Grünes Licht im Rechenzentrum Der Mainframe von gestern arbeitet noch heute
Die IT begann in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts auf Maschinen mindestens im Schrankformat, die abgeschottet in heiligen Hallen, genannt Rechenzentren, standen. Damals wurde technischer Fortschritt gleichgesetzt mit Weiterentwicklung der Hardware. Software machte damals nur etwa 20 Prozent der Kosten aus, das sollte sich ändern, die Wahrnehmung der Mainframes auch.
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Herr E. nimmt Papier und Bleistift zur Hand und beginnt zu programmieren. Sorgfältig codiert er auf seinem Programmierblatt, was er dem Großrechner als Aufgabe vorsetzen will: Rechnen, speichern und drucken soll der Bolide, schön hintereinander, sequentiell eben, so wie er es kann. E. codiert drei Blätter zu je 20 Zeilen mit 80 Zeichen, die Ausbeute von zwei Tagen harter Arbeit.
Jetzt muss er die ausgefüllten Programmierblätter nur noch an die Datentypistin geben die seine Informationen auf Lochkarten übertragen würde. Danach wollte er den Kartenstapel, den batch, wie sein Chef das nannte, dem Mainframe zuführen und auf Plausibilität testen. Das würde dauern und er konnte in Ruhe seine Mittagspause genießen.
Wer jetzt glaubt, die Geschichte stamme aus der Vorkriegszeit, sieht sich getäuscht. Noch bis Mitte der 80er Jahre waren Codierblätter und Lochkarten im Einsatz. Programmiert wurde in Cobol, Fortran, Pascal oder später Assembler und erzeugt wurde unübersichtlicher Spaghetti-Code. Insbesondere das Testen beanspruchte die meiste Zeit – das dürfte heute allerdings noch immer so sein.
Der virtuelle Arbeitsplatz der 70er
Auf die normierte Programmierung der 60er und 70er Jahre war die strukturierte Art der Software-Entwicklung mit der baumartigen Zerlegung eines Programms in Teilprogramme oder Prozeduren gefolgt. Das wurde möglich, weil die Hardware sich entwickelt hatte. Insbesondere die größeren und virtualisierten Hauptspeicher brachten einen Geschwindigkeitsschub und erlaubten es, Hunderte von Endanwender per Terminal zu bedienen.
Frau U. setzt sich an ihren Schreibtisch und knipst den Bildschirm an. Sie will heute die Löhne buchen und braucht ein funktionierendes System, damit sie und ihre Kollegen das Gehalt rechtzeitig auf dem Konto haben. Das gelingt nicht immer, denn öfters meldet das Rechenzentrum einen Computerdefekt oder das System arbeitet so langsam, weil wieder ein neues Stück Software getestet werden muss.
Als U. mit der Kaffeetasse aus der Teeküche in ihr Büro zurückkommt, ist der Raum in grünes Licht getaucht. Sie freut sich, ihr Terminal leuchtet so wie es sein soll und zeigt auf schwarzem Bildschirm eine Menge grüner Buchstaben. Das ist ASCII-Code, das Einzige, was das Textterminal darstellen kann. So hielt das grüne Leuchten Einzug in die Büros und alle wussten, dass im Hintergrund – meist im Untergrund – ein Mainframe arbeitete.
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