Interview mit VMware zu den Möglichkeiten der Virtualisierung im Rechenzentrum Ökonomisch oder ökologisch handeln: Durch Virtualisierung ist beides möglich

Redakteur: Ulrich Roderer

Virtualisierung ist ein zentrales Element, um das Rechenzentrum stromeffizient zu machen. Sie ermöglicht Serverkonsolidierung und damit optimale Ausnutzung der Ressourcen. DataCenter-Insider sprach mit Thomas Kühlewein, Regional Sales Director Central Europe VMware.

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DataCenter-Insider: Welchen Beitrag kann die Virtualisierung für ein „grünes“ Rechenzentrum leisten?

Kühlewein: Virtualisierung hat einen massiven Einfluß auf den Energieverbrauch im Rechenzentrum. Dabei spreche ich nicht nur von der Reduzierung notwendiger Energie für den Betrieb nicht ausgelasteter Rechensysteme, sondern vor allem auch von einer geringeren Wärmeentwicklung im Rechenzentrum.

Virtualisierung ermöglicht den Parallelbetrieb mehrerer Arbeitsumgebungen auf einer Hardware. Bereits vorhandene Ressourcen werden höher ausgelastet und die Anzahl notwendiger physischer Hardware reduziert. Unsere Kunden erreichen Konsolidierungsraten von bis zu 20:1, d.h. Applikationen, die bisher auf 20 Rechnern betrieben wurden, benötigten in der virtualisierten Welt nur noch einen Rechner.

So konnte beispielsweise Covenant Health die Energiekosten für den Betrieb seines Rechenzentrums auf ein Fünfzehntel reduzieren. Die Mechanics Bank erreichte eine Reduktion auf ein Achtel. Ähnliches gilt für die Energiekosten zur Kühlung der Rechner. Hier erreichte Covenant Health eine Reduktion auf ein Vierzehntel und die Mechanics Bank auf ein Achtel.

Der positive Effekt auf die Umwelt durch Virtualisierung entsteht dementsprechend vor allem in der Einsparung an Energie bei unseren Kunden.

Mit der neuen Version von VMware Infrastructure lassen sich die positiven Effekte der Virtualisierung auf die Umwelt sogar weiter steigern. So verfügt unsere Technologie über eine Funktion zur automatischen Optimierung der Hardware-Nutzung. Bei geringer Last im Rechenzentrum werden Arbeitsumgebungen automatisch im laufenden Betrieb auf einen kleinen Teil der Hardware im Rechenzentrum transferiert. Nicht genutzte Hardware wird ausgeschaltet und nur bei bei Bedarf wieder in Betrieb genommen. Somit lässt sich die Menge der Hardware, die Energie verbraucht, automatisch auf das gerade erforderliche Mindestmaß reduzieren.

Sie arbeiten mit Konsortien zusammen wie beispielsweise dem amerikanischen Green Grid. Welche Bedeutung haben diese Vereinigungen, um Unternehmen für energieeffiziente IT-Infrastrukturen zu sensibilisieren?

Ein Zusammenschluss wie Green Grid, indem Technologieanbieter gemeinsam an der Erreichung eines gemeinnützigen Ziels arbeiten, ist enorm wichtig. Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Themen wie das grüne Rechenzentrum gehört nicht zu unseren Kernkompetenzen. Schon deshalb ist es sinnvoll, dass wir uns einer Vereinigung wie dem Green Grid angeschlossen haben. Dort können wir zusammen mit anderen Herstellern viel mehr erreichen.

Green Grid bündelt Beiträge mehrerer Unternehmen in deren Spezialbereich zu einer höheren Umweltverträglichkeit von Rechenzentren. Wenn die Anstrengungen mehrerer Unternehmen aufeinander abgestimmt werden, fällt dieser Beitrag bedeutend höher aus.

Die Prozessoren-Hersteller AMD und Intel beispielsweise entwickeln die Virtualisierungsunterstützung durch die Hardware beständig weiter. Durch die Zusammenarbeit unserer Technologien erreichen wir eine deutlich bessere Leistung, d.h. eine steigende Reduktion notwendiger Hardware und des damit verbundenen Energiebedarfs.

Wie beurteilen Sie die Konvergenz der unterschiedlichen Virtualisierungsansätze beispielsweise von Server- und Storage-Virtualisierung? Werden durchgehend virtualisierte Umgebungen das Rechenzentrum energieeffizienter machen?

Der positive Einfluss der Konvergenz von Server- und Speichervirtualisierung besteht in der Optimierung der Leistungsfähigkeit von IT-Infrastrukturen. Diesen Effekt wollen wir durch unser Zertifizierungsprogramm für Geräte zur Speichervirtualisierung kontinuierlich verstärken.

Im Rahmen dieses Programms arbeiten wir eng mit allen wichtigen Speicheranbietern zusammen, um kostengünstigere Lösungen für unsere Kunden im Umfeld von Hochverfügbarkeit und Disaster Recovery zu erreichen.

Wie stark wird das Konzept der Grünen IT derzeit bei den Kunden akzeptiert?

Grüne IT steht als Initiative sicher noch nicht an erster Stelle der Prioritätenliste unserer Kunden. Dennoch zeichnet sich aufgrund des zunehmenden Kostendrucks in der IT und der Notwendigkeit, IT-Infrastrukturen zu flexibilisieren, ein zunehmender Trend zur ganzheitlichen Virtualisierung von IT-Infrastrukturen ab.

Virtualisierung ist ein wunderbares Beispiel, dass sich ökologische und ökonomische Erwägungen keineswegs widersprechen müssen, sondern vielmehr ergänzen können. Durch die Virtualisierung mit VMware können Unternehmen Kosten senken und die Umwelt schonen. Somit haben wir bzw. unsere Partner bei Kunden eine gute Argumentationsbasis.

Kooperieren Sie auch mit Hardware-Anbietern, um Computersysteme schon vom Design her noch energieeffizienter zu gestalten?

Wir arbeiten sehr eng mit Hardware-Anbietern zusammen, um bereits im Design von IT-Infrastrukturen die Energieeffizienz zu erhöhen.

Neben der von mir beschriebenen Zusammenarbeit mit Prozessorunternehmen und Speicherherstellern kooperieren wir sehr eng mit Anbietern von Server-Hardware. Ein gutes Beispiel ist der VMware ESX Server 3i, der einzige Hypervisor auf dem Markt, der kein Betriebssystem einschließt. Diesen Hypervisor der neuesten Generation werden u.a. Dell, Fujitsu, Fujitsu Siemens Computers, HP, IBM und NEC ab Werk in ihre Server-Hardware integrieren.

Kunden erhalten so die Vorteile der neuesten Virtualisierungstechnologie mit größtmöglicher Leistungsfähigkeit direkt beim Kauf der Hardware. Vom ersten Start der Hardware an können die Hardware-Ressourcen ausgelastet und die entsprechend positiven Effekte auf die Umwelt erzielt werden.

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