Larry Ellison: „Das war ein Sputnik-Moment, der die ganze Welt überraschte.“ Generative AI befeuert das Oracle-Portfolio

Von Dr. Jakob Jung Lesedauer: 8 min |

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Oracle hat auf der „Oracle Cloud World 2023“, die kürzlich in Las Vegas stattgefunden hat, sein Konzept vorgestellt, mit Hilfe generativer Künstlicher Intelligenz (Generative AI) sein gesamtes Produktportfolio auf eine neue Stufe zu heben.

Oracle-Keynote von Unternehmensgründer 8nd -CTO Larry Ellison: „Generative AI gibt es seit einem Jahr und verändert alles.“
Oracle-Keynote von Unternehmensgründer 8nd -CTO Larry Ellison: „Generative AI gibt es seit einem Jahr und verändert alles.“
(Bild: Oracle)

Die Datenbank ist nach wie vor das Herzstück des Oracle-Angebots. Auf der Veranstaltung Oracle Cloud World hat das Unternehmen nun sein Konzept vorgestellt, wie mit Künstlicher Intelligenz (Generative AI) ein hoher Mehrwert erzielt werden kann.

Semantische Suchfunktionen bringen KI-Vektoren in die Oracle-Datenbank „23c“. Die KI-Vektorsuche ermöglicht es der Oracle-Datenbank, den semantischen Inhalt von Dokumenten, Bildern und anderen unstrukturierten Daten als Vektoren zu speichern und diese für schnelle Ähnlichkeitsabfragen zu nutzen. Diese neuen Funktionen unterstützen auch „Retrieval Augmented Generation“ (RAG), eine bahnbrechende generative KI-Technologie, die große Sprachmodelle (LLMs) und private Geschäftsdaten kombiniert, um Antworten auf Fragen in natürlicher Sprache zu liefern. RAG bietet eine höhere Genauigkeit und vermeidet die Offenlegung privater Daten, indem diese in die LLM-Trainingsdaten integriert werden.

Juan Loaiza, Executive Vice President, Mission-Critical Database Technologies, Oracle, erläutert: „Die Suche in einer Kombination aus Geschäfts- und semantischen Daten ist einfacher, schneller und präziser, wenn beide Datentypen von einer einzigen Datenbank verwaltet werden. Mit der Erweiterung von Oracle Database um 'AI Vector Search' ermöglichen wir unseren Kunden, schnell und einfach von den Vorteilen der künstlichen Intelligenz zu profitieren, ohne Abstriche bei Sicherheit, Datenintegrität oder Performance machen zu müssen. Für die Nutzung von Oracle AI Vector Search ist kein Fachwissen über maschinelles Lernen erforderlich.“

Oracle als neuer Hyperscaler

In seiner Keynote auf der Oracle Cloud World 2023 (OCW) in Las Vegas stellte der Firmengründer und CTO Larry Ellison sein Konzept vor, wie sein Unternehmen zum vierten Hyperscaler aufsteigen will: „Im Bereich der Infrastruktur dominieren AWS, Microsoft Azure, Google und wir. Es gibt zwar zahlreiche Anwendungsanbieter, aber sie alle funktionieren innerhalb des Cloud-Paradigmas. Kunden nutzen häufig Dienste von AWS, Google, Salesforce, ServiceNow und anderen. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass diese Dienste nahtlos miteinander verbunden werden. Wenn jemand zum Beispiel die Salesforce-Anwendung zur Vertriebsautomatisierung nutzen und sie dann in ein Oracle-Data-Warehouse integrieren möchte, sollte dies angesichts der Vernetzung beider Clouds einfach sein.“

„Im Bereich der Infrastruktur dominieren AWS, Microsoft Azure, Google und wir“, sagt Larry Ellison CTO Oracle.
„Im Bereich der Infrastruktur dominieren AWS, Microsoft Azure, Google und wir“, sagt Larry Ellison CTO Oracle.
(Bild: Dr. Jacob Jung)

„Generative AI gibt es seit einem Jahr und verändert alles. Die Entwickler von Open AI haben selbst nicht damit gerechnet, was passieren würde. ChatGPT 3.5 skalierte und gab plötzlich Antworten. Das war ein Sputnik-Moment, der die ganze Welt überraschte“, so Ellison in Anspielung auf den Weltraumflug von Yuri Gagarin 1957.

„Ist die generative KI die wichtigste neue Computertechnologie aller Zeiten?“, überlegte er öffentlich. „Wahrscheinlich. Eines ist sicher: Wir werden es herausfinden; denn unzählige Milliarden Dollar werden in generative KI und Sprachmodelle investiert.“

In den vergangenen zwölf Monaten hätten Unternehmen wie Cohere und Open AI sowie andere neue große Sprachmodelle entwickelt, die nicht nur Sprache, sondern auch Bilder erzeugten. „Sie schreiben Musik, sie schreiben Poesie, sie generieren Computercode.“

KI-Faszination und Oracle

Die Vorzüge seines eigenen Unternehmens schildert Ellison so: „Das Netzwerk, über das wir unsere Computer mit der Cloud verbinden, unterscheidet sich stark von dem anderer Cloud-Anbieter. Wir bieten ein Netzwerk für den Fernzugriff auf den Datenspeicher. Das bedeutet, dass ein Computer im Netzwerk auf den Speicher eines anderen Computers zugreifen kann, ohne diesem auf die Schulter zu klopfen und in die Aufzeichnungen zu gelangen. Damit können viele Daten extrem schnell von einem Computer auf einen anderen übertragen werden, um ein Vielfaches schneller als bei herkömmlichen Modellen."

Die Oracle CloudWorld 2023 konzentrierte sich auf die Zukunftschancen der Cloud. Oracle plant, GenAI in alle seine Produkte zu integrieren und 50 Anwendungsfälle im Voraus zu entwickeln, wobei weitere von den Kunden selbst gesteuert werden. Und es ist klar, dass Oracle die Sicherheit der Kundendaten ganz oben auf seine Agenda setzen will.

Die Ankündigungen im Detail

  • AI Vector Search: Oracle hat Pläne angekündigt, seine Oracle Database 23c um semantische Suchfunktionen unter Verwendung von AI-Vektoren zu erweitern.
    Die KI-Vektorsuche umfasst einen neuen Vektordatentyp sowie Vektorindizes und Such-SQL, die es ermöglichen, den semantischen Inhalt von Bildern, Audiodaten, Textdokumenten und anderen unstrukturierten Daten zu speichern und nach Ähnlichkeit zu ordnen. Insbesondere die KI-Vektorsuche ermöglicht die Verwendung eigener Daten in der Retrieval Augmented Generation (RAG), dem Mechanismus, mit dem Kontext zu einem trainierten KI-Modell hinzugefügt wird, um die Relevanz zu verbessern.
    Anwendungsbeispiele sind Produktvorschläge, Bildsuche, Sensordatenanalyse und vieles mehr.
  • API-gesteuerter generativer KI-Dienst: Oracle hat einen neuen Managed Service vorgestellt, der es Unternehmen ermöglicht, Large Language Model (LLM)-Schnittstellen über eine API in ihre Anwendungen zu integrieren.
    Der Dienst basiert auf den LLMs von Cohere, aber die Nutzer können die LLMs von Cohere mit ihren eigenen Daten aktualisieren. Modelle wie command (erzeugt Text), summarize (fasst abstrakte Informationen zusammen) und embed (übersetzt Text in numerische Vektoren für die LLM-Nutzung) sind verfügbar. Schnittstellen gibt es darüber hinaus zu zahlreichen anderen LLMs.
  • My SQL Heatwave:“ Oracle hat einen neuen Vector Store vorgestellt, mit dem Unternehmen ihren Cloud-Dienst MySQL Heatwave für die Datenanalyse nutzen können.
    Der Speicher kann Dokumente in einer Vielzahl von Formaten aufnehmen und sie als 'Einbettungen' speichern, die über ein Encoder-Modell generiert werden, so dass Abfragen schneller ausgeführt werden können. Zu den Funktionen von „GenAI“ gehört eine LLM-gesteuerte Schnittstelle, mit der Unternehmen in natürlicher Sprache interagieren können. Auch hier ermöglicht das Unternehmen die Wahl der Cloud, indem es den MySQL HeatWave-Dienst von Amazon Web Services um Lakehouse-Fähigkeiten erweitert, so dass Kunden Terabytes von Daten in Amazon S3 einfacher abbilden und abfragen können, ohne dafür Gebühren zu zahlen.
  • Datenbank: Während der „Oracle Database World“ auf der „Cloud World 2023" kündigte Oracle seine Pläne an, die Oracle Database 23c um semantische Suchfunktionen mit KI-Vektoren zu erweitern.
  • Die als KI-Vektorsuche bezeichnete Funktionssammlung umfasst einen neuen Vektordatentyp, Vektorindizes und SQL-Operatoren für die Vektorsuche, die es der Oracle-Datenbank ermöglichen, den semantischen Inhalt von Dokumenten, Bildern und anderen unstrukturierten Daten als Vektoren zu speichern und diese für schnelle Ähnlichkeitsabfragen zu verwenden. Oracle stellt eine integrierte Vektordatenbank vor, um die generative KI zu erweitern und die Produktivität von Entwicklern drastisch zu erhöhen.

Zusätzlich zu den oben genannten Ankündigungen wurden fast alle „Fusion Cloud“-Services, einschließlich „CX“, „Human Capital Management“, Enterprise Resource Planning und Supply Chain Management, mit GenAI aktualisiert. Außerdem gibt es einen neuen „Oracle Clinical Digital Assistant“ für Gesundheitsdienstleister. Viele Fusion Cloud Suites unterstützen Anwender im Gesundheitswesen jetzt besser.

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Eigene Cloud Region für Unternehmen

Ein echtes Alleinstellungsmerkmal ist das Angebot für Unternehmen, eine eigene Cloud-Region für sich selbst einzurichten. Das ist bereits ab einem Einstiegspreis von zwei Millionen Dollar möglich. Oracle bietet die „Dedicated Region Cloud@Customer“ an, bei der es sich im Grunde um die Option handelt, die Oracle Public Cloud vor Ort on premises zu implementieren.

Referenzkunde dafür ist die Börse Tokyo. Die „OCI Dedicated Region“ ist eine vollständig verwaltete Cloud-Region, die das gesamte Portfolio der öffentlichen Cloud-Services von Oracle in das Rechenzentrum eines Kunden bringt. OCI hilft bei der Erfüllung strenger gesetzlicher Vorschriften, der Datensouveränität und der Anwendungslatenz, einschließlich der Bereitstellung von SOC2-Berichten, die auf japanischen Sicherheitsstandards in der Finanzdienstleistungsbranche basieren.

Fokus Gesundheitswesen

Oracle kündigte auch generative KI-Dienste für Organisationen im Gesundheitswesen an. Der in die elektronischen Patientenakten (EHR) von Oracle integrierte klinische digitale Assistent soll es Gesundheitsdienstleistern ermöglichen, generative KI zusammen mit Sprachbefehlen zu nutzen, um die manuelle Arbeit zu reduzieren, damit sich die Kliniker stärker auf die Patientenversorgung konzentrieren können.

Der Assistent soll es Patienten leicht machen, Self-Service-Aktionen wie Terminvereinbarungen oder die Abfrage klinischer Informationen per Sprachbefehl durchzuführen. Für Ärzte nimmt der Assistent an Terminen teil, indem er generative KI einsetzt, um Notizen zu automatisieren und die nächsten Schritte vorzuschlagen, zum Beispiel die Bestellung von Medikamenten oder die Planung von Laboruntersuchungen und Folgeterminen.

Partnerschaft mit Microsoft

Microsoft und Oracle verbindet eine langjährige Partnerschaft, die nun deutlich vertieft wird. Clay Magouyrk, EVP von Oracle, und Judson Althoff, Chief Commercial Officer von Microsoft, erläuterten die Entwicklung der Zusammenarbeit. Die jüngsten Bemühungen unterscheiden sich deutlich von der früheren Initiative „Oracle Interconnect for Azure“.

Althoff betonte, dass die ursprüngliche Interconnect-Initiative eine bahnbrechende Zusammenarbeit zur Verbesserung der Nutzererfahrung war. Durch sie habe Microsoft wichtige Erkenntnisse gewonnen. Die Haupterwartung der Nutzer von Microsoft und Oracle war die Bereitstellung von hochperformanten Echtzeitdiensten, weshalb es entscheidend war, die Latenz von Interconnect anzugehen.

Zu diesem Zweck wurde die Integration der „Oracle Cloud Infrastructure“ (OCI) in Azure als optimale Strategie identifiziert, die den Benutzern eine grenzenlose Erfahrung bietet. „Die Nutzer können auf das Azure-Portal zugreifen und, sofern sie über ein bestehendes Azure-Cloud-Abonnement verfügen, die Oracle-Dienste problemlos nutzen. Diese Dienste sind strategisch im selben Rechenzentrum in unmittelbarer Nähe zueinander platziert, so dass keine Latenz entsteht und das Beste aus beiden Ökosystemen genutzt werden kann", führt Althoff aus.

Mit dem zunehmenden Einsatz von generativen KI-Lösungen wie Microsoft Copilots, die in die Oracle-Datenbank integriert sind, können die Nutzer noch bessere Erfahrungen erwarten.

Kooperation mit Uber

Oracle hat im Februar 2023 eine Zusammenarbeit mit Uber vereinbart. Durch die Migration kritischer Arbeitslasten von Uber auf die Oracle Cloud Infrastructure (OCI) konnte der Transport-Spezialist seine Infrastruktur modernisieren und gleichzeitig seinen Weg zur Rentabilität beschleunigen. Tatsächlich ist Uber jetzt erstmals profitabel gemäß GAAP. Dabei geht es nicht nur um die Daten, sondern auch um die Anwendungen und so sind Oracle Retail Systeme und Point of Sale Punkte (POS) nun unmittelbar mit „Uber Direct“ verbunden.

Oracle CEO Safra Catz bei ihrer Keynote im Gespräch mit Uber CEO Dara Khosrowshahi
Oracle CEO Safra Catz bei ihrer Keynote im Gespräch mit Uber CEO Dara Khosrowshahi
(Bild: Oracle)

Der iranische Uber-CEO Dara Khosrowshahi spricht von einer unglaublichen Transformation seines Unternehmens mit zwei Milliarden Fahrten pro Quartal. Uber befördert jetzt nicht mehr nur Personen, sondern auch Güter und hat schon 50 Milliarden Dollar damit umgesetzt.

Mit dem gemeinsamen Angebot von Oracle und Uber sollen Handelsketten gegen ihren Erzrivalen Amazon wettbewerbsfähiger gemacht werden, was ein sehr positives Echo findet. Händler können Uber Direct als White Label nutzen, also den Service unter ihrem eigenen Firmennamen anbieten. Das könnte auch deutsche Handelsketten ermuntern, es mit einem flächendeckenden Lieferservice zu versuchen, den im Moment nur REWE offeriert.

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