OpenStack kann der Public-Cloud-Dominanz entgegen wirken Cloud-Oligopol oder offenes Ökosystem?

Autor / Redakteur: Ludger Schmitz / Ulrike Ostler

Es sind erste Anzeichen eines Cloud-Oligopols zu beobachten. Zwar laufen nur zehn Prozent der Enterprise-Workloads in Public Clouds, aber der Druck auf CIOs wächst, eine Alternative zu finden. Die bietet OpenStack, erklärt Alex Freedland*.

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Ein Gewitter sieht zunächst schön aus. Aus der Cloud kann auch Ungemach drohen.
Ein Gewitter sieht zunächst schön aus. Aus der Cloud kann auch Ungemach drohen.
(Foto: Ludger Schmitz / BY 3.0)

Jeder, der Erfahrungen mit Amazon Web Services (AWS) gemacht hat, weiß dessen Benutzerfreundlichkeit sehr zu schätzen. Durch Innovationen in jeder Stack-Schicht sind Amazon und Mitbewerber weiterhin starke Kostenreduzierer, indem sie die Größenvorteile (economies of scale) und die Homogenität ihrer Infrastruktur nutzen. Verglichen mit „Old-School“-Anbietern wie IBM und HP oder Softwareanbietern wie VMware, Microsoft und Red Hat fühlt sich das wie ein frischer Wind an. Für diese Anbieter stellt Kostenreduzierung keinen Anreiz dar, weil sie jeden Cent ihrer hohen Margen für ihren hohen Börsenwert benötigen.

Die Milliarden-Dollar-Frage: Wem wird die Cloud gehören?

Alex Freedland, Mitgründer und CEO von Mirantis
Alex Freedland, Mitgründer und CEO von Mirantis
(Foto: Mirantis)

CIOs haben also zwei Möglichkeiten: Entweder verlagern sie ihre Workloads in die Public Cloud, oder sie bauen eine Inhouse-Cloud-Infrastruktur auf. Sei es durch den Einsatz eigener Ressourcen oder mit Hilfe von Managed-Cloud-Partnern. Die Milliarden-Dollar-Frage lautet: Wo werden Enterprise-Workloads künftig ausgeführt, und wem wird die Cloud gehören? Ein Spieler wäre stark versucht, auf den Sieg der Public-Cloud-Provider zu setzen.

Oberflächlich betrachtet, ist ein solcher Sieg attraktiv, aber er hätte seinen Preis. Gewinnen die Public-Cloud-Provider, könnte ein aus drei bis fünf Anbietern bestehendes, zahlreiche homogene Rechnerfarmen betreibendes Oligopol die Cloud beherrschen. In einer solchen Welt gäbe es dann keinen Platz mehr für traditionelle Hardwarehersteller wie HP, IBM und EMC oder für Softwareanbieter wie VMware und Red Hat.

Der Verlierer wäre eine Community: Anbieter, Anwender und Entwickler

Es geht dabei um mehr als das mögliche Verschwinden dieser traditionellen Anbieter. Denn es wäre auch das Ende einer lebhaften und facettenreichen Community von Engagierten, die neue Speicher-, Netzwerk- und Anwendungsinfrastrukturen entwickeln. Das ist das Gegenteil der Zukunftsvorstellung der Open-Source-Community. Für diejenigen unter uns, die gegen ein dystopisches Oligopol sind, stellt sich die Frage nach einer machbaren Alternative.

Die einzige mögliche Antwort ist eine Open-Source-Cloud-Plattform. Eine große Open-Source-Community kann die kumulativen Ressourcen so weit bündeln, dass sie imstande ist, mit den Marktführern zu konkurrieren. Die erfolgreichsten Projekte zeichnen sich durch die richtige Mischung aus Leadership und Anarchie aus. Sie ziehen die Freidenker an, die es braucht, um Innovationen voranzutreiben, und die auch über ausreichend Disziplin und Fokussierung verfügen, um eine offene Computing-Plattform bereitzustellen, die sich leicht nutzen und betreiben lässt.

Amazon soll die Herzen der Entwickler gewonnen haben?

Eine offene Cloud-Plattform ermöglicht Innovationen, ohne Einschränkungen befürchten zu müssen. So utopisch es auch klingen mag, aber das ist die OpenStack-Realität. Vordergründig ließe sich der Erfolg von AWS dahin interpretieren, dass Amazon die Herzen der Entwickler erobert habe. Aber diese Ansicht nährt sich wohl eher aus dem Umstand, dass die Public Cloud anfangs das Verständnis von Cloud geprägt hat und heute auf Entwicklerseite „Cloud-ready Apps“ quasi ein Muss sind.

Gleichwohl tendieren Entwickler heutzutage eher zu offenen Systemen, eher zu Open Source, weil Standard-Schnittstellen und wiederverwendbarer Code die Arbeit beschleunigen. Darüber hinaus ist ihren Arbeitgebern, den Anwenderunternehmen, klar, dass Public Cloud in Europa aus Gründen des Datenschutzes und wegen der Sicherung von Firmenwissen enge Grenzen hat. Beides ist auch den IT-Anbietern bewusst, weshalb sie – und zwar auch proprietäre orientierte - sich massiv an OpenStack beteiligen.

OpenStack ist das größte Open-Source-Projekt

Es ist aus diesen Gründen nicht verwunderlich, dass OpenStack mit über 170 Unternehmen und mehr als 2.300 zum Kilo-Release beitragenden Ingenieuren das weltgrößte Open-Source-Projekt ist. OpenStack zielt in erster Linie auf Umgebungen für Private Clouds, dass ist aber kein Dogma. Das Modell hat hybride Züge und gestattet auch einen erweiterten Ansatz: Kern-Workloads on premise – Peaks oder nicht-sensible Dinge in der Public Cloud.

Neulich berichtete Forrester, dass OpenStack gut aufgestellt ist, das fünftgrößte Public-Cloud-Camp zu werden, nach Amazon WS, Microsofts Azure, Google und VMware. OpenStack ist die einzige tragfähige, offene Plattform, die es in Sachen Branchenrelevanz und ökonomischer Kraft der Beteiligten mit den führenden Public-Cloud-Providern aufnehmen kann. Das OpenStack-.Projekt hat das Zeug zu mehr.

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