Cool Water auf Tier 3 Bei IGN kühlt ein Brunnen das Rechenzentrum

Autor / Redakteur: Wolfgang Ritt und Thorsten Weller / Ulrike Ostler |

Der oft besungene „Brunnen vor dem Tore“ gilt heute als eine der modernsten Methoden zur Kühlung von Rechenzentren. Sein unschlagbarer Vorteil: Energie-Effizi-enz. Als eines der ersten Unternehmen in Deutschland setzt nun der Internet-Dienstleister IGN GmbH aus München Grundwasser zur indirekten Kühlung eines kommerziell genutzten Rechenzentrums ein. Rittal hat die Lösung als Generalunternehmer umgesetzt.

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Sieht unspektakulär aus ist es aber: Einer von zwei redundanten Saugbrunnen. Diese befördern das Grundwasser zur RZ-Kühlung in einen sekundären Wasserkreislauf.
Sieht unspektakulär aus ist es aber: Einer von zwei redundanten Saugbrunnen. Diese befördern das Grundwasser zur RZ-Kühlung in einen sekundären Wasserkreislauf.
(Bild: Rittal)

Etwa die Hälfte der rund 1.100 Ampelanlagen sowie die zirka 120.000 Straßenlaternen in der bayerischen Landeshauptstadt werden mit Technik der IGN GmbH gesteuert. Die Sirenen-, Sicherheits- und Steuerungsanlagen des 1987 als Ingenieurbüro gegründeten Unternehmens werden weltweit bis Singapur eingesetzt.

Die IGN GmbH ist heute somit ein global auftretender Internet-Dienstleister. Im Angebotsportfolio finden sich Managed Colocation, Operated Hosting und umfassende IT-Services. Hierzu hat der Dienstleister sein umfangreiches Know-how zum Thema Server-Management für die Steuerungstechnik um die Bereiche Internet und Rechenzentren erweitert. Das IGN-Team setzt seine Branchenerfahrungen in Beratung, Betrieb und Betreuung von einzelnen Hosting-Projekten bis hin zu internationalen Portalen mit täglich mehreren Millionen Besuchern ein.

Boomendes Geschäft

Als IGN im Jahr 2000 die ersten Hosting- und Internet-Services anbot, war dies noch ein Nebengeschäft. Es wurde mit Hilfe von angemieteten Rechenzentren-Standorten in Frankfurt, München und Nürnberg abgewickelt. Durch die ständig steigende Nachfrage erreichten diese die Kapazitätsgrenze, so dass Aufträge teilweise sogar abgesagt werden mussten.

„Wir wollten neben den Ressourcen auch unsere Dienstleistungen ausbauen und den Kunden durch Zusatzangebote einen höheren Mehrwert bieten“, erläutert Gerald Nowitzky, Geschäftsführer der IGN GmbH (siehe: Abbildung 2). „Zudem sollte das zu einem wesentlichen Geschäftsfeld gewordene Operated Hosting aus Sicherheitsgründen und für eine optimale Ausfallsicherheit im eigenen Haus abgewickelt werden. Daher haben wir uns entschlossen, ein neues Rechenzentrum aufzubauen.“

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So begann das Unternehmen 2008 mit der Suche nach einem geeigneten Standort. Neben einer ausreichenden Kapazität für das zukünftige Wachstum sollte das Rechenzentrum auch möglichst energieeffizient zu betreiben sein. Nach Prüfung diverser Alternativen entschied sich IGN für einen Büroneubau im Münchener Stadtteil Giesing. Aufgrund der geologischen Lage eignet sich das Grundwasser hier für die Kaltwasseraufbereitung. Es weist das ganze Jahr hinweg eine konstante Temperatur von 11,3 Grad auf und besitzt eine vergleichsweise hohe Fließgeschwindigkeit.

Viele Genehmigungen

Nach der Entscheidung für den Standort und die Kühltechnik folgte der Gang durch die Genehmigungsbehörden. Während bereits im Frühjahr 2009 die ersten Probebohrungen für Temperatur, Wassermenge und Reinheit des Grundwassers durchgeführt wurden, kam die letzte Genehmigung im Juli 2011. „Da wir mit der Brunnenkühlung nun eine energieeffiziente, umweltschonende und zukunftsweisende Lösung besitzen, würden wir uns jederzeit wieder dafür entscheiden“, bekräftigt Gerald Nowitzky die Entscheidung für die Brunnenlösung.

Das Grundwasser wird aus zwei Saugbrunnen gewonnen und über ein redundant ausgelegtes Pumpensystem, wobei jede Pumpe lediglich 1,8 Kilowatt Leistung verbraucht, in die Wärmetauscher geleitet. Hier kühlt das Grundwasser einen geschlossenen sekundären Wasserkreislauf.

Anschließend wird das um maximal 5 Grad erwärmte Grundwasser über zwei Schluckbrunnen wieder zurück in die Bodenschicht geführt. Saug- und Schluckbrunnen sind dabei mindestens 300 Meter voneinander entfernt, so dass ein Kurzschluss im Wasserkreislauf ausgeschlossen ist.

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