Im Gespräch mit Karl Tucholski von Prime Computer Mit nachhaltiger Hardware Geld verdienen

Autor Sylvia Lösel

Mit „Nachhaltigkeit“ werben viele. Ganz unterschiedlich ist jedoch die Ausgestaltung und Umsetzung dieses Wertes. Der Schweizer Hardware-Anbieter Prime Computer, geht einen konsequenten Weg.

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Immer mehr Unternehmen haben einen Blick auf ihren ökologischen Fußabdruck.
Immer mehr Unternehmen haben einen Blick auf ihren ökologischen Fußabdruck.
(Bild: bluedesign - stock.adobe.com)

„Wir wollen die globale Marke für nachhaltige IT-Lösungen werden“. Die Überzeugung, dieses Ziel erreichen zu können, ist Karl Tucholski anzumerken. Der Geschäftsführer der deutschen Niederlassung von Prime Computer beschreibt ausführlich, wie der Schweizer Hersteller von Mini-PCs und Servern diesem Ziel nahekommen will. Das Unternehmen, das es seit 2013 in der Schweiz gibt, hat sich seit rund zwei Jahren Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben.

TCO- und Nachhaltigkeitsrechner

Karl Tucholski, Managing Director Deutschland und Österreich bei Prime Computer
Karl Tucholski, Managing Director Deutschland und Österreich bei Prime Computer
(Bild: Prime Computer)

Die Schweizer fertigen Mini-PCs und Server. Deren Gehäuse sind bereits heute aus recyceltem Aluminium hergestellt. Sie haben eine lüfterlose, passive Kühlung, was Material und Energie spart. Dank nach eigenen Angaben hochwertiger Komponenten garantiert der Hersteller eine Lebensdauer von mindestens fünf Jahren.

„Sollte doch ein Teil defekt sein, ist es einfach zu reparieren, auszutauschen oder aufzurüsten“, erläutert Tucholski. „Unsere Produkte verbrauchen 60 bis 80 Prozent weniger Energie als die von Wettbewerbern.“ Man habe Tools entwickelt, mit denen Kunden und Reseller dies nachvollziehen könnten, wie einen TCO- und einen Nachhaltigkeit-Rechner, der die CO2-Einsparung über den Lebenszyklus hinweg berechnet.

Qualität kostet

Die Krux an der Geschichte ist der Preis, gibt Tucholski unumwunden zu. Denn Prime gehört nicht zu den günstigsten Anbietern. Beziehe man allerdings die geringeren Energiekosten mit in die Rechnung ein, relativiere sich das Ganze, so der Manager.

Das Thema Nachhaltigkeit werde wichtiger, wie an den Ausschreibungen zu sehen sei. „Wir sehen hier eine deutliche Zunahme der Kriterien und Gewichtung zu Nachhaltigkeit. Wobei zugegebenermaßen die Veränderungen bei Weitem noch nicht ausreichen, die Nachhaltigkeitsaspekte auf ein vergleichbares Level zu heben wie die bisher ausschlaggebenden Faktoren, insbesondere der Preis. Viel zu wenig spielen hier bislang TCO-Betrachtungen eine Rolle“, sagt er.

Mittelstand und öffentliche Auftraggeber zögern noch

So präsent das Thema Nachhaltigkeit in der Öffentlichkeit ist, gerade auch wegen des Green Deals und des „Fit for 55“ Programms der EU, so schwer tut sich offenbar noch der Mittelstand damit. „Wir haben beobachtet, dass eher größere Unternehmen das Thema fokussieren, wahrscheinlich aufgrund des öffentlichen Interesses an ihnen. Auch Öffentliche Auftraggeber haben hier noch immensen Nachholbedarf.“

Doch kann gerade der Mittelstand hier Vorreiter sein, wenn es um kreative Ideen für gewinnbringende Geschäftsmodelle geht. Tucholski sieht dabei aber auch die Hersteller in der Pflicht. „Wir unterstützen Distributoren, Fachhändler und Systemhäuser gerne durch unsere Nachhaltigkeitsexperten.“

Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfgesellschaft

Was für Kundenprojekte gilt, fängt bei vielen zunächst im eigenen Betrieb an. Da würden bei vielen Unternehmen gerade Solaranlagen gebaut, um Energie regenerativ zu gewinnen, E-Autos angeschafft und Produktionsprozesse optimiert. Die Anreize dafür hat die Politik geschaffen, durch höhere Bepreisung nicht-regenerativer Energien, CO2-Emissionshandel und Fördergelder für Solar- und Elektroprojekte.

Im Idealfall lohne sich diese Investition dann nicht nur für die eigene Bilanz, sondern übersetze sich in Aufträge von Kunden. „Unsere langjährigen Aktivitäten haben dazu geführt, dass wir seit Anfang dieses Jahres als Fertigungs-Unternehmen bereits klimaneutral sind, wie auch die von uns gelieferten Produkte auf ihre Garantiezeit von fünf Jahren. Das heißt: Der Kunde kauft eine 5-jährige klimaneutrale IT-Lösung, mit der er zudem seine Klimabilanz verbessert, beispielsweise durch die Reduzierung der CO2-Ausstoßes.“

Unsere Produkte verbrauchen 60 bis 80 Prozent weniger Energie als die von Wettbewerbern.

Karl Tucholski, Managing Director Deutschland und Österreich bei Prime Computer

Ein weiterer Aspekt nachhaltigen Wirtschaftens ist die so genannte Kreislaufwirtschaft. Hat ein Produkt das Ende seines Lebenszyklus erreicht, geht es um Recycling. Auch hier will Prime Computer Vorreiter werden.

„Wir verfolgen den Ansatz der Kreislaufwirtschaft, bei dem die Energie-Effizienz der Produkte, eine nachhaltige Materialwirtschaft, die Wiederverwendung und das Recycling der Produkte im Fokus stehen. Wir haben uns verpflichtet, unsere Treibhausgase alle zehn Jahre zu halbieren und jährlich einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Ein Umdenken der Wegwerfwirtschaft muss jetzt stattfinden und Firmen müssen neue Geschäftsmodelle kreieren, in der Rohstoffe so lange wie nur möglich im Kreislauf bleiben“, erläutert Tucholski.

Die Prime-Computer-Produkte seien so konzipiert, dass so wenig wie möglich neue Wertstoffe verwendet werden. Zudem gibt es ein Second-Life-Cycle-Programm. Um die Kreislaufwirtschaft weiter voranzutreiben „werden wir im nächsten Jahr weitere Schritte gehen. Hier investieren wir und sind gerade in Joint-Venture-Gesprächen.“

Neuer Markt für Reseller

Eine andere Art Kreislauf sind die Synergien zwischen Hersteller, Distributoren, Kunden und Resellern. Und alle sollten das Thema Nachhaltigkeit auf der Agenda haben. „Auch die Reseller sollten sich Ihrer Verantwortung für Umwelt und Klima bewusst werden und ihren Kunden IT-Lösungen anbieten, die nicht nur irgendeinen „Grünen Stempel“ aufweisen, sondern nachweislich nachhaltig und klimaneutral sind. Die Reseller,die das erkennen, erschließen sich einen neuen Markt“, ist Tucholski überzeugt.

Prime Computer macht den Löwenanteil seines Geschäfts mit Mini-PCs. In dieser Kategorie gibt es seit Kurzem „Nachwuchs" mit einem schlankeren Modell und einem Mini-PC auf AMD-Basis mit Ryzen-Embedded-Prozessor.

Einen weitaus kleineren Prozentsatz beim Firmenumsatz nehmen die Server ein. Erfolgreich ist der Hersteller hier wegen seines Produktkonzepts. Denn die Server arbeiten lautlos, sind resistent gegen Feuchtigkeit und Schmutz. Sie eignen sich gerade auch für das Gesundheitswesen.

Die lüfterlose Konstruktion sorgt dafür, dass keine Luft an- und abgesaugt wird. „In Deutschland sind wir dabei, uns für das Gesundheitswesen zu zertifizieren. Zudem sind wir auf der Suche nach Fachhandels-Spezialisten, die in diesem Markt tätig sind", wirbt Tucholski.

Auf der Roadmap von Prime stehen darüber hinaus für die Zukunft auch nachhaltige Mobile Devices, lässt Tucholski ein wenig hinter die Kulissen blicken.

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