Die Datacenter-Infrastruktur der Zukunft Das sind die Bewerber für die Eco://Awards 2021
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Am 8. Dezember verleiht der Eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. im Rahmen der auf der Messe Frankfurt am Main geplanten „Cloud Expo Europe“ die „eco://awards“. DataCenter-Insider hat einen Blick auf die Bewerber in der Kategorie „Datacenter Infrastructure“ werfen können: großartige Bewerbungen!

Auch bei der Rechenzentrumsinfrastruktur geht es zunehmend um die Frage der CO2-Emisssionen. Kein Wunder also, dass praktisch alle Bewerber für den Preis in der Kategorie „Datacenter Infrastructure“ Energie-Effizienz im Allgemeinen und Grüne Energie im Besonderen in ihrer Bewerbung an prominenter Stelle erwähnen.
Der Co-Location Anbieter TMR GmbH aus Bochum schreibt in seiner Bewerbung zum Beispiel: „Auf den neuen Co-Location-Flächen bieten wir kleinen und mittelständischen Unternehmen individuelle Rack-Lösungen an, wobei diese zu 100 Prozent mit grünem Strom betrieben werden.“
Nicht ganz so grün geht es in der zweiten Bewerbung der TMR GmbH zu, die den in Herne betriebenen Ruhr-CIX-Regionalknoten betrifft. Hier steht der bedeutende Infrastrukturbeitrag des Internet-Knotens für die Region Ruhrgebiet im Zentrum. Das Gemeinschaftsprojekt von TMR, Dokom21, Gelsen-Net sowie DE-CIX in Frankfurt am Main bildet den ersten städteübergreifenden Internet-Exchange-Knoten.
Der Ruhr-CIX minimiert die Paketlaufzeit zwischen den angeschlossenen Internet-Unternehmen und führt zu einem stabilen Netz für datenintensive Anwendungen, heißt es in den Bewerbungsunterlagen. Zudem werde der Knoten „eine verbesserte Verbindung zu wichtigen Internet-Unternehmen wie Google, Microsoft, Amazon, Akamai, Netflix oder Meta (Facebook) aufbauen.
Datacenter-Automatisierung und Flash-Fiber-Monitoring
Eine Handvoll der insgesamt 13 Unternehmen haben sich nicht mit vollständigen Rechenzentrums-Architekturen, sondern mit einschlägigen Dienstleistungen und Teil-Infrastrukturen beworben.
So hat die Wolfsburger Wobcom GmbH den Jurorinnen und Juroren ein Open-Source-Tool für die Rechenzentrums- und ISP-Automatisierung präsentiert, mit dem klassische TK-Dienste (3Play) „leicht um Computer-, Storage-, IoT-, KI- und GAIA-X-Dienste ergänzt werden können. Und die Viavi Solutions aus Berlin hat sich mit einer Flash Fiber Monitoring-Lösung um den Preis bemüht, mit der sich die Ursache für Network Flapping klar eingrenzen lässt, so dass dieses behoben werden kann, bevor es durch Umschalten der Route zum Verlust von Datenpaketen oder zu Ausfallzeiten kommt.
Zur Erklärung: Bei Routing- oder Network Flapping handelt es sich um häufiges Umschalten zwischen Alternativrouten durch einen Router, das durch sporadische Faserunterbrechungen ausgelöst wird. Derartige Vorfälle verschlechtern die Übertragungseigenschaften einer Glasfaser deutlich.
Nachhaltige USV, DC-IP-Fabrics und „Direct Chip Cooling”
Schneider Electric ist mit dem neuen „Galaxy VL“ eine besonders raumoptimierte unterbrechungsfreie Stromversorgung ins „Preisrennen“ gegangen. Herausgestellt worden sind die große Anpassungsfähigkeit, Ausfallsicherheit und Effizienz des Geräts. Zudem sei es ein „Green-Premium-Produkt, das Spitzenleistung liefert und Nachhaltigkeitsziele unterstützt“.
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Mehr als 50 Milliarden Dollar
Der Markt für Datacenter-Infrastruktur wächst nahezu ungebremst
Auch der Rechenzentrumsbetreiber Myloc hat mit „dem nachhaltigen Betrieb seines neuen („siebten“) Rechenzentrums in Düsseldorf beworben, nicht zuletzt aufgrund eines neuen Kühlkonzepts.
Mit guten Verbindungen zu den „Daten-Autobahnen“ dieser Welt wirbt die Bonner Itenos GmbH. Die „innovative und automatisierte Service-Gateway-Plattform „DatalogistIX“ (DLX) vereine verschiedene Lösungen unter einem Dach: Über multiple Konnektivitätsdienste, Cloud-, IXP- und Internet-Gateways könnten Kunden jederzeit und überall IP-Transit, IP-Access, Cloud Connect zu wichtigen Plattformen (AWS, Azure, Google…) und Internet-Austauschknoten wie DE-CIX, LINX erreichen“.
Den Konnektivitäts-Teil des Datencenters hat auch der Netzwerk-Spezialist Juniper mit seinem Produkt „Apstra“ adressiert, mit dem sich „ohne komplexe und proprietäre Tools hochverfügbare und agile Datacenter IP Fabrics auf dem Standard eVPN-VxLAN erstellen lassen“, verlautbart Juniper in seiner Bewerbung.
Mit seinem Kühlkonzept „Direct Chip Cooling“, das in die offene Plattform „Rimatrix NG“ integriert wurde, ist Rittal ins Rennen gegangen. „Der IT-Systembaukasten Rimatrix NG basiert auf der Schrankplattform 'VX IT' und ist in jeder Dimension (Power, Cooling, Monitoring) maximal flexibel und erschließt dadurch effiziente, angepasste Lösungen“, schreibt man in der Bewerbung. Überdies könne durch die vollständige Integration der OCP-Technologie (Open Compute Project), Gleichstromtechnik in Kombination mit traditionellen Wechselstromkomponenten in Rechenzentren eingesetzt werden, so dass Wandlerverluste vermieden werden könnten.
Nachhaltige Groß-Rechenzenten mit niedrigen CO2-Emissionen und geringer Latenz
Kommen wir nun zu den Betreibern von vollständigen und großvolumigen Rechenzentrumsanlagen, unter denen der Preis ausgemacht wird (siehe: Kasten). Mit hundert Prozent grünem Strom wird das bis auf 34 Megawatt hochrüstbare Rechenzentrum von Beyond im polnischen Posznan betrieben. Das Rechenzentrum liegt geografisch genau in der Mitte zwischen Berlin und Warschau und wartet zum Beispiel mit einer Latenzzeit von 10 Millisekunden nach Frankfurt am Main auf. Es ist ANSI/TIA-942 Rated 4-zertifiziert und hat einen PUE-Wert von 1,2.
Von Polen nach Frankreich: „Wir bauen und präsentieren die neuesten technologischen Entwicklungen auf dem Gebiet der Gleichstromkühlung und der Treibhausgaseffizienz und setzen uns dafür ein, dass sie zum Industriestandard werden“, heißt es beim Pariser Unternehmen Scaleway. Und man ist sich sicher, dass ein Gewinn des Eco-Preises erheblichen Schub für die Umwelt ergebe. „Der eco://award 2021 würde unsere Bemühungen um ein Verbot von Wasserkühltürmen beschleunigen, mit dem Ziel, Millionen von Litern Wasser einzusparen, die jährlich für die Gleichstromkühlung verschwendet werden.“
Nicht minder selbstbewusst präsentiert sich das norwegische Unternehmen Bulk. „Wir denken groß und wir liefern, zum Beispiel
- das erste Unterseekabel durch die Nordsee nach Norwegen seit über 20 Jahren.
- das Gleichstromnetz mit den meisten Trägern für den Aufbau eines expandierenden Ökosystems in Norwegen.
- den größten mit erneuerbarer Energie betriebene Datacenter-Standort in Europa.
- das erste Gleichstromnetz im dänischen Esbjerg, in der Nähe des neuen und expandierenden Verbindungspunktes nach Westeuropa.“
Nach eigener Einschätzung bieten die Rechenzentren von Bulk „alle Schlüsselelemente für die Infrastruktur:
- hochgradig vernetzte, riesige Rechenzentren,
- hundertprozentige Nutzung erneuerbarer Energie
- direkte Anschlüsse an die neuesten Unterseekabel.
Green Mountain als heimischer und internationaler Konkurrent von Bulk will ebenfalls groß denken und bauen. Und gleichzeitig grüne Maßstäbe setzen. Das Unternehmen sieht sich als den am schnellsten wachsenden Co-Location-Anbieter in den nordischen Ländern.
Es sei der Firma gelungen, die günstigen natürlichen Bedingungen Norwegens zu nutzen, um einen nachhaltigen und effizienten Betrieb von Rechenzentren zu etablieren. Man habe unter anderem Volkswagen und Mastercard als Kunden gewonnen und damit die „Fähigkeit unter Beweis gestellt, die Rechenzentrums-Branche im Großen auf einen grünen Weg zu bringen.
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