Energie-Management mithilfe von DIN EN 50600 Key Performance Indicators im Rechenzentrum
Anhand der Europa-Norm 50600 lassen sich betriebswirtschaftliche Leistungskennzahlen analysieren, Ineffizienzen aufdecken, Defizite gezielt beheben und Prozesse optimieren. Ihre Anwendung verhilft zu einem zukunftsorientierten Rechenzentrum.
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Laut Umfrage der Experton Group wissen nur wenige Unternehmen über den tatsächlichen Energieverbrauch ihrer Rechenzentren Bescheid. Immerhin 64 Prozent der Betriebe mit über 5.000 Mitarbeitern wissen nicht, welcher Anteil des Stromverbrauchs auf die IT-Infrastruktur entfällt. Dabei ist die IT einer der größten Stromfresser in modernen Industrienationen – mit entsprechend hohem Einsparpotenzial. Dass das IT-Equipment und die Infrastruktur erheblich optimiert werden können, ist mittlerweile bekannt.
DIN EN 50600 - ein Leitfaden für Lösungsansätze
Ein umfassendes Energie-Management und entsprechende Maßnahmen für die Energie-Effizienz sind notwendig. Neben klaren Zielvorgaben und Anforderungsprofilen dient hier die vereinheitlichende Europa-Normierung DIN EN 50600 als Leitfaden für Lösungsansätze.
Denn echte Energie-Effizienz lässt sich nur erzielen, indem der genaue Verbrauch analysiert, Ineffizienzen aufgedeckt und Prozesse optimiert werden. Ein systematisches Vorgehen macht es auch möglich, die Aspekte Hochverfügbarkeit und Nachhaltigkeit zu berücksichtigen.
Infrastruktur und Management unter der Lupe
Eine wirksame Strategie für das Energie-Management lässt sich nur auf Basis einer Reihe von Informationen entwickeln, für die ein detaillierter Blick auf das Rechenzentrum selbst sowie auf das Management nötig sind. Die europaweit geltende Normierung für Rechenzentren DIN EN 50600 beinhaltet hilfreiche Vorgaben für Energie-Effizienz-, Messwerte, Verfügbarkeits- und Schutzklassen. Dabei werden von der Gebäudekonstruktion, Stromversorgung, Umgebungsbedingung, Verkabelung, Infrastruktur und den Sicherheitssystemen alle Gewerke bis hin zum Management alle Details durchleuchtet.
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Datacenter-Standard mit Spielraum
DIN EN 50600: Die neue Norm für Rechenzentren
Ein erster Schritt in Richtung effiziente Nutzung von Energieressourcen ist die klare Zielsetzung: Dazu zählen vor allem die Minimierung des Energieverbrauchs, die Steigerung der IT-Effizienz als auch der Einsatz von erneuerbaren Energien. Im nächsten Schritt geht es darum. sinnvolle Messwerte zu generieren.
Anforderungen gehören genau definiert
Dazu ist es sinnvoll, ein Anforderungsprofil zu erstellen, für das nachfolgende Punkte gelten: eindeutige Definitionen (bei Methode und Ergebnis), großer Geltungsbereich (Art/Größe von RZ und IT-Equipment), technische und geografische Neutralität, einfache Umsetzbarkeit (Verwendung und Einführung), keine nachteiligen Auswirkungen, Potenzialanalyse. Schließlich gilt es, diese Werte anhand der europaweiten Normierung für Rechenzentren DIN EN 50600 für die Bereiche Design (alle RZ-Gewerke) und Operations (Management, Operations & Processes) mit den Key Performance Indicators (General, PUE, REF, etc.) abzugleichen und fehlende Effizienzen sowie ungenutztes Potenzial zu optimieren.
Ohne Bestandsaufnahme keine Optimierung
Um Defizite im Energiebereich zu identifizieren und aufzudecken, ob sich alle Richtlinien der DIN EN 50600 einhalten lassen, muss eine Bestandsaufnahme in den RZ-Bereichen Stromversorgung, Kühlung und technische Infrastruktur erfolgen. Dafür wird zuerst die vorhandene Dokumentation des Datacenter überprüft – beispielsweise vorhandene Grundrisse der IT-Räume mit Rack- und Reihenanordnungen, Schemata der Kühl- und Stromkreisläufe, Informationen zu den Geräten wie Typ, Alter und Eigenschaften sowie Service- und Wartungsprotokolle.
Anschließend steht die Begehung des Rechenzentrums durch zertifizierte Servicetechniker auf dem Plan. Es geht darum, augenfällige Optimierungspotentiale wie Gefahrenquellen für die Bildung von so genannten Hotspots – also unzureichend gekühlten Bereichen – aufzudecken.
Das geschulte Beraterauge sieht dabei auf einen Blick, ob beispielsweise Kalt- und Warmgänge sowie Luftströme voneinander getrennt sind und wo noch Optimierungspotenzial vorhanden ist. Weiterhin wird geprüft, ob Präzisionsklima-Anlagen oder Doppelböden vorhanden sind und wie es um die Effizienz der Anlagen bestellt ist. Mithilfe moderner Analyse-Tools führen die Techniker eine detaillierte Bewertung des Datacenter durch.
Eine RZ-Bewertung bis ins Detail
Der Einsatz von Wärmebildkameras macht beispielsweise sichtbar, wie sich die Luftströmungen im Datacenter tatsächlich verhalten. Erfasst werden zudem die Temperaturen in den IT-Räumen und alle relevanten Einstellwerte an den Anlagen. Der jeweilige Verbrauch von Klima-Anlagen, Pumpen, Kaltwassersätzen, USV-Anlagen beispielsweise wird ermittelt.
Erfahrungsgemäß lassen sich schon durch die Justierung der Einsatzpunkte der freien Kühlung erhebliche Einsparpotenziale erschließen. Mit der Ermittlung, ob alle Rechenzentrumsgewerke der europäischen Richtlinie DIN EN 50600 entsprechen, können die vorgegeben Werte zugleich als ROI-Schätzung ausgesprochen und damit Empfehlungen gegeben werden.
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Analyse und Bericht
Das Reporting kann individuell, je nach den Bedürfnissen des Unternehmens ausfallen. In jedem Fall münden die erfassten Daten in einer Analyse zusammen und fließen in einen grafisch gestützten Report. Im Zentrum stehen dabei Aspekte, die die Energienutzung und -verfügbarkeit im Datacenter beeinträchtigen, das heißt: der DIN Norm EN 50600 nicht entsprechen.
Ein klassischer Ergebnisbericht enthält beispielsweise Informationen zur technischen Infrastruktur wie Temperaturverläufe in den IT-Räumen oder Redundanzen bei der Stromversorgung und Kühlung sowie Aussagen zur Energie-Effizienz – dargestellt in PUE- oder DCiE-Werten. Egal wie ausführlich sie ausfallen: Analyse und Bericht haben stets ein gemeinsames Ziel – die Ableitung einer Strategie zur Erhöhung der Energieeffizienz und / oder Verfügbarkeit.
Handlungsempfehlungen und Beratung
Das professionelle Energie-Management Assessment enthält deshalb eine Liste mit Handlungsempfehlungen, wie das Unternehmen die Regulierungen der EN 50600 einhalten und damit Energie einsparen kann: Das kann von der Optimierung der Luftverteilung und Kühlungsarchitektur über die Prozessoptimierung bis hin zum Austausch ineffizienter Anlagen und den Neubau des Datacenter reichen.
Die Experten geben Tipps, ob und wie sich die bestehenden Systeme modifizieren lassen, um für eine bessere Verfügbarkeit zu sorgen. Darüber hinaus kennen sich die Berater bei der Energiebeschaffung aus. Sie ermitteln bei Bedarf gemeinsam mit den Unternehmensverantwortlichen den besten Preis und Anbieter und beraten hinsichtlich bestehender Versorgungsrisiken.
Fazit:
Da die europäische Rechenzentrumsnorm DIN EN 50600 Auswirkungen auf nahezu jedes Gewerk hat, ist diese die bisher weitreichendste aller bekannter Normen. Es ist deshalb ratsam, die Europa-Norm schon bei der Planung als auch zur Erhaltung des Datacenter-Standards als Leitfaden zu nutzen. Die Einhaltung der Vorgaben dieser RZ-Richtlinie kann ein zukunftsorientiertes und physisch sicheres Rechenzentrum garantieren.
Veranstaltungsreihe Datacenter Update
Mehr Informationen rund um die europäischen RZ-Norm DIN EN 50600 betreffenden RZ-Gewerken erhalten Interessaneten auf der Veranstaltungsreihe „Datacenter Update 2016“. Diese findet in unterschiedlichen Städten in Deutschland und der Schweiz statt:
- 14.07.: Stuttgart,
- 19.07.: München und
- 08.09.: Hamburg.
* Manuel Mair ist Senior Solution Architect Datacenter bei Schneider Electric Deutschland.
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