Suse-Kommentar zum Linux-Geburtstag Linux wird 25 Jahre alt, Suse gratuliert
Linux hat allen Grund zu feiern: am 25. August, vor genau einem Vierteljahrhundert stellte Linus Torvalds sein neues Betriebssystem vor. Damals war dieses neue OS für Torvald „nur ein Hobby“ – er hatte die Vision, ein offenes, kostenloses System bereitzustellen, aber so etwas Großes oder Professionelles war ursprünglich nicht geplant.
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Die Linux-Anfänge klingen aus heutiger Sicht eher bescheiden: So sagt Ralf Flaxa, President of Engineering bei Suse: „Am meisten fasziniert mich an Linux, wie schnell nützliche Funktionen entwickelt werden. Schon ganz zu Beginn konnte man etwa den Bildschirm „multiplexen“, also mit Alt+Funktionstaste die Terminals wechseln. Das fand ich brillant, vor allem, da es noch keine Umgebung mit mehreren Fenstern gab.“
Neben den technischen Möglichkeiten trug aber auch eine Portion Trotz zum Linux-Erfolg bei. „An Linux zu arbeiten, hieß für mich anfangs, mit Gleichgesinnten ein Betriebssystem zu schaffen, so wie wir es haben wollten - und nicht, was große Hersteller uns vorsetzten. Kommerzielle Betriebssysteme waren damals entweder minderwertig, übermäßig restriktiv oder überteuert, und oft alles gleichzeitig. Was wir versuchen wollten, war eine Revolution - freie Open-Source Software“, so Olaf Kirch, VP Linux Enterprise Research and Development bei Suse.
Und zugleich lässt sich noch heute die Begeisterung für die Möglichkeiten des Open-Source-Unix herauslesen, zum Beispiel bei Meike Chabowski, Documentation Strategist bei Suse: „1994 baute die NASA den ersten Beowulf-Cluster, einen Supercomputer, der Linux als Betriebssystem nutzte und den Grundstein für den außergewöhnlichen Siegeszug von Linux im Bereich High Performance Computing legte. Denn heute ist Linux das Betriebssystem Nummer eins für HPC, auf dem 99,4 Prozent der Top 500 Supercomputer laufen.“
Die Linux-Geschichte im Zeitraffer
Nach 25 Jahren ist Linux eines der meist portierten Betriebssysteme. Aktuellen Schätzungen zufolge nutzen mittlerweile 86.624.924 Anwender rund um den Globus Linux . Doch wie kam es dazu, dass sich aus einem Hobby das am schnellsten wachsende OS weltweit entwickelte?
In den 80er und 90er Jahren war UNIX das bevorzugte Betriebssystem aller Informatikstudenten. Anfangs gab es nur wenige Beschwerden, denn „Unix“ war leistungsstark und bot Funktionen, wie beispielsweise Multi-Tasking, die es bei Windows nicht gab. Doch es war nicht frei zugänglich und so konnten die Studenten das OS nicht privat nutzen. Eine Alternative bot sich mit „Minix“ – einem kleinen Betriebssystem, das primär für IT-Dozenten an den Universitäten konzipiert war.
Minix lief auf einem „Atari“-System. Dank des 80386-Prozessors von Intel, der Mindestanforderung für Linux, wurden schließlich auch Heimcomputer, die auf einer Unix-Variante liefen, für Studenten erschwinglich.
Für Linus Torvalds war nun der Zeitpunkt gekommen, ein frei zugängliches OS zu entwickeln, das Studenten ermöglichte, von zu Hause aus an ihren PCs zu arbeiten – idealerweise ohne Einschränkungen der Minix-Maschine und den Kosten eines UNIX-Systems.
Großes Interesse
Gleich zu Beginn war das neue Betriebssystem in aller Munde. Es gab kein großes Team oder einen Projektleiter. Allein die Tatsache, dass Torvalds das System von Anfang an frei zugänglich machte, war eine sehr kluge Entscheidung. Schnell erreichte er die Köpfe der Programmierer auf der ganzen Welt und gewann ihre Herzen. Studenten und IT-Begeisterte beteiligten sich an der Beseitigung der Fehler und fügten zahlreiche Funktionen hinzu. Der Gedanke, gemeinsam ein geniales OS zu entwickeln, war Antriebsfeder genug.
In Windeseile verbreitete sich diese Bewegung, die auch Unix-orientierten Magazinen nicht entging. Es erschienen erste Artikel über Linux, das jetzt auch von Unternehmen als interessante Lösung wahrgenommen wurde. Sie erkannten das Potenzial, das ihnen ein offenes, kostenloses und leistungsstarkes OS bot. Kluge Köpfe mit Weitblick stellten Hardware zur Verfügung, die die Studenten bei der Weiterentwicklung des Systems unterstützen sollten.
„Benevolent Dictator for Life“
Auch wenn Unternehmen sich zunehmend an der Linux-Entwicklung beteiligten, stand beziehungsweise steht für Torvalds nach wie vor die Technologie selbst im Mittelpunkt seines Denkens und Handelns – und nicht geschäftliche oder politische Aspekte. Bis zum heutigen Tag würde er kein einziges Patch akzeptieren, das nicht seinen hohen technischen Anforderungen entspricht – selbst wenn es vom Präsidenten der Vereinigten Staaten höchstpersönlich käme!
Ein großartig funktionierendes Linux-Kernel bereitzustellen – das ist es, was Torvalds am Herzen liegt. Deshalb kommt für ihn nur Quellcode in Frage, der Linux so perfekt wie irgendwie möglich macht.
Von Anbeginn hofften die Unternehmen, durch Linux auf ein unixoides System zugreifen zu können, nur eben kostenlos. Doch Linux war noch nicht so weit. Es war noch nicht robust genug, die Technologie noch nicht vollkommen ausgereift.
Linux im Unternehmen
Unternehmen und Manager waren auf der Suche nach Lösungen, die es ihnen ermöglichten, ihre internen Systeme problemlos erweitern und optimieren zu können, was sich unter Windows und UNIX als schwierig erwies. Diese sind als geschlossene Systeme konzipiert und damit unflexibel und zur Lösung spezifischer Aufgabenstellungen leider ungeeignet. Auch das sogenannte Vendor Lock-In, das Unternehmen an kostenintensive UNIX- und Windows-Systeme bindet, stellte ein Problem dar.
Die Tatsache, dass Linux nicht mehr nur auf einem PC verwendet werden konnte, sondern auch auf anderen Hardwareplattformen, wie beispielsweise DEC Alpha, markierte den Wendepunkt. Linux war jetzt auch für den kommerziellen Einsatz geeignet, sodass Unternehmen die Technologie effektiv anstelle von UNIX oder Windows verwenden konnten.
Als sich die ersten großen Hardware-Hersteller mit großem Engagement einbrachten, um Linux zu unterstützen, wussten wir: „Linux hatte es geschafft“. So investierte IBM beispielsweise hardwareseitig 1 Milliarde US-Dollar, softwareseitig begann Oracle seine Datenbank und SAP seine Apps auf Linux zu portieren.
Vorsprung durch Digitalisierung
Der Erfolg von Linux basiert jedoch nicht nur auf rein technologischen Faktoren, auch weitreichende wirtschaftliche Aspekte spielen hier eine wichtige Rolle.
Die digitale Transformation ist heutzutage allgegenwärtig und konfrontiert Industrie und Wirtschaft mit einem radikalen Strukturwandel. Angesichts stetig wachsender Datenmengen, die sowohl von Unternehmen als auch Verbrauchern produziert werden, führt dies wiederum zu einer steigenden Nachfrage nach unternehmenskritischen Anwendungen und Datenanalyse-Systemen.
Das Ergebnis: viele Unternehmen verlagern ihre Daten in die Cloud, um Kosten zu senken und IT-Infrastrukturen effizienter gestalten zu können. Hierbei bietet Linux ein besonders hohes Maß an Zuverlässigkeit und Sicherheit. So ist es nicht verwunderlich, dass Cloud-Anbieter wie AWS oder Microsoft Azure in ihren Rechenzentren auf Linux-Lösungen setzen.
In naher Zukunft wird man Linux in allen Bereichen antreffen, in denen Internetanwendungen implementiert oder Daten gespeichert werden sollen. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: aufgrund des zunehmenden Interesses an Linux seitens der Entwickler-Community stehen Upgrades im Vergleich zu proprietärer Software schneller zur Verfügung. Zugleich werden Sicherheitslücken in kürzester Zeit erkannt und geschlossen.
Linux im Alltag
Für Unternehmen ist Linux mittlerweile erste Wahl. Aber auch fast jeder Verbraucher hat täglich mit Linux zu tun – doch nicht jeder weiß es:
Fahren Sie einen BMW? Dann nutzen Sie Linux jeden Tag, denn vom Navigationssystem bis hin zum integrierten Infotainment-System läuft alles auf Linux.
Haben Sie ein Android-Handy? Auch hier ist Linux Ihr ständiger Begleiter. Denn das von Google entwickelte Betriebssystem Android basiert auf einem Linux-Kernel, wie auch viele weitere Android-Geräte.
Damit hält Linux zunehmend Einzug in unseren Alltag – vom Drahtlosrouter und Internet-Connectivity-System bis hin zum Hochleistungsrechner und Smart-TV – sie alle laufen auf Linux.
Linux heute
Seit 25 Jahren steht Linus Torvalds an der Spitze der Linux-Entwicklung. Doch jetzt steht ihm eine Armada von Entwicklern zur Seite, mit Maintainer-Teams, die jedes Teilsystem pflegen und sich mit der unglaublichen Menge an Code befassen.
Jedes Patch muss gut und sauber programmiert sein: Torvalds und seine Maintainer akzeptieren nur Beiträge, die ihre strengen Kriterien erfüllen. Der größte Vorteil von Linux ist sicherlich die Reinheit des Systems, die durch diesen Ansatz gewährleistet wird.
Anfangs waren es die Entwickler, die von der Idee eines offenen und frei zugänglichen Sourcecodes begeistert waren und die entsprechenden Standards und Prinzipien aktiv unterstützten. Heutzutage bieten die strengen Kriterien langfristigen Investitionsschutz, sowohl für private als auch berufliche Nutzer. Es sind die stetigen Integrationsprozesse, Optimierungen und vor allem die weltweite Zusammenarbeit, die Linux heute und in Zukunft so erfolgreich machen.
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