Pilotprojekt zu stationären Brennstoffzellensystemen Aus dem Auto ins Rechenzentrum - die CO2-freie Energieversorgung per Brennstoffzelle
Die Stromerzeugung per Dieselgenerator ist eine Technik, die dem vorletzten Jahrhundert entstammt. Als Erfinder gilt Werner von Siemens, der 1866 das dynamoelektrische Prinzip entdeckte und eine erste Dynamomaschine damit ausstattete. Zur Erzeugung von Notstrom sind auch Datacenter damit ausgestattet. Doch plant nun Rolls-Royce mit Unterstützung durch Lab1886 eine nachhaltigere Lösung.
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Der Rolls-Royce-Geschäftsbereich Power Systems sowie Lab1886, Innovationslabor innerhalb der Mercedes-Benz AG, haben eine Pilotprojekt zur stationären Stromversorgung vereinbart. Rolls-Royce entwickelt auf Basis automobiler Brennstoffzellen in den kommenden Monaten ein ganzheitliches Konzept für eine künftige nachhaltige und unabhängige Dauer- und Notstromversorgung unter seiner Produkt- und Lösungsmarke MTU. Vorgesehen ist sie vor allem für sicherheitskritische Anwendungsgebiete wie Rechenzentren.
Bisher sichern dieselmotorbasierte MTU-Notstromaggregate von Rolls-Royce weltweit die Stromversorgung zahlreicher Rechenzentren. Notstromanlagen auf Brennstoffzellenbasis könnten, wie die Projektpartner mitteilen, eine Alternative dazu sein.
Rechenzentren sind für die moderne Gesellschaft quasi überlebensnotwendig geworden, gehören aber zu den großen Energieverbrauchern. Brennstoffzellen können CO2-neutral künftig sowohl für den Dauerbetrieb- als auch für die Notromversorgung von Rechenzentren eingesetzt werden. Wenige Energietechniken bieten eine so hohe Zuverlässigkeit, modulare Skalierbarkeit und all die Vorteile erneuerbarer Energien ohne die Abhängigkeit vom konventionellen Energiemarkt.
Strom und Kühlung in einem
Bei einer konstanten Versorgung mit Wasserstoff produzieren Brennstoffzellensysteme kontinuierlich Strom. Ferner lassen sich Synergien bei der Kühlung nutzen: Die Ausgangstemperatur des Computerkühlmittels entspricht der Eingangstemperatur des Brennstoffzellenkühlmittels.
Allerdings ist der Versuch, Rechenzentren mit Brennstoffzellen-Energie zu unterstützen nicht neu; Equinix etwa sammelt seit Jahren damit Erfahrung und kann diese auf drei Punkte reduzieren: Im Prinzip gut, technisch zu aufwändig und unwirtschaftlich.
Der MTU-Pilot nun startet Anfang des kommenden Jahres und umfasst den Bau einer Notstromversorgung für das Rechenzentrum von Rolls-Royce in Friedrichshafen. Grundlage sind Brennstoffzellenmodule aus der Produktion der Mercedes-Benz Fuel Cell GmbH. Mercedes-Benz hat über Fahrzeuggenerationen hinweg Erfahrungen mit wasserstoffbetriebenen Elektrofahrzeugen gesammelt, Rolls-Royce lange Zeit mit Brennstoffzellenanlagen anderer Technologie.
Andreas Schell, CEO von Rolls-Royce Power Systems, erläutert: „Als Anbieter integrierter Lösungen ist die Dekarbonisierung von Antrieb und Energieversorgung eines unserer strategischen Ziele, die wir Technologie-offen verfolgen. Die Brennstoffzellentechnologie wird dazu eine Schlüsseltechnologie für uns.“
„Das Prinzip der Brennstoffzelle ist so genial wie einfach, die Technik ist bekannt, aber trotzdem anspruchsvoll in ihrer Anwendung. Jetzt ist sie serienreif und damit bereit für den kommerziellen Markt“, führt Dr. Martin Teigeler, Leiter der Entwicklung beim Geschäftsbereich Power Systems, aus.
Rolls-Royce befasst sich neben der Brennstoffzellentechnologie gleichzeitig mit der Herstellung von Wasserstoff und anderen synthetischen Treibstoffen mit Energie aus erneuerbaren Quellen – auch zur Verwendung in Brennstoffzellen. „In dieser Kombination ist die Brennstoffzelle ein noch wichtigerer Beitrag zur Energiewende“, so Teigeler. „Wir freuen uns, dass wir mit Lab1886 einen Partner haben, dessen Anspruch hervorragend zu uns passt.“
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