Digitale Souveränität bei der Bundeswehr BWI spricht sich für gezielte Nutzung von Open Source Software aus
Die BWI GmbH, das IT-Systemhaus und der Digitalisierungspartner der Bundeswehr, setzt gezielt Open Source Software (OSS) ein. Im Vordergrund einer Entscheidung stehe dabei stets die Nutzen- und Risikoabwägung für den Kunden.
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Welches Potenzial hat OSS für öffentliche Verwaltung und Staat? Matthias Görtz, Chief Technology Officer (CTO) der BWI, bezieht Stellung: „Open Source Software (OSS) ist für uns ein essentieller Baustein in Bezug auf Wahlfreiheit und Alternative zu anderen kommerziellen Softwarelösungen”, sagt er.
Die Aussage trifft auf den Hintergrund, dass sich der Begriff der Digitalen Souveränität in aller Munde befindet. Das betreffe insbesondere die öffentliche Verwaltung: Sie sei nur dann digital handlungs- und kommunikationsfähig, wenn ihre Informationstechnik zu jeder Zeit selbstbestimmt, sicher und ohne einschränkende Einflüsse durch Wirtschaftsunternehmen oder staatsfremde Interessen genutzt werden könne, lässt BWI wissen.
Digitale Souveränität bedeute somit mehr als die Frage, ob und welche Produkte eingesetzt würden. Das oberste Ziel sei es, beim Konzipieren, Entwickeln und Betreiben digitaler Lösungen frei handeln zu können. Entscheidend dafür aber sei die Gesamt-Resilienz eines IT-Systems oder einer -Lösung. Für OSS sprächen in diesem Zusammenhang mehrere Gründe:
- OSS ist frei zugänglich, herstellerunabhängig und kann nach Bedarf angepasst und weiterverbreitet werden. Dank Offenlegung des Quellcodes ist OSS im Vergleich zu anderen Lösungen transparent in Bezug auf die Funktionsweise – und ihre Entwicklung zumeist gut dokumentiert.
- Regelmäßige Reviews durch die Community mit hohem Commitment gestatten es, Fehler leichter und schneller aufzuspüren und zu beheben – denn Schwachstellen sind für alle sichtbar.
- Die Entwicklung von OSS ist nicht primär von der Bemühung getrieben, Kosten zu senken, sondern vielmehr durch Freude am Experimentieren und das Streben nach der technisch besten Lösung. Damit ist OSS ein Wegbereiter für Innovationen.
- OSS lässt sich in großem Umfang individualisieren. Neue Funktionen, Anpassungen und Verbesserungen lassen sich schnell implementieren.
Die BWI GmbH hat bereits Erfahrungen mit OSS: Neben Systemen in den Rechenzentren wurde mit dem „BwMessenger“ eine Lösung für die Bundeswehr entwickelt, die sicheres Instant-Messaging auf dienstlichen und privaten Endgeräten ermöglicht. Die App basiert auf dem Open-Source-Protokoll „Matrix“.
Außerdem haben Bundeswehr und BWI gerade mit „USG-online“ ein weiteres innovatives Digitalisierungsprojekt realisiert: Erstmals wird dabei ein Personalprozess von der Antragstellung über das Internet bis hin zur Übermittlung und Prüfung personenbezogener Daten digitalisiert.
Die besondere Herausforderung dabei: Es handelt sich um Daten der höchsten Schutzklasse, die vom privaten mobilen Endgerät bis zum Sachbearbeiter fließen, was eine technische Lösung für die End-to-end-Verschlüsselung erforderlich macht. Auch hier setzt die BWI auf OSS-Komponenten.
Sorgfältiges Abwägen bleibt unersetzlich
In der Praxis ist digitale Souveränität nicht die einzige Anforderung an die IT der öffentlichen Hand. Technische Lösungen müssen auch vom Nutzer akzeptiert werden, zukunftsfähig, resilient und nicht zuletzt bezahlbar sein. Görtz hält fest: „OSS ist sicherlich ein wirksames Instrument in Richtung digitaler Souveränität, wo immer es die bessere Lösung ist. Wirklich digital souverän ist man jedoch erst dann, wenn man in der Lage ist, die Wahl bewusst zu treffen und sie konsequent zu vertreten – inklusive der damit verbundenen Chancen und Risiken.“
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