Interview mit dem EVP of Secure Power Division bei Schneider Electric, Pankaj Sharma Schneider Electric und Datacenter- eine Liebe für ewig?

Von Anna Kobylinska und Filipe Pereia Martins* |

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Nach beinahe zwei Jahrzehnten im Dienst des Secure Power-Geschäfts in den Bereichen Handel, Strategie, Marketing und M & A zeichnet Pankaj Sharma seit dem 1.1.2020 als Executive Vice President für das Gesamtergebnis der Geschäftssparte verantwortlich. Für DataCenter-Insider enthüllt er seine Vision für das Rechenzentrum und die Edge.

Pankaj Sharma: „Die Digitalisierung der Energieverteilung eröffnet unglaubliche Möglichkeiten.“
Pankaj Sharma: „Die Digitalisierung der Energieverteilung eröffnet unglaubliche Möglichkeiten.“
(Bild: Schneider Electric)

Schneider Electric hat sich zum Aufbau nachhaltiger und belastbarer Rechenzentren verpflichtet. Wie stellen Sie sich das kommende Jahrzehnt vor?

Pankaj Sharma: Im nächsten Jahrzehnt werden wir den Aufstieg verteilter IT-Infrastrukturen und den Aufstieg der Edge erleben. Mit Spitzentechnologie und 5G-Kommunikation mit ultra-geringer Latenz wird sich das Internet von der Geschwindigkeit des Menschen zur Geschwindigkeit der Maschine entwickeln. Wir sehen bereits eine steigende Nachfrage nach Edge-Anwendungen, die den Weg für eine echte End-to-End-Digitalisierung ebnen.

Da immer mehr Unternehmen die transformative Kraft von Edge-Technologien entdecken, werden Edge-Rechenzentren zu unternehmenskritischen Ressourcen mit den gleichen Anforderungen an Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit wie zentrale Rechenzentrumsstandorte.

Könnten Sie uns etwas darüber erzählen, wie digitale Technologien von heute die Rechenzentren nachhaltiger und widerstandsfähiger machen können?

Pankaj Sharma: Die Digitalisierung spielt bereits heute eine wichtige Rolle innerhalb moderner IT-Infrastrukturkonzepte, aber die Möglichkeiten entwickeln sich noch weiter. Ein aktuelles Beispiel für die Leistungsfähigkeit vernetzter Geräte, des Software-Designs und der Künstlichen Intelleigenz (KI) ist unsere neue Fähigkeit zur vorausschauenden Batterieverwaltung.

Zum ersten Mal ist unsere Cloud-basierte Verwaltungsplattform 'Ecostruxure IT Expert' in der Lage, den Lebenszyklus von Batterien für die Unterbrechungsfreie Stromversorgung ganz individuell vorherzusagen, indem sie die Temperaturniveaus und den USV-Lastverlauf beobachtet und die Ergebnisse mit Millionen von Peer-Geräten vergleicht, die an unseren Datensee angeschlossen sind.

Rechenzentrumsbetreiber können nun den Status der Batterielebensdauer genau vorhersagen und ein proaktives Servicemodell erstellen, das Kosten spart und zu einem zuverlässigeren Gesamtbetrieb des Rechenzentrums führt.

Was sind die größten Stolpersteine beim Aufbau von Ausfallsicherheit an der Edge? Wie kann Technologie helfen?

Pankaj Sharma: Die richtige Denkweise und das Verständnis der geschäftskritischen Natur von Edge-Bereitstellungen sind ebenso entscheidend wie die richtige Technologie. Da die meisten Edge-Implementierungen Teil einer größeren hybriden IT-Architektur sind, teilen sie Abhängigkeiten mit anderen IT-Systemen. Einzelne Zeiträume der Nichtverfügbarkeit können sich zwischen den Systemen leicht vervielfachen, was zu massiven Ausfallzeiten und Kosten führt.

Weitere Aspekte sind Platzbeschränkungen, raue Umgebungen und Wartungsfreundlichkeit. Daher sollten kleinere Edge-Standorte mit den gleichen Infrastrukturanforderungen geplant werden wie größere Rechenzentren, einschließlich redundanter USV-Systeme, Temperaturregelung und Fernverwaltungsfunktionen.

Schneider Electric wurde von HPE auf dem „HPE Partner Growth Summit Virtual Experience“ als „Momentum Edge Partner des Jahres 2020“ für die Zusammenführung von kommerzieller und industrieller Edge mit OT-Technologien in Produkten wie der „Edge- Centers“-Reihe von HPE ausgezeichnet. Wie würden Sie die typischsten Anwendungsfälle charakterisieren? Welche Arten von Organisationen profitieren am meisten von der Konvergenz der OT von Schneider Electric mit den IT-Produkten von HPE?

Pankaj Sharma: Das „Technology Alliance Program“ von Schneider Electric bietet unseren Kunden größere Flexibilität bei der Entscheidung über die besten Lösungen für ihre individuellen Bedürfnisse. Endkunden und unsere Partner im IT-Kanal - wie Systemintegratoren und VARs - profitieren von intensiven Tests und natürlich von unserer Zusammenarbeit mit HPE auf der Innovationsebene. Unsere langjährige Partnerschaft mit HPE führt zu marktorientierten Produkten, die bereits vorab für verschiedene Umgebungen getestet wurden. Auf diese Weise erhalten unsere Partner und Kunden vertrauenswürdige Lösungen - wie unser 6HE Wall Mount Micro Datacenter für Edge-Installationen.

OT (Betriebstechnologie) ist das Herzstück der Energie-Effizienz von Rechenzentren. Würden Sie dieser Aussage zustimmen? Was ist mit Industrie 4.0?

Pankaj Sharma: Dem stimme ich voll und ganz zu. Das größte Potenzial für Energie-Einsparungen liegt heute in der Grauzone des Rechenzentrums. Hocheffiziente Prozessoren, Server mit reduzierter Leerlaufleistung und Virtualisierung haben bereits zu einer hochoptimierten IT-Seite der Energie-Effizienzgleichung geführt. Betriebseinrichtungen wie Kühler, Lüftereinschübe und USV-Systeme sind typischerweise die „niedrig hängenden Früchte“, wenn es um die Nachhaltigkeit von Rechenzentren geht.

Industrie 4.0 kann sich auch auf den Energieverbrauch auswirken, hat aber auch einen großen Einfluss auf die Zuverlässigkeit und Servicemodelle. Moderne Leistungsschalter wie der 'Masterpact MTZ' von Schneider Electric ermöglichen die Fernüberwachung über digitale Module, die in intelligente Gebäude-Management-Systeme integriert werden können.

Die Virtualisierung im Rechenzentrum hat die Agilität erheblich verbessert, die Dichte erhöht und die Betriebskosten gesenkt. Welche Auswirkungen können Unternehmen als Ergebnis der OT-Virtualisierung (Virtualisierung der Betriebstechnik) erwarten?

Pankaj Sharma: Genau wie in der IT bringt die Entkopplung von Systemhardware, Systemdesign und Standort eine große Flexibilität bei der Gestaltung von OT-Architekturen mit sich. Die Virtualisierungstechnologie erleichtert die Implementierung von Änderungen, die Aktualisierung und Wartung von Systemen und führt zu einer allgemeinen Verringerung der Ausrüstungskosten und des Platzbedarfs. Der Funktionsumfang der containerisierten Instanzen umfasst die automatische Replikation und Sicherung virtueller Maschinen, die Live-Migration und die dynamische Lastverlagerung.

Wie kann Schneider Electric Unternehmen bei der Vorbereitung auf die Konvergenz von IT und OT unterstützen? Wie kann Ecostruxure helfen?

Pankaj Sharma: Als führender Anbieter von Lösungen für die Automatisierung und das Energie-Management sowie als globaler Spezialist für Rechenzentrumsinfrastruktur und -software können wir Unternehmen auf vielfältige Weise helfen. Wir sind einzigartig positioniert, um von der Konvergenz von IT und OT zu profitieren.

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Durch die Verknüpfung von Automatisierung und Energie mit Software und Analysen, die von unserer Ecostruxure-Architektur bereitgestellt werden, können wir ein noch nie dagewesenes Niveau an Betriebsinformationen erschließen. Dies hilft unseren Kunden, bessere Vorhersagen und Entscheidungen in Echtzeit zu treffen. Durch die Zusammenführung von IT- und OT-Lösungen versetzen wir unsere Kunden und Partner in die Lage, beim Ausbau ihrer betrieblichen Leistung neue Maßstäbe im Hinblick auf die operative Effizienz, Nachhaltigkeit, Anlagenleistung, umsetzbare Erkenntnisse und Mitarbeiterproduktivität zu setzen.

Schneider Electric hat Servicepartnerschaften für den Betrieb von Rechenzentren neu konzipiert. Könnten Sie uns einige praktische Beispiele nennen?

Pankaj Sharma: Unsere neuen Dienstleistungen für die Infrastruktur von Rechenzentren bestehen im Wesentlichen aus zwei Bausteinen: unserer Cloud-basierten Management-Plattform 'Ecostruxure IT Expert' in Verbindung mit dem 'IT Asset Advisor' und aus dem neuen Dienst 'Monitoring and Dispatch', den wir auf Länderebene anbieten. Es hilft Betreibern, die Fernverwaltung für ihre Edge-Installationen oder andere Rechenzentrumsstandorte in Minuten, anstatt in Stunden oder Tagen, in Betrieb zu nehmen.

Unsere Partner oder ihre Endkunden müssen lediglich unsere App herunterladen und das Ecostruxure-Gateway in ihrem lokalen Rechenzentrum installieren. Unser Servicebüro erledigt im Grunde den Rest, einschließlich des Baseline-Monitoring und des Alarm-Managements mit proaktiver vor-Ort-Unterstützung durch unsere IT-Techniker und Ingenieure.

Schneider Electric ist durch Akquisitionen wie die Übernahme des britischen Industriesoftwareherstellers Aveva sowie der deutschen RIB Software SE und Proleit AG schnell im Softwarebereich expandiert. Wie passen diese Akquisitionen in die langfristige Strategie von Schneider Electric für OT/IT? Wie werden sie zu einer 'nachhaltigeren und resilienteren Zukunft' beitragen?

Pankaj Sharma ist Executive Vice President of Secure Power Division bei Schneider Electric.
Pankaj Sharma ist Executive Vice President of Secure Power Division bei Schneider Electric.
(Bild: Schneider Electric)

Pankaj Sharma: Ich bin sehr erfreut darüber, dass Aveva vor kurzem ein 'Unified Operations Center' für Rechenzentren eingeführt hat, welches zentralisierte Einblicke bietet, um Unternehmen dabei zu helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen – und zwar schnell. Es schafft eine durchgehende betriebliche Transparenz über große Rechenzentrumseinrichtungen hinweg, um die Betriebszeit, Sicherheit, operative Effizienz und letztendlich die Gewinnspannen des Unternehmens zu verbessern.

Mit der Übernahme von RIB Software, des deutschen Herstellers von Cloud- und Desktop-Lösungen für Architektur-, Ingenieur- und Bauprojekte (AEC), haben wir die Position von Schneider Electric als einem der Hauptakteure bei der digitalen Transformation der Ingenieur- und Bauindustrie gestärkt. Diese Lösung funktioniert in allen Gebäudetypen, einschließlich Rechenzentren.

Mit der RIB-Software können wir eine virtuelle Lösung modellieren, bevor der reale Bau beginnt. Die Digitalisierung des gesamten Projektlebenszyklus als BIM-5D-Simulation wird dazu beitragen, Kosten- und Zeitüberschreitungen zu vermeiden und den Bau produktiver, kostengünstiger und nachhaltiger zu gestalten.

Die Proleit AG mit Hauptsitz in Herzogenaurach/Erlangen ist ein führender Anbieter von Prozessleittechnik und Automatisierungslösungen für die Brauerei-, Getränke- und Milchindustrie sowie für die Lebensmittel-, Chemie- und Pharmaindustrie. Die Proleit-Lösung wird die Ecostruxure-Plattform durch die native Anbindung an die speicherprogrammierbaren Steuerungen von Modicon und die Software-Angebote von Aveva erweitern.

Software spielt eine führende Rolle bei der Automatisierung, Optimierung und Verwaltung von Industrie-Anlagen, in denen IT und OT zusammenkommen. Industrie-Anlagen werden 'Edge-Computing' vor Ort benötigen, um große Datenmengen in der unmittelbaren Nähe der Datenquelle zu verarbeiten. Die beste Lösung hierfür wäre ein dediziertes Micro Datacenter, das die Server vor Staub, Wasser, Hitze und Störungen der Stromversorgung schützen kann.

Digitalisierte Energieverteilungssysteme sind der Eckpfeiler einer belastbaren und nachhaltigen digitalen Infrastruktur. Welche aktuellen Innovationen in diesem Bereich werden aus Ihrer Sicht langfristig die größten wirtschaftlichen Auswirkungen auf Ihre Benutzer haben?

Pankaj Sharma: Die Digitalisierung der Energieverteilung eröffnet unglaubliche Möglichkeiten. Auf der Angebotsseite wird die KI bei der Koordinierung und Optimierung der Stromlieferung aus dem Standardnetz, aus Mikronetzen, aus erneuerbaren Quellen und aus der Energiespeicherung eine große Hebelwirkung entfalten. Ein Unternehmen wird nicht nur die Möglichkeit haben, die Energie-OpEx zu reduzieren, sondern die Klimaneutralität wird für alle Unternehmen erreichbar sein, basierend auf dem Zugang zur Versorgung mit erneuerbaren Energien und der Verfügbarkeit zum Kauf von Emissionsgutschriften.

Auf der Nachfrageseite können Facility-Teams nach der Digitalisierung mithilfe von Analysen sofort von folgenden Vorteilen profitieren:

- Frühwarnung vor Risiken,

- schnellere Erholung von Problemen,

- Aufdeckung von Zeit- und Kosteneinsparungsmöglichkeiten,

- rationalisierte Wartung,

- verbesserte Leistung und Lebensdauer der Ausrüstung.

Was braucht es, um ein wirklich belastbares Stromnetz aufzubauen? Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung und wie können Unternehmen 'Immunität' gegen Cyber-Angriffe und Stromausfälle aufbauen?

Pankaj Sharma: Nach dem, was wir bisher gelernt haben, ist Cyber-Sicherheit kein Ziel, das an einem bestimmten Punkt erreicht werden kann. Es ist ein Prozess, der von Anfang an kontinuierlich mit strukturierter Planung und den richtigen Entscheidungen angegangen werden muss.

Zum Beispiel sollte die Auswahl eines Lieferanten nicht nur auf seinen technischen, organisatorischen und kommerziellen Fähigkeiten basieren, sondern auch auf seiner Kapazität im Bereich der IT-Sicherheit. Der Umgang mit Lieferanten von Produkten und Systemen für die Energieautomatisierung erfordert den umfangreichen Austausch hochsensibler Informationen.

Dazu gehören Planungsunterlagen, Datenpunktlisten, Geräte-Einstellungen, Schwachstellenbenachrichtigungen und Software-Patches. Unsere Produkte und alle von Schneider Electric gelieferten Systemkomponenten werden laufend auf neu entdeckte Schwachstellen überprüft. Wir weisen aktiv auf die erkannten Schwachstellen hin und schlagen unseren Kunden und Partnern geeignete Sicherheitsmaßnahmen vor.

Welche Rolle werden Software und Dienstleistungen langfristig im Rechenzentrumsbetrieb und am Rand spielen?

Pankaj Sharma: Mit der neuen Generation von Cloud-basierten Plattformen für das Management von Rechenzentren sehen wir heute ein ganz anderes Bild auf dem Markt als vielleicht noch vor zehn Jahren. Da Edge-Computing auf dem Vormarsch ist, sind Fernüberwachung und -verwaltung nicht mehr „nice to have“, sondern sie werden eine wesentliche Rolle für einen effizienten Betrieb spielen.

Die meisten Edge-Umgebungen werden an einem typischen 'Lights-out'-Standort ohne IT-Personal vor Ort betrieben werden. Die Fernverwaltung wird für die Zukunft des Edge-Computing von entscheidender Bedeutung sein, da sie die Grundlage für Verfügbarkeit, Energie-Effizienz und neue Dienstleistungsmodelle wie vorausschauende Wartung oder zustandsbasierte Überwachung legt.

* Das Autorenduo Anna Kobylinska und Filipe Pereira Martins arbeitet für McKinley Denali Inc.(USA).

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