Horizontal versus vertikal Interconnection erschließt ein neues Geschäftsmodell für Rechenzentren

Ein Gastbeitrag von Mareike Jacobshagen* |

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In unserer hochvernetzten Arbeitswelt sind eine stabile Internet-Verbindung und geringe Latenzzeiten das A und O. Das gilt für Bildungs- oder Gesundheitseinrichtungen ebenso wie für Industrie- oder Finanzunternehmen. Oftmals reagieren Betreiber auf die gestiegene Nachfrage lediglich mit dem Ausbau ihrer Flächen, was einem horizontalen Modell entspricht. Dieser aber reicht nicht.

Der Trend geht zu virtuellen Meet-Me-Räumen: Durch Interconnection erwächst die Möglichkeit, ein Geschäftsmodell auf quasi horizontaler Skalierung aufzubauen.
Der Trend geht zu virtuellen Meet-Me-Räumen: Durch Interconnection erwächst die Möglichkeit, ein Geschäftsmodell auf quasi horizontaler Skalierung aufzubauen.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

Sämtliche Prozesse digitalisieren und den Zugriff auf Informationen vereinfachen: Das ist die Mentalität, die sich in Unternehmen jeglicher Größe und Branche weltweit in den letzten zwei Jahren etabliert hat, um ihren Mitarbeitern von überall das Arbeiten zu ermöglichen. Zu verdanken haben wir das vor allem dem Internet und der zunehmenden Ausbreitung und Adaption von Cloud Computing und Cloud-Anwendungen.

Wer sich, seine Geschäftsprozesse und die Unternehmenskultur nicht an diese Umstände anpasst, droht hinter den Wettbewerb zurückzufallen. Eines ist jedoch klar: Aufgrund dieser Entwicklungen ist es für Unternehmen heute wichtiger denn je, sich nicht mehr nur auf ein zentralisiertes Rechenzentrum zu stützen, sondern sich ein Netzwerk bestehend aus Rechenzentrums-, Cloud- und Netzwerk-Providern aufzubauen.

Denn es gilt, Daten und Zugangspunkte zu diversifizieren, um Redundanzen zu erhöhen, Ausfallsicherheit zu schaffen sowie zu lokalisieren und so nah wie möglich an die Nutzer heranzubringen. Nur so werden Latenzen verringert sowie die Performance und die User Experience verbessert.

Das Fazit der Autorin

Betreiber von Rechenzentren erkennen zunehmend die Notwendigkeit von Interconnection und einem digitalen Ökosystem. Zumeist ist es fehlendes Know-how, das sie noch daran hindert, diese Möglichkeiten voll zu nutzen.

Doch es gibt eine Reihe von Varianten, wie Rechenzentrumsbetreiber ihren „vertikalen Fußabdruck“ erweitern können – ob in Eigenregie oder in Kooperation mit einem bereits existierenden neutralen Interconnection-Ökosystem mit vorhandener Reichweite. Wenn diese Erweiterung noch nicht im Gange ist, ist es jedenfalls an der Zeit, damit anzufangen, um nicht hinter den Wettbewerb zurückzufallen.

„Connectivity is key“

Die Ergebnisse einer von DE-CIX in Auftrag gegebenen Umfrage unter jeweils 200 deutschen und US-amerikanischen Konzernen zeigen, dass eine reibungslose digitale User Experience zum Beispiel bei der Arbeit mit den Cloud-Anwendungen von Microsoft selbst heute nicht immer der Fall ist. 80 Prozent der befragten Unternehmen sehen sich mit wachsenden Performance-Problemen hinsichtlich ihrer Unternehmenssoftware konfrontiert.

Dies unterstreicht einmal mehr die technischen Herausforderungen, die mit flexiblen Arbeitsmodellen einhergehen. Umso wichtiger ist eine exzellente Konnektivität zu den gängigen Cloud-Diensten oder anderen digitalen Unternehmensressourcen. Drei Viertel der befragten Unternehmen planen, genau hier in den nächsten zwei Jahren zu optimieren.

Das Rechenzentrum als Epizentrum der Konnektivität

Interconnection und Cloud-Konnektivität werden normalerweise in Co-Location-Rechenzentren umgesetzt, die ausreichend Platz, Strom und Infrastruktur für großangelegte Rechenkapazitäten bieten. Rechenzentren stellen nämlich einen natürlichen Interconnection-Punkt dar, da Kunden Vernetzung in und aus dem Rechenzentrum benötigen und in Co-Location-Rechenzentren viele verschiedene Kunden und Netze zusammentreffen.

Viele Betreiber von Rechenzentren richten daher einen so genannten Meet-Me-Room (MMR) ein – also einen Ort, an dem sich Kunden untereinander und Telekommunikationsunternehmen für die Außenanbindung physisch direkt miteinander verbinden. Dies vereinfacht nicht nur den Aufbau von Verbindungen, sondern zentralisiert Netzwerkverbindungen.

Zwar sind sich die meisten Betreiber von Rechenzentren ihrer Position als Knotenpunkt für ihre Kunden bewusst, fokussieren sich aber in erster Linie auf die klassischen „Tugenden“ Fläche und Strom. Das Geschäftsmodell wächst also horizontal, indem Facility Manager mehr Fläche innerhalb des Rechenzentrums zur Verfügung stellen, die lediglich über eine Verkabelung an einem verwalteten zentralen Standort, dem MMR, mit anderen Kunden verbunden ist. Die eigentliche Chance für Rechenzentrumsbetreiber liegt jedoch darin, dieses grundlegende Konnektivitätsangebot zu erweitern und ihren Blick auf die Möglichkeiten zu richten, die nur Netzwerklösungen bieten können – das Internet.

Vertikal ist das neue horizontal

Dies käme einem Wechsel zu einem vertikalen Geschäftsmodell gleich, bei dem der Rechenzentrumsbetreiber die Produktpalette seines Unternehmens auf Services aus angrenzenden Stacks wie Interconnection, Netzwerk- und IT-Sicherheit, direkten Zugang zu Cloud-Services und Applikationen, Beratung oder Automatisierung erweitert. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist der Einsatz einer modernen, professionell betriebenen Interconnection-Plattform.

Mithilfe einer solchen Plattform sind Betreiber in der Lage, private und öffentliche Interconnection-Ökosysteme aufzubauen. Als eine Art „virtueller MMR“ ermöglichen sie die Zusammenschaltung des gesamten Kunden-Ökosystems eines Rechenzentrumsbetreibers über ein einzelnes Rechenzentrum hinaus.

Sicherheitsmechanismen sorgen automatisiert dafür, dass die Daten, die sich in einem geschlossenen Ökosystem befinden, sicher sind. Dieser vertikale Ansatz kann sich enorm auf den Geschäftserfolg eines Rechenzentrums auswirken, da er den Anforderungen großer Unternehmen auf dem Weg zur Digitalisierung, die ja auf Austausch und Vernetzung mit verschiedenen Cloud-Providern, Lieferanten und Dienstleistern basiert, gerecht wird.

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Erfolgsentscheidende Grundvoraussetzung einer Interconnection-Plattform ist das Bestehen eines solchen Ökosystems, in dem idealerweise schon möglichst viele Netzwerke zusammengeschlossen und einfach zu erreichen sind. Zudem sollten Betreiber Aspekte wie das Management der Plattform sowie die Form der Anbindung berücksichtigen – unabhängig davon, ob es sich dabei um eine private Zusammenschaltung innerhalb des Ökosystems, eine schnelle Route durch das öffentliche Internet oder eine sicherere und direktere Cloud-Verbindung handelt.

Digitale Lokalisierung in unterschiedlichen Märkten

Sobald Betreiber von Rechenzentren verstanden haben, wie das vertikale Modell funktioniert und wie es sich auf das eigene Geschäft auswirkt, können sie auch horizontale Ansätze, wie den Ausbau und die Expansion von Anlagen und die Erschließung neuer Märkte, aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Jeder Markt stellt andere Anforderungen an die Art und Weise, wie Inhalte und Anwendungen näher ‚to the Edge‘ gebracht werden können.

Mareike Jacobshagen, Head of Global Partner Marketing bei DE-CIX, erläutert, wie Betreiber von Rechenzentren mithilfe eines vertikalen Ansatzes und Interconnection-Plattformen auch die Konnektivität ihrer Kunden auf ein noch höheres Level bringen und sich dadurch vom Wettbewerb abheben sowie neue Einnahmequellen generieren können.
Mareike Jacobshagen, Head of Global Partner Marketing bei DE-CIX, erläutert, wie Betreiber von Rechenzentren mithilfe eines vertikalen Ansatzes und Interconnection-Plattformen auch die Konnektivität ihrer Kunden auf ein noch höheres Level bringen und sich dadurch vom Wettbewerb abheben sowie neue Einnahmequellen generieren können.
(Bild: DE-CIX)

Ein vertikaler Ansatz mit einem funktionierenden, erweiterbaren Interconnection-Ökosystem als attraktive Zusatzleistung trägt dazu bei, horizontale Erweiterungen am Markt optimal zu platzieren. Edge Computing wird künftig an Bedeutung zunehmen, selbst an digital weniger entwickelten Standorten außerhalb größerer Ballungszentren.

Die Erweiterung des Geschäftsmodells wird dabei helfen, neue Umsatzpotenziale zu erschließen und so auch Edge-Rechenzentren nah am Endnutzer zu etablieren. Indem sie den Fokus auf ein vertikales, auf Interconnection basierendes Modell legen, können Rechenzentrumsbetreiber zudem das Ökosystem größerer, etablierter Standorte nutzen, um schnell, effektiv und kosteneffizient in neue Märkte zu expandieren.

Über DE-CIX

DE-CIX (Deutscher Commercial Internet Exchange) ist der weltweit führende Betreiber von Internet-Knoten. An seinen 32 Standorten in Europa, Nordamerika, dem Nahen Osten und Asien verbindet DE-CIX knapp 2.500 Netzbetreiber (Carrier), Internet Service Provider (ISP), Content-Anbieter und Firmennetze aus mehr als 100 Ländern miteinander und bietet Peering-, Cloud- und Interconnection-Services an.

Zusammen bilden die DE-CIX Internet-Knoten mit einer angeschlossenen Kundenkapazität von mehr als 90 Terabit das weltweit größte neutrale Interconnection-Ökosystem. Der DE-CIX in Frankfurt am Main ist mit einem Datendurchsatz von knapp 11 Terabit pro Sekunde (Tbps) und über 1.000 angeschlossenen Netzwerken einer der größten Internetknoten der Welt.

* Mareike Jacobshagen ist Head of Global Partner Marketing bei DE-CIX.

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