Die European Security Systems Association ESSA und die ECB Brandschutz für Datensicherungsräume nach EN 1047-2
Konventionelle Sicherheitsräume sind bauteilgeprüft. Indes gibt es für das Ganze die europäische Feuersicherheitsnorm EN 1047-2, ein verlässlicheres Qualitätsmerkmal.
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Brände in Rechenzentren sind keine Seltenheit. Zwangsläufig geht damit ein teils verheerender Datenverlust einher. Zwar minimieren Schutzräume dieses Risiko, Schutzraum ist jedoch nicht gleich Schutzraum. Den wichtigsten Unterschied – und damit das niedrigste Risiko – macht wenig überraschend die Höhe der Widerstandsfähigkeit gegen Feuer. Konventionell errichtete Sicherheitsräume sind oft nur bauteilgeprüft. Entsprechend werden unterschiedlich begutachtete Bauteile von meist unterschiedlichen Herstellern miteinander kombiniert. Dafür lässt sich die Effektivität im Katastrophenfall nicht garantieren.
Indes sind Datensicherungsräume im Ganzen nach den Vorgaben der EN 1047-2 typgeprüft. Diese europäische Norm gilt als verlässliches Qualitätsmerkmal für Datensicherungsräume. Sie beschreibt eine umfangreiche Prüfmethode vor äußerer Brandweinwirkung. Ein Test ermittelt den Schutz von temperatur- und feuchtigkeitsempfindlichen Datenträgern und Hardwaresystemen in Datensicherungsräumen und -containern.
Geprüfter Schutz gegen Feuer...
Zur Zertifizierung wird der komplette Raum eines Herstellers in einem Brandofen geprüft. Der Probekörper hat circa eine Grundfläche von zwölf Quadratmetern sowie eine Höhe von drei Metern und beinhaltet unter anderem auch Türen, Durchführungen für Kabel und Rohre, Tragkonstruktionen für die Decke, Öffnungen zum Druckabbau sowie Klimatisierungen. Da besonders die Verbindungen der Elemente kritisch sind, kann nur ein vollständiger Systemtest alle Wechselwirkungen untereinander untersuchen.
… und gegen Stöße durch einstürzende Bauteile
Zudem enthält die Norm eine zusätzliche Prüfmethode: Die sogenannte Stoßprüfung testet Bauteile und Objekte, auch außerhalb des Datensicherungsraumes, auf deren brandbedingtes Versagen. Die EN 1047-2 bietet folglich zusätzlichen zertifizierten Schutz vor einstürzenden Bauteilen.
Von den geprüften Abmessungen können Hersteller in Serie zu vorgegeben Toleranzen abweichen. Von der typgeprüften Größe der Schottungen darf beispielsweise um 15 Prozent abgewichen werden. Die Datenschutzräume selbst dürfen dagegen in Länge und Breite unbegrenzt vergrößert werden. Weil sich dadurch das Volumen vergrößert, das sich im Brandfall aufheizt, wird somit die Einhaltung der Grenzwerte unkritischer. Die Höhe darf um +50 Prozent vergrößert steigen. Auch hier wirkt sich das größere Volumen positiv auf die Temperaturwerte aus. Demnach ist es Herstellern auf Kundenwunsch möglich, Raumhöhen von rund 4,2 Metern zu realisieren, ohne gegen Norm- oder Zertifizierungsvorgaben zu verstoßen.
Kein Platz für Ermessensspielraum
Die stetig angepassten Grenzwerte und Hürden einer Zertifizierung nach EN 1047-2 erfolgen dabei nicht nach Gutdünken, sondern basieren auf professionellem Fachwissen. Die Prüfmethoden erarbeiten unabhängige Experten der nationalen Normungsinstitute in ganz Europa. Der im Konsens entstandene Entwurf wird an die nationalen Normungsorganisationen gegeben und parallel einer öffentlichen Umfrage unterzogen.
Dadurch haben die einzelnen europäischen Länder die Möglichkeit, sich kritisch zum Entwurf zu äußern. Berechtigte Kritikpunkte integriert dann das Europäische Normenkomitee in die Norm. Die European Certification Body GmbH (ECB) arbeitet als Zertifizierungsstelle aktiv an der Erstellung der Norm EN 1047-2 mit und kann so entstandene Normänderungen direkt umsetzen. Für die Brandprüfung wählt die ECB nur Institute aus, die die notwendige Erfahrung haben, solche Produkte zu testen.
Laufende Überprüfungen der Produktion
Vor den Prüfungen der einzelnen Datensicherungsräume erhält die Zertifizierungsstelle unter anderem detaillierte Dokumentationen, Montageanleitungen oder Materialproben. Dadurch wird der Hersteller bereits bei der Planung und Durchführung der Brandprüfung streng kontrolliert und überwacht. In Serie gibt es mindestens jährlich eine Überwachung der Produktion der einzelnen Raummodule. Mindestens zweimal jährlich findet ein Baustellenaudit bei Montagen der Raumsysteme statt. Bei Änderungen kann die Zahl der Audits entsprechend steigen.
Materialänderungen, um zum Beispiel Kosten zu reduzieren, sind den Herstellern nur auf Antrag möglich. Sie ziehen gegebenenfalls eine Neuprüfung des gesamten Raum-in-Raum-Systems nach sich. Dies bietet eine lückenlose und herstellerunabhängige Garantie in vollem Umfang, die bei der Montage lediglich bauteilgeprüfter Teile nicht gegeben ist.
Höherer Aufwand bedeutet höherer Schutz
Die Standards und Grenzwerte, die für eine Zertifizierung der Datensicherungsräume nach EN 1047-2 gelten, sind europaweit die strengsten. Beispielsweise dürfen die Temperaturen im Brandfall nach einer Stunde um nur maximal 50 K steigen. Das entspricht einer Raumtemperatur von höchstens 70-75° Celsius. Die relative Luftfeuchtigkeit muss im Brandfall zudem unter 85 Prozent bleiben.
Im Gegensatz dazu sind bei Bauteilprüfungen, zum Beispiel nach DIN 4102 oder den neuen Normreihen EN 363 oder EN 13501, Temperatursteigerungen von 140-180 K erlaubt. Temperaturen können damit bis zu 200° betragen. Die Luftfeuchtigkeit wird bei solchen Prüfungen erst gar nicht gemessen.
Das Problem des Wasserdampfs
Daneben bestehen einzelne, nicht nach EN 1047-2 geprüfte Bauteile in der Regel aus Gips, Beton oder Kalksandstein. Diese Materialien enthalten viel kristallin gebundenes Wasser. Das wird bereits bei vergleichbar kleinen Bränden auf der brandabgewandten Seite in Form von Wasserdampf aus den Materialien in das Rechenzentrum freigesetzt. Wasserdampf bedeutet 100° C Temperatur und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit. Letztere kondensiert und sammelt sich als Wasser im Rechenzentrum an, was den IT-Anlagen den Rest gibt.
In der Regel unterziehen sich Hersteller zudem weiteren Schutzprüfungen, zum Beispiel zusätzliche Einbruchsprüfungen und eine Prüfung auf Wasserdichtigkeit. Ferner sind gute Datensicherungsräume modular, de- und remontierbar. Rechenzentrums-Betreiber haben dadurch eine höhere Investitionssicherheit, da sie ihre Sicherheitszelle bei einem etwaigen Standortwechsel mitnehmen können. Ein weiterer Vorteil dieser modularen und vorproduzierten Lösungen, ist die schnelle Verfügbarkeit und Montage.
Sinkende Kosten bedeuten steigendes Risiko
Sicherlich können Datensicherungsraum-Betreiber auch nicht EN 1047-2 typgeprüfte und damit günstigere Lösungen umsetzen. Beispielsweise können die bauseitigen Betonwände oder Mauerwerke, die durch Brandlasten gefährdet sind, mit Brandschutzmaterialien wie Gipskarton verkleidet werden. Dies ist grundsätzlich möglich, um die Brandschutzwertigkeit von EI 90 auf EI 180 zu erhöhen. Jedoch bleiben dann Bauteile wie Türen, Schotts oder Klimatisierungsöffnungen unverstärkt. Zudem löst das nicht das Problem der viel zu hohen Temperaturgrenzwerte nach gängigen Baunormen.
Schließlich ist damit keine Lösung gegen eindringenden Wasserdampf gegeben. Denn: Auch das Abdichten der Wände mit einer Folie, bot bislang keine nachweisbare dampfdichte Alternative. Datensicherungsräume nach EN 1047-2 bestehen hingegen häufig aus Sandwichpanelen. In der Wandung sind spezielle Brandschutz- und Gummidichtungen integriert, die den benötigten Brandschutz und Wasserdampfschutz bieten.
Das Zusammenspiel aus dem detaillierten Zertifizierungsverfahren und den umfangreichen Prüfungen der Datensicherungsräume sowie deren Bauteile, minimiert das Risiko eines brandbedingten Datenverlustes enorm. Die Zertifizierung nach EN 1047-2 und gewährleistet IT-Anwendern die höchstmögliche Sicherheit.
* Amal Eddahmani ist Public Relations-Verantwortliche bei der European Certification Body GmbH in Frankfurt am Main.
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