieses Jahres für die Firmenzentrale von Maincubes in Frankfurt als auch das Rechenzentrum in Schiphol-Rijk/Niederlande erhalten hatte.

Daten- und Investitionsschutz

Ein unabhängiger Prüfer des TÜV Saarland hat bestätigt, dass neben der Infrastruktur und Technik auch die Services, Prozesse und personellen Ressourcen höchsten Sicherheitsstandards entsprechen. Die vertraglichen und gesetzlichen Anforderungen und Richtlinien an den Datenschutz und die Daten- sowie Informationssicherheit werden erfüllt und damit ist beispielsweise auch die Einhaltung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gesichert.

Im Amsterdamer Rechenzentrum betreibt Maincubes zusammen mit Rittal und Circle B ein „OCP Experience Center“. Jetzt setzt das Marketing-Unternehmen RTB House, das Kunde wie Tchibo, Decathlon, Orange, Sephora, Reebock, O2, Carrefour und Rakuten hat, auf die Hardware des Open Compute Project und das Rechenzentrum „AMS01“. Denn OCP-fähige Geräte erfordern spezifische Installationen der Strom- und Kühltechnik im Rechenzentrum.

Das Open-Source-Projekt geht zurück auf einen Beschluss des Facebook-Konzerns im Jahr 2009 ein kleines Team von Ingenieuren für die Entwicklung eigener Datacenter-Technik freizustellen. Ihre Aufgabe war es, das Energie-effizienteste Rechenzentrum der Welt zu entwickeln, das auch technisch in der Lage war, das sehr starke Wachstum der Nutzung der Plattform zu ermöglichen, und zwar zu möglichst geringen Kosten. Das Team hat von Grund auf alles entwickelt, was ein Rechenzentrum braucht: Server, Racks, Netzteile, Schaltgeräte, Kühlsysteme, Managementsoftware und vieles mehr.

Das Open Compute Project

Das erste Rechenzentrum, das auf diesen neuen Designs basiert, ist das Facebook-Werk in Prineville, Oregon. Dieses Rechenzentrum verbrauchte 38 Prozent weniger Energie als ein damals hochmodernes traditionelles Rechenzentrum und war 24 Prozent billiger im laufenden Betrieb. Im Jahr 2011 veröffentlichte Facebook die entwickelten Hardware-Designs und startete zusammen mit Rackspace, Goldman Sachs und Andy Bechtolsheim, Gründer von Unternehmen wie Sun Microsystems und Arista Networks, das Open Compute Project.

RTB House wiederum ist ein schnell wachsendes globales Marketing-Technologieunternehmen mit einer proprietären, Deep-Learning-gestützten „Ad-Buying-Engine“. Im Jahr 2019 wurde das Unternehmen bei Deloittes Technology Fast 50 Ranking in Mitteleuropa auf Platz 37 gewählt. In der Financial Times 1000: Europe’s Fastest Growing Companies 2019 belegte RTB House in diesem Jahr Platz 24 im Technologiesektor.

Für das weitere Wachstum suchte das Unternehmen nach einem Carrier-neutralen Co-Location-Rechenzentrumsanbieter mit ausreichend Whitespace in Amsterdam. Die Empfehlung für das Maincubes-Rechenzentrum erhielt RTB House von CircleB, dem ersten europäischen OCP Solutions Provider, der 2018 offiziell von der Open Compute Foundation zugelassen wurde. Im Februar 2020 sollen nun dort die ersten OCP Co-Location-Racks von RTB House in Betrieb gehen.

Bartłomiej Romański, CTO von RTB House, erläutert seine Strategie: „Unser erstes Rechenzentrum in Amsterdam ist für übliche Hardware gedacht. Die AMS01-Anlage aber wird für den Einsatz unserer OCP-fähigen Ausrüstung genutzt.“ Er führt weiterhin aus, dass Open-Compute-Hardware viele Vorteile biete: „Dazu gehören Energie-Effizienz, Modularität und damit Flexibilität sowie einfache Wartung. Die offen zugänglichen technischen Spezifikationen ermöglichen auch ein besseres Verständnis der zugrunde liegenden Komponenten und um das volle Hardwarepotential auszuschöpfen. Darüber hinaus ist die OCP-Hardware speziell für große Implementierungen konzipiert.“

Die Bekanntgabe des Deals folgt auf die Nachricht, dass Maincubes‘ AMS01 im vergangenen Sommer als Rechenzentrumsstandort für das europäische OCP Experience Center ausgewählt wurde, welches als Demo- und Testumgebung für den europäischen Markt zur Verfügung steht. So kann es auch dazu verwendet werden, um die neuen Rechenzentrums- und Telko-Umgebungen „OCP Accepted“ und „OCP Inspired“ zu testen.

Romański ist jedenfalls angetan: „Das Maincubes Rechenzentrum AMS01 in Amsterdam ist in der Lage, unsere einzigartigen OCP-Strom- und Kühlungsanforderungen zu erfüllen. Darüber hinaus ist es wichtig zu erwähnen, dass Maincubes unseren Bedürfnissen im Bereich Nachhaltigkeit und Redundanz gerecht wird. Am meisten aber schätzen wir ihre Flexibilität. Die aktuelle Co-Location-Vereinbarung ermöglicht uns ein elastisches und skalierbares Wachstum unserer OCP-basierten IT-Infrastruktur in Europa.“ Er fügt an: „Auch der Rechenzentrumsstandort von Maincubes in Frankfurt könnte eine attraktive Ergänzung sein. Es ist schön, diese Option zur Hand zu haben.“

Das irische Joint Venture

Für weitere Optionen soll das Joint Venture mit Atlantic Hub in Nord-Irland sorgen. Der irische Rechenzentrumsentwickler hat im Februar mit der Arbeit an einem Rechenzentrumscampus in Londonderry begonnen. Das Projekt befindet sich im „Foyle Port Innovation Park“am Rande der zweitgrößten Stadt Nordirlands und der viertgrößten Stadt der Insel.

Oliver Menzel ist Geschäftsführer des Frankfurter Rechenzentrumbetreibers Maincubes One GmbH und übt die Geschäftsleitung bei Maincubes B.V. in den Niederlanden aus. Er ist auch der Director der Atlantic Hub Ltd.

So könnte das Rechenzentrum in Londonderry einmal aussehen
So könnte das Rechenzentrum in Londonderry einmal aussehen
(Bild: Atlantic Hub)

Laut Antje Tauchmann, Marketing-Chefin bei der Maincubes One GmbH, handelt es sich noch um „powerd land“ – das irische Unternehmen hat die Baugenehmigung für die erste Phase seines nordirischen Rechenzentrums erhalten und sucht nun die Genehmigung für den gesamten Standort. Nach Abschluss des Projekts wird erwartet, dass der Campus mit einer Leistung von 300 Megawatt betrieben wird, die ausschließlich aus erneuerbaren Quellen gewonnen wird. Das Londonderry-Rechenzentrum soll „Tier-4“-Standards erfüllen, die Anforderungen von Hyperscaler erfüllen und eine direkte Verbindung nach Nordamerika haben mit einer Kapazität von 8 Terabit pro Sekunde bei einer Latenz von weniger als 59 Millisekunden.

Auch das zweite Atlantic-Hub-Datacenter-Projekt, an dem Maincubes beteiligt ist, soll im vollen Ausbau eine Kapazität von 300 Megawatt aufweisen. Standort ist Donegal und noch gibt es nicht mehr als Genehmigungen.

(ID:46282400)