Technogroup-Studie: Pandemie und Wirtschaftskrise - Auswirkungen auf Unternehmen und IT Die IT nutzt deutliche Sparpotenziale noch zu wenig

Autor / Redakteur: lic.rer.publ. Ariane Rüdiger / Ulrike Ostler |

Die Auswirkungen von COVID-19 zeigen sich auch in der IT. Eine Online-Studie von Technogroup, einem Spezialisten für Third-Party-Maintenance zeigt, welchen Einfluss die Pandemie auf Investitionsneigung, reale Investitionen und andere Aspekte hat.

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Unternehmen möchten COVID19-bedingt bei Hardware-Anschaffungen sparen, können es aber nicht, weil der Bedarf so hoch ist.
Unternehmen möchten COVID19-bedingt bei Hardware-Anschaffungen sparen, können es aber nicht, weil der Bedarf so hoch ist.
(Bild: Technogroup)

Was bedeutet COVID-19 für IT-Infrastrukturinvestitionen, welche Bereiche entpuppten sich während der Pandemie als besonders kritisch, wo gibt es Nachbesserungsbedarf, wo schlummern Kostensenkungspoteztiale? Mit solchen Fragen beschäftigte sich eine Online-Erhebung, die der Third-Party-Maintenance-Spezialst Technogroup im Sommer 2020 durchführte.

Die 359 Teilnehmenden, die den Online-Fragebogen im Sommer 2020 vollständig ausfüllten, kamen vorwiegend aus dem Mittelstand: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen hatte 500 oder weniger Mitarbeiter. Großunternehmen mit mehr als 5000 Mitarbeitern waren mit 16 Prozent anders als bei vielen einschlägigen Marktbefragungen in der Minderzahl. Die Befragten kamen aus dem deutschsprachigen Raum.

Beantwortet wurden die Fragen zu 23 Prozent von Mitarbeitern mit kaufmännischer Leitungsfunktion, 37 Prozent kamen entweder aus dem IT-Management oder erfüllten operative IT-Aufgaben. Immerhin 37 Prozent erfüllten sonstige Aufgaben, ohne diese näher zu erläutern.

Wirtschaftliche COVID19-Auswirkungen trafen zwei Drittel

73 Prozent der Teilnehmer konstatierten negative wirtschaftliche Auswirkungen der Pandemie. Die sollen vor allem durch Prozessoptimierung (67 Prozent), die Verschiebung von Investitionen (60 Prozent), die Kürzung von Budgets (50 Prozent) und Kurzarbeit (37 Prozent) aufgefangen werden.

Grfragt nach den Maßnahmen, die die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abfedern sollen, priorisierte die Anwende vor allem Prozessverbesserungen.
Grfragt nach den Maßnahmen, die die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abfedern sollen, priorisierte die Anwende vor allem Prozessverbesserungen.
(Bild: Technogroup)

Die Befragten gingen zu 62 Prozent davon aus, dass die Geschäftsleitung hoch oder sehr hoch motiviert war, weniger auszugeben. Das war jedoch nicht von Erfolg gekrönt – Hardwareeinsparungen scheinen kaum eine realistische Alternative zu sein.

Unternehmen wollen sparen - IT-Investitionen bleiben trotzdem hoch

Das zeigt ein Vergleich der Hardware- und IT-Investitionen 2020 mit denen 2019: Nur 28 Prozent der Befragten haben 2020 tatsächlich weniger als 2019 ausgegeben. 27 Prozent investierten 2020 sogar mehr als 2019, bei 33 Prozent blieben die Investitionen gleich.

Das sagt nichts über das laufende Jahr, aber kurzfristig ließen sich die Ausgaben allem Anschein nach nicht verringern. Und die Befragten waren sogar zu 73 Prozent der Auffassung, dass die IT-Investitionen steigen müssten, um für die Digitalisierung und für neue Themen wie KI, IoT und Ähnliches gerüstet zu sein.

Wunder Punkt: sichere Verbindungen

Als besonders kritisch entpuppte sich während der Pandemie die Ausrüstung für und die Anbindung des Homeoffice. Denn in 45 Prozent der Unternehmen arbeitete mindestens die Hälfte der Mitarbeiter von zu Hause aus. Doch anscheinend fehlte es hier zwar nicht an allem, aber an vielem: Die Hälfte der Befragten bemängelte die Stabilität sicherer Netzwerktechnik wie VPNs, Firewalls und so weiter.

Die Frage, wo sich während der Home-Office-Phase Mängel zeigten, ergab, dass vor allem sichere Verbindungen und Kollaborationstools zu wünschen übrig ließen.
Die Frage, wo sich während der Home-Office-Phase Mängel zeigten, ergab, dass vor allem sichere Verbindungen und Kollaborationstools zu wünschen übrig ließen.
(Bild: Technogroup)

33 Prozent fanden die Verfügbarkeit von Laptops, Headsets und anderem Equipment nicht ausreichend. Und 27 sehen Verbesserungsbedarf bei den Tools für die virtuelle Zusammenarbeit wie Videokonferenz-Lösungen. Nur 26 Prozent waren rundum zufrieden.

Eigenes Rechenzentrum dominiert.

Insgesamt betreiben die Befragten die IT mehrheitlich, nämlich zu 61 Prozent, aus dem eigenen Rechenzentrum heraus. 60 Prozent setzen für diese Ressource ein eigenes IT-Team ein. Ein Viertel nutzt sowohl eigene Ressourcen als auch externe Rechenzentren. Hinsichtlich des Datacenter-Betriebs gilt das für 31 Prozent.

Co-Location verwenden nur 6 Prozent, derselbe Anteil vertraut beim IT-Betrieb ausschließlich externen Dienstleistern. Von Hersteller-Homogenität kann in den Rechenzentren nicht die Rede sein. 60 Prozent nutzen Geräte von zwei bis fünf Hersteller, nur 11 Prozent ausschließlich Geräte eines Herstellers. Immerhin 18 Prozent verwenden Geräte von mehr als fünf Herstellern.

Herstellerbindung scheint zu bröckeln

Dabei ist die Zahl der Hersteller nach Angaben der Technogroup im Vergleich zu einer ähnlichen Umfrage 2019 sogar gestiegen. Versuche von IT-Produzenten, ihre Kunden an eine bestimmte Marke zu binden, scheinen also immer weniger zu fruchten.

Zudem erweisen sich die begrenzten Garantie-, Support- und Wartungszeiträume der IT-Hersteller zunehmend als stumpfes Schwert dabei, deren IT-Absatz zu erhöhen. Denn 68 Prozent der befragten Anwender nutzen ihre Geräte länger als der Servicezeitraum dauert. 23 Prozent orientieren sich am Servicezeitraum – meistens fünf Jahre – und nur zwei Prozent beschränken die Nutzung auf den in der Regel wesentlich kürzeren Garantiezeitraum, den der Hersteller bietet.

Anwender orientieren sich bei der Nutzungsdauer ihrer IT-Systeme im Rechenzentrum immer weniger an den Servicezeiträumen der Hersteller.
Anwender orientieren sich bei der Nutzungsdauer ihrer IT-Systeme im Rechenzentrum immer weniger an den Servicezeiträumen der Hersteller.
(Bild: Technogroup)

Gegenüber 2019 ist die Zahl der Anwender, die sich hinsichtlich der Nutzungsdauer nicht mehr an Herstellervorgaben orientieren, um 12 Prozent gestiegen. Leider fehlen Fragen dazu, ob dies vor allem an Kosten- oder gegebenenfalls an anderen Gründen liegt. Eine Motivation mit steigender Bedeutung könnte sein, die IT-Infrastruktur nachhaltiger zu machen und so die Kohlendioxid-Bilanz des eigenen Unternehmens zu verbessern.

Wenn IT länger genutzt wird als der Service der Hersteller reicht, wundert es nicht, dass sich nur 8 Prozent der Befragten ausschließlich auf Hersteller-Service verlassen. Die übrigen nutzen ganz oder teilweise andere Unternehmen als Servicepartner.

Stiefkind Monitoring?

Dabei ist es mit Monitoring und Wartung der IT-Infrastruktur nicht allzu weit her: Zwar sagen fast alle Unternehmen, dass ein proaktives Monitoring der IT wichtig oder sehr wichtig ist; nur 12 Prozent halten es für eher unwichtig oder unwichtig.

Doch in der Praxis betreiben nur 49 Prozent IT-Monitoring, und zwar meist mit internen Ressourcen (41 Prozent). 8 Prozent der Befragten setzen dafür externe Dienstleister ein.

Allzu viel Aufwand betreiben auch diejenigen, die ihre IT-Infrastruktur selbst überwachen, nicht: 38 Prozent bewältigen diese anspruchsvolle Aufgabe in weniger als fünf Stunden pro Woche, weitere 30 Prozent investieren hier 5 bis 10 Stunden. Nur 17 Prozent investieren 10 Stunden oder mehr für Überwachungsaufgaben.

Selten genutzte Sparpotenziale: Refurbishing-Hardware und Wartung durch Dritte

Obwohl 76 Prozent der Befragten Kosteneinsparungen beim Betrieb des Rechenzentrums ein wichtiges Anliegen sind, entfalten die IT-Spezialisten dabei anscheinend eher wenig Phantasie. So ist Third-Party-Maintenance, also die Wartung durch Dritte, die nicht Hersteller der genutzten IT-Produkte sind, ist immerhin 54 Prozent der Anwender bekannt.

Nur neun Prozent arbeiten aber mit einem entsprechenden Anbieter zusammen. Dabei warten hier laut Technogroup Einsparungen von der Hälfte und mehr gegenüber Support- und Wartungsverträgen mit dem Originalhersteller.

Riesen-Sparpotenzial: Auf die Frage nach der Nutzung von Refurbished-Hardware antworteten nur 15 Prozent der Befragten mit Ja.
Riesen-Sparpotenzial: Auf die Frage nach der Nutzung von Refurbished-Hardware antworteten nur 15 Prozent der Befragten mit Ja.
(Bild: Technogroup)

Auch die Idee, statt nagelneuer lieber gebrauchte und gründlich aufgearbeitete Hardware (Refurbished-Hardware) zu kaufen, so bares Geld zu sparen und zudem der Umwelt zu nutzen, ist den befragten Anwendern anscheinend noch immer unheimlich. Und dies, obwohl 29 Prozent Refurbished Hardware als sinnvolle Möglichkeit sehen, Kosten zu sparen und die Umwelt zu schützen.

50 Prozent bejahen diesen Aspekt zumindest teilweise. Dennoch: 78 Prozent setzen keine in ihren Rechenzentren ein, nur 15 Prozent tun das.

Ob das mit technischen Bedenken, steuerlichen Aspekten (Abschreibung), Versicherungsbedingungen oder dem Vertrauen zu den Anbietern zu tun hat, wurde leider nicht gefragt. Dabei wäre es eine sehr sinnvolle Ergänzung dieser Umfrage gewesen.

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