Was heißt 'digital-first'? Vom Feuerlöscher zum Gestalter: So kommt die IT gestärkt aus der Krise
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Die digitale Transformation hat sich im vergangenen Jahr beschleunigt, heißt es vielfach. Aber stimmt das wirklich?

2020 konnten laut einer Umfrage nur 28 Prozent der deutschen IT-Abteilungen alle ihre Projekte abschließen, 2021 ist die Zahl der zu stemmenden Projekte noch einmal um fast 30 Prozent gestiegen. Das zeigt der „Connectivity Benchmark Report 2021“ des Salesforce Tochterunternehmens Mulesoft.
Als Hemmschuh erweist sich die mangelnde Integration von Systemen und Datenquellen. Über zwei Drittel der Arbeitszeit in der IT wird allein vom Tagesgeschäft aufgefressen - plus Steuer-/Abstimmungskreise und Gremien.
Über die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft wird in den Bereichen Plattformökonomie, Künstliche Intelligenz und Cloud sowie smarte Datennutzung entschieden. Die IT wurde im vergangenen Jahr durch die Doppelbelastung aus Krisenbewältigung und dem Vorantreiben von Innovation jedoch buchstäblich aufgerieben. Aus diesem Teufelskreis muss sie sich befreien!
Transformation – lieber in kleinen schnellen Schritten
Technologische Fortschritte und Kundenerwartungen verändern sich rasant. Nur digital-first-Unternehmen, die kundenorientiert und datengesteuert sind, erzielen schnelle und nachhaltige Wertschöpfung. Eine digital-first-Strategie umfasst alle Bereiche – von der Produktentwicklung, dem Supply Chain Management (CRM) und der Produktion über den Verkauf, das Marketing und den Vertrieb bis hin zum After-Sales und Service. Dazu gehören aber auch die Digitalisierung von internen Support-Prozessen wie Finanzen und Personalführung.
Mehrjährige von oben verordnete Planungsszenarien lassen sich mit schnellen und spürbaren Ergebnissen nicht vereinbaren. Um Planungen flexibel an veränderte Rahmenbedingungen anpassen zu können, ist die strikte Trennung von Geschäft und IT ad acta zu legen und Planungen in kürzeren Zeithorizonten von sechs bis zwölf Monaten gemeinsam aufzustellen.
Reibungsverluste, vergeudete Investitionen oder Planungschaos werden so verhindert. In der Praxis gelingt eine erfolgreiche digitale Transformation in kleineren Schritten. Das erfordert ein völlig neues Denken, neue Arbeitsweisen und eine Kultur der Adaptionsfähigkeit.
Schnelle Erfolge durch Integration
Gemäß des Mulesoft Connectivity Benchmark Report werden digitale Projekte laut neun von zehn Befragten an erster Stelle durch Integrationsschwierigkeiten gebremst. Eine genauere Aufschlüsselung der Ergebnisse zeigt das große Ausmaß dieser Herausforderung:
- Viele Anwendungen, geringe Integration: Im Durchschnitt nutzen Unternehmen 764 Einzelanwendungen. Allerdings sind nur 28 Prozent davon integriert.
- Vernetzte Kundenerlebnisse bleiben eine Herausforderung: Nur 14 Prozent der Unternehmen bieten integrierte Nutzererfahrungen über alle Kanäle hinweg. Unternehmen, die diesen Weg erfolgreich gegangen sind, berichten von erhöhtem Kundenengagement (56 Prozent) und Innovationstempo (54 Prozent).
- Datenbasierte Bereiche haben den größten Integrationsbedarf: Außerhalb der IT sind Data Science (58 Prozent), Business-Analysten (41 Prozent) und Kunden-Support (40 Prozent) die Rollen mit dem größten Bedarf für Integration.
Moderne Integrationsansätze und eine API Strategie ermöglichen die Befähigung aller Mitarbeiter:innen auf Daten zuzugreifen und diese zu nutzen. Sie sind daher ein optimaler Startpunkt für schnelle Erfolge, die den Wert kleinerer und schlagkräftiger Digitalprojekte zeigen.
Die Wiederverwendung von Code, APIs und Best-Practice-Vorlagen bietet zudem großes Potential für den Einsatz von Self-Service, schnellere Innovationszyklen und erhöhte Produktivität. Während die meisten Unternehmen (96 Prozent) APIs für Integrationen und neue Projekte einsetzen, gibt es in Sachen API-Wiederverwendung noch Luft nach oben. Datenschätze können schließlich nur gehoben werden, wenn alle relevanten Stellen Zugang dazu haben.
IT und Fachabteilungen werden zur Schicksalsgemeinschaft
Wurden IT-Teams lange Zeit primär als reaktive Problemlöser wahrgenommen, hat im vergangenen Jahr ein grundsätzlicher Wandel eingesetzt. Der CIO von heute muss eine unternehmerische Denkweise in die Organisation einbringen: Er muss helfen, sein Unternehmen neu zu konzipieren und mit Tempo in eine digitale, kundenzentrierte und datengesteuerte Zukunft zu führen.
Datensilos und Altsysteme, unzureichende eigene technische Kapazitäten und oft eine bürokratische Gremienkultur fühlen sich dabei wie ein Anker an, der Fortschritt verhindert. Im Umkehrschluss braucht es in den Fachabteilungen die Bereitschaft sich auf Neues einzulassen und Gewohntes immer wieder neu zu denken. Nicht zu vergessen ist daher die permanente Weiterbildung von Mitarbeiter:innen, damit sie Daten effektiv und transparent teilen und nutzen können.
* Bernd Drothen ist Vice President Solution Engineering, Germany & Austria bei Salesforce.
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